Schwarzes im roten Wien

Kürzlich schrieb Anna Goldenberg im Falter, das „Hitler-Zitat“ sei 76 lange Jahre nicht aufgefallen

Es will gar nicht gewußt werden, wie oft das von Anna Goldenberg so leichthin Adolf Hitler zugeschriebene Zitat in diesen 76 Jahren aufgefallen ist, daß es ein, auch ein „Hitler-Zitat“ ist.

Vor vier Jahren beispielsweise hätte der Falter selbst darauf aufmerksam machen können. Wurde doch von Erich Klein im Falter sogar ein Buch empfohlen, in dem darüber geschrieben wird, daß das Mauerzitat in der in die Operngasse mündenden Faulmanngasse namenlos gemacht wurde, also „Adolf Hitler“ entfernt wurde.

Ein paar Jahre zuvor schrieb Rudolf Taschner in der „Presse“ über dieses Mauerzitat, daß es von Adolf Hitler ist, der es als Erbe von Alfred Krupp übernahm, es für sich gesinnungsgemäß zu eigen machte. Sie kennen Rudolf Taschner. Er sitzt für die türkis getupfte christschwarze Partei im Parlament.

Der Stadt Wien selbst hätte es auffallen müssen. Die Stadt Wien hätte darüber, wenn sie über Geschichte schreiben läßt, zumindest informieren lassen können, daß das Mauerzitat von diesen beiden Männern ist, läßt sie doch genau auf das Buch von Andreas Suttner beziehen, läßt sie „Das schwarze Wien“ dafür als Quelle anführen, läßt sie sogar das „Es gibt nur einen Adel, den Adel der Arbeit“ zitieren, aber ebenfalls namenlos gemacht.

Und bis jetzt noch gar nicht von den Massen, denen es hätte auffallen müssen, gesprochen, die seinerzeit auf der Wieden, in Wien lebten, vor und nach dem Untergang des nationalsozialistischen Massenmordstaates, das Relief mit diesem Spruch mit Nennung Hitlers und ohne Nennung Adolf Hitlers kannten. Es ist ihnen wohl aufgefallen, bis herauf in die Gegenwart ist es immer wieder aufgefallen. Aber wer wollte das je wissen, bei dem hohen Gut, das die Arbeit den Menschen in diesem Staat ist. Ein solcher Spruch – eine Volksweise – darf nicht ausgelöscht werden. So eine Volksweise muß nur von dem gereinigt sein, das sie offen beschmutzt. Und das wurde mit dem Auslöschen des Namens Adolf Hitler auch gemacht, wurde die Volksweise gereinigt, gerettet für den Erhalt, der Adel der Arbeit fleckenlos gemacht, dem die Menschen alles zu verdanken haben, Güter, wie Waschmaschinen, Autos und so weiter und so fort, sich zu erarbeiten, von Unternehmen, denen von Zwang zu Arbeit ihr Hochadel …

Und wer vermag jene zu zählen, denen dieser Spruch bis herauf in die Gegenwart auffiel, dabei zufrieden und selig darüber, daß nicht alles von ihrem idealisierten Idol ausgelöscht, im roten Wien, ihr Idealismus weithin sichtbar …