„Freiheit, die ich meine“

Selbstverständlich wird der derzeitige Bundeskanzler in Österreich zu Recht sagen können, er habe keinen Journalisten verhaften lassen, er habe die rüde Verhaftung des Journalisten durch die Polizei gar nicht gesehen, er sei zu diesem Zeitpunkt schon innerhalb des Gebäudes gewesen, an diesem Freitag, 21. Mai ’21.

Passiert aber ist tatsächlich die Verhaftung eines Journalisten, das tatsächlich äußerst rüde Vorgehen gegen einen Journalisten durch die Polizei aufgrund eines öffentlichen Auftritts des derzeitigen Bundeskanzlers in Salzburg, auch ein Landeshauptmann war dabei.

Es gibt davon Videos. Aus diesen Videos wurden ein paar Fotos gezogen, die auch zeigen, daß das rüde Vorgehen der Polizei gegen den Journalisten nicht erst begann, als der derzeitige Bundeskanzler bereits innerhalb des Gebäudes, dessen Eingang den eines Bunkes erinnert, verschwunden war, sondern bereits davor, also unter den Augen des derzeitigen Bundeskanzlers, im direkten Blickfeld des derzeitigen Bundeskanzlers.

Als gelernter Österreicher wird der zurzeitige Bundeskanzler zu Recht sagen können, er habe das gar nicht gesehen, er sei nicht involviert gewesen, es sei für ihn eine korrekte, anständige Tätigkeit, wie für viele vor ihm auch, gewesen, in die Öffentlichkeit zu treten, und wie einer aus seiner Partei vor ihm könnte er ebenfalls sagen: „Wir waren anständig.“

Er, der zurzeitige Bundeskanzler in Österreich, könnte zu Recht auch darauf verweisen, was für ein „hohes Gut“ ihm die „Pressefreiheit“ sei, und das öffentlich, also nicht nur in einer Zwieschrift mit …

Als Beweis könnte er beispielsweise aus September ’18 vorlegen, wie sehr er sich vorsätzlich zur „Pressefreiheit“ bekennt:

Die #Verhaftung der österreichischen Journalisten […] bewegt viele. Nicht nur in Ö, sondern auch weltweit ist die #Pressefreiheit ein hohes Gut. Wir fordern daher eine schnelle Aufklärung […]

Der zurzeitige Bundeskanzler schreibt auf der Plattform des Unternehmens Twitter nicht von einem Journalisten, der in Österreich verhaftet wurde, sondern von der Verhaftung eines österreichischen Journalisten in der Türkei. Tiefblickend dabei sein Rechtschreibfehler, er schreibt von „Verhaftung der österreichischen Journalisten“ … Ja, mit Einzahl und Mehrzahl hat der zurzeitige Bundeskanzler seine rechte Not, wie bekannt ist.

Was für ein erneuertes Bekenntnis zur „Pressefreiheit, am 3. Mai ’21, vom zurzeitigen Bundeskanzler in Österreich:

„Für uns ist klar, Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten ist in jeder Form inakzeptabel und zu verurteilen.“

Wie am 21. Mai 2021 sein Bekenntnis bestätigt wurde, was inakzeptabel und zu verurteilen ist, darf dennoch unter den Augen türkis getupften christschwarzen Personals geschehen …

Welche „Pressefreiheit“ der zurzeitige Bundeskanzler wohl meint, meint er sie so, wie einst ein Mann, mit dem ihn nicht nur die Liebe zur Verkleidung verbindet, „Freiheit“-die-Seine?

Wie schön am selben Tag der Bundespräsident in Österreich wieder einmal gesprochen hat, er hat sich lange Zeit genommen, aber es braucht eben seine Zeit, um Reden zu schreiben, die als historische Reden eingehen …

Er fragt u.a. in dieser seiner Mai-Rede,

Also: wir leben, – Gott sei Dank – in einer rechtsstaatlichen, liberalen Demokratie, die von einer starken Verfassung geschützt ist. Was bedeutet das? Niemand wird Sie verhaften, wenn Sie beim Essen die Füße auf den Tisch legen. Aber tun Sie es lieber nicht.

was es bedeute, in einer rechtsstaatlichen liberalen Demokratie, die von einer starken Verfassung geschützt ist, zu leben … Dazu kann nur der Wunsch geäußert werden, die starke Verfassung möge auch genügend Zeit zum Schützen haben, und nicht auch abgelenkt sein durch andere Sorgen, wie etwa der zurzeitige Bundeskanzler …

Wie wahr doch der Herr Bundespräsident spricht, „niemand wird Sie verhaften, wenn Sie beim Essen die Füße …“ oder, darf hinzugefügt werden, in türkisen Socken im Parlament herumschlürfen, als wären Sie im eigenen Hobbykeller

„Aber tun Sie es lieber nicht“, also Ihre Arbeit als österreichische Journalisten, als österreichische Journalistinnen könnten Sie verhaften werden, wenn Sie Ihrer journalistischen Arbeit unter den Augen des zurzeitigen Bundeskanzlers nachgehen …

Wie sagte der Mann, der für kurz gebende Vizekanzler, in dem Inselvideo, er wolle in Österreich eine Medienlandschaft nach dem orbánschen Vorbild …

Es soll mit einem Rat geschlossen werden, der vielleicht brauchbar ist: Wenn Sie Ihrer journalistischen Arbeit unbehelligt, unverhaftet nachgehen wollen, gehen Sie zu Terminen der türkis getupften christschwarzen Partei und besonders zu Terminen des zurzeitigen Bundeskanzlers nur in türkisen Socken, die schützen Sie mehr als ein Presseausweis …