Martin Thür: In welche Koalition führen Sie jetzt die ÖVP? Es gäbe jetzt zwei zweier Koalitionen, die möglich sind, eine mit der FP und eine mit der SPÖ, die ist aber sehr sehr knapp mit nur neunzehn Sitzen. Welche dieser beiden Varianten würden Sie präferieren?
Wilfried Haslauer: Es gibt auch eine dritte Variante, das werden wir jetzt in der nächsten Woche in Sondierungsgesprächen ausloten.
Martin Thür: Aber was wäre denn die dritte Variante, eine mögliche dritte Variante, die mir noch einfallen würde, wäre eine dreier Koalition: ÖVP, SPÖ, GRÜNE, aber die GRÜNE wäre quasi nur das dritte Rad am Wagen. Eine Mehrheit hätten Sie auch ohne die GRÜNEN.
Wilfried Haslauer: Exakt, das ist aber eine denkbare Variante, über die man auch nachdenken kann.
Martin Thür: Das heißt, Sie hätten lieber eine dreier Koalition als eine zweier Koalition?
Wilfried Haslauer: Das habe ich nicht gesagt, ich habe gesagt, man kann darüber nachdenken. Es gibt drei Varianten, die realistisch sind, das ist eine der Varianten. Eine Variante mit SPÖ, KPÖ schließe ich aus.
Martin Thür: Mhm. Bei einer ÖVP-SPÖ-GRÜN-Koalition hätten alle drei Partner dieser Koalition, egal ob jetzt die GRÜNEN dabei sind oder nicht, jedenfalls verloren bei der Wahl. Ist das der Wählerwille, daß jene Parteien einfach weitermachen, die bei der Wahl verloren haben?
Wilfried Haslauer: In der Demokratie geht es um Mehrheiten. Wir haben eine Situation, die durch verschiedene gesellschaftliche Umstände, da kommen wir sicher noch darauf zu sprechen, dazu geführt hat, daß die politischen Ränder gestärkt wurden, auf der einen Seite die nach rechts gerückte FPÖ, auf der anderen Seite die sehr links stehende KPÖ mit einem sehr starken und überraschenden Ergebnis. Ich glaube, einer künftigen Regierung wird sein, die Gemeinsamkeiten hervorzuheben, auch eine Politik der Mitte zu machen und das wird für mich auch eine der wesentlichen Fragestellungen sein, ob das gelingen kann.
Martin Thür: Mhm.
Bezeichnender für den österreichischen Zustand ist nicht, daß ein christschwarzer Politiker die KPÖ als Koalitionspartnerin sofort ausschließt, sondern daß einem österreichischen Journalisten in einer nächtlichen Nachrichtensendung des österreichischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks am 23. April 2023 die einzige Partei, die in dieser Wahl am meisten Stimmen dazu gewonnen hat, nicht einmal als Partei für einer mögliche dreier Koalition einfällt, während es für ihn, Martin Thür, eine Selbstverständlichkeit ist, daß es eine Koalition mit der „FP“ geben könnte, daß er, Martin Thür, den sofortigen christschwarzen Ausschluß dieser Partei, die in dieser Wahl so viele Stimmen wie keine andere Partei dazugewonnen hat, lediglich mit einem, vielleicht schon mit einem zufriedenen „Mhm“ quittiert, also sich nicht einmal auf den geringsten Hinweis, auch diese Partei sei demokratisch gewählt, einlassen will, er dem christschwarzen Landeshauptmann nicht einmal entgegnen will, die Frage stellen will, ob der Wille der Wählenden es nicht auch sei, daß die KPÖ PLUS Regierungsverantwortung in einer dreier Koalition übernehmen soll, ob es nicht viel mehr dem Willen der Wählenden entspricht, daß die KPÖ PLUS, die nicht nur weit mehr Stimmen als die GRÜNEN bekommen hat, sondern in dieser Wahl 11,25 Prozent hinzugewonnen hat, während die GRÜNEN 1,11 Prozent verloren haben, die GRÜNEN gerade einmal 8,20 Prozent erreicht haben, während die KPÖ PLUS 11,66 % erzielt haben, die KPÖ PLUS ein zweistelliges Ergebnis, die GRÜNEN ein einstellliges …
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