Ernst Fuchs im Dialog mit Arno Breker

Ernst Fuchs: Wenn man das Charakterbild des Künstlers verwechseln wollte mit seiner Begabung, dann ist man auf jeden Fall auf dem Holzweg.

Arno Breker: Ja klar.

Ernst Fuchs: Das hat doch eine nichts mit dem anderen zu tun.

Arno Breker: Natürlich.

Ernst Fuchs: Ich meine, wenn jeder der fromm ist, auch ein El Greco der Malerei wäre, dann könnte man sagen: Okay.

Arno Breker: Ja.

Ernst Fuchs: Aber so ist es nicht.

Arno Breker: Mich haben zwei Leute, haben mich hochgeschätzt, und von dem, den ich Dir jetzt nenne, hatte ich keine Ahnung, so lange ich Molotow noch nicht kannte. Ich hab‘ mal ein langes Gespräch mit Molotow in Berlin gehabt. Und er überbrachte mir die herzlichsten Grüße seines Chefs.

Stalin, Josef Stalin, nicht.

Ernst Fuchs: Ja.

Arno Breker: Und der Stalin hatte durch das Auswärtige Amt, Ribbentrop, laufend Fotos von meinen Arbeiten kommen lassen. Jahrelang! Man hat mir nichts davon gesagt. Und dann hat Stalin die Fotos weitergegeben ins Volk, um vom Volke die Meinung zu hören, wie sie auf die Kunst reagieren. Und da hat Stalin festgestellt, daß das russische Volk voller Begeisterung meiner Arbeiten ist und übergab mir den ersten riesigen Auftrag, ein dreißig Meter langes Relief zu machen, in vier Meter Höhe, und Motiv wäre meine Sache, in allen Fällen. Er würde nie es wagen, mir ein Motiv zu nennen, was ich darzustellen hätte, sondern, was ich mache, kommt im Volke an und darauf kommt es ihm an, nicht. Aber ich hatte damals den ersten Herzinfarkt bekommen und ich konnte die Reise nach Rußland nicht antreten, sonst säße ich heute nicht in diesem Stuhl. Dann wäre ich in Rußland geblieben. Nicht.

Alexander hätte es wohl ebenso nicht gewagt, wie Stalin, wie Hitler, Breker, zu groß wäre wohl auch sein Respekt vor Breker, seine Hochschätzung für Breker gewesen, je sich etwas von ihm zu wünschen, je ihm ein Motiv zu nennen, ja, gar je ihm etwas vorzuschreiben, und wenn er, Breker, ihn um etwas gebeten hätte, dann hätte er, Alexander ihm, Breker, es wohl ebenso sofort erfüllt wie …

Stalin, wie Hitler hätte Alexander darauf vertrauen dürfen, daß er, Breker, wie es einem über Herrschende stehenden umsichtigen Menschen, der für seine Herrschenden sorgt, geziemt, ihn in seiner Gesinnung dargestellt hätte, so daß auch er, Alexander, Breker nur Respekt und Hochschätzung entgegenbringen hätte dürfen, es nie hätte wagen müssen, ihm, Breker, gegenüber einen Wunsch zu äußern, er, Alexander, es nie hätte wagen müssen, ihm, Breker, ein Motiv zu nennen, so genau weiß Breker in allen Zeiten, das Rechte zu schaffen, und alle Herrschenden aller Zeiten ihm, Breker, dafür dankbar sein dürfen, daß er ihnen erlaubt, ihr gewaltigster Auftragnehmer aller Zeiten —