Gerechtigkeit für Pohl

Als abschließendes Kapitel zu den Kapiteln, die unter dem Titel Rezension einer Buchbesprechung zusammengefaßt werden könnten, ist doch eines noch zu schreiben, und zwar unter der Überschrift „Gerechtigkeit für Pohl“ …

„Die Lügen, die Fesseln“ haben beim Lesen, gleich an welcher Stelle im Buch, gleich über welches Land gerade im Buch gelesen wurde, immer wieder eine Rückkehr nach Österreich herausgefordert, zum Vergleich, wie es in Österreich bestellt ist um die Fragen von „Nationalität, Gender, Klasse, Rasse, Religion, Identitäten“ … um diese Fragen ist es in Österreich so bestellt, daß „The Lies that bind“ nicht nur in Wien als Gratisbuch mit einer Auflage von einhunderttausend Stück dringend zu verteilen wäre, sondern in ganz Österreich „The Lies that bind“ in einer Auflage von acht Millionen Exemplaren verschenkt werden …

Nun, was die Gerechtigkeit für Pohl angeht; wenn berücksichtigt wird, in was für einem Land er diese Buchbesprechung schreibt, tut er, schreibt er, was er kann, schreibt immerhin den Namen Kwame Anthony Appiah hin, und nicht etwa Samuel P. Huntington, der sonst in Österreich für viele, sehr viele Ausdruck höchster Belesenheit, Beweis dafür, dem Internationalen zugewandt zu sein, und das noch auf der Höhe der Zeit …

Kurz ist es her, eine Woche, daß ein Schriftsteller in einer Fernsehanstalt mit seinem Verweis auf den „Kampf der Kulturen“ sich, um es mit einem Modewort zu sagen, outete, ein international belesener Mann zu sein, der jetzt, gut wie er ist, sein Butterbrot teilt mit seinem Freund, der bessere Tage sah und dessen Name in der Sendung bei nahezu jeder Wortmeldung zum Schriftstellernamen eingeblendet wurde.

Während also Appiah an diesem in Österreich dringlich millionenfach zu verschenkenden Buch arbeitet und schreibt, setzt in Österreich ein Mann, um ein Beispiel zu geben, über sechstausend Wörter ab, um zu „Heimat, Identität und Nation“ auf der Höhe seiner huntingtonschen BelesenheitGerechtigkeit für Pohl!

Dieser belesene und gar so international ausgerichtete Mann ist nicht irgend ein Dahergelaufener, er war Chefredakteur von einer ehrwürdigen Tageszeitung und sogar Chefredakteur von der Tageszeitung der Republik Österreich, und seine sechstausend Wörter veröffentlicht er bei einem Mann, der auch nicht irgend ein Dahergelaufener ist, bei einem, der immer noch und nicht nur für die Tageszeitung der Republik Österreich schreibtGerechtigkeit für Pohl!

Sie möchten wissen, was dieser Mann bei seinem Mann zu „Heimat, Identität und Nation“ – nun, Wörter, Wörter, nichts als Wörter, um genau zu sein, 6177 Wörter; das ist alles, was dazu gesagt werden kann, daß die Wörter gezählt werden können, und das ist als Beschäftigung mit diesen bereits mehr als …

The lies that bind

Ronald Pohl hätte in seiner Buchbesprechung, um tatsächliche Anreize zum Erwerb des Buches zu schaffen, im Wissen darum, daß Menschen eher für etwas zu gewinnen sind, von etwas zu überzeugen sind, wenn es ihnen nahe ist, auf die Stellen im Buch von Kwame Anthony Appiah verweisen können, die direkt auf Österreich sich beziehen, etwa auf die Seite im Kapitel „Flucht aus den alten Reichen“, auf der von den Parlamentswahlen 2017 in Österreich geschrieben wird, und also nicht nur indirekt, wie im vorherigen Kapitel ausgeführt, durch den Massenmord an „Juden und Roma“, dessen Umgang nach 1945 in Österreich mit dem Verschweigen der „Roma“ es soher auch zu einem Kapitel über Österreich in bezug auf die ausgehandelte „Identität“ dieses Landes macht …

Es scheinen „Die Lügen, die Fesseln“ weiter und weiter zu wirken, bis hinein in Buchbesprechungen von Menschen, die sich selbst wohl aufgeklärt wähnen, wenn das von Menschen überhaupt gesagt werden kann, die in Österreich geboren, hineingeworfen in die österreichische Lügen der österreichischen Identität – gefesselt vom ersten Atemzug an …