Können Sie sich, Frau Ministerin, Heinisch-Hosek als Frauenministerin und als Bildungsministerin vorstellen?

Ehe begonnen wird, über ein Interview vom 5. Juli 2014 in der Tageszeitung „Kronen Zeitung“ zu schreiben, zuerst unbedingt für die Zukunft notieren: An verregneten Sommertagen nach Rückkehr aus dem Urlaub in dieses Land nicht in dessen alten Zeitungsaugaben stöbern.

Ein Vorsatz, der in diesem Sommer leider nicht mehr …

Das Interview, auch dieses wurde nachgelesen und kann nicht unbeschrieben bleiben.

Die Frage der Überschrift stellte Edda Graf der Bildungs- und Frauenministerin nicht. Dafür fragte Gabriele Heinisch-Hosek ihre Interviewerin:

„Sie wollen Schiller umtexten?“

Friedrich Schiller würde heute selbst umtexten oder es gar nicht geschrieben haben

Ehemalige FPÖ-Pressesprecherin Edda Graf interviewt Gabriele Heinisch-Hosek. Als wär’s ein Dramolett von Antonio Fian, aber diesmal frei erfunden.

Es ging dabei, wie kann es anders sein, um Hymnen. Auch um die Europahymne. Ein wohl ebenfalls mehr als unglücklich gewählter Text für eine Europahymne. Aber für Gabriele Heinisch-Hosek … Von einem anderen Blick aus, auf Europa gerichtet, möglicherweise die richtige Text-Wahl, wenn dafür herangezogen wird, was Friedrich Schiller selbst, zitiert nach Dieter Hildebrandt, über seinen Text schrieb:

„Schiller selbst hat sein Werk später hart kritisiert: ‚Die Freude ist nach meinem jetzigen Gefühl durchaus fehlerhaft und ob sie sich gleich durch ein gewisses Feuer der Empfindung empfiehlt, so ist sie doch ein schlechtes Gedicht.‘ Und er fügte hinzu: ‚Weil sie aber einem fehlerhaften Geschmack der Zeit entgegenkam, so hat sie die Ehre erhalten, gewissermaßen ein Volksgedicht zu werden.‘ Und Beethoven wiederum meinte über seine Sinfonie: ‚Er sehe ein, mit dem letzten Satz dieser Symphonie einen Mißgriff begangen zu haben; er wolle denselben daher verwerfen und dafür einen Instrumentalsatz ohne Singstimmen schreiben, wozu er auch schon eine Idee im Kopf habe.'“

Ein „schlechtes Gedicht“, „fehlerhaft“, „fehlerhaftem Geschmack der Zeit, so Schiller selbst, und Beethoven: „Mißgriff begangen, daher verwerfen“ …. Und ein „Gelegenheitsgedicht“ schreibt Dieter Hildebrandt:

„Schillers Lied ‚An die Freude‘ ist ein Jugendwerk, ein Wurf eines Sechsundzwanzigjährigen; keineswegs die ‚Hymne‘ oder ‚Ode‘, als die sie heute immer wieder bezeichnet wird, sondern ein Gelegenheitsgedicht.“

Edda Graf hätte darauf Gabriele Heinisch-Hosek fragen können, ob sie sich nicht eine Umbesetzung vorstellen könnte, also Getrude Brinek als Frauenministerin? Denn Volksanwältin Gertrude Brinek kann sich mittlerweile immerhin vorstellen, einen Wettbewerb für einen neuen Text einer österreichischen Nationalhymne zu veranstalten, wenngleich auch Gertrude Brinek nach wie vor die übrigen offiziellen acht unsäglichen Hymnen in Österreich unangetastet ….

Daß die gesetzliche Änderung der österreichischen Nationalhymne, auf die Gabriele Heinisch-Hosek weiter setzt, die denkbar schlechteste Lösung war, darüber wurde schon vor Jahren geschrieben: „Wie aus an Schas a Kas wird – Österreichische Bundeshymne, das Rezept“

Es wäre gut und richtig, wenn Gertrude Brinek ihren Vorschlag des Wettbewerbs noch ausweitete, nämlich auf alle neun offiziellen Hymnen in diesem Land, wenn schon ein Trachtenjodler – „Andreas Gabalier favorisiert das Neutexten von neun offiziellen österreichischen Hymnen“

Weshalb es gut und richtig wäre, alle neun Hymnen neu zu texten, das muß nicht noch einmal ausgeführt werden; ein Hinweis reicht auf „Neun offizielle Hymnen aus Österreich – ein Destillat“ …

PS Das auf dem Donauinselfest 2014 angebotene Getränk wird in diesem leider nicht von Antonio Fian erfundenen Dialog auch angesprochen. Das will aber tatsächlich nicht mehr kommentiert werden – genug darüber schon …

Die Hymnen der österreichischen Bundesländer – Eine Schbeibgarantie

Es sei ein miserables Gedicht, der Text der oberösterreichischen Landeshymne, sagt Klaus Albrecht Schröder, und der freiheitliche Funktionär Manfred Haimbuchner verlangt die sofortige Ablösung von Klaus Albrecht Schröder als Direktor der Albertina … Wegen einer Aussage über ein Gedicht, wegen einer einzigen Aussage über ein paar Reimzeilen aus dem Jahr 1841 …

Österreichische Landeshymnen - Eine Schbeibgarantie

Was Manfred Haimbuchner nicht kritisiert: acht offizielle Landeshymnen. Freilich, Kritik wäre Arbeit. Hingegen sind Rücktrittsforderungen Muskelreflexe, ohne Aufwand zu haben.

Das läßt wieder einmal tief blicken, in den freiheitlichen Kropfjodlerschlund. Ach, legten bloß alle Wählerinnen und Wähler die mannigfachen Aussagen von freiheitlichen Funktionären und Funktionärinnen ihren Wahlentscheidungen zugrunde – nie hätte die freiheitliche Gemein-Schaft je nur eine einzige Stimme in irgendeiner Wahl erhalten.

Aber es ist ja nicht nur die offizielle oberösterreichische Landeshymne, auch die weiteren offiziellen Hymnen sind miserabel, schlimmer, grauslich. Wer alle offiziellen Landeshymnen, die es in Österreich gibt, hintereinander liest, kann nur von Übelkeit geplagt … Wer sich einmal so richtig übergeben möchte, aber davor zurückschreckt, dafür einen Finger tief in den Rachen … Dafür sind in die Collage die offiziellen acht Landeshymnen – Wien hat keine offizielle Landeshymne – geklebt …

Alle acht Hymnen sind derart miserabel, mehr noch, grauslich, daß es im Grunde gar nicht erwähnt werden muß, und es wohl gar nicht verwundert, daß auch Reimer und Reimerinnen der nationalistischen Massenmorddiktatur des deutschen reiches mit ihren Strophen ebenfalls den Schbeibgarantieschein

Wer aber vermeiden möchte, tagelang ununterbrochen erbrechen zu müssen, ist geraten, nicht alle acht Hymnen auf einmal zu lesen. Destilliert hören sich diese acht offiziellen Landeshymnen in etwa wie folgt an, das höchstens noch zum Lachen reizt …

Landeshymne - Bundeshymne - Österreich - Ein DestillatEine Hymne fehlt noch, die der freiheitlichen Gemein-Schaft. Es kann vermutet werden, daß diese so manche inoffizielle Hymne ohnehin hat, aber eine offizielle? Es gibt, wie bekannt, in der freiheitlichen Gemein-Schaft begnadete Reimer, die es ja einmal mit einer Hymne versuchen könnten, eine treureiche Aufgabe, auch eine Herausforderung, einmal nicht nur kurze Sprüche für Werbeplakate zu … Und die freiheitlichen Reimer bräuchten sich den Hymneninhalt nicht einmal auszudenken, sondern es nur noch in Reime zu bringen. Vieles aus dem Leben von Franz Stelzhamer würde sich dafür anbieten. Ludwig Laher hat aus dem stelzhamerischen Leben einiges zusammengefaßt, wie gelesen werden kann: „Vom Aussaugen und Kopfabschlagen, Ergänzende Bemerkungen zu Franz Stelzhamer“ … Im folgenden ein paar Sätze von Ludwig Laher über Franz Stelzhamer, als Beispiele … daraus müßte sich doch eine freiheitliche Hymne reimen lassen.

„Er steht eben auch in den unrühmlichsten Bereichen für eine Variante des hier heimischen Menschenschlages. Die Liebe zur Heimat, zum Landschaftsdetail, zu Flora und Fauna, zu ihm – regional und individuell – vertrauten und sympathischen Menschen, der genaue, behutsame Blick auf die kleinen alltäglichen Dinge zeichnet seine Arbeit genauso aus wie sträfliche Verallgemeinerungen, unhaltbare Vorurteile, intellektuelle Anämie, wenn es um größere Zusammenhänge geht.

Dabei ist ihm keine noch so kühne Verallgemeinerung zu blöd, keine physiognomische Gemeinsamkeit zu platt und vordergründig.

Besonders, scheint’s, gegen ihr genetisches Eindringen in für das Deutschtum reklamierte Landstriche.

Stelzhamers fatale Neigung, vom Individuellen aufs Völkische zu schließen.

Mein Schrecken über sein hirnverbranntes Geschwafel so groß.

Unfertig, geschmacklos und schülerhaft erschienen ihm viele von Stelzhamers Texten.

Komplexe Themen schamlos zu vereinfachen, lächerliche Behauptungen, wilde Gerüchte als Prämissen einzuführen und selbstgewiß Urteile daraus abzuleiten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.

Als Held und Vorbild taugt er schlecht, als personifiziertes Problem.“

PS Die österreichische Bundeshymne wurde nicht in die Collage zu den acht Landeshymnen geklebt, weil es bliebe nicht beim Erbrechen allein, Durchfall käme auch noch hinzu … Und außerdem, über diese wurde schon geschrieben.