Von der österreichischen Ausrutscher-Kultur (On Austrian slip culture)

austrian slip culture

Es ist vielleicht das deutlichste Kennzeichen für eine kulturlose Zeit, daß ständig von Kultur geredet und geschrieben werden muß. Und die kulturlose Zeit oder die Zeit der Unkultur offenbart sich vor allem dadurch, daß ständig nach einer Kultur gesucht werden muß, und sofort beim geringsten Anzeichen, es könnte sich doch endlich um eine Kultur handeln, ein neuer Kulturbegriff geschaffen werden muß. Wie etwa im letzten Jahr. Kaum daß ein paar Menschen auf ihrer Flucht auch nach Österreich kamen, mußte sofort ein neuer Begriff her, die Willkommenskultur ward erfunden.

Die Unkultur ist, könnte gesagt werden, auch eine Kultur. Aber von welcher Art? In Österreich könnte fortan diese mit dem Begriff der Ausrutscher-Kultur am deutlichsten beschrieben sein.

Jedwede Begrifflichkeit geht auf einen Anlaß zurück, hat einen Paten, eine Patin. So auch die österreichische Ausrutscher-Kultur (austrian slip culture). Es ist der derzeitige Innenminister aus dem Niederösterreichischen, von manchen auf ungehörige Weise auf den Namen Kleinpröll  getauft, der mit seiner Aussage zum Brandanschlag in Altenfelden – dieser müsse ein „Ausrutscher“ bleiben – als Pate des Begriffs Ausrutscher-Kultur lobend zu nennen ist.

Bloß ein „Ausrutscher“. Aber immerhin ein „Ausrutscher“, bei dem doch behördlich ermittelt wird, im Gegensatz zu den täglichen schriftlichen „Ausrutschern“

Bloß ein „Ausrutscher“, aber irgendwer dürfte in diesem Land doch noch darum wissen, daß es ein Vergehen, das gegen geltende Gesetze verstößt, war, ein strafwürdiges Verbrechen. Der Innenminister selbst dürfte in bezug auf österreichische Gesetze nicht sehr firm sein, er stünde wohl mit heruntergelassenen Hosen da, mit seinem Slip bei den Knöcheln, müßte er jetzt eine Prüfung über österreichische Gesetze ablegen …

Wie in der Collage gelesen werden kann, meint der derzeitige Innenminister in einem Interview: „Nicht die Religion, die kann jeder behalten.“ Die kleinpröllsche „Hausordnung“ steht also über dem österreichischen Gesetz, aber doch so recht großzügig dabei mit dem Zugeständnis, es dürfen andere ja etwas behalten, das ihnen aber bereits gesetzlich …

„Aber bei uns ist es Kultur“, sagt Kleinpröll, „ist es Kultur, daß ein Kreuz im Kindergarten hängt.“ „Kindergarten“ dürfte von Kleinpröll wohl stellvertretend für alle Örtlichkeiten in Österreich gemeint sein, wo das Kreuz nach dieser „Kultur“ zu hängen hat, weil das eben „bei uns Kultur“ ist, und diese steht eben über dem Gesetz, nicht nur für Kleinpröll, die steht eben gegen das geltende Gesetz. „Wir haben immer“, sagt Kleinpröll, „Leute aufgenommen, aber es muß klar sein, dass diese unsere Mentalität und Kultur übernehmen.“ Aber diese Ängste und Sorgen in bezug auf Mentalität und Kultur braucht Kleinpröll nicht zu haben, denn, wenn es nur ein wenig stimmt, was Menschen, vor allem Männern, die nach Österreich kommen, alles in bezug auf Frauen unterstellt wird, dann kommen sie bereits mit österreichischer Mentalität und Kultur nach Österreich. Und diese österreichische Mentalität und Kultur steht über dem Gesetz, gegen das Gesetz, wie ein „Ausrutscher“ heute am 4. Juni 2016 wieder einmal belegt: In einem Fußballstadion das Abspielen vor Zehntausenden von Menschen der österreichischen Bundeshymne und Tausende von Männern und wohl auch Frauen singen die Hymne gegen die gesetzlich vorgeschriebene Hymne, also ohne „Töchter“.

Im zweiten Interview sagt Kleinpröll, ein Mann, dem sein Slip bei den Ohren hängt, weil er diesen anscheinend stets versucht über den Kopf auszuziehen, er könne sich vorstellen, „Gesetze für Asylwerber“ zu verschärfen , dass „gewisse Delikte, die bisher nur als Verwaltungsübertretungen galten, strafgesetzlich geahndet“ werden. Wenn es gegen Menschen geht, hat auch ein Kleinpröll nichts gegen Gesetze, vor allem gegen neue Gesetze, aber die würden ja der „Mentalität und Kultur bei uns“ entsprechen. Welcher Begriff könnte für die gesetzlichen Vorstellungen des derzeitigen Innenministers verwendet werden, um diese auf den Punkt gebracht zu beschreiben: Zwei-Klassen-Justiz? Zwei-Rassen-Justiz? Ethno-Justiz?

Was Kleinpröll in diesem zweiten Interview noch alles sagt, kann leichter mit einem Satz zusammengefaßt werden. Kleinpröll gehört zu diesen Männern, von denen die identitäre Parlamentspartei immer mit Stolz sagen kann, „unser bester Mann in der Regierung“ …

NS Während der derzeitige Innenminister von dem „Ausrutscher“ spricht, der „bei uns nie wieder passieren“ dürfe, gibt es weiter die „Ausrutscher“, die „bei uns Mentalität und Kultur“ sind, deren Flagge voranträgt die Website der identitären Parlamentspartei, wie die zweite Collage allein für den 3. und 4. Juni 2016 wieder … zitiert aber will es nicht mehr werden … Die Ungeheuerlichkeit dieser Weiterbetätigung der „Ausrutscher“ wird wieder einmal zur absoluten Ungeheuerlichkeit gesteigert, auf wie viel Zustimmung diese nicht zitierbaren Ungeheuerlichkeiten … Unternommen wird dagegen nichts, gesinnungsgemäß fühlt sich die identitäre Parlamentspartei für ihre Website nicht verantwortlich, und für Justizminister und Innenminister, großer Gott, das ist halt „bei uns“ so Sitte, Kultur … Möglicherweise muß es anders gesehen werden, als eine fortschrittliche Bewegung, die das Gotteswort modernisiert, neue gesetzliche Grundlagen auf Basis von „Mentalität und Kultur“ schafft. Es ist ja nicht mehr zeitgemäß: Auge um Auge, Zahn um Zahn … Wie zeitgemäß die Umschreibung von Der Punisher: für „für jede Vergewaltigung eine Asylunterkunft in Flammen aufgehen“ …  „Ausrutscher“ als das Schreiben bloß zur Preisung Gottes durch das Erstellen einer zeitgemäßen Bibel, einer Ethnobibel? Rassenbibel? Sippenhaftungsbibel? Ob es dazu eines „Führers“ braucht, wie Monika Vogt wohl händeringend gen Himmel fragt, wo er denn „abgeblieben“ sei, und sie dabei wohl ahnt, das Beschützen durch Gott allein wird nicht ausreichen?

NNS Kleinpröll sieht in bezug auf „Ausrutscher“ aber doch etwas zu tun, nämlich die „Aufgabe sei es nun, die Mitte der Gesellschaft zu stärken und extremistische Strömungen an den Rändern zu unterbinden.“ Ach, die gute, gute, alte Mitte, aus der nur das Beste, das zu Belobende, das staatlich Auszuzeichnende  entspringt …

Wolfgang Sobotka - Ausrutscher die immer passieren dürfen

 

3 Gedanken zu „Von der österreichischen Ausrutscher-Kultur (On Austrian slip culture)

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