Ein von FPÖ unzensuriert zitierter Satz aus dem Vortrag von Thomas Bachheimer wurde schon in
Thomas Bachheimer oder der Kongress der Adventgeschichten
entsprechend …
Es gibt noch einen zweiten Satz, den FPÖ unzensuriert zitiert, wohl deshalb, weil auch dieser für sie ebenso herausragend zu sein scheint, ebenfalls das Herausragendste dieses Vortrages zu repräsentieren scheint:
„Man hat die Familie, die Tradition, die Religion und das Privateigentum zerstört. Früher waren die Bürger die Wächter der Demokratie, heute hat man die Bürger zu Almosenempfängern degradiert.“
Wie bekannt ist, wird in diesen Reihen für „Familie, Tradition, Religion“ verbissen gekämpft, weil in diesen Reihen gemeint wird, Familie, Tradition, Religion seien dem Untergang geweiht.
Wer sich aber in der Welt umsieht, wer sich schon nur in der kleinen österreichischen Welt umsieht, wird keine „Zerstörung“ feststellen können. Ganz im Gegenteil. Wer drängt heutzutage nicht hin zu Familie, Tradition, Religion? Menschen etwa, von denen – vor nicht allzu langer Zeit – noch angenommen wurde, sie würden nicht heiraten wollen, wollen heiraten, auch Kinder haben, wenngleich sie zur Zeugung die Unterstützung von Dritten …, drängen also hin zum kleinbürgerlichen Idyll des Vater-Mutter-Kind-Zwingers … Menschen, die nach Österreich kommen, sind der Dreifaltigkeit Familie, Tradition, Religion dermaßen ergeben, daß es verwundert, nicht gerade diese Reihen aus dem Vorort von Braunau an den Grenzen Österreichs stehen zu sehen: als die heftigsten und größten „Willkommensklatscher“ und „Willkommensklatscherinnen“, wenn es diesen doch gar so um Familie, Tradition, Religion …
Familie, Tradition, Religion sind nicht zerstört. Es stellt sich dabei aber dringlich die Frage, weshalb nicht? Daß es Familie, Tradition, Religion überhaupt noch gibt, das ist – ein österreichischer Philosoph hätte hier vielleicht das Wort gesetzt: das Mystische, aber es ist nicht das Mystische, es ist das Verwerfliche.
Und daß es das Verwerfliche noch gibt, das ist das Verwunderliche. Wenn das ewige Unheil, an das ewige Unglück durch Familie, Tradition, Religion gedacht wird, das eben Familie, Tradition, Religion seit einer Ewigkeit brachte und weiter bringt … Ein von Religion heftig durchgerüttelter Schriftsteller schrieb, jede unglückliche Familie sei auf ihre Weise unglücklich … Wie kann je das Glück in die Welt kommen, nach dem sich doch alle sehnen, wenn die sogenannte kleinste Zelle der Gesellschaft, des Staates, also die Familie, die größte Zelle des Unglücks ist, die Hauptzelle des Unglücklich-Seins ist?
Es muß nicht besonders ausgeführt werden, was es heißt, etwa in Österreich in einer Familie zu leben, in Europa in einer Familie zu leben, in den Vereinigten Staaten in einer Familie zu leben, in Saudi-Arabien in einer Familie zu leben, und damit sind gar nicht die weltweit existierenden Fritzlkellerfamilien gemeint, sondern die sogenannten normalen Familien, von deren Unheil und Unglück niemand deutlicher erzählen können, wenn sie erzählen können, als die Kinder … wer aber mag, kann beispielsweise ein wenig darin blättern: Gewalt gegen Kinder in der EU …und wer nur ein wenig weiter recherchiert, wird Berichte finden: etwa über zwei Drittel der Eltern schlagen ihre Kinder noch – nicht irgendwo, sondern in Österreich, nicht vor fünfzig Jahren, sondern in den letzten Jahren … Auch hier vereinigt sich die unheilige Allianz von Familie, Tradition und Religion: die auf Erden wandelnde Dreifaltigkeit schwefelt etwas von Kinder mit Würde zu schlagen, das sei in Ordnung, und sie genießt höchstes Ansehen …
Und was soll noch zur Religion gesagt werden? Führt nicht heutzutage gerade IS und Boko Haram vor, was Religion seit Anbeginn der Religion ist, und diese zwei sind bloß die gegenwärtig bekanntesten Ausgeburten von Religion – wer will, kann auch in diesen Kapiteln blättern, und wird sich dann vielleicht auch fragen, daß es Religion überhaupt noch gibt, das ist das …
Was also beklagen diese Reihen, wie eben im Vorort von Braunau wieder? Es stehen jetzt große Feierlichkeiten an, für einen Mann, bei dem es nicht viel gefehlt hätte, und sein Name wäre Luder, ein viel zutreffenderer Name für diesen Mann, gewesen, und auch die Dreifaltigkeit erweist diesem Mann seine Referenz … einem Mann, dessen Schriften Menschen in Europa nichts Gutes gebracht haben, bis zum heutigen Tag. Er schrieb vor fünfhundert Jahren, aber Menschen haben fünfhundert Jahre später noch darunter zu leiden. Was für eine Tradition! Was für eine Verwerflichkeit: das Feiern dieses Mannes!
Und auch zur Tradition gibt es Kapitel, die … Ist nicht gerade die forcierte Trachteneinkleidung des gesamtes Landes deutlichstes und weithin sichtbarstes Zeichen, wie wenig Tradition zerstört ist, sondern – hochträchtige Niedertracht, und damit sind nicht einmal jene Menschen gemeint, deren identitäre Parteienuniform ebendiese …
Es könnte darüber geschrieben und geschrieben und geschrieben werden, aber, wer die Bibel, den Koran, die Thora und all die anderen von Dreifaltigkeiten, Einfaltigkeiten, Achtfaltigkeiten für nur einen Augenblick aus der Hand legt, um in die Welt zu schauen, wird verwundert sich sagen hören: daß es Familie, Tradition, Religion überhaupt noch gibt, das ist das …
Daß es überhaupt noch Familie, Tradition, Religion gibt, hängt wohl damit zusammen, daß noch viel zu wenig und vor allem auch nicht breit genug darauf geschaut wurde und wird, wie es Familie, Tradition, Religion gab und gibt …
NS Eines aber wurde nie Tradition. Wie auch? Es paßt nicht zu dieser Tradition in Österreich, von der oben gesprochen wird, Philosophen und Philosophinnen von der Größe des oben angesprochenen hervorzubringen. Bei dieser Art von Tradition ist es nicht verwunderlich, daß es nach ihm keinen oder keine mehr aus Österreich gab und gibt mit dieser Weltgeltung. Und wenn es so weitergeht, wie es sich gerade im Augenblick abzeichnet, wird es in Österreich gerade noch reichen für eine Ödenburggeltung …
NNS Wie in der Collage gelesen werden kann, schreibt ein Teilnehmer, er scheint noch recht aufgewühlt zu sein, von den Vorträgen im Vorort von Braunau, was es geben wird nach der „deutschen Wende“ – ein Mann der Familie, Tradition, Religion. Es wurde von seiner „Vorausschau“ nur ein Beispiel in die Collage aufgenommen – deutlicher geht es nicht mehr … Übrigens, dieser Mann ist nicht nur vom Kameradenpräsidenten begeistert, er kennt … aber das muß nicht ein weiteres Mal wiederholt werden, es kann hier nachgelesen werden …
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