Die weiße Hostie der Studien

Seit jeher wird um die enormen Nachteile von Monokulturen etwa in der Landwirtschaft, beispielsweise in der Forstwirtschaft, um die Schädlichkeit und Gefährlichkeit von Monopolen gewußt.

All das trifft im vollen Umfange auch auf die Monokausalität zu.

Und dennoch wird weiter und weiter der Monokausalität gefrönt. Auch von einem Christian Ortner, Gerade dieser bestellt seine Scholle monokausal, beackert sein Schreibfeld einursächlich. Wie eben wieder, am 28. November 19 in der Tageszeitung der Republik Österreich, nachdem er, auch er, wieder einmal empfangen hat die weiße Hostie der Studien …

„Als politisch korrekt gilt seither, einen derartigen Zusammenhang zu bestreiten; als rechtsradikal, xenophob und rassistisch hingegen, ihn zu behaupten.

Als etwa Gernot Blümel (ÖVP) 2016 forderte, Österreich müsse ‚weniger attraktiv für Migranten‘ werden, galt das noch als schier unmenschlich, genauso wie einschlägige Forderungen der FPÖ.

Aber eine neue Studie einer Forschergruppe um den Princeton-Ökonomen Henrik Kleven über die Zuwanderung nach Dänemark bestätigt trotzdem relativ eindrucksvoll das vermeintliche Vorurteil, wonach hohe Sozialleistungen einen sogenannten Pull-Faktor darstellen, also mehr Zuwanderung generieren. ‚Obwohl es viele andere Faktoren gibt, die für Migrationsentscheidungen wichtig sind, legen unsere Ergebnisse den Schluss nahe, dass die Großzügigkeit eines Wohlfahrtssystems wichtig ist bei der Auswahl des Ziellandes (der Migranten)‘ – so umreißen die Studienautoren ihre zentralen Ergebnisse.“

All das trifft im vollem Umfange zu, wenn ein einziger Grund als ein alles erklärender und alles andere ausschließender Grund herangezogen wird, wie eben, wieder einmal, von Christian Ortner, um den Zusammenhang zwischen „Sozialleistungen“ und „Zuwanderung“ herzustellen, und er sich dabei darauf stützt, auf eine Studie, auf eine Studie von drei Männern, er, wieder einmal, die weiße Hostie der Studien empfangen hat.

Eine Hostie ist Pappe. Eine Hostie ist geschmacklos. Eine Hostie ist ohne Nährwert.

Und das kann auch nicht anders sein. Eine Hostie bräuchte viele, viele Zutaten, um zu schmecken, zu nähren … Und so ist es auch mit der weißen Hostie der Studien, die nun Christian Ortner von diesen drei Männern empfangen hat … Kurz gesagt: jedweder gesellschaftliche Zustand kann nur polykausal beschrieben werden, jedwede gesellschaftspolitische Situation fußt auf derart vielen Ursachen, daß ein Leben einschließlich seiner Auferstehung nicht ausreicht, um sie vollständig aufzuzählen. So in Dänemark wie auch anderswo, also etwa in Österreich, für das Christian Ortner seine weiße Hostie der Studie in Wahrheit in die Tageszeitung der Republik wiedergekäut.

Wenn Christian Ortner exemplarisch dafür herangezogen werden kann, daß sich der Mensch in den letzten rund einhundert Jahren nicht sehr verändert hat, sich kaum bis gar nicht entwickelt hat, kann darauf verwiesen werden, daß die Menschen heute die gleichen Beweggründe für ihre sogenannte Auswanderung haben wie vor über einhundert Jahren, als beispielsweise in wenigen Jahrzehnten vor 1910 drei Millionen Menschen das damalige Österreich verließen, um in die Vereinigten Staaten von Amerika einzuwandern, in ein Land also, das ihnen keine „Sozialleistungen“ versprach, in ein Land also, das drei Millionen Menschen aus Österreich mit keinen „Sozialleistungen“ anzulocken vermochte, sondern ganz und gar im Gegenteil. Drei Millionen Menschen aus Österreich wählten trotzdem dieses Land als ihren neuen Lebensmittelpunkt, zu einer Zeit, als für dieses Land als auch für die in dieses Land einwandernden Menschen das Wort „Wohlfahrtssystem“ gänzlich unbekannt war.

Es ist menschgemäß nicht wahr, daß sich der Mensch in den letzten einhundert Jahren nicht verändert, nicht entwickelt hat, von Christian Ortner auf alle Menschen zu schließen, wäre nicht nur, sondern ist gegen den Menschen ungerecht, bloß er und seine Geistesverwandten, von denen nicht wenige sogar für kurz höchste Staatsämter in Österreich innehatten, sind in einer Zeit verblieben, daß ihm und den seinen nur eines zugerufen werden kann: Auswanderung! Und zwar Auswanderung aus ihrer Zeit und Einwanderung in die Zeit, in der so viele bereits angekommen sind, daß er und sie ebenfalls die ihre Annahmen in der alten Zeit endlich zurücklassen können, nicht mitnehmen müssen, weil mit diesen nichts mehr auszurichten ist, nichts mehr zu gestalten ist, denn in der Welt in dieser Zeit, vor der er und die seinen zurückschrecken, die er und die seinen scheuen, sind die weltgemeinschaftlichen Bedingungen und die Rechte der Menschen gänzlich neu …