Die Gemütlichkeit in Wien, überhaupt die Gemütlichkeit in Österreich, die aus dem Gemüt der Menschen in Wien, überhaupt der Menschen in Österreich unmittelbar abstammende Gemütlichkeit kann in Wien, überhaupt in Österreich zu jeder Tageszeit erlebt werden, nicht nur am Nachmittag um halb vier.
Besonders erlebt werden aber kann die direkt vom Gmiat abstammende Gmiatlichkeit der Menschen, die hier geboren und deshalb davon fest bona fide überzeugt, seit jeher von hier abzustammen, von Wien, überhaupt von Österreich seit jeher tief unter der Erde …
Und kurz nach dem Abend der Gemütlichkeit in der Tiefe darf an diesem Nachmittag um halb vier, darf wieder die Gemütlichkeit tief unter der Erde erlebt werden, auch mit Musik, mit Tönen, mit Wörtern.
In der U-Bahn, tief unter der Erde
Ein Ehepaar, gemütlich nebeneinander, goldkettig und fingerringvoll vor allem er, mehr zu beschreiben, bedarf es nicht, zu oft hat Manfred Deix hiesige Frauen und Männer gezeichnet, um sie je noch beschreiben zu müssen.
Ein Mann beginnt auf seinem Akkordeon zu spielen. Mit dem ersten Ton von „Bella ciao“ tönt die Gattin sofort: „Auweia!“
Während der Mann spielend durch den Waggon geht, brummt der Gatte:
„Wos wolln die do.“
„Solln sich schleichn, durthin, von wo sie herkumman.“
„Betteln. Oaschlecha!“
Einige bezahlen den Mann etwas für sein Spielen. Und der Gatte brummt dazu:
„Wenns denen nix gibst, warat kana mehr do.“
Der Akkordeonspieler steigt aus. Das Ehepaar bleibt sitzen, gemütlich nebeneinander.
Gleich nach dem Verlassen des Waggons mit dem gemütlichen Ehepaar auf dem Gang tief unter der Erde zur nächsten Linie
Zwei Polizisten und eine Polizistin schlendern gemütlich den Gang entlang. Nicht gemütlich an ihnen ist ihre uniformale Ausstattung. Ein hiesiger gemütlicher Mann kommt ihnen entgegen. Sein Aussehen — schlagen Sie nach bei Deix. Mit seinem kleinen, recht kleinen Hund, der an der Leine zerrt, knurrt, drohende Töne gibt der kleine, recht kleine Hund von sich, von seinem Gemüt stammt keine Gemütlichkeit ab. Die drei Uniformierten belustigt der Hund und freundlich fragen sie den Mann, weshalb der Hund so …
Hiesig gemütlicher Mann:
„Er glaubt, er tötet einen Türken.“
Das erheitert die drei Uniformierten, ungemein. Wohlwollend gemütlich verabschieden sich die drei Uniformiererten von dem Mann mit seinem gmiatlosen Hund, die Uniformierten in die eine Richtung, der Mann mit seinem Hund in die andere Richtung. Es heißt, wenn nur lange genug in die eine Richtung und nur lange genug in die andere Richtung gegangen wird, dann gehen alle irgendwann in die gleiche Richtung.
Nachmittags um halb vier in Österreich. Abends nach acht in Österreich. Vormittags um halb zehn in Österreich wird es auch nicht anders sein, jede Tagesstunde, jede Nachtstunde in Österreich Zeit, sich mit einem Riegel Gmiatlichkeit zu stärken.

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