Des Hünderls zweit Muaderleib

Zur Forderung, eine Neuausschreibung der OÖ. Landeshymne durchzuführen, sagt Stelzer: „Kein Oberösterreicher verbindet unsere Landeshymne mit Antisemitismus oder anderen furchtbaren Dingen, es findet sich kein verwerfliches Wort in unserem ‚Hoamatgsang‘. Im Gegenteil: Die Landeshymne ist seit 68 Jahren Bestandteil der oberösterreichischen Kultur und Identität. Daher gibt es für mich keinen Grund für eine Änderung.“


Die „Kultur und Identität“ von Thomas Stelzer, dem derzeitigen Landeshauptmann von Oberösterreich … Es sträubt sich alles, dazu Bilder sich vorzustellen. Denn. Diese Bilder könnten nur nach höchst aufwendigen, langwierigen Sitzungen wieder aus…

Hoamatland, Hoamatland!
han di so gern
Wiar a Kinderl sein Muader,
A Hünderl sein‘ Herrn.

Dahoam is dahoam,
Wannst net fort muaßt, so bleib;
Denn d’Hoamat is ehnter
Der zweit Muaderleib.

Es ist wahr, es findet sich „kein verwerfliches Wort“ in der stelzhamerischen Hymne, nur das Menschliche, das allzu Menschliche, die Sehnsüchte also, als Hündchen zu leben, behütet und sicher im Leib der Mutter, und draußen wacht sein Herrchen, hält fest in der Hand die Leine, und das Hündchen braucht nur, wenn es fürchtet, sein Herrchen könnte fortgegangen sein, an der Kette zu zerren, und das Herrchen strafft ein wenig die Nabelschnur, damit das Hündchen weiß, er ist ja da, er ist da …

OÖ. Die Generalversammlung der IG Autoren fordert eine Neuausschreibung der oberösterreichischen Landeshymne.
Der Grund: „Angesichts des alarmierenden Erstarkens von Rechtsextremismus und Antisemitismus ist es unhaltbar, wenn selbst die offizielle Website des Landes Oberösterreich Franz Stelzhamer als untadelige Persönlichkeit darstellt“. Über seinen „Judenhass, der in einem nur dürftig verbrämten Genozidverlangen gipfelt, findet sich bis heute kein Wort“, so die IG Autoren. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) widersprach dieser Darstellung in einer Presseaussendung:  „Die Texte von Franz Stelzhamer wurden bereits im Jahr 2010 im Rahmen eines Symposiums  thematisiert. Dazu ist 2014 die Publikation „Der Fall Franz Stelzhamer. Antisemitismus im 19. Jahrhundert“ erschienen“. Der oberösterreichische Dichter Franz Stelzhamer veröffentlichte 1852 im Privatdruck in München den Sammelband „Das bunte Buch“ der den antisemitischen Text „Jude“ beinhaltet. Stelzer dazu: „Den Text kann man weder schönreden, noch gutheißen. Dennoch muss man Franz Stelzhamer (1807-1874) im gesamten Kontext des 19. Jahrhunderts betrachten. Er war leider wie viele andere seiner Zeit auch vom Antisemitismus geprägt.“

Bemerkenswert an dem Widerspruch des Landeshauptmannes, wie es „meinbezirk – oberösterreich“ am 25. Februar 20 berichtet und hier zitiert wird, sein Verweis, er sei leider wie viele andere „seiner Zeit auch vom“ …

Ach, es ist nur die Zeit, und die Zeit nur erzieht die Kinder, wie es in dieser Partei stets gewußt wird, wenn es beispielsweise um Antisemitismus geht, dann wird ein Nationalratspräsident etwa für einen Fasslabend zum „Kind seiner Zeit“ … Und dann gab es zu diesen Zeiten die armen Kinder, wie es zu allen Zeiten die verwahrlosten Kinder gibt, die von keiner Zeit eine Erziehung erfahren, Kinder, deren Aufzucht die Zeit verweigert …

Bemerkenswert ist auch die Erledigungskompetenz des Landeshauptmannes; einmal etwas thematisieren, wie die Texte von Franz Stelzhamer, und schon ist es für alle Zeit erledigt. Diese Erledigungskompetenz kann immer wieder gerühmt werden. Etwa auch, wenn einer nach Deutschland fährt, zu Höcke, dann reicht es für den Landeshauptmann, ein klärendes Gespräch, damit es vom Tisch …

Es zeichnet den Landeshauptmann nicht nur seine Erledigungskompetenz aus, sondern auch sein Wissen darum, welche Grundstoßrichtung in Ordnung ist …

Kurz ist es nicht her, daß ein Kapitel verfaßt wurde, in dem davon die Rede ist, daß alle Landeshymnen in Österreich neu zu schreiben sind, weil diese zum …

Der Anlaß dazu war vor Jahren, daß einer aus dem Oberösterreichischen, dessen Kultur und Identität die stelzhamerische Hymne ist, einen Museumsdirektor aus dem Amt haben wollte, weil diesem die stelzhamerische Hymne nicht Kultur und Identität sein will …