Der Kurier der Hilflosen

Der Hilflose, also Gernot Blümel, bestätigt die Zuerkennung der Auszeichnung „Der Hilflose“ ein weiteres Mal. Anstatt das von Robert Menasse Vorgebrachte zu zerpflücken, befiehlt der Hilflose den Löscheinsatz. Er hätte das von Menasse Vorgebrachte als Hilfe für sich nützen können. Indem er sich die Geschichte mit der U-Bahn in Wien als herausragendes Beispiel herauspicken hätte können, um die Kritik von Menasse an ihm und seiner schwarzen Partei verpuffen zu lassen …

Indes. Die Löschwache des Hilflosen löscht, vielleicht auch ohne seinen direkten Auftrag. Denn. Es gibt Befehle, die müssen je nicht ausgesprochen werden, um von den Untergebenen erfüllt zu werden, in Erfüllung einer Pflicht, die wortlos zu erfüllen verstanden wird.

Mit dem zuletzt Vorgebrachten, das zu ungenau, will Robert Menasse sich der Auszeichnung „Der Falschhelfer“ endgültig als würdig erweisen.

Und der hilflose Finanzminister bestätigt, da ihm die Geschichte nicht geläufig, derer er sich hätte bedienen können, seine Hilflosigkeit vor der Geschichte, auch vor der Geschichte, das Hilflose ist die Unkenntnis.

Aber es ist ein gutes Land, dieses Österreich. Den Hilflosen wird geholfen. Die hilfreichen Kuriere der Hilflosen werden augenblicklich losgeschickt, mit einem „Faktencheck“, um das gegen Robert Menasse zu leisten, zu dem der Hilflose, der in Wien sich „nach vorne“ bringen möchte“, selbst nicht imstande, samt seiner gesamten Partei.

Antisemit Lueger Blümel will Wien „wieder nach vorne“ bringen, lautet sein Wahlslogan. Menasse fragt sich, ob damit die Zeit vor dem Roten Wien gemeint sei, als ein antisemitischer Bürgermeister die Stadt regierte. Gemeint ist der Christlichsoziale Karl Lueger (1844 bis 1910), der als einer der ideologischen Wegbereiter Adolf Hitlers gilt. Zwischen ihn und der heutigen ÖVP eine Verbindung herzustellen, dürfte aber als etwas gewagt zu bezeichnen sein. Gleichzeitig war es gerade Lueger, in dessen Ära wichtige Stadtentwicklungsprojekte fielen.

Das schreibt einer der Kuriere der ÖVP am 25. September ’20. Gewagt dürfte sein, keine Verbindung zwischen dem antisemitischen Bürgermeister und der heutigen ÖVP herzustellen. Der „österreichische Streicher“ ist nicht nur nach wie vor eine Ikone der heutigen ÖVP, er war nicht nur ihr erster Nationalratspräsident in Österreich nach den Massenmorden und Massenverbrechen des Österreich regierenden Adolf Hitler, er war auch der Antreiber für das Errichten des Denkmals für den antisemitischen Bürgermeister durch einen auch mit der nationalsozialistischen Totaldiktatur verbundenen Bildhauer …

Der Kurier der ÖVP hält Robert Menasse eine Legende in bezug auf den Untergrundbahnbau vor. Und erzählt zugleich die Legende vom antisemitischen Bürgermeister, daß in seine „Ära wichtige Stadtentwicklungsprojekte“ … Was die Verdienste des antisemitischen Bürgermeisters betrifft, dafür sollten nicht die Erzählungen, die einhundert Jahre später verbreitet werden, herangezogen werden, sondern die Berichte von damals, von jenen, die den antisemitischen Bürgermeister selber als antisemitischen Bürgermeister erlebten, und dann schrumpft seine Größe auf seine tatsächliche Größe, der noch ein Zinnfigurdenkmal schmeichelte.

Der Kurier der ÖVP spricht in seinem „Faktencheck“ auch den „sozialen Wohnbau“ an, mit dem Versuch der Schmälerung des „roten Wien“ durch eine Monarchie-Nostalgie …

Sozialer Wohnbau Seine Ursprünge liegen zwar schon in der Monarchie, seine Blütezeit erlebte er aber tatsächlich erst im Roten Wien ab 1919.

Wer aber in die Geschichte des Wohnens geht, wird auf Sätze stoßen, wie diesen:

Den kommunalen Wohnbau als Mittel gegen die Wohnungsnot lehnte die damals christlichsoziale Wiener Stadtverwaltung um die Jahrhundertwende noch ab.

Es ist nicht gewagt, eine Verbindung zur heutigen Situation auf dem Wohnungsmarkt herzustellen, wenn zu lesen ist, wie es damals um diesen bestellt war. Allein, wie viel damals Menschen von ihrem Lohn für das Wohnen aufwenden mußten, und heute …

Allerdings erbrachten die Investitionen aufgrund des hohen Kapitalbedarfs im Miethausbau entgegen einer weitverbreiteten zeitgenössischen Ansicht häufig nur mäßige Erträge. Vor allem in Phasen guter wirtschaftlicher Konjunktur, wo gleichzeitig ein besonders dringlicher Wohnungsbedarf entstand, versprachen somit Anleihen, Aktien oder andere Projekte weitaus
höheren Profit als der Bau von Mietwohnungen. Viele Unternehmen, die sich als „Baugesellschaften“ bezeichneten, investierten ihr Kapital daher eher in Grundstücksspekulationen als in tatsächliche Bautätigkeit. Ein zusätzlicher Kostenfaktor, den manche Unternehmer im Arbeiterwohnungsbau einkalkulieren zu müssen glaubten, waren die Mietausfälle infolge der unsicheren Zahlungsfähigkeit der Arbeiter (z.B.: wegen Arbeitslosigkeit). Auch waren die Gebäude oft minderwertig ausgeführt und unterlagen wegen Überbelegung und häufigem Mieterwechsel einer überdurchschnittlichen Abnützung. Daher zogen es viele Auftraggeber vor, insbesondere in guten Lagen anstelle alter abgerissener Häuser, die Kleinwohnungen beinhaltet hatten, neue Gebäude mit Mittel- und Großwohnungen für ein wohlhabenderes Publikum zu errichten. Mit anderen Worten: auch Phasen erhöhter Bautätigkeit brachten nur wenig Linderung im Hinblick auf die Wohnungsnot der Arbeiter und kleinen Angestellten. Daraus resultierte ein strukturelles Unterangebot an kleinen Wohnungen, die für die Wohnnachfrage der breiten Massen erschwinglich gewesen wären. Als Konsequenz ergab sich daraus, daß um die Jahrhundertwende in Wien den wohlhabenden Gesellschaftsschichten relativ kostengünstige Wohnungen zur Verfügung standen, während die ärmeren Schichten sowohl relativ teurer als auch schlecht wohnten. Während es im Bürgertum als angemessen galt, etwa zehn Prozent des Einkommens für das Wohnen aufzuwenden, gingen bei Arbeitern ungefähr 20 bis 40 Prozent des ohnehin äußerst knappen Monatsbudgets allein für die Miete auf. Der überwiegend produzierte Typ einer Kleinwohnung für die weniger zahlungskräftigen Schichten war die sogenannte „Bassena-Wohnung“. Dabei handelte es sich üblicherweise um Zimmer-Küche-Wohnungen, wobei die Küche nur vom Gang aus belichtet und belüftet wurde und jeweils für mehrere Wohnungen am Gang eine Wasserentnahmestelle (Bassena) und eine gemeinsame Toilette zur Verfügung standen. Zumeist lagen die Bassena-Wohnungen in
unwirtlichen „Zinskasernen“. Diese entstanden konzentriert in der typischen Raster-Verbauung vor allem in den an den Gürtel anschließenden ehemaligen Vororten Wiens. Teile Ottakrings oder Favoritens sind dafür charakteristisch. Um die hohe Kostenbelastung auf möglichst viele
Personen aufzuteilen, nahmen viele Mieter Bettgeher und Untermieter in den Wohnungsverband auf. Daraus resultierte eine extrem dichte Belegung der kleinen Wohnungen. Vor dem Ersten Weltkrieg waren zum Beispiel in den nunmehr typischen Arbeiterbezirken Favoriten, Floridsdorf und Brigittenau 20 bis 25 Prozent aller Wohnungen mit zwei Räumen (zumeist Zimmer und Küche) mit sechs oder mehr Personen belegt. 1910 gab es in Wien beinahe 170.000 Bettgeher und Untermieter. Generell waren die Wohnverhältnisse von extrem geringer Stabilität gekennzeichnet. Zum Beispiel zogen Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Unfälle der Mieter und Untermieter fast unweigerlich Obdachlosigkeit nach sich.