Lieber Sascha, ich wach‘ in der Früh jetzt oft auf und denk‘ mir: Wie geht’s dir? Und wenn ich mich versuche einzufühlen, dann ist mir klar, dass
DU aufwachst in der Früh und dir denkst: Dieser unglaubliche Erwartungsdruck. Und es ist dir klar, dass es nur DU tun kannst.
Da gibt’s nicht drei andere, die man auf’s Feld schicken kann, die einspringen können. Diese ganzen Hoffnungen, diese ganze Verzweiflung, die erlöst werden will, diese Lust auf eine Qualität, die unser Land regieren soll, das konzentriert sich auf diesen Menschen Alexander Van der Bellen. Aber du bist nicht allein, das musst du dir dann denken in solchen Augenblicken.
Es gibt Hunderttausende und Millionen,
die energetisch daran arbeiten, dass es dir gelingt.
Und du bist ausgesucht worden
für diese Situation, weil du es KANNST. Du bist der einzige, der in der Lage ist, das zu derheben, sonst wärst du’s nicht geworden.
So denk‘ ich. Und ich glaub‘ noch was, was ich in 69 Jahren begriffen hab‘: Es wird uns nix zugemutet, das wir nicht derheben können. Und du kannst das derheben. Und du wirst das derheben. Ich leb‘ in Marokko am Fuß vom Atlas, da gibt’s die Berber, das sind die Ureinwohner von Marokko und
die haben eine eigene Sprache, eine eigene Schrift.
Und die haben eine Theorie, die sie jeden Tag leben: Wenn etwas in der Zukunft liegt, von dem sie zutiefst überzeugt sind, dass es geschehen muss und soll, weil es wichtig, richtig, kostbar ist für ihr Leben, dann beginnen sie NICHT zu sagen: Ich wünsche mir, dass das geschieht, sondern sie sagen: Ich danke dafür, dass es geschehen WIRD. Das ist eine ganz andere Einstellung. Das lässt keinen Raum für den Zweifel. Und so können wir, werden wir, müssen wir, sollen wir, dürfen wir, wir alle, die wir das zutiefst brauchen in unserem Leben, dass an der höchsten Stelle des Staates Qualität zu Hause ist, Genauigkeit, Inspiration, Empathie, so etwas Anrüchiges für andere wie Liebe ….
Wenn du den Hofer gestern gefragt hättest: Wie halten Sie’s mit der Liebe, hätte er wahrscheinlich auch auf dieses Glas gezeigt. Und ich verstehe und ich will dir das sagen: Ich hab‘ das gestern geseh’n und ich fand das auch nicht den geglücktesten Abend aller Zeiten. Aber ich hab mir gedacht: Gut, dass dir einmal der Zorn durchgeht. Weil niemand von uns will einen ferngesteuerten Roboter da oben sitzen haben. Wir wollen einen Menschen mit Emotionen, mit dem Recht, sich irren zu dürfen, mit dem Recht sich lernend zu verwandeln, gescheiter zu werden jeden Tag. Und ich bewundere dich dafür, wie lange du geduldig in der Lage warst, die immer gleichen Phrasen, die immer gleichen – doch in vielen Augenblicken – Zumutungen für Menschen, die lesen und schreiben können, zu ertragen. Und ich danke dir dafür, dass du es eines Tages NICHT mehr konntest.
Sascha, du bist wunderbar.
Du wirst getragen von der Begeisterung und von der Zuneigung und auch von der Zärtlichkeit von hunderttausenden Menschen in diesem Land. Und ich danke dafür und weiß es, dass du nächsten Sonntag um die Zeit Bundespräsident bist.
Wie hat es sich doch alles wunderbar erfüllt, das Weißgesagte, das der Virtuose des Wortes, dessen Name nicht Gerald Grosz ist, einst auf der Mörbischer Seebühne im Wiener Konzerthaus am 16. dieses bewegenden Monats —
Es ist ein Montag im Mai, der IHn, der ausgesucht worden ist, bewegte; einer der vielen Montage, die auf diesen noch kommen, an denen ER mit Qualität, Genauigkeit, Inspiration, Empathie jene, die wie ER voll des Anrüchigen wie Liebe sind, an SEine Seite stellt, das Land zu regieren, sie IHm geloben, ihr Zuhause sei ebenfalls das so etwas von Anrüchige wie Empathie, Inspiration, Genauigkeit, Qualität —
Auch ER, wie die Millionen mit IHm, die energetisch daran arbeiten, ein Virtouse der Reden, aus denen die immer gleichen Phrasen verbannt, ein ERzieher der Jugend, sie solle sich nicht verführen …
EIner, der früh aufwacht und weiß, nur ER kann es tun, weil er es tun kann, ein MAhner der Vergangenheit …
Wie auch der einzufühlen versucht sich denkende Frühwache selbst ein Mahner …
Diese ganze Verzweiflung, die erlöst sein will.
Und in dieser ganzen Verzweiflung die hellen Augenblicke der Montagshoffnungen, am Montag lernend gescheiter … am Montag verwandelnd zu lernen: Es gibt Menschen, die lesen und schreiben können – die Berberinnen, die eine eigene Sprache, eine eigene Schrift haben, und dann sind die Ureinwohner von Österreich und die haben …
„Und ich danke dir dafür, dass du es eines Tages NICHT mehr konntest.“
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