Großschadenibiza

„Van der Bellen verlangt Rücktritt …“

… nach den weiteren und nun an diesem 6. Oktober 2021 recht vielen Hausdurchsuchungen, u. a. im Bundeskanzleramt, im Finanzministerium, in der teuren Umsonst, wäre es die Stunde des Bundespräsidenten, ÖVP als Bundeskanzlerin zu entlassen.

Damit könnte Alexander Van der Bellen im Angesicht von Großschadenibiza ein wenig die Stunde vergessen machen, in der – im Angesicht von Alkoholtraumibiza – er fehlte, als er Sebastian Kurz nicht aus seinem Amt entließ, seine Verantwortung auf das Parlament abwälzte, sondern mit ihm, der gegenüber einem Richter von sich „Ja, ich bin ja die ÖVP, ja.“ sagt, mit ihr gemeinsam also das „Vertrauen in die Politik“

Nun ist ÖVP persönlich ein zweites Mal als Beschuldigte geführt. Die Hausdurchsuchungen von einem Richter bewilligt. Von einem Richter mußte ÖVP persönlich erst vor rund einem Monat zum ersten Fall, in dem sie ebenfalls als Beschuldigte geführt wird, sich vernehmen lassen.

Alexander Van der Bellen könnte nun im Angesicht von Großschadenibiza zumindest ein wenig ausbügeln, was er im Angesicht von Alkoholtraumibiza verabsäumte. Wenngleich dies ihm nicht würdiger machte, um noch einmal für dieses Amt zu kandidieren.

Alexander Van der Bellen ist in einem Alter, in dem das Langzeitgedächtnis hervorragend funktioniert. Wie gut wird sich der Herr Bundespräsident also daran erinnern können, daß er schon für strafrechtlich nicht zu Verfolgendes Rücktritte verlangte — Rücktritte verlangte wegen des in Österreich üblichen Geredes, also wegen nichts –, etwa den von Jörg Haider wegen seiner „inakzeptablen Irak-Reise“ und seines „Ost-Küsten-Geredes“ …

ÖVP hat sich erst vor kurzem für eine Einladung nach Teheran artig bedankt, bei einem Mann, der dem Herrn Bundespräsidenten selber einer ist, der „die Hoffnungen und Sehnsüchte“ …

Und wie gestaltet Alexander Van der Bellen seine Stunde in der anbrechenden Dunkelheit des 6. Oktober 2021? Der Herr Bundespräsident spricht milde:

„Momentan wissen wir nur, dass es Erhebungen der Staatsanwaltschaften gibt.“

Um dann einen armen Teufel von einem Abgeordneten, der von ÖVP darauf konditioniert ist, zu ihrer Verteidigung ausgelassen wird, zu maßregeln. Tapferer, großer Bundespräsident —

Wenn ÖVP das Enkerl vom Herrn Bundespräsidenten wäre, könnte seine Nachsichtigkeit, seine Milde verstanden werden. Wer läßt schon sein Enkerl im Stich, wer verzeiht seinem Enkerl nicht alles, was immer es anstellt, und das über Jahre, wer drückt bei seinem Enkerl nicht alle Augen zu, und mag es noch so mißraten sein, wer wischt nicht alle Bedenken vom Tisch, das würde dem Enkerl nicht helfen, alles immer durchgehen zu lassen, wer weist nicht von sich, nur beim Enkerl so kurzsichtig zu handeln, das heißt, nicht zu agieren.

Aber ÖVP ist nicht sein Enkerl, und dennoch … Ein Rätsel, das Großväterchen zu erklären haben wird, vor allem im nächsten Jahr, wenn er …