Vladimir Putin, ein anzuklagender Kriegsverbecher und ein Präsident, der vertraut

Und 2016 kehrte dann eine weitere Auswahl „absoluter Spitzenwerke“ aus Schtschukins Kollektion in die neu eröffnete Fondation Louis Vuitton zurück. Das sollte auch ein Beitrag zur Normalisierung der Beziehungen zu Russland sein: Der Ausstellungskatalog wurde von warmherzigen Bekundungen französisch-russischer Eintracht der Präsidenten Hollande und Putin eingeleitet. Als die Ausstellung eröffnet wurde, klangen diese Erklärungen schon ziemlich hohl. Putin hatte seltsamerweise an Präsident Hollandes Vorschlag, ihn wegen Kriegsverbrechen anzuklagen, Anstoß genommen und seine Reise nach Paris abgesagt (er wollte auch ein russisches Kulturzentrum einweihen und die protzige, von einer goldenen Kuppel gekrönte russische Kirche besuchen, die plötzlich neben dem Pont de l’Alma aus dem Boden geschossen war).

Das schreibt Julian Barnes in „Kunst sehen“, im Kapitel „Frankreich geht nach Russland“.

Als ein Präsident, der kein Präsident mehr ist, Vladimir Putin als Kriegsverbrecher anzuklagen vorschlug, mußte in Österreich ein Mann mehrmals darum raufen, Präsident zu werden, und er wurde ein Präsident, der Vladimir Putin, der damals für einen Präsidenten schon ein anzuklagender Kriegsverbrecher war, vertraut.

Sechs Jahre später muß der Mann, der noch Präsident ist, wieder darum raufen, allerdings versucht er sechs Jahre später mit ausredenentdeckter Amtswürde darum zu raufen, wieder Präsident zu werden, und jetzt will er, der noch Präsident ist, ein Präsident sein, der Vladimir Putin nicht mehr vertraut. Aber daß er Putin vertraut habe, daß sei doch nicht seine Schuld gewesen, nicht sein Fehler gewesen, schließlich haben Putin doch so viele vertraut. Ja, auch Präsident Hollande hat Putin so sehr vertraut und ihm zugetraut, zu was dieser imstande war und ist, daß er ihn als Kriegsverbrecher anzuklagen

Aber der Mann, der noch Präsident ist, kann, einfach wie kurz gesagt, ohne Vertrauen nicht existieren, so hat er, da er dem Kriegsverbrecher, was nicht seine Schuld ist, nicht mehr vertrauen kann, einen anderen Mann gefunden, der wohl nun sein Vertrauen —