Von der freiheitlichen Homepage – einer ihrer Autoren ist Norbert Hofer, der zur Zeit formal an vierter Stelle der österreichischen Staatsspitze angehört – wurde nichts anderes erwartet, als eben, daß Freiheitliche raschest versuchen werden, etwas gegen Nelson Mandela vorzubringen. Geübt darin, Geschichte nach ihrer Gesinnung zu verdrehen, verstehen sie es auch, Gegenwart nach ihrer Gesinnung zu verfälschen, und so lassen die Freiheitlichen auf ihrer Homepage Christoph Blocher die Arbeit der Geschichts- und Gegenwartsverfälschung tun …
Und wie jede Geschichts- und Gegenwartsverfälschung voll von Abstrusitäten ist, zitieren die Freiheitlichen auf ihrer Homepage die abstruse Aussage von Christoph Blocher, er, Nelson Mandela, sei in das Gefängnis gegangen, was meistens ein Zeichen sei, etwas ernst zu nehmen … Nelson Mandela ging also, um jetzt Christoph Blocher beim Wort zu nehmen, zu dem Weißen Mann und sagte, er nehme die Apartheid ernst und möchte dafür 27 Jahre in das Gefägnis gehen, und der Weiße Mann in seiner unendlichen Großzügigkeit öffnete das Gefängnistor weit und bat Nelson Mandela mit formvollendeten Manieren und mit der denkbar größten Höflichkeit, in das Gefängnis einzutreten, um dann jahrzehntelang beim Steineklopfen blocherischen Ernst …
Während also die Gemein-Schaft des formal vierten Mannes an der österreichischen Staatsspitze versucht – sonst ganz beseelt von der Achtung vor den Toten -, Nelson Mandela weißen Schlatz in das Grab nachzuspucken, singt der andere Teil der österreichischen Staatsspitze den Plattler Holareidulijö! Zum schwarzen Mann reisen – n’Ö, in dem etwas von Terminkollissionen gejodelt wird und Heinz Fischer mit Fistelstimme das Solo gibt, hinter den Polsterbergen, jö, könnt‘ als Geburtshelfer die große Koalition, ohÖ, außahol’n – und dann wieder mit dem gesamten Staatsspitzenchor den zu jodelnden Refrain Holareidulijö! Zum schwarzen Mann reisen – n’Ö …
Wie viel hätte die österreichische Staatsspitze im Flugzeug nach Südafrika besprechen können, vor allem in bezug auf die neue Regierung, die es noch immer nicht gibt und nicht geben wird, also die neue Regierung. Vielleicht weiß aber die österreichische Staatsspitze aus Erfahrung, daß sie im Flugzeug nicht zum Reden kommt, zu aufgeregt, einmal in die große Welt hinauszukommen, na ja, sie kommt oft in die große Welt hinaus, aber für sie scheint es immer wie das erste Mal zu sein … Als sie vor wenigen Monaten gemeinsam in Rom waren – Fischer, Faymann, Spindelegger -, werden sie vor lauter Aufregung auch nicht miteinander gesprochen haben, nicht nur vor Aufregung, sondern auch vor Ergriffenheit, versunken im Gebet, gleich in der Masse vor dem weißen Hergott stehen zu dürfen … Und auf der Rückreise, ach, wieder jeder für sich, in gebetsdankbarer Erinnerung an die römischen Stunden der weißen Blendung …
Und Christoph Blocher – die Finger wollen immer Blocker statt Blocher schreiben -, der also für die Freiheitlichen auf ihrer Homepage die Arbeit des Gegenwartsverfälschers erledigt, sagt einen auch für österreichische Regierungsspiele nicht unwesentlichen Satz: „Wie das so ist: Wenn einer mal etwas gut gemacht hat, gilt alles, was er so macht, als gut.“ Diesen Satz bezieht Christoph Blocher auf Nelson Mandela, und auf die freiheitliche Gemein-Schaft gemünzt, damit stellen sich die Freiheitlichen selbst einen Regierungsuntauglichkeitsbescheid aus …
Und noch etwas findet Christoph Blocher von Nelson Mandela nicht gerade fein, Nelson Mandela habe nicht gerade in einer Wellblechhütte gewohnt … Der Weiße Mann hat Nelson Mandela halt zur sehr verwöhnt, 27 Jahre in einem Gefängnis, das auch nicht gerade eine Wellblechhütte war, war halt Nelson Mandela zu sehr von der Wellblechhütte entwöhnt, ach, was gab es dafür Annehmlichkeiten, was für einen Luxus, von wertvollen Steinen bis …
Vielleicht wollen aber Freiheitliche und Christoph Blocher keinen weißen Schlatz auf den Sarg von Nelson Mandela spucken, sondern es ist bloß Ausdruck ihrer Unbeholfenheit, mit Trauer umgehen zu können, mit der Trauer darüber, daß vor rund drei Jahren an einem Begräbnis in Südafrika nur die Treuesten waren, niemand aus der weiten Welt nach Südafrika reiste, um einem weißen Mann die letzte Ehre …
PS Vladimir Putin soll sich bereits größte Sorgen machen, daß die österreichische Staatsspitze auch nicht zu den Olympischen Spielen … Er solle schon damit gedroht haben, wenn die österreichische Staatsspitze nicht nach Sotschi komme, bleibe auch er fern, denn ohne die österreichische Staatsspitze wären die Olympischen Spiele keine Olympischen Spiele … Daß einer, wie etwa der deutsche Bundespräsident, der Anwesenheit respektive Nicht-Anwesenheit als symbolische Handlungen für und gegen etwas definiert, nicht nach Sotschi fährt, soll Vladimir Putin abgetan haben mit der Bemerkung, einer weniger, der seine Menschen-Rechte stört …
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