Als heute kurz nach sieben Uhr im österreichischen Radio die Frage von Cornelia Vospernik gehört wurde, ob denn der höhere als der geforderte Mindestlohn fair sei, mußte augenblicklich gedacht werden, der Zugang und der Umgang mit dem Begriff „Fairness“ ist in Österreich ein höchst seltsamer, insbesondere von zwei Parteien.
In diesem Interview ging es um die Nachfolgediskussion im ÖGB und im Zusammenhang mit den bevorstehenden Lohnverhandlungen fragte Cornelia Vospernik:
„ihre branche gehört zu den am besten entlohnten. der mindestlohn beträgt da 1785,00 euro. das ist über dem mindestlohn, den die gewerkschaft fordert. ist das fair?“
Ist das fair? Das fragte sie Rainer Wimmer, den Bundesvorsitzenden der Teilgewerkschaft PRO-GE.
Was wäre für Cornelia Vospernik fair? Daß diese Branche ihren Mindestlohn an den geforderten Mindestlohn von 1.500,00 Euro für alle anpasst? Die Arbeitenden in dieser Branche auf ihren Mindestlohn von 1785,00 Euro verzichten, freiwillig ihren Lohn um 285,00 Euro senken? Damit es fair …
Ist das fair? Huch, eine Branche hat einen höheren als den geforderten Mindestlohn – oh, wie un…
Eine seltsame Frage von Cornelia Vospernik, jedenfalls. Eigentlich gar nicht zu erwähnen. Journalisten und Journalistinnen stellen oft, zu oft Fragen, bei denen gefragt werden kann, wissen sie eigentlich, was sie fragen?
Aber es ist doch zu erwähnen, als ein kleines, kleines Beispiel zu Zugang und Umgang mit dem Begriff „Fairness“ in Österreich. Es fällt dazu die identitäre Parlamentspartei ein, die nun „Fairness“ plakatiert. Es steht eine Nationalratswahl bevor. Und für wen sie „Fairness“ fordert? Kurz gesagt, Rolex hin und nur hin, nicht für jene, die einen unfairen hohen Mindestlohn von 1785,00 Euro haben, nicht für jene, die nicht einmal den geforderten Mindestlohn von 1.500,00 Euro haben.
Die identitäre Parlamentspartei plakatiert „Fairness“, vielleicht deshalb, weil bereits der christschwarze Gernot Blümel „Gerechtigkeit“ plakatierte: „Gerechtigkeit für die Leistungswilligen“. Gernot Blümel weiß dabei auch ganz genau, wer heutzutage die Ausgebeuteten sind; für ihn die „soziale Frage unserer Zeit“. Und deshalb wohl wurde jetzt ein Programm vorgestellt, um diesen Ausgebeuteten beizustehen. Es steht eine Nationalratswahl bevor. Kurz gesagt, es sind dies nicht die Leistung erbringenden Menschen mit dem Huch-so-unfairen-Mindestlohn und mit dem Nicht-habenden-aber-fair-geforderten-Mindestlohn.
Jedenfalls wird hinkünftig bei „Fairness“ nicht mehr an übliche Übersetzungen gedacht werden, wie „Gerechtigkeit“, „Anständigkeit“, wenn von diesen beiden Parteien Plakate mit dem Begriff „Fairness“ und „Gerechtigkeit“ gesehen werden, oder wenn irgendwer aus diesen beiden Parteien von „Fairness“ und also Gerechtigkeit spricht.
Bei der identitären Parlamentspartei wird das englische „Fairness“ übersetzt werden mit „Blondheit“, oder freier übersetzt: „Blondes Monster“.
Und bei der blümeligen christschwarzen Partei: „Kirchtag heit“ …
PS Es ist noch gar nicht so lange her, als Cornelia Vospernik eine Autorin nicht fragte, ob es denn von ihr fair sei, als diese gar so fair über Menschen sprach. Es ging nicht um Löhne, aber um Menschen, die, wofür sie wohl täglich zu danken haben, wenn sie zumindest für ihre Leistungen annähernd den geforderten Mindestlohn bekommen.
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