Exposition

Nutzen Sie die Gelegenheit, das Kurz-Zimmer im Bundeskanzleramt am Ballhausplatz in Wien zu besichtigen, die Revue passieren zu lassen, was ihn ausmacht.

Sie werden überrascht sein, was alles in einem Büro sich ansammeln kann, schon nach kürzestem Betrieb.

Angesammeltes kann nicht einfach entsorgt werden, zum Beispiel deshalb, weil die Entsorgungsinsel wegen Überfüllung gesperrt.

So bleibt vieles einfach liegen, auch Akte von Partnerinnen, all das liegt zuhauf im Zimmer herum, Fallengelassenes von Verbündeten.

Wenn Sie sich aber mehr dafür interessieren, welche Mittel, Stoffe, Gerüche Menschen zur Inspiration nutzen, um beispielsweise Sozialprogramme zu schreiben, Wirtschaftspläne zu entwerfen, Ökologiekonzepte zu verfassen, Clouds zu digitalisieren, dann ist Ihnen ein Besuch des Kurz-Zimmers mit den Kunschak-Kartoffeln in der Schublade unbedingt zu empfehlen.

Aber auch für den kunstinteressierten Menschen ist der Besuch des Kurz-Zimmers mit Sicherheit ein Genuß. Es kann mit einer Sensation aufgewartet werden. Zum ersten Mal wird sein ultimatives Porträt öffentlich gezeigt. Zu danken ist das dem Kunstsammler Karl Pferdinger, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärte, es als Leihgabe für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung zu stellen.

Selbstkritisch muß aber zu dieser Exposition angemerkt werden. Ein Manko gibt es allerdings. Auch wenn unverschuldet und dafür nicht verantwortlich, es nicht selbst verschlampt. Es ist keine Multimedia-Ausstellung.

Im Bewußtsein, daß erst das Multimediale in der heutigen Zeit eine Ausstellung zu einer modernen macht, kann dennoch mit gutem Gewissen die Besichtigung des Kurz-Zimmers im Bundeskanzleramt nur wärmstens empfohlen werden.

Und mit einem höflichen Rat zum Schluß. Warten Sie mit dem Besuch nicht mehr allzu lange. Kurz sind zwei Monate. Dann wird das Zimmer entrümpelt, einer neuen Nutzung zugeführt, nichts mehr wird dann je noch daran erinnern, was für ein Zimmer es war, für kurz … der letzte Besichtigungstag ist der 29. September 19. Nach den Plänen nämlich ist vorgesehen, bereits am 30. September 2019 mit dem völligen Umbau des Bundeskanzleramts am Ballhausplatz, mit seiner Gesamtsanierung, mit seiner absoluten Neugestaltung nach modernsten Standards der Gegenwart zu beginnen. Nostalgische Menschen werden es wohl bedauern, daß es dann das Kurz-Zimmer in seiner bisherigen dunklen Ausgestaltung, mit seiner erdrückenden Täfelung und mit seiner schweren Möblierung nicht mehr geben wird.

Doch nun es gibt das Bekenntnis zum überfällig landesweiten Umsetzen des Leitspruchs: „Das Alte hat dem Neuen zu weichen“.

Eine Besichtigung des Kurz-Zimmers im Bundeskanzleramt ist somit besonders für sentimentale Menschen auch eine letzte Möglichkeit der Verabschiedung von der bisherigen Tradition mit ihrem Leitsatz, für den das Kurz-Zimmer raumgewordenes Symbol wie kein anderes ist: „Das Alte hat dem Alten zu weichen.“

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