Was Österreich ohne Ibizkaja immer noch hätte: eine Bundesregierung mit diesem Innenminister und seinem Kurz

„Herbert Kickl keinen Platz in einer Regierung haben sollte. Er hat sich als Innenminister in verschiedenen Bereichen durch sein Verhalten eigentlich schon disqualifiziert, er hat dann am Höhepunkt der Ibizakrise in einer sehr sensiblen Phase für die Regierung und auch für die Republik aus meiner Sicht nicht richtig reagiert und das führt dazu, daß er mein Vertrauen für eine Regierungsfunktion nicht hätte.“

„Ich habe keine guten Erfahrungen gemacht mit Herbert Kickl als Innenminister.“

Das sagt in der gestrigen Nacht im Fernsehen Sebastian Kurz. Am 30. Juli 19 zu Armin Wolf.

Das heißt, ohne Ibizkaja würde es diesen Innenminister immer noch geben, auch heute noch, am 31. Juli 19, und Sebastian Kurz wäre immer noch und weiter …

Was wäre Sebastian Kurz immer noch und weiter? Einer, der siebzehn Monate lang nicht handelt, nichts tut, bloß zusieht, obgleich er weiß, daß vor allem einer stellvertretend namentlich genannt in dieser Bundesregierung sich in diesen siebzehn Monaten „disqualifiziert“ hat …

Was heißt das, sich zu disqualifizieren? Manchmal ist es gut und wichtig und notwendig, die vielen Bedeutungen von einem Wort anzuführen – Disqualifikation: Untauglichkeit, sich einer Sache unwürdig erweisen, sich unmöglich machen

Er, Kurz, hat also siebzehn Monate gebraucht, um eines zu lernen, den Stoff wenigstens soweit zu begreifen, daß einer untauglich, unwürdig, unmöglich ist.

Es gibt eine alte Wahrheit, daß jeder Mensch seine eigene Zeit nach seinen eigenen Fähigkeiten braucht, um etwas zu lernen, etwas zu verstehen, etwas zu begreifen. Auch ihm, Kurz, ist diese Zeit zuzugestehen, aber nicht in solchen verantwortungsvollen Positionen, dafür sind die Risiken zu hoch, die negativen Auswirkungen auf Menschen nicht in Kauf zu nehmen.

Ohne Ibizkaja hätte es Sebastian Kurz im Fortbestehen dieser Koalition vielleicht auch noch gelernt, in zwei oder drei Jahren endlich den Stoff, aus dem die FPÖ ist, erfaßt, nämlich daß nicht nur einer aus dieser Partei untauglich, unwürdig … also in einem halben Regierungsjahrzehnt das begriffen, was sonst in Österreich seit Jahrzehnten gewußt wird: die Unwürdigkeit der identitären Parlamentspartei zum Regieren …

… und dafür ist er nicht zu schelten, ist er, Kurz, doch mit dieser Lernschwäche gesegnet, die er mit gar so vielen Wählern teilt, mit der Lernschwäche gesegnet, die gar so viele Wählerinnen seit Jahrzehnten bestimmt, immer wieder diese Partei zu wählen.

Ohne Ibizkaja also hätte Sebastian Kurz den Menschen in Österreich weiter einen Innenminister zugemutet, der untauglich, unwürdig, unmöglich …

Ohne Ibizkaja also hätte Sebastian Kurz noch auf Jahre hinaus, zumindest bis zur nächsten regulären Nationalratswahl, den Menschen in Österreich zugemutet, daß sie mit diesem Innenminister weiter „schlechte Erfahrungen“ machen, so wie er, Kurz, in diesen siebzehn Monaten schon „schlechte Erfahrungen“ gemacht hat, freilich, mit einem wesentlichen Unterschied, die „schlechten Erfahrungen“ hatten und haben auf ihn, Kurz, im Gegensatz zu allen Menschen in Österreich keine Auswirkungen, vor allem keine schlechten; er, Kurz, würde nur irgendwann das Büro im Bundeskanzleramt für immer verlassen müssen, vom geistigen Alter her mit einer sofortigen Pensionsantrittsberechtigung.

Und wer einmal damit begonnen hat, Menschen dem auszusetzen, mit ihm schlechte Erfahrungen zu machen, hört damit je nicht auf, im Gegenteil, er muß die Dosis erhöhen und erhöhen, die Auswirkungen auf die Menschen durch diesen Innenminister, hätte es Ibizkaja nicht gegeben, hätten nur die Steigerung auf diesem begonnenen Weg erfahren: schlecht, schlechter, schlechteste, total schlechteste …

Von Sebastian Kurz kann nicht von einem Wiederholungstäter gesprochen werden, denn das setzte voraus, daß er Taten setzt, handelt, und wer, wie Kurz, siebzehn Monate lang einen Untauglichen, Unwürdigen, Unmöglichen gewähren und vorführen läßt, sich siebzehn Monate lang dem aussetzt, mit einem solchen Mann schlechte Erfahrungen zu machen, kann schwerlich, ist unmöglich ein Mensch der Tat zu nennen, oder eigentlich schlimmer noch, auf diesem sonderlichen Weg doch ein Wiederholungstäter, ein Wiederholungstäter der Untätigkeit.

Aber wer einmal diesen stellvertretend namentlich genannten Untauglichen, Unwürdigen, Unmöglichen machen ließ, ihn recht gerne weitermachen gelassen hätte, wäre ihm, Kurz, nicht Ibizkaja in die Parade gefahren, kann von den Untauglichen, Unwürdigen, Unmöglichen nie mehr lassen, und so ist keine Überraschung, daß er sich schon dem nächsten Innenminister zugewandt …

Es war in der gestrigen Nacht keine Überraschung, daß er, Kurz, ein weiteres Mal die Gültigkeit seines ihn einzig vollauf getroffenen Porträts bestätigte, vor allem mit seiner Antwort auf die Frage von Armin Wolf, was denn der Unterschied zwischen dem Disqualizierten und — „in den öffentlichen Stellungnahmen gibt’s keinen Unterschied“ …

„In den Gesprächen, die ich mit FPÖ-Vertretern gehabt hab, wo Sie bekanntermaßen nicht dabei waren. Nein, aber wir hatten ja Vier-Augen-Gespräche, wir hatten Telefonate. Ich glaub, das wissen Sie, daß Sie nicht dabei waren, glaub ich, daß ist keine Überraschung für Sie. Als das Ibiza-Video veröffentlicht worden ist, gab es natürlich einen Austausch […] einige Telefonate mit Norbert Hofer und da gab’s natürlich aus meiner Sicht unterschiedlichste Überlegungen und eine davon war, gemeinsam mit Norbert Hofer die Frage zu stellen […] die Koalition fortzusetzen.“

Armin Wolf wird in der gestrigen Nacht erleichtert das Studio verlassen haben, jetzt mit Sicherheit zu wissen, daß er, Wolf, „nicht dabei war“, als Kurz mit Hofer … Vielleicht war bei Armin Wolf ein wenig Überraschung dabei, von Sebastian Kurz zu erfahren, was er selbst wissen sollte, also wo er, Wolf, wann wo dabei und wann wo er, Wolf, nicht dabei …