Journal, geschrieben nach dem Winter

Allgemein heißt es nun wieder einmal, es ist die schwerste Zeit. Diese Zeit der Corona.

Nicht zu hören ist, es ist die beste Zeit. Diese Zeit der Corona.

Die beste Zeit, sich beruflich neu zu orientieren. Es ist die schwerste Zeit, wenn das nicht aus freien Stücken getan werden kann. Es ist die beste Zeit, wenn es aus freien Stücken geschieht, sich endlich für einen Umschulungskurs anzumelden. Und schon am nächsten Tag die erste Kursstunde besuchen zu können.

Das ist leicht hingesagt, wenn so allgemein darüber gesprochen wird. Aber schwer, es zu tun. Oft fehlt dazu, um es endlich wirklich anzugehen, ein Beispiel aus der Wirklichkeit, ein konkretes Vorbild, das es erleichtert, sich beruflich neu zu orientieren.

So ein konkretes Vorbild kann Alexander Van der Bellen sein, der am ersten Dezemberdonnerstag im ersten Coronawinter seine erste Kursstunde hatte, um sich seinen vielleicht schon lange gehegten Wunsch, Flugbegleiter zu werden, endlich zu erfüllen.

Es war die schlimmste Zeit. Es war die beste Zeit. Wird er im Rückblick auf das Jahr 2020 irgendwann wohl sagen können. Oder etwas Ähnliches. Es wird nicht leicht gewesen sein, das ist einem jeden Menschen nur zu gut bekannt, der sich schon einmal umschulen hatte lassen, ob freiwilig oder nicht freiwillig.

Die Ausbildung zur Flugbegleitung ist eine harte Ausbildung. Von der ersten Ausbildungsstunde an wird alles aufgenommen und sofort mit dem Auszubildenden gemeinsam angesehen und besprochen, was noch falsch war, was schon richtig war. Es war bestimmt für Alexander Van der Bellen nicht leicht, gleich in der ersten Stunde die Aufgabe zu lösen, die Anweisung über das richtige Verhalten bei Gefahr mit unterstützenden Gesten zu sprechen. Durch ein technisches Gebrechen wurde die Aufzeichnung ohne Ton übermittelt. So ist nicht zu erfahren, ob der Text der Anweisung von Alexander Van der Bellen schon ganz richtig aufgesagt wurde. Die zur gesprochenen Anweisung zu machenden Gesten waren, wie die Bilder zeigen, noch nicht richtig. Das wird die Ausbildnerin Alexander Van der Bellen in der sofort nach der Aufnahme erfolgten Besprechung auf sehr pädagogische Weise wohl gleich gesagt und die richtigen Gesten noch einmal und wohl nicht zum letzten Mal anhand von Schautafeln zum Einprägen gezeigt haben.

Es war die beste und die schlimmste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis: Es war der Frühling der Hoffnung und der Winter der Verzweiflung. Wir hatten alles, wir hatten nichts vor uns; wir steuerten alle unmittelbar dem Himmel zu und auch alle unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung – mit einem Wort, diese Zeit war der unsrigen so ähnlich, daß ihre lärmendsten Tonangeber im guten wie im bösen nur den Superlativ auf sie angewendet wissen wollten …

In Jahren nach diesem Coronawinter wird wohl der eine oder andere Mensch den Roman nach diesen seinen ersten Sätzen zur Seite legen und sich daran erinnern, wie es in der Zeit der Corona war, schon durch den Romanbeginn zum Vergleichen mit seinem durchlebten Winter der Corona gedrängt und motiviert dazu, ein Tagebuch im Nachhinein zu beginnen, über seinen Winter ’20.

Seine erste Tagebucheintragung wird sein, vielleicht …

Es war die beste und die schlimmste Zeit, ein Jahr des Unsinns, Tage des glaubenden Unglaubens, Monate der Dämmerung. Für die Verzweiflung war es ihr Sommer. Wenige hatten alles, und zu viele hatten nichts; alle liefen in entgegengesetzte Richtungen – mit einem Wort, diese Zeit war die der Lärmendsten