What’s the story?

Katja Wagner Ich habe natürlich auch meine Recherchen dann versucht mitzuteilen, Kollegen, und da kam eigentlich durchwegs die Antwort: Na ja, was ist jetzt die Geschichte dran? Das wissen wir doch eh alle. Und das hat mich dann doch recht erstaunt, daß das so die einhellige Meinung ist: Na ja, das wissen wir alle in der Branche, das brauchen wir gar nicht berichten.

Das berichtet Katja Wagner am 5. Mai 2021 in der Sendung „Milborn Spezial“ auf „Puls 4“. Es geht um den Medienmanager, dessen Namen ohnehin allen bekannt ist, der Fernsehen an der Theke macht, an der schon mal Geständnisse gemacht werden, etwa dieses, sich gar nicht vorstellen zu können, daß ein Mann es nicht versuchte, zu grapschen, Sex zu haben.

Sie werden jetzt vielleicht fragen wollen, was hat dieser Medienmanager mit dem Flakturm zu tun, genauer, mit dem Text, der nun als

„Smashed to pieces“-Projektion startet: Wien hat seinen Weiner wieder … hat es zuletzt eine Einigung zwischen dem Bundesdenkmalamt und der Wiener Sammlerin Franziska Hausmaninger über die Projektion des Lawrence-Weiner-Werkes „Smashed to pieces (in the still of the night)“ auf den Schwanzer-Trakt der Angewandten gegeben. Unklar war bisher, wann sie beginnen kann. Die Universität für angewandte Kunst teilte nun mit, dass die Aktion diesen Mittwoch um 20.45 Uhr starten soll. Für Rektor Gerald Bast sind heute in „Zeiten gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umbrüche mit zunehmenden sozialen Spaltungstendenzen und Zeichen des Zerbrechens eines ohnedies fragilen gesellschaftlichen Zusammenhalts auch ganz andere Lesarten der Arbeit von Lawrence Weiner denkbar“, heißt es per Aussendung.

Was ist jetzt die Geschichte daran?

Es wissen doch ohnehin alle, daß dieser Text „Smashed to pieces“ seit langem auf dem Flakturm im Arenbergpark steht, weithin sichtbar.

Das braucht doch gar nicht berichtet zu werden, nur weil es auf dem Schwanzer-Trakt ein weiteres Mal …

Seit langem auf einem Flakturm, nur halt nicht mehr auf dem Flakturm im Esterházypark. Und eigentlich unter Einbeziehung der Geschichte immer noch auf einem Flakturm in einem von einem Esterházy angelegten Park …

Es war also immer öffentlich. Gesehen wurde es nur nicht. Nun ist es zweimal öffentlich. Für die Verdoppelung seiner Öffentlichkeit bemüht eine Zeitung gar eine goethesche Paraphrase: „Es werde Licht!“ Vielleicht war „Mehr Licht!“ nicht Goethes letzter Satz.

Am Licht aber mangelt es nicht. Es wurde und wird bei Tageslicht nicht gesehen, was öffentlich war und ist, auch im Arenbergpark, und es wird bei eingeschaltetem Licht nicht gesehen werden, was auf dem Schwanzer-Trakt, soll es doch zur nachtschlafenden Zeit projiziert werden.

So viel Öffentlichkeit, so viel Licht, und so viel Dunkelheit.

Vielleicht war Goethes letzter Satz: Mehr nicht!

Nein, die Zeitung bemüht nicht Goethe, sondern zitiert wortgetreu die biblische Hauptfigur: „Es werde Licht.“ Das Unglück aber nicht nur für diese Figur ist es, daß der Hauptfigur, die nichts als Finsternis sieht, nie gesagt ward, Licht gibt es mehr als genug.

Übrigens, für den Fall, daß einmal eine Geschichte gesucht werden soll, die dann tatsächlich nicht allen ohnehin bekannt ist:

Es gibt noch einen Text auf diesem Flakturm im esterházysch angelegten Arenbergpark, darunter auf der anderen Seite:

„historysteria WA(R)S YOU tie(d) world“.

Oder wenn, weil gedacht wird, ein Text ist nicht öffentlich, wieder für eine Projektion ein Text gesucht wird, um einem Text eine verdoppelte Öffentlichkeit großzügig zu bescheren, dann ist dieser Text von der Künstlerin Marianne Maderna dafür geeignet, wie kaum ein zweiter Text.

Es gibt, muß immer wieder gedacht werden, keinen besseren Platz für „historysteria WA(R)S YOU tie(d) world“ von Marianne Maderna, nicht weil ihr „historysteria WA(R)S YOU tie(d) world“ auf der Mauer eines Flakturms geschrieben steht, sondern wegen der gesamten weiten Umgebung des Arenbergparks, mit all den Skulpturen, biblisch verkündeten Drohungen …