Es wurde zwar bereits in „Frivol zugemuteter Unfug“ die Frage gestellt, weshalb sich nicht an Staaten ohne Streitkräfte orientieren, da es aber eine derart wichtige und darüber hinaus in der breiten Diskussion keine Rolle zu spielende und auch in der breiten medialen Debatte keine behandelte Frage ist, ist es notwendig, diese Frage, weshalb sich nicht an Staaten ohne Streitkräfte orientieren, zu einer eigenen Schlagzeile zu machen.
Die breite Diskussion und die breite mediale Berichterstattung wird je mit einem unausgesprochenen Gebet eingeleitet und beendet, mit einem Anrufungspsalm: „Unser Heer, Herr unser!“ Denn wie für Fundamentalgläubige jedweden organisierten Glaubens darf die Existenz des Militärs nicht angezweifelt werden, ist das Dogma „Militär existiert“ unumstößlich, diskutiert darf lediglich werden, in welchem organisatorischen System darf dem „Herrrn“ gedient werden. Es darf lediglich darüber nachgedacht werden, wie können für den „Herrn“ Menschen gewonnen werden, die bisher noch nicht ihren Weg zum „Herrn“ fanden, wie es beispielsweise die zur Missionarin aufgestiegene Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek …
Und dem „Herrn“ werden alle weiter und noch mehr mit ihrem Steuergeld zu dienen haben. Das ist entschieden. Hier herrscht Einigkeit in der Regierung von ÖVP und SPÖ. Über den Dienst am „Herrn“ durch Steuergeld hat der Souverän nicht zu entscheiden. Es herrscht also Einigkeit darüber, unabhängig davon, ob die Kugel auf Wehrpflicht oder auf Berufsheer zum Liegen kommen wird, es muß das Haus des „Herrn“ modernisiert und professionalisiert werden … Es wird von Modernisierung und Professionalisierung gesprochen, um das Wort Aufrüstung zu vermeiden. Denn das Wort Aufrüstung würde augenblicklich die Rüstungsindustrie erinnern und augenblicklich erhellen, wer die tatsächliche Nutznießerin ist und wer die tatsächliche Gewinnerin dieser „Volksbefragung“ sein wird. Es wird die Rüstungsindustrie sein, die durch Steuergeld staatlich geschützte Werkstätte, die aber nicht Produkte zum Nutzen des Menschen erzeugt, sondern für den Schrottplatz produziert – weltweit leider nicht so harmlos als im konkreten österreichischen Fall …
So fordert beispielsweise auch die österreichische Offiziersgesellschaft des „Herrn“ von allen den Steuergelddienst:
Erhöhung des Investitionsrahmens auf jährlich zumindest 30% des geforderten Budgetrahmens von 1% des BIP zur Modernisierung[.]
Als ob es mit dem „Herrn“ mit seinen Massenvernichtungswaffen eine Zukunft geben könnte, sprechen diese Offiziere von Zukunftsfähigkeit, die sie in ihrer Forderung nach „vermehrter materieller, organisatorischer und struktureller Integration und Kooperation mit den Streitkräften der europäischen Staaten insbesondere der EU“ sehen … Derzeit werden rund 2 Milliarden Euro Steuergeld in den Opferstock des „Herrn“ geschmissen, das sind rund 0,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, um das allein von den Offizieren des „Herrn“ geforderte Steuergeld fassen zu können, muß schon einmal ein fast doppelt so großer Opferstock angeschafft werden …
Beispielsweise können, weil es sich dabei um eine aktuelle Verkündigung handelt, Menschen in Polen von ihrem verpflichteten Dienst im Steuergeldhochamt des „Herrn“ erzählen, von ihrer verpflichteten Füllung des Opferstockes der Rüstungsindustrie. Kaum drei Jahre nach Reformierung der polnischen Armee, in diesem Fall nach Wandlung der Wehrpflicht zu einem Berufsheer, wird ihnen geheißen, in den nächsten zehn Jahren 31,7 Milliarden Euro Steuergeld zur Modernisierung … Um sich das leisten zu können, wurde natürlich schon früher Vorsorge getroffen, etwa durch Erhöhung der Mehrwertsteuer, etwa durch Kürzung der Ausgaben für das Arbeitslosengeld … Und über alle Grenzen hinweg herrscht im Hause des „Herrn“ argumentative Einigkeit, der Steuergeldablaß für die Rüstungsindustrie bringt Arbeitsplätze und Steuern für den Staat, der das Steuergeld der Bürger und Bürgerinnen also dafür ausgibt, Steuern aus Steuergeld einzuheben, für das auch Arbeitslose mit gekürztem Arbeitslosgengeld erhöhte Mehrwertsteuer …
Die Mitteilung in dem Bericht der Presse über die polnische Aufrüstung,
[d]ie Streitkräfte möchten vier Geschwader der unbemannten Fluggeräte kaufen, die sowohl zur Aufklärung als auch zu Militäreinsätzen im Umkreis von 24 Kilometern geeignet sind[,]
führt noch einmal dazu, auf den Essay „Gezielte Tötung“ von Armin Krishnan zurückzukommen … Drohnen auch für den Einsatz des „Herrn“ – im Umkreis von 24 Kilometern. Wo? In Polen? Auch in Polen? Und wenn in Polen, gegen wen? Und ist bei der Modernisierung und Professionalisierung des österreichischen „Herrn“, gleich ob er Wehrpflicht oder Berufsheer trägt, auch daran gedacht, ihn mit Drohnen aufzurüsten? Wozu die gleichen Fragen, wenn ja, zu stellen sind. Auch zum Einsatz in Österreich? Und dann, wenn ja, gegen wen?
Das Schlußwort ist Armin Krishnan zu überlassen, nicht ohne darauf hinzuweisen, daß das Bundesheer das Sicherheitspolizeigesetz für ihren eigenen Einsatz noch strenger haben wollte …
Im schlimmsten Fall könnten auch westliche Regierungen die eigene Bevölkerung zum Feind erklären und durch heimliche selektive Tötungen ausdünnen, um damit ideologische und sozialtechnische Ziele zu verfolgen. Diese Gefahr ist keineswegs nur hypothetisch, sondern wird durch den kontinuierlichen Ausbau des Polizeistaates in Nordamerika und Europa und die wachsende Macht nationaler Sicherheitsapparate immer konkreter. Die Namen von Millionen Menschen stehen in den USA und in Europa ohne deren Wissen auf „Terrorismusbeobachtungslisten“. Nicht nur müssen die betroffenen Personen befürchten, dass ihnen dadurch massive Nachteile erwachsen, sie können in der Zukunft schnell und lautlos in geheimen Gefängnissen verschwinden oder auf Todeslisten gesetzt werden – ein Recht, das die Obama-Regierung bereits zu besitzen behauptet. Im Hinblick auf die sich immer weiter entwickelnden technischen Möglichkeiten der Überwachung und heimlichen Tötung sowie die politischen Versuche, in vielen Bereichen allgemeine Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und des Völkerrechts außer Kraft zu setzen, muss man die allmähliche Legitimierung gezielter Tötungen mit großer Sorge betrachten.









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