Das Schreckgespenst ist nackt.

Wäre Sebastian Kurz nicht zur Zeit Bundeskanzler in Österreich, müßte nach dem, was Erhard Busek in einer Minute und zehn Sekunden über Seb. Kurz umfassend klipp und klar sagt, nichts mehr geschrieben werden.

Nachdem Seb. Kurz aber zur Zeit Bundeskanzler ist, kann nicht darüber hinweggegangen werden, was er verbreitet, wie auch an diesem Sonntag wieder. Am 8. März ’20 in der Pressestunde.

Wie er sich verhält, wie er mit Zahlen umgeht, das ist ein Verhalten, das in Österreich seit Jahrzehnten nur vom Personal der identitären Parlamentspartei und der für kurz gewesenen identitären Regierungspartei gekannt wird.

Allein sein Verhalten, allein schon seine Reaktion auf die Frage von Karin Leitner, ob es denn für einen Regierungschef gescheit sei, so zu übertreiben, es würden Millionen kommen, liefert ein Bild des Abgrunds. Anzusehen sein körperliches Schütteln und anzuhören sein Lachen dabei nach zehn Minuten und vierundvierzig Sekunden der Pressestunde. Kein unbekanntes Verhalten, ein abgeschautes Verhalten gegen Medienmenschen von seinem …

Wie Seb. K. mit Zahlen umgeht.

„Bei insgesamt 100 Millionen Menschen, die auf der Flucht sind, glauben Sie nicht, daß mehrere Millionen, wenn die Grenzen offen sind, Lust haben nach Europa zu kommen. Das ist keine Übertreibung. Das ist Realität.“

Es sind viele, aber nicht einhundert Millionen Menschen Es sind, nach den Zahlen einer seriösen Organisation, rund 70,8 Millionen Menschen, wie vor wenigen Monaten bekanntgegeben. Die rund dreißig Millionen Menschen, die seit dem letzten Juni hinzugekommen sein sollen, nun, die dürften bei Seb. K. exklusiv vorübergezogen und von ihm gezählt worden. Das muß ihm ein weiterer Zählnachmittag voller Lust am Strand von Klagenfurt gewesen sein …

Mit einem genaueren Blick auf die Zahl 70,8 Millionen sind auch noch viele Unterscheidungen (in „41,3 Millionen Binnenvertriebene, 25,9 Millionen Flüchtlinge, 3,5 Millionen Asylsuchende“) zu erkennen, die das Schreckgespenst des blauen Bundeskanzlers noch einmal als das zeigt, was es ist. Das Schreckgespenst hat nicht einmal ein weißes Leintuch an. Des blauen Bundeskanzlers Schreckgespenst ist nackt.

„Das ist ein bißchen unredlich, wie da agiert wird. Oder manche kennen schlicht und ergreifend die Zahlen nicht. Wir haben als Republik Österreich in den letzten fünf Jahren rund 200.000 Menschen aufgenommen. Wir haben damit mehr geleistet als fast alle anderen Länder dieser Welt, als fast alle anderen Länder in der Europäischen Union. Und wenn man 200.000 Menschen aufgenommen hat und wenn jedes Jahr ungefähr tau…, zehn bis fünfzehn Tausend dazukommen, dann verstehe ich die Debatte nicht.“

„Zweihunderttausend Menschen aufgenommen“, sagt Seb. K. Nun, die Zahlen von einer seriösen Organisation hingegen …

Und auch das ist uraltbekannt von der identitären Parlamentspartei und von der für kurz gewesenen identitären Regierungspartei, die Anwürfe gegen den ORF, übernommen von Seb. K., wenn er diesmal Hans Bürger vorhält, der ORF würde gewisse Bilder nicht zeigen.

„Ich glaube, es braucht überhaupt keine martialische Sprache und das Schüren irgendwelcher Bilder, die nicht angebracht sind.“

Und dann beschreibt Seb. K. gerne ausführlich die Bilder, die der ORF „nicht so gerne zeigt“ …

Sein Außenminister hat das schon beherzigt, daß es „keine martialische Sprache“ braucht, sondern das Gebet der Stunde ist die Sprache des Krieges, wenn er von „Frontstaat“ spricht …

Und selbst Seb. K. hat das beherzigt, hört auf sich selbst, „keine martialische Sprache“, sondern Kriegssprache, wenn er etwa von „Grenzsturm“, von „die Grenze fällt“ in dieser Pressestunde am 8. März 2020 …

Erhard Busek fragt sich, um an den Anfang des Kapitels zurückzukehren, mit wem sitze Seb. K. zusammen, wie schaue das in Wirklichkeit aus. Nun, seit dieser Pressestunde hat Erhard Busek seine Antwort: „Ein Priester“ … Der türkis angestrichene blaue Bundeskanzler empfängt von einem Priester … welcher Priester das wohl ist? Wer macht dem zurzeitigen Bundeskanzler den Johannes Hollnsteiner, den Beicht- und Ratvater?

„Die Fassade der Türkisen bröckelt“ seit langem schon, das bemerkte sogar ein Hafenecker, nun ist sie ganz zerbröckelt und gibt den Blick auf eine blaue Fassade frei, zur Hälfte auch gestrichen bereits mit der schwarzen Farbe des politischen Katholizismus, mit Ratvater und Kreuz-Tage-Ministrantinnen …

Die grüne Partei – das Farbenspiel ist erlaubt – muß jetzt nach so kurzen Wochen schon ganz grün …