Im „Talk im Hangar“ war in dieser Juli-Woche des Jahres ’21 nicht Kubitschek, nicht Tichy, nicht Zeitz – was für eine erfreuliche Woche …
Dabei war Richard Grasl, Kurier …
Es könnte nun genau erzählt werden, wie Richard Grasl von seiner ersten Meldung an sich schützend vor die Journalistinnen des Landes stellte, als hätte er einen derart breiten Rücken, hinter dem die Journalisten des Landes vor Angriffen gegen sie sicher wären, sein breiter Rücken ihnen ein Verteidigungswall, hinter dem sie sich verbergen könnten, weiter könnte genau erzählt werden, wie Richard Grasl Rechnung seiner Rechercheleistung legte, und Michael Fleischhacker deren Lücken sofort auffüllen mußte, weiter könnte genau erzählt werden, wie Richard Grasl gegen Horst Pirker Argumente vorbrachte, als wären sie fundiert recherchierte Fakten – auf dieselbe Weise, wie sie, einfach wie kurz gesagt, auch in Österreich mehr und mehr lege artis oder wie es seit der zweiten kurzen Regierungsbeteiligung der FPÖ bevorzugt genannt und hinlänglich bekannt ist: state of the art …
Weiter noch könnte erzählt werden, wie Richard Grasl in dieser Sendung versucht zu verneinen, sich abmüht wegzureden, daß es eine sogenannte Orbánisierung der Medien in Österreich … Genauso versucht ein Mann in Österreich, dessen Farbe am Arm von Richard Grasl, für Orbán zu reden, sich bemüht, auf ihn, Orbán, zu schauen.
All das könnte genau erzählt werden. Aber das ist nicht notwendig. Richard Grasl ist ein türkises Uhrenarmband angelegt. Die Ziffern seiner Uhr leuchten türkis. Ihm tickt die Zeit türkis. Damit ist alles erzählt, damit erzählt Richard Grasl selbst alles genau, auf das Kenntlichste, was von seinen Meldungen …
Wer erinnert sich noch an die Interviews von Richard Grasl mit Erwin Pröll im niederösterreichischen Fernsehen? Damals trug Richard Grasl noch ein sogenanntes neutrales Uhrenarmband, also kein schwarzes Uhrenarmband, auch wenn sein Verhalten gegenüber dem schwarzen Landeshauptmann des Niederösterreichischen den Eindruck hinterließ, ihm wäre angelegt ein schwarzes …
Damals, das ist wohl die einzige Veränderung zum Heute, gab es noch die großzügige Überlassung des Herrn, selbst – freilich, wenn das Verhalten dem Herrn wohlgefiel – entscheiden zu dürfen, auch ein neutrales Uhrenarmband zu tragen.
Es gibt einen alten Spruch, der in etwa lautet:
Wes Band mir eingelegt, des ich spiel‘.
Ein Satz von Richard Grasl aus dieser Sendung ist darum doch zu zitieren:
„Ich war dabei, Sie nicht.“
Das ist wohl die Konsequenz aus der Hochzeit der Verschwörungen, nur noch das als wahr anzuerkennen, das selbst direkt erfahren wurde, durch das eigene Dabeisein, nur noch das gelten zu lassen, das durch das eigene Zugegensein erlebt wurde, und alle, die nicht dabei sind, haben zu schweigen, allen, die nicht selbst zugegen sind, ist nicht zuzuhören, alle, die nicht selbst teilnehmen, wissen nichts. Nur das von jenen, die dabei sind, zählt einzig noch. Salve!
Salve! Der Mann, dessen Farbe auf dem Arm von Richard Grasl, bemüht sich nicht nur auf Orbán zu schauen, sondern auch auf Salvini. Die ersten vier Buchstaben von Salve und Salvini sind ident, das läßt das Wortspiel zu, es ist in Österreich auch eine Salvinisierung im Gange, im Sinne von, nur der eine Mann zählt, nur was dieser sagt, ist wahr, weil er überall dabei ist, und nur er ist mit Salve! ehrfürchtig zu grüßen.
„Ich war dabei, Sie nicht“, die Legitimation, überhaupt noch sprechen zu dürfen, die einzige Lizenz noch zum Wahrreden, nicht von Richard Grasl ausgestellt, sondern vom Anstreicher, dessen Farbpalette eine einzige Farbe …
„Ich war dabei, Sie nicht.“ Dieser Satz, um alle, die nicht genehm sind, zum Verstummen zu bringen, wird eines Tages eine Wandlung erfahren, eine traditionell österreichische Wandlung, eines Tages werden jene, die heute „Ich war dabei, Sie nicht!“ sagen, eines bitteren Tages werden diese in Befolgung des Spruchs „Si salvi chi può!“ mit beiden Zeigefingern auf ihre Nachbarn zeigen, mit beiden Zeigefingern unermüdlich Salven auf ihre Nachbarinnen – „Nicht ich war dabei, Sie.“ „Und Sie.“ „Ich war nicht – Sie!“ Und Sie, Sie …

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