Am „25. Januar 1945“ veröffentlicht die Wochenzeitung „Die Furche“ einen Artikel von Dr. Roland Tenschert:
Musik der Befreiung
[…] Was durch die gewaltsame Eingliederung Österreichs in das Dritte Reich und durch den folgenden Krieg für die österreichische Musik verlorengegangen ist und was durch die neuerstandene Unabhängigkeit wiedergewonnen werden konnte? Die österreichische Musik ist dadurch groß geworden, daß sich Österreich, und im besonderen Wien, aus ursprünglicher Volksveranlagung ein originelles Musikingenium zu wahren wußten und zugleich dauernd eine lebendige und feinfühlige Verbindung mit allen auswärtigen Regungen des Musiklebens hielten, deren Widerhall immer wieder produktiv verarbeitet wurde. Gerade darin liegt das Geheimnis der Weltgeltung österreichischer Musik, daß ihre Sprache bei aller Eigenart wirklich in der ganzen Welt verstanden wird. […] Bei dem Verlust der Unabhängigkeit ging zugleich mit der staatlichen Souveränität für Österreich auch die Souveränität der Österreichischen Musik verloren. Es wurde von nun an in Berlin entschieden,was und wie in Österreich musiziert werden sollte. Um etwa Mozarts Gedenken anläßlich des 150. Todestages des Meisters zu feiern, verwarf man Alfred Rollers geniale „Don-Juan“-Inszenierung und setzte an ihre Stelle die unmozartischen, mit der Musik unvereinbaren Dekorationen eines Bühnenbildners aus dem „Altreich“. Oder man kleidete Mozarts in Wien für Wien geschaffenes Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ in das Gewand einer kalten, werkfremden Inszenierung, die die genaue Kopie einer Hamburger Vorstellung war. Für die Neugestaltung der „Zauberflöte“ nahm man in Berlin Maß, für einen neuen „Lohengrin“ in Bayreuth, vergaß aber dabei, daß Wien oder auch die Festspielstadt Salzburg nach eigenen Maßen gemessen werden sollen, wollten sie weiter die bis dahin behauptete Stellung im musikalischen Weltkonzert bewahren. Mit dieser „Gleichschaltung“ der Österreichischen Musik ging ihre Absperrung von der Außenwelt Hand in Hand, die sie an einem anderen Lebensnerv traf. Was immer unserer Musik den neubelebenden Auftrieb gab, das Hineinhorchen in die Zeichen der Zeit dahin und dorthin, es war durch die undurchdringlichen Grenzsperren des Dritten Reiches zur Unmöglichkeit geworden. Ein übriges vollbrachte die Ausdehnung des Goebbels-Erlasses auf unser Land, der mit der Abschaffung der Kritik und ihrem Ersatz durch eine reglementierte „Kunstbetrachtung“ dafür sorgte, daß an der so geschaffenen Situation nicht gerührt werden durfte. Der lange Krieg riß die Entwicklung in der so angebahnten Richtung nur noch vehementer vorwärts und abwärts, bis mit der beschämenden Verordnung eıner Stillegung der kulturellen Belange vom Herbst des Jahres 1944 dem Musikbetrieb auch in Österreich praktisch ein Ende bereitet wurde. Es folgten die Wöchen, ‚wo infolge eines sinnlosen Widerstandes ehrwürdige Stätten österreichischer Musikkultur in Trümmer fielen. Kaum war der böse Spuk zerstoben, so begann sich in dem zerschlagenen Lande der Wiener Philharmoniker und mit dem neugegründeten Verband der Wiener Symphoniker ein den vorläufigen Ansprüchen gerechtwerdendes Musikleben aufzubauen verstand, konnten in Salzburg geschickt improvisierte Festspiele gestartet werden, konnte Graz manche würdige Festaufführung gelingen. Die Programme und Opernspielpläne gewährten manchen jahrelang ausgesperrtem Werk Zugang. Der Anschluß an die Zeit wurde gesucht, indem man auch der neuen Musik willig die Tore öffnete. Die Neugründung der österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für neue Musik, die schon wiederholt mit bedeutsamen Veranstaltungen hervorgetreten ist, bedeutete in dieser Richtung einen entscheidenden Schritt. Auch die Wiener Operette und die Wiener Unterhaltungsmusik konnte ihren Aktionsradius erweitern, indem sie lange zu Unrecht zum Schweigen verurteilte Komponisten wieder zur verdienten Geltung brachte. Einem zeitweisen Abgleiten in das Kabarett- und Barwesen konnte gesteuert, werden. […] Im musikalischen Erziehungswesen sind die Institute einer berühmten Tradition, wie die Wiener Staatsakademie für Musik, das Salzburger Mozarteum, wieder an die Spitze getreten. Die Musikschule der sTadt Wien hat in vollem Umfange ihre Arbeit aufgenommen. Für den Erziehungsfaktor kann sich die neuerstandene Ravag bewähren. Mit der Schaffung einer demokratischen Presse in Österreich kommt auch die Musikkritik wieder zu ihren Rechten. Auch dem Künstler hilft selbst eine verständnisvolle Kritik unter Umständen mehr als uniformiertes Lob. […]

Das also veröffentlichte „Die Furche“ am „25. Januar 1945“, wie auf ihrer Website im November 2022 zu lesen ist.
Der ehemalige Chefredakteur der christlichsozialen Reichspost und Scharfmacher, der durch den „Geist der Lagerstraße“ im Dachau geläutert worden war, gründete ein neues Wochenblatt, eine „kulturpolitische Wochenschrift“: die FURCHE. Erstmals erschienen am 1. Dezember 1945, sollte sie ein Beitrag zum geistigen Wiederaufbau sein, gleichsam eine Furche durch den von Krieg und Verheerung verhärteten Ackerboden ziehen. Doris Helmberger-Fleckl, Chefredakteurin
„Erstmals erschienen am 1. Dezember 1945.“ —
Bei einer katholischen Zeitung darf durchaus von einem Wunder gesprochen werden. 1945 begann also mit dem Monat Dezember und 1945 endete mit dem Monat Januar. Wie sonst auch hätte „Die Furche“ die „Musik der Befreiung“ von Roland Tenschert veröffentlichen können, wäre der 1. Dezember 1945 nicht vor dem 25. Januar 1945 —
Der Dezember 1945 vor dem Jänner 1945, in dem Dr. Roland Tenschert dies für „Die Furche“
Was durch die gewaltsame Eingliederung Österreichs in das Dritte Reich […] Es wurde von nun an in Berlin entschieden,was und wie in Österreich musiziert werden sollte.[…] Mit dieser „Gleichschaltung“ der Österreichischen Musik ging ihre Absperrung von der Außenwelt Hand in Hand, die sie an einem anderen Lebensnerv traf. Was immer unserer Musik den neubelebenden Auftrieb gab, das Hineinhorchen in die Zeichen der Zeit dahin und dorthin, es war durch die undurchdringlichen Grenzsperren des Dritten Reiches zur Unmöglichkeit geworden. Ein übriges vollbrachte die Ausdehnung des Goebbels-Erlasses auf unser Land, der mit der Abschaffung der Kritik und ihrem Ersatz durch eine reglementierte „Kunstbetrachtung“ dafür sorgte, daß an der so geschaffenen Situation nicht gerührt werden durfte. Der lange Krieg riß die Entwicklung in der so angebahnten Richtung nur noch vehementer vorwärts und abwärts, bis mit der beschämenden Verordnung eıner Stillegung der kulturellen Belange vom Herbst des Jahres 1944 dem Musikbetrieb auch in Österreich praktisch ein Ende bereitet wurde.
schrieb, und er, Tenschert, im Jänner 1945 dies für das „Neue Wiener Tagblatt“ schrieb, veröffentlicht am 7. Januar 1945:
Die deutschen Europasender hatten Generalmusikdirektor Lovro von Matacic eingeladen, mit dem Wiener Rundfunkorchester, dem Chor des Reichssenders Wien und Solisten der beiden Wiener Opernhäuser die kroatische Heldenoper „Nikola Subic-Zrinski“ von Ivan von Zajc in konzertanter Fassung zur Aufführung zu bringen. Das Werk ist hier in Wien von einem Gastspiel des Opernensembles des Kroatischen Staatstheaters Zagreb im Mai 1943 im Opernhaus der Stadt Wien noch in frischer Erinnerung. Lovro von Matacic sandte der Konzertaufführung einen einführenden Vortrag voraus, in dem er den Kroaten als tapferen Soldaten wie als kunstbegeisterten Menschen schilderte und beide Eigenschaften aus der Geschichte durch zahlreiche Beispiele belegte. […]
So erwies sich in der gelungenen Aufführung der kroatischen Heldenoper der deutsch-kroatische Kulturaustausch, während des gemeinsam geführten Kampfes an einem charakteristischen Beispiel bestätigt, das allen Ausführenden reichlichen Beifall brachte.

Am 25. Januar 1945 kritisiert Dr. Roland Tenschert für „Die Furche“ die „Ausdehnung des Goebbels-Erlasses auf unser Land, der mit der Abschaffung der Kritik und ihrem Ersatz durch eine reglementierte Kunstbetrachtung“, und er, Tenschert, ist in dieser Jahreshälfte 1945 selbst als „bekannter Musikbetrachter“ recht tatenvoll, weiß der „Völkische Beoachter“ im nach dem Furchenwunderkalender vor dem Jänner kommenden März zu berichten, am 1. März 1945:
Volksbildungswerk im Sommersemester
Mit unvermindertem Eifer ist das Deutsche Volksbildungswerk im Gau Wien bei der Sache, um dem Lern- und Wissensdrang seiner zahlreichen Hörer einen möglichst vielseitigen Stoff zu bieten. Sind auch einzelne Stätten der nationalsozialistischen Volksbildung verlegt worden, für den Umfang der Darbietungen ist dieser Umstand bedeutungslos.
Auch das zweite Semester des Volksbildungswerks gibt Gelegenheit, auf allen Gebieten des Wissens und des praktischen Könnens Neues hinzuzulernen. Medizin, Philosophie und Technik sind mit der gleichen Sorgfalt behandelt worden wie die kulturellen und rein praktischen Facher, die dem täglichen Gebrauch nahestehen. Unmöglich, alle einzelnen Veranstaltungen im besonderen hier zu erwähnen. Heben wir die wichtigsten hervor, dann sind wohl, die geschichtlichen Themen mit in vorderster Reihe zu nennen. Dr. Ludwig Jedlicka spricht über „Österreichische Feldherren im deutschen Schicksal“ und Professor Dr. Richard Raithel behandelt den tausendjährigen Kampf um den lothringisch-elsässischen Grenzraum. Auf literarischem Gebiet ist Dr. Hugo Ellenberger mit einer langen Reihe von Vorträgen vertreten, über bildende Kunst sprechen Doktor Margarete Kalous über „Die Kunst in Italien“, und Dr. Anne Hofmann-Heck über „Kunstschätze in den Donau- und Alpengauen“. Eine Vortragsreihe des bekannten Musikbetrachters Dr. Roland Tenschert ist dem Schaffen von Richard Strauß gewidmet […]
In der unmittelbaren Spalte neben der Werbung für die „nationalsozialistische Volksbildung“ des „Musikbetrachters Dr. Roland Tenschert“ klärt der „Völkische Beobachter“ am 1. März 1945 auf über den rechten Blickpunkt:
Der richtige Blichpunkt
Wenn sich ein Volk in schwerbedrohter Lage richtig verhalten soll, dann muß es den richtigen Blickpunkt für die gegebene Situation besitzen. Die bolschewistische Menschen- und Panzerwalze im deutschen Osten und die neue Feindoffensive im Westen zeugen von einer gewalttigen militärischen Kraftanstrengung und Machtanhäufung unserer Gegner. Es ist auch bei höchster Einschätzung der Menschen-, Rohstoff- und Rüstungskapazität der anglo-amerikanisch-bolschewistischen Weltverschwörung vollkommen ausgeschlossen, daß sich ihr jetziges Kräfteaufgebot auf lange Zeit hinaus durchhalten kann. Fs handelt sich vielmehr zweifellos um die aufs höchste getriebene und darum naturgemäß verhältnismäßig kurzfristige Entfesselung aller materiellen Einsätze, zu der sie zwecks Vernichtung Deutschlands fähig ist. Eine langfristige Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Verschleißes an Menschen und Material würde die Belastungsmöglichkeiten auch der feindlichen Riesenreiche und ihrer Hilfsquellen übersteigen. Damit ist unsere eigene Aufgabe gekennzeichnet: wir müssen unter allen Umständen, mit der äußersten Kraft, mit stählerner Härte des Willens und mit furchtlos bleibendem Herzen auch im Sturm der schwärzesten Tage aushalten, bis sich die kurzfristig bemessene feindliche Generalanstrengung an der Standhaftigkeit und Dauer des deutschen Widerstandes gebrochen hat. Die große Chance unseres Kampfes liegt darin, daß unsere Verteidigung und Kampfentschlossenheit härter sind und länger ausdauern, als die Feinde ihren auf die deutsche Niederlage abzielenden Ansturm durchzuhalten vermögen. Das ist der richtige deutsche Blickpunkt. In ihm ist nichts weniger als die Entscheidung über Tod und Leben für uns eingeschlossen. Die Last, die er auf uns wirft, ist nicht untragbar. Mit zusammengebissenen Zähnen werden wir durch die Preisgabe all unseres seelischen und materiellen Könnens Herr der Zeit und Herr der feindlichen Masse werden.

In der Ausgabe Nr. 4 der Wochenzeitung „Die Furche“ ist auch gleich etwas, wohl der geläuterten Tradition wegen, etwas von Abraham a Sancta Clara veröffentlicht, aus „Merk’s Wien!“, der so recht, recht über „Judä“ und seine „nahen Brüder und Anverwandte“ zu predigen verstand. Diese Ausgabe gleich mit dem „Credo“ von Paula Grogger, als wäre es eine Ausgabe kurz vor Weihnachten, kurz vor Christi-Geburt, zu der das „Credo“ so recht passend erscheint. Vielleicht gab es 1945 ein zweites Wunder und, nach dem Furchenwunderkalender, wurden Weihnachten 1945 im Januar begangen; was wäre das für eine Ausgabe kurz vor Heilandsgeburt ohne das „Credo“ von Paula Grogger gewesen – keine Ausgabe …
Im August 1944, der, es gab noch keinen Furchenwunderkalender, tatsächlich im nach für alle geltenden Furchenkalender der achte Monate war, schreibt Johanna Meinl im „Völkischen Beobachter“ über „Frauen und ihre Welt“, am 9. August 1944:
Aus Lyrik und Balladen unserer großen deutschen Dichterinnen Anette von Droste-Hülshoff, Ina Seidel, Agnes Miegel, Paula Grogger, Lulu von Strauß und Torney, Ricarda Huch und dem lyrischen Schaffen junger, aufstrebender Talente wie Helmtraude Dienel mit dem eigenartig schönen „Dorffriedhof“, Elisabeth Effenberger mit dem rührend zarten „Im Geiste“ und Gedichten von Anna Laube, Nelly Lia Bayer und Cary Elisabeth Wirth wählte Ernst Ludwig Matter in seinem Vortragsabend im Figaro-Kammersaal „Frauen und ihre Welt“ jene Werke, in denen die besondere, zarte und stille Welt der Frau ihren reinsten Ausdruck findet. Die eindringlich gestaltende Vortragsweise Matters, die den verborgensten Schönheiten der Dichtungen nachspürt, seine verständnisvoll gewählten verbindenden Worte sowie die weise Anordnung der Vortragsfolge, in der das Leuchten des Großen und Vollendeten das Kleinere und noch Tastende erhellte,, sicherten dem Abend einen schönen Erfolg, an dem auch jene Dichterinnen, die anwesend waren, reichen Anteil nahmen.
Und auf derselben Seite ein recht langer lyrischer Berichterstattungserguß über einen Prozeß – Credo des Reiches, Beschwörung des Herrn: „Zukomme uns dein Reich“
[…] Am Schluß der Verhandlung weist der Vorsitzende darauf hin, daß die Putschisten die verbrecherische Absicht gehabt hätten, mit dem feindlichen Ausland zu paktieren. Er stellt weiter dem Angeklagten Witzleben die Frage, ob er in einer militärischen Dienststelle nach dem Scheitern des Verrats sich noch dahin geäußert habe, daß für den Putsch nicht genügend Personen zur Verfügung gestanden hätten. Der Angeklagte antwortet darauf, daß er beim Scheitern dieses Putschversuches „einen grundlegenden Irrtum“ festgestellt habe. Er habe immer geglaubt, daß „zuverlässige Truppenteile und ein größerer Kreis höherer Offiziere“ mitmachen würden. Sein großer Irrtum sei gewesen, daß er sich völlig über die nationalsozialistische Haltung der deutschen Wehrmacht getäuscht habe. Nunmehr nimmt der Oberreichsanwalt das Wort zur Frage des Vollzugs des zu erwartenden Todesurteils. Die Angeklagten hätten sich mit dieser Tat außerhalb jeder Beziehung zur Volksgemeinschaft, zur Front und Heimat gestellt. Die Attentäter hätten die Treue zum Obersten Kriegsherrn und gegenüber ihren Kameraden gebrochen und das Reich in der Stunde höchster Gefahr neuen unerhörten Belastungen ausgesetzt. Sie hätten die Bereitschaft dokumentiert, das Vermächtnis der Hunderttausende von Gefallenen, die ihr Leben hingaben, damit Deutschland stark bleibe, einfach in den Schmutz zu treten. Daß ein solch schimpfliches Beginnen nicht damit gesühnt werden könne, daß eine ehrliche Kugel das Leben der Angeklagten beende, sei unbestreitbar. Die gemeinen Beweggründe und der geradezu erschütternde Ablauf der hier zur Sprache gekommenen Ereignisse zwingen zu dem einzig möglichen Schluß, daß der Vollzug der Todesstrafe gegen diese ehrlosen Verbrecher nur durch den Strang erfolgen könne. Der Oberreichsanwalt schließt: „Wenn das Urteil vollstreckt sein wird, ist ein Schandfleck aus der Geschichte der deutschen Wehrmacht ausgelöscht, wie es ihn niemals zuvor gegeben hat, und wie er in Zukunft niemals wieder sein wird.“ Als nach diesen Ausführungen des Oberreichsanwaltes die Angeklagten Stieff, Höppner und Witzleben durch ihre Verteidiger beantragen, die Todesstrafe möge durch Erschießen vollzogen werden, da antwortet der Präsident ihnen scharf:„Den Führer wollten Sie in die Luft sprengen, und Sie verlangen für sich die Kugel? Das ist ein starkes Stück.“ Das Urteil Nach mehrstündiger Beratung verkündet der Präsident des Volksgerichtshofes das Urteil, das wir auf Seite 1 veröffentlicht haben: „Im Namen des deutschen Volkes! Eidbrüchige, ehrlose Ehrgeizlinge! Erwin von Witzleben, Erich Höppner, Helmuth Stieff, Paul von Hase, Robert Bernardis, Peter Graf York von Wartenburg, Albrecht von Hagen, Friedrich Karl Klausing verrieten, statt mannhaft wie das ganze deutsche Volk dem Führer folgend, den Sieg zu erkämpfen, so wie noch niemand in unserer ganzen Geschichte das Opfer unserer Krieger, Volk, Führer und Reich, den Meuchelmord an unserem Führer setzten sie ins Werk. Feige dachten sie, dem Feinde unser Volk auf Gnade und Ungnade auszuliefern, es selbst in dunkler Reaktion zu knechten. Verräter an allem, wofür wir leben und kämpfen, werden sie alle mit dem Tode bestraft. Ihr Vermögen verfällt dem Reich.“ Urteilsbegründung Die schimpflichste Tat, die die deutsche Geschichte je gesehen hat. Zu seiner Urteilsbegründung entrollt der Präsident noch einmal ein Bild der furchtbaren Tat. Schaudernd erleben wir erneut, wie der erste Mord-Putsch-Gedanke in verbrecherischen Gehirnen aufkeimt, wie ein Schurke sich zum anderen fand, wie schließlich eine Clique von Reaktionären, Verbrechern und Mithelfern daran ging, mit englischem Sprengstoff und englischem Zündwerk den Führer feige zu meucheln, Volk und Reich, Heimat und kämpfende Front zu vernichten. Es ist ein entsetzenerregendes Bild menschlicher Verkommenheit, das sich in diesen beiden Tagen der Verhandlung enthüllt hat und das nun der Präsident bis in alle Einzelheiten nachzeichnet. „Wovon wissen wir das alles?“ so fragt der Präsident am Schluß seiner Urteilsbegründung, und er antwortet: „Wir haben nur das festgestellt, was jeder der Angeklagten selbst in der Hauptverhandlung bekannt und eingestanden hat. Aber das, was wir feststellen, ist bei jedem von ihnen nur das Mindestmaß ihrer Schuld. Ihre wirkliche Schuld sprengt jedes Maß. Der Verrat an unserem freien, starken deutschen Gemeinschaftsleben, an unserer Wesens- und Lebensart, die vermessene Begier, an die Stelle unserer inneren Freiheit die Knechtung und die Reaktion zu setzen, die moralische Selbstentmannung des Feiglings mitten im Kampf— das ist Hochverrat.

Sein Credo an den Herrn, seine „Treue zum Obersten Kriegsherrn“ schrieb Roland Tenschert schon fünf Jahre zuvor, im April 1940 – auch dieser Monat war nach dem für alle geltenden Furchenkalender tatsächlich der vierte Monate im Jahr — zum Anlaß der Auferstehungsaufführung unter …
Geläutert, schreibt Doris Helmberger-Fleckl, ist im elften Monat des Jahres 2022 zu lesen, sei also der Reichspostscharfmacher durch den Geist worden. Von seiner Läuterung wird noch zu erzählen sein, aber einzig durch seine Vorstellung im ersten Erscheinungsmonat des Wochenblatts „Die Furche“, der der zwölfte Monat des Jahres 1945 —
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