Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

Die Überschrift, diesen Satz in Anführungszeichen zu setzen, würde bedeuten, die Wirklichkeit zu schönen. Wer die Wirklichkeit unverfälscht darzustellen versucht, kann nicht das eine oder andere aus ihr in Anführungszeichen setzen.

Die Realität der Menschen, die Neger genannt werden, ist im gar so zivilisatorischen Westen, im gar so zivilisierten Europa, im gar so abendländischen Österreich ebendiese, wie sie die Überschrift auf den Punkt bringt:

Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

Zu dieser Feststellung müßte nun ein ganzes Buch zitiert werden. Nämlich die 331 Seiten von „Kritik der schwarzen Vernunft“, in der Achille Mbembe das Wort Neger nicht in Anführungszeichen schreibt. Nach der Lektüre dieses im Jahr 2013 in Frankreich publizierten Buches reicht bereits, um zu keinem anderen Befund zu kommen als:

Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

Nehmen Sie aber auch noch „Die Verdammten dieser Erde“ von Frantz Fanon aus dem Jahr 1961 hinzu, haben Sie eine vollständige Übersicht, wie heute, also im Jahre 2016, immer noch über Menschen, die Neger genannt werden, ge… – alles sträubt sich das Wort auszuschreiben – wird; es wird gedacht, daß gedacht wird, wenn so über Menschen geredet, geschrieben wird, wie eben geredet und heutzutage vor allem in den – was für Hohn! was für eine Täuschung und Selbstvorspiegelung! – sozialen Medien, und zugleich wird die Wahrheit mitgeliefert. Denn. Es wird der Begriff social media nicht übersetzt verwendet, es wird unausgesprochen gewußt: soziale Medien sind etwas anderes als social media … social hat nichts mit sozial zu tun.

Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

Beinahe jede Seite von der „Kritik der schwarzen Vernunft“ erinnert daran, um konkret bei einem Land zu bleiben, nämlich Österreich, was seit Jahrzehnten in Österreich über Menschen, die Neger genannt werden, angehört und gelesen werden muß. Achille Mbembe bezieht sich vor allem auf Frankreich, wenn er von der „Pädagogik des Rassismus“ schreibt. Diese Pädagogik des Rassismus wirkte und wirkt sogar in einem Land wie Österreich, das in bezug auf den Kolonialismus nicht als ein Hauptmassenverbrechenstäter …

Neben all den Abscheulichkeiten, die den Menschen, die Neger genannt werden, unterstellt werden, ragt eine Abscheulichkeit besonders hervor, nämlich der überhebliche Vorwurf, sie sollen endlich damit aufhören, sich auf den Kolonialismus auszureden. Jahrhundertelang herrschte der Kolonialismus auf die brutalste Art und Weise, aber die Menschen, die Neger genannt werden, sollen also bereits geschafft haben, was in Österreich bis heute nicht geschafft wurde, die madigen sieben Jahre Nationalsozialismus endlich überwunden zu haben, endlich aufgearbeitet zu haben. Täglich noch wird von diesen madigen sieben Jahren gesprochen, geschrieben, in Hysterie gefallen, wenn eine Person den Arm zum Gruß … aber die Menschen, die Neger genannt werden, sollen von der über Jahrhunderte und bis heute andauernden Ausbeutung, Knechtung nicht mehr reden, schreiben, darauf aufmerksam machen, sondern still und ergeben als das weiter sein, zu dem sie der Kapitalismus seit Beginn der Neuzeit gemacht hat: zur Ware. In Österreich endete der Nationalsozialismus mit 1945, aber bis heute ist in Österreich ein Fertigwerden mit dem Nationalsozialismus nicht festzustellen. Von den Menschen, die Neger genannt werden, wird aber verlangt, mit dem Kolonialismus endlich abgeschlossen zu haben. Aber wie? Für sie endet der Kolonialismus nicht nach madigen sieben Jahren 1945, er dauert seit Jahrhunderten in unterschiedlichen und sehr abgefeimten Formen bis heute an, das Regime des Kapitalismus ist bis heute gnadenlos an der Macht.

Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

Auch das Buch „Die Verdammten dieser Erde“ müßte hier Seite für Seite zitiert werden, sogar mit dem Vorwort von Jean-Paul Sartre. Was bereits vor 55 Jahren geschrieben wurde, etwa über Kriege und psychische Störungen, über die Kriminalität der Nordafrikaner, läßt das beklemmende Gefühl aufkommen, nicht bereits vor Jahrzehnten geboren worden zu sein, sondern gerade einmal das Volksschulteralter erreicht zu haben, das Lesen gerade erst zu lernen, so aktuell sind die Beschreibungen auch in diesem Buch, das gemeint werden könnte, eine Zeitung aufzuschlagen aus dem Monat Mai des Jahres 2016.

Allein schon mit diesen rund sechshundert Seiten der zwei Bücher wird verständlich, weshalb immer noch nicht anders über Menschen geredet und geschrieben wird, als eben geredet und geschrieben wird. Das heißt vor allem: mit Achtung, Respekt und vor allem endlich damit aufzuhören, sie nicht als Menschen sehen zu wollen. Es wird nicht geschrieben: sie als Menschen anzuerkennen. Denn. Sie sind Menschen, und brauchen daher nicht die Anerkennung des sogenannten weißen Menschen, um als Menschen zu gelten. Aber der sogenannte weiße Mensch, also der westliche, der europäische, der österreichische braucht der Behebung seines Makels, Menschen nicht als Menschen anerkennen zu können; am Abbau seines diesbezüglichen Defizits hat er zu arbeiten, und nicht die Menschen, die von ihm Neger genannt werden.

Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

In diesem Zusammenhang ist wohl unbedingt die Bildung auch anzusprechen, nicht aber deswegen, um etwa die zwei Bücher für die Stammtische zu empfehlen, sondern jenen, die von sich meinen, keine Stammgäste der Unbildung zu sein, wie bereits vor kurzem Rau-Hans Rauscher … Gerade Achille Mbembe ruft eindringlich in Erinnerung, wie die Menschen, die Neger genannt werden, in der sogenannten hohen Literatur, in der sogenannten hohen Kunst dargestellt sind, auch ausgestellt etwa in Museen, also in den westlichen Domen der Bildung zur Weitergabe von Generation zu Generation …

Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

Eines muß doch zitiert werden, Ihnen ein wenig entgegengekommen werden, Ihnen den Satz von dem Neger, der das weiße Glied geblieben ist, nachvollziehbar zu machen, worauf sich dieser bezieht. Aus der „Kritik der schwarzen Vernunft“:

„Der Rassist, der seine Phantasien auf den Neger projiziert, tue so, als gäbe es den Neger, dessen Imago er konstruiert, tatsächlich, und die Entfremdung beginne erst richtig, wenn der Neger nun seinerseits diese Imago getreulich reproduziert, als wäre sie nicht nur wahr, sondern ginge auch auf ihn selbst zurück. Aber worauf der Rassismus symbolisch ziehe, sei in Wirklichkeit die Kastration oder die Vernichtung des Penis, des Symbols der Männlichkeit. ‚Der Neger […] ist an das Genitale fixiert‘, präzisiert Fanon. Paradox daran ist allerdings: Man sieht ’nicht mehr den Neger, sondern ein Glied: der Neger ist verschwunden. er ist zum Glied geworden. Er ist Penis.'“

Es muß wohl nicht besonders darauf hingewiesen werden, auf die Darstellungen in der Pornographie der Menschen, die Neger genannt werden, auf alle im Internet verbreiteten Phantasien in Bild und Schrift, von sogenannten weißen Menschen, die damit stolz von ihren sexuellen Handlungen erzählen, aber von sexuellen Handlungen, die nur den Menschen, die Neger genannt werden, zum Vorwurf gemacht werden, von sexuellen Handlungen, die nur den Menschen, die Neger genannt werden, das Recht abgesprochen wird, Menschen zu sein, während sogenannte weiße Menschen, die ebendiese sexuellen Handlungen auch strafrechtlicher Art setzen – und das Internet ist zum übervollen Dokumentenspeicher solcher sexueller Handlungen verkommen –, sich weiter gegenseitig bestätigen und einander versichern, deshalb keine entmenschlichten Lebewesen zu sein.

Der Neger ist das weiße Glied geblieben.

Sie werden sich vielleicht fragen, weshalb das gerade heute geschrieben wird. Das ist, wenigstens das ist einfach zu erklären.

Es gibt eine Website in Österreich, auf der heute, am 11. Mai 2016, sehr viele Kommentare über Menschen, die Neger genannt werden, zu lesen sind, die wieder einmal die „Kritik der schwarzen Vernunft“ in Erinnerung gerufen haben. Unter diesen Menschen, die derart zivilisiert über Menschen schreiben können, sind viele, die auch von ihrem heißen Begehren, einen bestimmten Mann zu ihren Bundespräsidenten haben zu wollen, her schon recht bekannt, einen Mann zu ihren Bundespräsidenten haben zu wollen, von dem sie annehmen dürfen, er steht ihnen recht wohlwollend gegenüber, einen Mann zu ihren Bundespräsidenten haben zu wollen, der bereits als kleinerer Präsident, der er bis jetzt noch ist, schon bewiesen hat, seine Staatsbürotür steht allen, nicht allen, aber einem Waffenrassysten recht weit und recht rasch offen.

Was Achille Mbembe geschrieben hat, bestätigen heute, am 11. Mai 2016, wieder einmal Menschen auf einer österreichischen Website. Diese Kommentare können zwar auf vielen Websites im Westen, in Europa, in Österreich gelesen werden, aber es scheint doch recht einzigartig zu sein, das auf einer Website einer Partei zu lesen, die gierig bestrebt danach ist, in Österreich regieren zu wollen, die gierig bestrebt danach ist, daß ihr Kandidat zum Bundespräsidenten gewählt wird, und daß ein solcher Kandidat, eine solche Partei für so viele, viel zu viele in Österreich ein nach wie vor wählbarer und eine nach wie vor wählbare und ein nach wie vor auch medial gehätschelter und eine nach wie vor gehätschelte und ein nach wie vor auch für andere Parteien in Frage kommender Regierungspartner und eine nach wie vor in Frage kommende Regierungspartnerin …

Es wollte abschließend noch aus den Kommentaren der Menschen von dieser Website eine Szene geschrieben werden, wie es an einem Tag der offenen Tür in der Hofburg zugehen könnte, wenn sie ihren Kandidaten besuchen, stolz darauf beigetragen zu haben, daß ihr Kandidat vom kleinen Präsidenten zum — — das mag nicht einmal vorgestellt werden. Darüber hinaus, vielleicht eignet sich der 22. Mai 2016 dafür, ein neues Sprichwort zu etablieren: Was klein ist, kann klein bleiben.

Wer dennoch sich so einen Dialog in der Hofburg in einem Jahr vorstellen mag, von den Menschen, die auf dieser Website ihre Kommentare schreiben, allein mit ihren Kommentaren von heute, 11. Mai 2016 – nicht nur Peter_ weiß genau Bescheid über Neger und seinen angehimmelten Kandidaten — , findet dazu unten die Vorlage, vielleicht auch als letzte Vorlage für die Entscheidung, wen wählen, am 22. Mai 2016

Peter_ über Neger auf fpö unzensuriert

 

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