Österreich, 1900

Die große Dame der adeligen Wörter inspiriert, den Boden aufzugraben, die Wurzeln der „österreichischen Tradition“ freizulegen. Wie „multikulturell“ und „multireligiös“ war Österreich seinerzeit, als zum Beispiel Karl Lueger in Wien Bürgermeister war.

Ein nun „Umstrittener“ ist in seinem kürzlich veröffentlichten Artikel der österreichischen Tradition des Multikulturellen und Multireligiösen nachgegangen, bis zum Jahr 2005.

Nothing reveals the resurrection of racism better than the repetition of an antisemitic slogan from the father of political antisemitism and inspiration of Adolf Hitler, Karl Lueger, who famously said, “Vienna shall not become Jerusalem.” Nearly one hundred years later in 2005 the Freedom Party of Austria (FPÖ) declared, “Vienna shall not become Istanbul.” The Austrian People’s Party (ÖVP) has since coopted the FPÖ’s platform and introduced anti-Muslim legislation, including the Hijab-ban in schools and the 2015 discriminatory “Islam Act” governing Muslim religious organizations.

Das ist auch eine recht fesche Tradition, dieses Nachgehen, wie es beispielsweise der für kurz gewesene Infrastrukturminister auslebt.

Der Umstrittene hätte sein Nachgehen nicht in ’05 stoppen müssen, er hätte bis zu diesem Jahr ’20 weitergehen können, um darauf hinweisen zu können, was Wien nicht werden dürfe, was Wien nicht sei. Nicht nur diese Sprüche, sondern Sprüche generell sind eine klebrige Masse, mit der sich, kurz gesagt, vor allem identitär Gesinnte vollkommen einschmieren, von der kleinen Zehe bis über das Ohr, wohl recht zu ihrem Schutze, daß alles nicht in sie eindringen kann, was ihr Nichts …

Der Umstrittene war, was den luegerischen Spruch betrifft, ungenau. Im multikulturellen Österreich konnte Karl Lueger mit „Groß-Wien darf nicht Groß-Jerusalem werden“ begeistern. Die große Dame des geadelten Wortes hat mit ihrem Lob dieser „österreichischen Tradition“ den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Tradition einer solchen Begeisterung darf nicht mutwillig aufgegeben werden, und sie wird, kurz gesagt, nicht aufgegeben.

Ob die ÖVP-Politikerin den Identitären nachgegangen ist oder die Identitärinnen der ÖVP-Politikerin vorangegangen sind, in diesem Fall, ihr voraus auf das Dach gestiegen sind, mag, wer es recht genau wissen will, das selbst herausfinden. In ihrer Forderung nach Schließung respektive Abriß eines Hauses in Favoriten, und das ist das Wesentliche, bilden die identitär Gesinnten und die ÖVP-Politikerin ein unzertrennliches Band der Gesinnungsschaft.

Die große Dame des edlen Wortes sieht das Wegschließen oder den Abriß der „eindrucksvollen Skulptur“ des Bürgermeisters, der multikulturell so zu begeistern verstand, als keine Lösungen …

Lösungen, Lösungen, Lösungen, zu viele wurden schon gefunden, und haben nichts gelöst. Auch zu Fragen, die gar nie hätten gestellt werden dürfen.

Vielleicht einmal damit beginnen, endlich damit zu beginnen, nicht nach auf Vergangenem aufgebauten nationalen Lösungen zu suchen, sondern einfach mit etwas Neuem zu beginnen, dabei wohl um das Vergangene wissend, einfach neu zu beginnen, zum Beispiel mit dem Ersetzen der „eindrucksvollen Skulptur“ durch ein Mahnmal der Gegenwart, das zumindest ein europäisches ist, wenn nicht gleich globales.