Demonstrationsdenkmal: Wer der Beteiligten mit Namen vorzuführen ist, in Österreich – wer nicht

In Österreich begeht die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt – ORF – die Tage nach sogenannten Gedenktagen nach einer recht besonderen Weise.

Am Tag nach der Erinnerung an die „Wannseekonferenz“ wird ein Nazilied gespielt, das dem Radiopublikum als „Gustohappen“ serviert.

Zwischen dem 20. Jänner und dem 27. Jänner wird dem Fernsehpublikum ein Film vorgeführt und in der anschließenden Nachrichtensendung vom Darsteller und Nachrichtensprecher abgefeiert als Dokument des — als Dokument, das Reinhard Heydrich nach einigen Korrekturen freigegeben hätte, wie dieser Film ihm, der Blutziege, schmeichelt, in dem die Henkersziege nicht mit seiner Fistelstimme zu hören ist, sondern mit einer wahrlich männlichen Stimme, die in bestem Burgtheaterdeutsch Sätze spricht, als wären sie höchste Theaterliteratur:

„Wenn der Bauer sein Feld bestellen will, muß er doch auch erst den Spaten in die Erde treiben.“

Und auch Adolf Eichmann, müßte er sich noch einmal verteidigen, er würde auf diesen Film verweisen, genauso sei es wirklich gewesen, er habe sich mit der Stenografin einen winzigen Beistelltisch teilen müssen, mit ihr habe er zu protokollieren gehabt, was die hohen Herren am großen Tisch, ja und, das wolle er nicht verschweigen, das könne er einbekennen, Dauer der Pausen habe er ansagen dürfen …

Einzig erhalten gebliebenes Exemplar des Protokolls der „Wannseekoferenz“ ist jenes von Martin Luther, zu dem er mit deftigen Worten selbst beitrug, es aber nicht selbst, wie es sonst seine Gepflogenheit, zur Gänze schrieb.

Später habe er, Adolf Eichmann, in Argentinien für Mercedes Benz gearbeitet und so endet der Korso der Automobile – mit schwarzen Limousinen zur Besprechung 1933, mit schwarzen Limousen zur Besprechung 1942 … Es wird wohl ein neuer Film über die „Besprechung mit anschließendem Frühstück um 12“ notwendig geworden sein, um dem Publikum zu ersparen, sich weiter Filme Film über eine Besprechung politisch inkorrekt ansehen zu müssen, in denen ungeniert geraucht wird …

Am Tag nach dem 27. Jänner 2022 ist auf der Website der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt – ORF, Ö1 Wissenschaft, Martin Haidinger – zu lesen, am Tag nach dem Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz ist also am 28. Jänner 2022 zu lesen:

„Mitunter gerät der Denkmalschutz in hochpolitische Affären. So tobt seit Jahren ein ideologischer Streit um das Lueger-Denkmal an der Wiener Ringstraße. Die Statue für den christlich-sozialen Bürgermeister Karl Lueger – der vor 120 Jahren Wien mit seinen Reformen zwar in die Moderne führte, aber auch ein antisemitischer Populist war, die antijüdische Stimmung kräftig anheizte und mithalf, den ohnehin bereits vorhandenen Antisemitismus noch fester in derösterreichischen Gesellschaft zu verankern – wurde 1926, in der Ersten Republik, lange nach dem Tod Luegers errichtet; und zwar von einer ungewöhnlich breitgefächerten Allianz: Unter der Ägide des sozialdemokratischen Bürgermeisters Karl Seitz und finanziert von christlich-sozialen Spendern auf der einen und einer umfangreichen Dotation der jüdischen Industriellenfamilie Rothschild auf der anderen Seite.“

Karl Seitz aber richtig geschrieben. Nicht so falsch also wie sein Name lange auf der Tafel auf dem Stephansdom stand: „Seit“. Die Geschichtstafel der äußerst bedenklichen Art wurde dann doch vor zehn Jahren vom Stephansdom entfernt, nicht von einem Tag auf den anderen, es bedurfte doch einige Jahre, bis die Tafel vom Stephansplatz endlich entfernt wurde.

Am Tag nach dem Gedenktag an die Befreiung des Vernichtungslagers nennt Österreich 1 die Schuldigen an diesem Denkmal, am „ideologischen Streit“ um dieses Denkmal am KL-Platz beim Namen: Karl Seitz, sozialdemokratischer Bürgermeister, Rothschild, jüdische Industriellenfamilie.

Es muß eine derartige „umfangreiche Dotation der jüdischen Industriellenfamilie Rothschild“ gewesen sein, es muß eine um so viel umfangreichere Dotation der jüdischen Industriellenfamilie Rothschild gewesen sein, daß die „30 oder 40 Millionen“, die die christlichsoziale Partei für das Lueger-Denkmal ausgegeben hat, gar nicht ins Gewicht fallen, derart für Österreich 1 zu vernachlässigen sind, die 30 Millionen je erwähnen zu müssen.

Mit den 40 Millionen der christsozialen Partei allein hätte dieses Denkmal ja nie errichtet werden können, nur erst mit der Dotation der jüdischen Industriellenfamilie Rothschild … daran ist also für Österreich 1 namentlich zu erinnern, was eine jüdische Familie alles verschuldet, nicht nur das Denkmal, sondern — wie keine andere Partei weiß das die christlichsoziale Partei zu benennen, hat diese den Mut, dies öffentlich zu machen, auch in Massenkundgebungen im Rathaus …

Massenkundgebungen in der Volkshalle des Wiener Rathauses nicht „unter der Ägide des sozialdemokratischen Bürgermeisters Karl Seitz“, sondern angeführt von KZ-Poldi Kunschak …

Die Schuld vom sozialdemokratischen Bürgermeister Karl Seitz an dem Denkmal wiegt so schwer, daß er von Österreich 1 namentlich genannt werden muß. Wie belanglos hingegen, wie vernachlässigbar für Österreich 1 hingegen die von KL-Kunschak gespielte Hauptrolle bei der Errichtung dieses Denkmals.

Was von „christlich-sozialen Spendern“ für das Denkmal beigesteuert wurde, das muß ja so gering gewesen sein, daß Österreich 1 deren Namen zurecht nicht nennt, ein bedeutungsloser Betrag im Vergleich zur umfangreichen Dotation der jüdischen …

Wie schwer wiegt die Verantwortung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Karl Seitz und der jüdischen Industriellenfamilie Rothschild für dieses Denkmal, wie leicht hingegen, wie frei von Verantwortung hingegen die vom Erschaffer des Denkmals, für die Ö1-Wissenschaft so vernachlässigbar, daß sie seinen Namen gar nicht zu nennen braucht.