„Bundespräsidentenwahlen in Österreich 2022“

„Die Liste der kuriosen und skurillen Kandidaten für die Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten ist ja schon sehr lange, Highlight unter […] Und anscheinend wird diese Liste jetzt noch um einen Namen länger: Denn der Grazer Ex-Politiker Gerald Grosz – aktuell berühmt-berüchtigt durch seine Social Media-Videos und seine Auftritte in Fellners „Ö24″ – scheint ernsthaft antreten zu wollen.“

Es soll kein Mensch sagen können, es werde nicht gesehen, was in Österreich sich geändert hat – um eine Jahreszahl zu nennen, seit 1921.

Es gab, zum Beispiel, Umzüge. Vor achtzig Jahren, wie der Reklame zu „diesem klassischen Buche über die Judenfrage“ im „Börsenblatt“ vom 3. März 1942 zu entnehmen, war der Leopold-Stocker-Verlag in der Bürgergasse beheimatet, nun residiert der Stocker-Verlag in der Hofgasse; in derselben Stadt — —

Im Jänner 2022 wird im Fernsehen ein Film ausgestrahlt, über ein Frühstück zur Mittagszeit, in dem gezeigt wird, wie lange Männer mit einer Sekretärin zu besprechen haben, was der Stocker-Verlag in seiner Reklame für das von ihm vor einhundertundein Jahren ausgegebene Buch von Karl Paumgartten achtzig Jahre zuvor in einem einzigen Satz erledigt: „Das Judentum muß vernichtet werden.“

Es gibt menschgemäß Traditionen, die, wie es heutzutage in der Werbesprache heißt, ein sogenanntes Alleinstellungsmerkmal Österreichs sind. Etwa die „unverlierbare Heimat der Musik“, die „Zuflucht bei der Musik vor dem Groben und Lieblosen“, wie diese nach Ausstrahlung des Films über das grobe und lieblose Frühstück zu Mittag im österreichischen Rundfunk …

Und auch dies. In Österreich stellt sich nur der Wahl für das Amt der Präsidentin, wer Bücher schreibt, die der Stocker-Verlag als Bücher ausgibt, etwa Bücher von Scrinzi, von Rosenkranz, von Hofer

… die der Stocker-Verlag auch als Bücher ausgibt, von jenen, die zum Präsidenten gewählt, wie etwa von Graf ….

… die der Stocker-Verlag aber auch als Bücher ausgibt, über jene darunter, die für kurz Vizekanzler

… und Bücher, die der Stocker-Verlag als Bücher ausgibt, sind Bücher, die ein Präsident auch bewirbt und wohl selbst lesen will, und das nicht irgendwo, sondern im Gebäude am Ring, das ihm wie sein eigenes Häuserl, in das er sich recht gern einen aus dem auch für seine Postkarten geschätzten Stocker-Verlag einlädt, nicht ohne einen Präsidenten dazu zu bitten, um ganz unter sich — —

Männer, die zum Bundesheer wollen, müssen davor zu einer Musterung, sich stellen, ob sie tauglich in jedweder Hinsicht … Die Tauglichkeitsbescheinigung für das Amt einer Präsidentin in Österreich, ob als Kandidat für die ersteerste Stelle, ob als Gewählte an erster Stelle, an zweiter Stelle, an dritter Stelle ist das vom Stocker-Verlag ausgegebene Buch …

Bei so vielen präsidialen Büchern darf die Sicherheit nicht zu kurz kommen, und so ist es nur recht und billig, wenn zu deren Schutz der Stocker-Verlag ein Buch von einem „Geheimdienstchef“ abstellt.

Und nun, 2022, geht einer, der die ersteerste Stelle in Österreich anstrebt, wie seit Monaten zu hören ist, wieder recht in dieser österreichischen Tradition auf; bei der Stellung war er bereits, seinen Tauglichkeitswisch kann er schon vorzeigen: Bücher, ausgegeben vom Stocker …

Offen ist bloß, einfach wie kurz gefragt, wie viele Stimmen wird er bekommen? So viele wie Hofer? So viele wie Rosenkranz? So viele wie Scrinzi? So viele wie Burger?