Es ist die Sprache, die heutzutage Österreich und Ungarn wieder verbindet, zwei Länder zwar, aber vereint durch eine Sprache. So ist es allzu verständlich, daß Orbáns immer gern kommen, sich in Wien immer zuhause fühlen, sie müssen nichts übersetzen, sie können darauf vertrauen, ohne Übersetzung verstanden zu werden, wie sie auch darauf vertrauen können, ohne Übersetzung zu verstehen,
wenn sie beispielsweise von Oswald Spengler und seinem „Untergang des Abendlandes“ reden,
wenn sie von „Bevölkerungsaustausch“ reden,
wenn sie von „Überflutung“ reden,
Es sind die Zeiten der Überflutung Europas mit Migrantenmassen endgültig vorbei, wir brauchen keine neuen Wege der Migration! Das brauchen wir nicht! Wir brauchen mehr Schutz für unsere Bürger! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
beispielsweise im österreichischen Parlament, dann verstehen sie jedes Wort,
wenn sie „Das Heerlager der Heiligen“ nicht mehr zum Lesen empfehlen müssen, weil es hier in Wien, Österreich längst schon empfohlen, gelesen, sie sich so recht gleich gesinnungsreich darüber austauschen können,
wenn sie von jenen reden, „die in der Lage sind, sich selbst biologisch zu erhalten“, sie wissen, daß sie nicht nur ohne Übersetzung verstanden, sondern
„Die Geschichte habe gezeigt, daß nur diejenigen Nationen überleben können, die sich biologisch selbst erhalten können.“ „Was diejenigen anlangt, die faul und ungewaschen in der Hängematte des Sozialstaates dösen, so betont Orbán, er werde von der bisherigen Beschäftigungspolitikk nicht abrücken.“
auch zitiert werden,
wenn sie von „Sorrosschen Truppen“ reden,
wenn sie von der „Armee des George Soros“ reden,
wenn sie von „Gender“ reden,
wenn sie von „Migration“ reden,
wenn sie von der „großen historischen Schlacht, die wir ausfechten, Demografie, Migration, Gender“ reden,
wenn sie von „Visegráder“ reden,
wenn sie ebenso voller Vertrauen von Donald Trump reden,
wenn sie vom „armen Salvini“ reden,
darum wissen sie, weshalb sie sich immer zuhause fühlen, in Wien, Österreich —

Nicht aber die Sprache allein verbindet sie, sondern insgesamt das „bildungsbürgerliche“ Milieu, in dem etwa die Literatur generell einen recht, recht großen Platz einnimmt. Sie können zitieren und lernen von beispielsweise Hölderlin, den auch Orbáns, das darf mit Gewißheit angenommen werden, zitieren können, diesmal aber hat ein Orbán seine Liebe zur Literatur mit Ferenc Molnár in Baile Tusnad (Tusnádfürdő) gestanden, von ihm gelernt zu haben.
Ich öffne eine Klammer, um auch über die europäischen Werte sprechen zu können. Da ist z.B. der neueste Vorschlag der Kommission der Europäischen Union, der sagt, jeder müsse obligatorisch seinen Gasverbrauch um 15% senken. Ich sehe nicht, wie sie das erzwingen wollen, obwohl es dafür ein deutsches Know-how von früher gibt, so meine ich das, und hinzu kommt noch, wenn auch dies zu keinem Ergebnis führen sollte und jemand nicht genug Gas hat, dann nimmt man es von denen weg, die es haben. Also die Europäische Kommission handelt nicht so, dass sie die Deutschen auffordern würden, ihre letzten zwei-drei noch arbeitenden Atomkraftwerke nicht zu schließen, da diese billige Energie produzieren würden, sondern lässt zu, dass diese geschlossen werden, und wenn die Energie ausgeht, werden sie von uns, die sie haben, weil wir sie angespeichert haben, werden sie von uns das Gas mit irgendeiner Methode wegnehmen. Ungarisch nennt man das „Einstand“ (im Ung. ‘das Eigentum des Schwächeren durch drohenden Auftritt wegnehmen‘), wie wir das aus dem Roman „Die Jungen von der Paulstraße“ von Ferenc Molnár gelernt haben, darauf können wir uns vorbereiten.
So sehr ist Wien Budapest und Budapest Wien, daß auf „Die Jungen von der Paulstraße von Ferenc Molnár“ in Österreich einem Orbán sofort mit dem Bewunderungsausruf „Liliom!“ —
Ferenc Molnár, so heimisch in Wien, daß sein, als wäre er aus Wien gebürtig, Name eingeheimischt: Franz Molnar. Liliom, in Budapest ein Rekommandeur im Stadtwäldchen, Liliom, in Wien ein Ausrufer, ein Anpreiser im Wiener Prater. Liliom, eine Paraderolle für jeden Schauspieler in Österreich, der sich – wenn sonst nur berühmt für seinen Bubengrußspruch – zu den Großen zählen will, vom Burgtheater bis zu den Salzburger …
Jeder hat schon einmal eine Schießbude im Stadtwäldchen [Wiener Prater] gesehen. Erinnern Sie sich daran, wie kindisch, wie komisch alle Figuren dargestellt sind? Arme, schlechte Schildermaler malen diese Figuren so, wie sie sich das Leben vorstellen. Ich wollte das Stück auch in solcher Weise schreiben. Mit den Gedanken eines armen Schaukelgesellen im Stadtwäldchen, mit seiner Phantasie und seiner Ungehobeltheit.
Die gemalten Schilder, die ihm aufgefallen sind, haben also Ferenc Molnár darauf gebracht, wie es einem Programmheft des Burgtheaters zu entnehmen ist, ein „Stück auch in solcher Weise schreiben“ zu wollen. Seit damals, als es die „armen, schlechten Schildermaler“ zuhauf noch gab, hat sich doch eines geändert, die „Figuren“ malen sich jetzt selber, aber wie „kindisch, komisch alle Figuren“ sich darstellen, das wird so wie damals nicht, das will so damals nicht —
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