Es ist kein besonderer, kein origineller und schon gar nicht ein originärer Einfall, wenn beim Besuch des Freilichtmuseums in Molfsee, das von Kiel aus etwa in zwölf Minuten zu erreichen ist, mit seinen sechzig historischen Gebäuden vom 16. bis zum 20. Jahrhundert beim Anblick des Torhauses sofort das Torhaus in Auschwitz erinnert wird. Wie hätten es die Nationalsozialistischen in Auschwitz auch anders bauen können, als mit einem Torhaus? Mit einem Torhaus, das ihnen aus der deutschen Heimat traditionell vertraut ist, ihnen das Torhaus das ihnen fremde Polen ein wenig vertrauter machte, sie sich durch das Torhaus ein wenig heimatliche Behaglichkeit schafften, das Torhaus ihnen Sicherheit —
Aber die Nationalistischen wußten auch um ihre brauchtumsgemäße Pflicht, in Deutschland sind gesinnungsgemäß ebenfalls neue Torhäuser zu errichten, wie das Torhaus in Buchenwald …
Buchenwald, das von Weimar aus in etwa neunzehn Minuten u. a. über die Erfurter Straße und die Blutstraße mit dem Personenkraftwaren zu erreichen ist,
Buchenwald, das von Erfurt aus etwa in dreiunddreißig Minuten u. a. über die Weimarische Straße und die Lutherstraße mit dem Personenkraftwaren zu erreichen ist.
und nicht wenige treten, gleich von woher sie kommen, kein Weg ist ihnen zu weit, eine Mühe ist es ihnen nicht, mit Eifer die Gesinnungsreise zur Wartburg an —
Beim Blick vom Freilichtmuseum hinaus durch das Torhaus in Molfsee der Blick in das Freilichtmuseum hinein in die Vergangenheit des Torhauses in Auschwitz, wie es vor achtzig Jahren aufgenommen wurde, und unvermittelt stellt sich die Frage ein, was für ein Torhaus wird es in der Zukunft sein, an welchem Ort von wem errichtet, das auf Photographien festgehalten werden wird.
Vor 18 Jahren starb Franz Antel, am 12. August 2007, ein rechter Zeitpunkt zu erinnern, wie Franz Antel in seinem „Bockerer“ aus dem Arzt Schebesta einen Nazi und dem Wahn Verfallenden machte. Allein dadurch, daß er den Namen des Arztes für seine Figur nahm: „Schebesta“ …
Nun, wie machte das Franz Antel vor mehr als vier Jahrzehnten? Indem er einfach eine Figur für seinen „Bockerer“ erfindet, schreiben läßt, die es in der „Tragischen Posse in drei Akten“ von Peter Preses und Ulrich Becher nicht gibt, wie er, Antel, nach seiner Weltanschauung überhaupt aus dem „Bockerer“ von Ulrich Becher und Peter Preses seinen recht eigenen „Bockerer“ machte, und er, Antel, gab dieser hinzu erfundenen Figur den Namen „Schebesta“.
Schebesta ist im antelschen Bockerer ein fanatischer und diebischer, arisierender Nationalsozialist und der gegen Ende des Films dem Wahn verfällt, Adolf Hitler zu sein, und als solcher dem mit hohem Fieber im Bett liegenden Karl Bockerer aufsucht …
Im Stück von Preses und Becher wird von dem, der das Ehepaar Blau bestiehlt, lediglich erzählt, Herr Blau erzählt es Maximilian Rosenblatt, auf dem Westbahnhof, in der Szene, in der Karl Bockerer mit seiner Frau ebenfalls auf dem Westbahnhof ist. Herr Blau erzählt von seinem „Kommissär Rufnagel“, der das Geschäft des Ehepaares Blau „übernommen“ hat, dem er sein gesamtes Lager verkaufen mußte, um achttausend Mark, während es fünfunddreißigtausend Mark wert war, und dafür überfällt Rufnagel mit zwei SA-Soldaten spät in der Nacht das Ehepaar Blau, dringt gewaltsam in die Wohnung ein, um ihnen die achttausend Mark zu stehlen …
HERR BLAU: Mich hat der Rufnagel an die Wand gestellt und hat mir einen Revolver ins Kreiz gesteckt und geschrien: Wo is das Geld, dreckiger Saujud?!
Das Ehepaar Blau wartet wie Rechtsanwalt Rosenblatt auf den Zug, weil sie Österreich ebenfalls verlassen müssen. Rufnagel selbst aber tritt im Stück von Becher und Preses nicht auf. Von seinem Verbrechen wird berichtet.
Antiquarisch ist das Stück von Preses und Becher noch zu erhalten. Eine Neuauflage des Stückes wäre geboten.
Im „Der Bockerer“ von Peter Preses und Ulrich Becher kommt der Name „Schebesta“ zwar vor, zweimal, einmal wird Doktor Schebesta von Karl Bockerer genannt, als er von Dr. von Lamm von der Geheimen Staatspolizei verhört wird. Jedoch eine Figur „Schebesta“ gibt es in dem Stück von Becher und Preses nicht. Im Stück gibt es eine Figur, die dem Wahn verfällt, Adolf Hitler zu sein, und sie heißt Alois Selchgruber, ein Tapezierergesell und Insasse der Anstalt Steinhof. Es kommt zu einer Begegnung zwischen dem sich für Adolf Hitler haltenden Alois Selchgruber und Karl Bockerer, der aber nicht mit hohem Fieber im Bett liegt.
Und auch in dieser Szene zeigt es sich, wie sehr Michael Kehlmann sich an das Stück hielt; seine filmische Adaptierung ist eine werktreue Verfilmung im besten Sinn, die Verfilmung von Franz Antel hingegen ist eine opportune Stückplünderung nach seiner Weltanschauung —
Die Szene im Stück, in der der Name „Schebesta“ fällt:
VON LAMM (schnarrt): Die rechte Hand zum Deutschen Grub heben, hab ich gesagt. BOCKERER: Kann mer net machn. VON LAMM (sehr scharf): Was? BOCKERER: Ein Ding der Unmöglichkeit, mei liaber Herr. (Tritt an den Schreibtisch.) Hier, bitte, wann S‘ mir’s net glauben. (Legt seine Melone auf den Schreibtisch, nestelt mit der Linken unbeholfen-umständlich ein zerknülltes Papier aus der Rocktasche, legt es vor Lamm hin.) VON LAMM (klemmt sein Monokel fest, überfliegt verärgert das Papier.): Ärztliches Attest …? Was hat denn das damit zu tun? BOCKERER: Sehr viel, mei liaber Herr. Der Doktor Schebesta, der was mei Hausarzt is, hat mer des ausgfertigt. Innerlicher Bluterguß im rechten Bizeps. (Klemmt den rechten Oberarm an den Körper, hält den Unterarm mit der ausgestreckten Hand waagrecht.) Schaun S‘ der Herr — des is alles, was i machen kann. Höcher geht’s nimmer. (Hebt den Unterarm ein wenig, stöhnt.) Oha! Des tuat scho weh. I kann ja net amal im Gschäft ’s Fleisch ausbaandeln. (Schüttelt ernsthaft den Kopf,) Von aan Deutschen Gruß kann gar keine Rede sein. VON LAMM (wirft das Papier vor Bockerer hin): Dumme Zicken! BOCKERER (steckt das Papier weg, beschwichtigend): Schaun S‘ her. Mit’n linken Arm kann i’s ja machen, ohne jede Schwierigkeit … (Reckt die Linke senkrecht empor.) Aber wie schaut denn das aus? Mit dar Linken? Is ja zum Lachen. Die Leut möchten ja glauben, i will ihner frozzeln. VON LAMM (versonnen): Sollten Sie mal bißchen mensendieken lassen hier — unten in unsrer Turnhalle — Würde Ihnen die Faxenmacherei schon vergehn.
Ein fanatischer Nationalsozialist, wie es der Glaserer Schebesta im antelschen Bockerer ist, hätte Karl Bockerer ein solches Attest wohl nicht ausgestellt, aber der Hausarzt Doktor Schebesta hat nach bestem Wissen und Gewissen Karl Bockerer dieses Attest ausgestellt; es ist nicht schwer zu deuten, warum Doktor Schebesta das Attest ausstellte, diese Szene läßt die Deutung zu, daß es ein Attest aus, aber nicht nur aus medizinischen Gründen ist. Franz Antel und seine Drehbuchschreibenden nehmen den Namen des Hausarztes, der sich offenbar nicht gemein macht mit den Nationalsozialistischen, um aus ihm ihren Schebesta zu machen, den fanatischen Nationalsozialisten und schließlich gänzlich dem Wahn Verfallenden; allerdings könnte gesagt werden, dem Wahn war der antelsche Schebesta von Anfang verfallen, in einen behüteten und in den herrschenden Verhältnissen des Österreichers in Österreich seit 1938 nicht auffallbaren Wahn, der ihn dann 1945 schließlich in den persönlichen und nun bemerkbaren und nun auch nicht mehr geduldeten Wahn verfallen läßt …
Die Absicht von Franz Antel und seinen Drehbuchschreibenden dahinter, diesen Nationalsozialisten für ihren Bockerer mit dem Namen „Schebesta“ zu erfinden, läßt sich schwer anders deuten, als das, was es ist, in der Gegenwart Untadelige zu diffamieren.
Die Werktreue von Michael Kehlmann gegen das von Franz Antel aus diesem Stück Gemachte zeigt sich auch besonders in der Szene, die aus der Kehlmann-Verfilmung bereits zitiert wurde, in der es um die „Liquidation“ geht, SS-Offizier Ferdinand Gstettner im Café Tosca Hans Bockerer aufklärt:
Die Werktreue von Michael Kehlmann, um ein Beispiel dafür noch anzuführen, auch in der Szene, in der Alois Selchgruber in der Wohnung von Karl Bockerer auftaucht, in der Karl Bockerer Hitler als Alois Selchgruber, den er einen „Massenmord-Fabriksdirektor nennnt, u. v. a. m. vorhält:
Und S i e ham die Stirn, zu mir einizkommer, i soll Ihner helfen, i, der Bockerer, bürgerlicher Fleischhauer und Selchermaaster? Wia ham S‘ denn mir gholfen? Schaun S‘ mei Geschäft heut an — ruiniert is! Am Hund is, wegen Ihner. […] Vierzig Millionen Menschen san verreckt wegen Ihner — und Ihnen soll i helfn mit mein abghärmten Gsicht? Von wo hab i’s denn?
Der antelsche Bockerer in seinem hohen Fieber verschweigt sich nicht, er wirft Schebesta als Hitler vor, ein „Massenmörder“ zu sein, der „Millionen umgebracht …“. Und Hitler als Schebesta läßt sich nicht gefallen, er will ihn verhaften lassen, durch Himmler, das ist Hitler einfach zu viel, daß ihn Karl Bockerer auch noch als „Vegetarier“ beschimpft, Karl Bockerer beschimpft ihn nicht nur als „Vegetarier“, er duzt Hitler dabei auch noch — Karl Bockerer hält Alois Selchgruber als Hitler auch vor: „Sie — Sie — Sie Vegetarier!“ Jedoch er siezt Selchgruber als Hitler in der gesamten Szene, Karl Bocker ist mit ihm nicht wie der antelsche Bockerer mit Hitler als Schebesta per Du.
Alois Selchgruber als Hitler will Karl Bockerer mit einer Fleischeraxt enthaupten.
BOCKERER (weicht nicht): Ah … Köpfen wolln S‘ mi? Mit mein eignen Hackl, was gstohln ham draußen im Gschäft … Tan S‘ es, wann S‘ Ihner traun … Na kommen S‘ … I hab ka Angst mehr vor Ihnen, Herr Hitler … A ganze Welt hat vor Ihner zittert … aber jetzt hat’s umgschnappt mit der Angst! … Na, kommen S‘ doch … kommen S‘ do… HITLER (stelzt ein paar Schritte auf Bockerer vor, duckt sich plötzlich zur Seite, stolpert übers Lavoir und bricht auf dem Sofa zusammen. Stöhnt): Ech … ech … gann gein Blut sehn …
Da Karl Bockerer im Stück selbst sich einen „bürgerlichen Fleischhauer“ nennt, ist es nicht zu umgehen, aus einer Diplomarbeit zu zitieren: „Der österreichische Film als Medium des Geschichtsunterrichts Darstellungen von österreichischen TäterInnen des Nationalsozialismus im österreichischen Film nach 1945 und die Veränderung der TäterInnendarstellungen“. In dieser an der Karl-Franzens-Universität in Graz der Begutachterin Dr. Heidemarie Uhl 2018 vorgelegten Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie wird zum „Bockerer“ ausgeführt:
Den Weg für die erfolgreiche Filmversion von 1981 bereitete einige Jahre später ausgerechnet die Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter in der Karl Merkatz, der Karl Bockerer von 1981, die Hauptrolle übernahm. Diese Serie war die erste erfolgreiche, die – genau wie Der Bockerer – eine österreichische Arbeiterfamilie in den Mittelpunkt rückte. […]
Dabei ist bereits auf der ersten Seite des Stückes von Preses und Becher in der Regieranweisung zum ersten Bild im ersten Akt zu lesen: „An der Ecke eine Straßenlaterne, die in einem etwas nebligen spätmärzlichen Abend des Jahres 1938 hinausscheint und ein über dem Laden angebrachtes langes Schild mit der Aufschrift: KARL BOCKERER, BÜRGL. FLEISCHHAUER & SELCHERMEISTER, fahl beschimmert.“
Schebesta Den Gegenpart zu Karl Bockerer stellt Herr Schebesta aus der Nachbarschaft der Familie dar. Auch er entstammt wie Bockerer der Arbeiterschicht, geht aber mit der neuen Situation ganz anderes um. Schebesta scheint höchst erfreut über die neuen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten und nutzt diese, um sich selbst zu bereichern. Der jüdischen Familie Blau verspricht er, sie sicher außer Landes zu bringen, nur um sie dann deportieren zu lassen und ihre Besitztümer an sich zu nehmen.211 Gegen Ende des Films wird Schebesta als wahnsinnig dargestellt. Mit Hitlerbart im Gesicht rennt er aufgeschreckt durch die Stadt, hält sich für den Führer persönlich und muss in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden. Somit stellt der Film jene, die sich dem neuen System ganz und gar verschrieben haben, als diejenigen dar, die der Obsession so verfallen, dass sie ihren Verstand einbüßen.212 Mit Ende des Krieges scheinen keine Anhänger des Nationalsozialismus mehr in Österreich übrig geblieben zu sein. Entweder haben diese ihre politische Einstellung geändert, wie beispielsweise Binerl Bockerer, oder sie wurden wie Schebesta für verrückt erklärt und in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert.
Nebenher ist doch auch zur Namensverwendung im antelschen Bockerer zu bemerken: der Sohn von Karl Bockerer wird von Franz Antel und seinen Drehbuchschreibenden lieblich „Hansi“ genannt, im Stück von Preses und Becher heißt der Sohn „Hans“. Freilich kann gesagt werden, hier halten sich Franz Antel und seine Drehbuchschreibenden an Preses und Becher: die Eltern rufen ihren Sohn selbstverständlich „Hansi“. Aber der Hans im Stück von Becher und Preses ist kein Hansi, und in einer Szene mit seinem Vater ist das besonders deutlich:
HANS (lächelt unvermittelt): Aussaschmeißn? M i ? Du willst mi aussaschmeißn aus unserer Wohnung? Ja, weißt du denn überhaupt, wer i bin? BOCKERER: Des will i gar nimmermehr wissen. HANS: Da wer i dir halt sagen, wer i bin. (Ekstatisch.) Ein Soldat des Führers, der als illegaler Kämpfer für die Idee seine Haut zu Markt tragn hat, des bin i! An angesehnes Parteimitglied, des bin i! A Oberscharführer, der nächste Wochn zum Truppenführer befördert wird, der was die Blüte unserer deutschn Jugend kommandiert, des bin i! … (Entspannt.) Und du willst mi ausserschmeißn? Geh, laß di net auslachen. (Setzt sich wieder, schnürt weiter seinen Stiefel auf, ohne zum Vater aufzusehn, höhnisch.) Wann’s dir net paßt, kannst d‘ es ja ändern. Kannst du ja ausziehn mitsamt deine Würscht. Hähä! Mi aussaschmeißn, wia willst es denn machen, ha? (Immer mit seinen Stiefeln beschäftigt, ohne aufzusehn.) Zur Polizei gehn, wo s’die eh schon kenner? Hä! Froh sein kannst, daß i da bin. Anstatt, daß d’mehr dankbar bist, weil i di protegier … Wo glaubst denn, wo’s d’heut wärst ohne meine Verbindungen —
HANS (reißt seine Jacke vom Stuhl): Stad sei! Von jetz an wird nur mehr gredt, wenn ös gfragt werds! Jetz bin i-i der Herr im Haus, verstanden?!
Und im Café Tosca spielt er, der kurz davor noch mit Mizzi Haberl in einer Loge Abschied feierte, mit dem SS-Mann Gstettner Billard, der ihm „Informationen“ geben, der ihm erzählen soll, was an der „Ostfront“ —
HANS (auf den Billardstock gestützt): Sag, is des eigentlich wahr, daß die Gorillas auf aamal auftauchn, in denen weißen Gewändern, auf Skiern, — auf aamal san ’s da, und mer waaßt net, von wo s‘ kommen? … Von wo haben s‘ denn die Waffen her? GSTETTNER: Stehln tan s‘ von uns. Na, spiel scho, du kommst. HANS (macht, ohne bei der Sache zu sein, seinen ersten Stoß): Eigentlich merkwürdig, daß diese Bolschewiken, diese Untermenschen — die Courasch ham, an so an hirnrissigen Widerstand zu leisten. GSTETTNER: Tiere. Wilde Bestien, wia der Führer selbst gesagt hat.
Und Ferdinand Gstettner, SS-Mann, informiert ihn ausführlich, was mit den Menschen, mit den Männern, Frauen, Kindern passiert, die er „Viecher, Untermenschen, Brut, verdächtige Elemente, Spione“ …
Hans Bockerer sitzt also nicht wie im antelschen Bockerer mit Ferdinand Gstettner in der Loge, sondern mit Mizzi Haberl. Einmal soll doch aus dem antelschen Bockerer zitiert werden, um all die Verfälschungen beispielhaft aufzuzeigen:
Was in der Loge tatsächlich passierte, also im Stück von Preses und Becher, kurz bevor Hans Bockerer mit Ferdinand Gstettner Billard spielt und dabei über die „ambulante Gaskammer“ informiert wird, erzählt Mizzi Haberl:
MIZZI: Mein Bräutigam, den Hansi Bockerer, den ham s‘ auch eliminiert. War zwar ka General, aber ein Feldwebel. Und auch kein Von nicht. DR. GALLEITNER: Mumpitz. Der ist ja ordnungsgemäß vor dem Feind gefallen. Außerdem — Bräutigam …? MIZZI: Eine Unverschämtheit! wo mer uns no im Café Tosca am Gürtl verlobt ham, am Tag, wo er weg is.
MIZZI: (weist nach rechts in die Gasse): Da kommt er ja, der alte Bockerer, der, was beinah mein Schwiegervatter gwordn wär. Jessas, wia der rennt!
MIZZI: (drängt sich zu Bockerer durch, fällt ihm um den Hals, schluchzt theatralisch): Vatter Bockerer — a so a Unglück — a so a Luftdruck … Aus’n Bett hat’s mi gschupft.
Ja, Mizzi Haberl dürfte es mit der Wahrheit nicht so ernst nehmen, wie Franz Antel und seine Drehbuchstreibenden mit der Werktreue. Eine Hofratstocher, die gar die Braut von Hans Bockerer ist, kommt im Stück von Becher und Preses weder als Figur vor, noch wird von einer solchen erzählt.
HANS: Heil Hitler, Fräuln Haberl. MIZZI (hängt sich in ihn ein, blickt mit klimpernden Augendeckeln zu ihm auf, gurrt): Wo warn mer denn am Samstag, du Schlimmer, du? HANS: Glaubst, daß i allerweil Zeit für meine Privatangelegenheiten hab? Die Verteidigung an der Innern Front is genau so wichtig wie die an der äußern. MIZZI: Aber, Hansi, du mit dein Sportherz, wo s‘ di doch zruckgstellt ham vom Militär — HANS: Blödsinn, Sportherz is ja Nebensache. Brauchen tuans mi hier, weil sie si auf mich verlassen können. Keinen zweiten November Achtzehn nicht. Deswegen bhalten s‘ mi hier. Du, gestern bin i wieder befördert worden, zum Obersturmführer. Na? MIZZI (schmiegt sich an ihn): Gratulier dir sehr schön, Hansi … am Donnerstag gehn mer tanzen mitanander ins Cafè Tosca, gell? HANS: Uih jegerl, des kost mi wieder a Fleisch. MIZZI: Und wenn i a Schnitzlfleisch kriag, gehn mer nachher in unsre Log‘. Willst? HANS: Na ja, meinetwegen. Wart halt da draußen. I muaß nachschaun, ob net der Alte drin is. MIZZI: Tumml di, tumml di.
In Antiquariaten ist das Stück von Preses und Becher noch erhältlich. Eine Neuauflage des Stückes nach Jahrzehnten wäre aber durchaus angebracht, es könnte um die Drehbücher der Verfilmungen von Michael Kehlmann und Franz Antel erweitert werden, so wäre in einem Buch festgehalten, im Vergleich, was Franz Antel mit seinen Drehbuchschreibenden aus diesem Stück machte, wie unverdient es ist, daß nunmehr nur noch von Antels Bockerer gesprochen und geschrieben wird, allen bei „Bockerer“ nur noch Antel einfällt, als hätte er ein Meisterwerk geschaffen, während er doch nur opportun seine Weltanschauung bediente, sein verfilmter Bockerer nichts anderes ist als ein Hansi —
Die biographischen Angaben zu Franz Antel in dieser Diplomarbeit, nun, Franz Antel hätten diese wohl gefallen.
Der Regisseur von Der Bockerer, Franz Antel, wurde 1913 in Wien geboren und verstarb mit 94 Jahren 2007 in seiner Heimatstadt. Nachdem er sich an seinem Erstlingswerk Vagabunden versucht hatte, arbeitete er bis Kriegsbeginn in Berlin. 1939 musste Antel für drei Monate beim Militär einrücken, bevor er zurück nach Wien geholt wurde, um dort als Produktionsleiter für die frisch ins Leben gerufene Wien-Film Produktionsfirma zu arbeiten. 1942 kehrte er nochmals zurück an die Front, wo er die kulturelle Truppenbetreuung überhatte. Gegen Ende des Krieges geriet er von der Front in Berlin in russische Gefangenschaft, aus welcher er jedoch bereits 1945 schon wieder nach Wien zurückkehrte.
Weniger bis gar nicht hätte es Franz Antel wohl gefallen, was er auf Wien Geschichte Wiki“, am 31. August 2025 gelesen, über sich zu erfahren hätte:
1936 ging Antel nach Berlin zur Terra-Film als Produktionsleiter, später zur Tobis-Film. 1939 holte ihn Regisseur Karl Hartl zurück zur Wien-Film. 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, kam zu einer Propagandakompanie und agierte in Fronttheatern. 1944 geriet er in russische Gefangenschaft, konnte aber bereits 1945 nach Wien zurückkehren. Die Historikerin Hanja Dämon machte im Herbst 2021 publik, dass Antel, als er 1936 nach Berlin ging, angab, vom „Ständestaat“ aufgrund seiner seit 1933 bestehenden Mitgliedschaft in der NSDAP verfolgt zu werden. Offenkundig hegte er Sympathien für das NS-Regime und begrüßte den „Anschluss“ 1938. Bereits 1937 hatte er um die deutsche Staatsbürgerschaft angesucht, die er erst 1960 zurücklegte. Nach Kriegsende gliederte sich Antel in das aufstrebende österreichische Kinowesen ein, konnte zunächst jedoch nur in der sowjetischen Besatzungszone arbeiten, da er den westlichen Besatzern suspekt war.
Aufmerkenswert ist auch, was in dieser Diplomarbeit darüber geschrieben wird, was erfolgreich und was nicht erfolgreich war:
Franz Antels Film Der Bockerer beruht auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ulrich Becher und Peter Preses aus dem Jahre 1948. Dem Film wurden zusätzliche Szenen hinzugefügt, die von H. C. Artmann eigens dafür verfasst wurden. Das Stück wurde von seinen Autoren im Exil verfasst und einige Jahre darauf in Österreich uraufgeführt. Zwischen den beiden Fassungen lassen sich auch klare Unterschiede erkennen: Es gilt zu bemerken, dass die filmische Version der Geschichte um Längen erfolgreicher war als die Bühnenfassung. Vermutlich kann dies darauf zurückgeführt werden, dass beide ein ganz anderes Publikum vor sich hatten. Während das Bühnenstück in einem Österreich gezeigt wurde, das noch von den Kriegsschäden gezeichnet war und in dem Unsicherheit bezüglich der Überlebensfähigkeit des neuen kleinen Staates herrschte, hatte der Film es mit einem österreichischen Publikum zu tun, das schon nationales Selbstbewusstsein verinnerlicht hatte. Weiters präsentiert sich Bechers und Preses‘ Bockerer als eine sehr selbstreflektierte Person, was auf den filmischen Bockerer definitiv nicht zutrifft. Antels Protagonist ist ein eher naiver Mensch, der die Ignoranz der Schuld der Vergangenheit in der Bevölkerung perfekt widerspiegelt.147 Ebenso wenig erfolgreich wie das Bühnenstück blieb eine 1963 veröffentlichte Fernsehversion von Der Bockerer mit Fritz Muliar in der Hauptrolle. Den Weg für die erfolgreiche Filmversion von 1981 bereitete einige Jahre später ausgerechnet die Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter in der Karl Merkatz, der Karl Bockerer von 1981, die Hauptrolle übernahm. Diese Serie war die erste erfolgreiche, die – genau wie Der Bockerer – eine österreichische Arbeiterfamilie in den Mittelpunkt rückte. Wie auch später als Karl Bockerer verkörpert Merkatz in Ein echter Wiener geht nicht unter ein liebenswertes wienerisches Original: einen zwar jähzornigen aufbrausenden Familienvater, der etwas zur Naivität neigt, im Innersten aber ein netter Kerl ist und dies in den richtigen Momenten zum Vorschein kommen lässt.148 Bevor Karl Merkatz die Rolle des Bockerers vor der Kamera mimte, übernahm er genau diese auch auf der Bühne des Wiener Volkstheaters 1980. Die Inszenierung enthielt einige Szenen, die in der Originalfassung noch nicht vorhanden waren. Von Kritikern wurden die Aufführungen hoch gelobt und die Inszenierung wurde vom österreichischen Fernsehen ausgezeichnet.
Wenn eine Inszenierung durch das österreichische Fernsehen aufgezeichnet wird, dann kann ein Theater sich wohl als ausgezeichnet —
Der Aussage des späteren Bockerer-Regisseurs Franz Antel zufolge, wurde dieser selbst erst durch die Volkstheaterinszenierung auf das Stück aufmerksam und wollte dies unbedingt mit Merkatz in der Hauptrolle verfilmen. Auch mehr als zehn Jahre nach der Veröffentlichung des Films verkörperte Merkatz den Bockerer noch auf der Bühne, so beispielsweise am Klagenfurter Stadttheater und am Salzburger Landestheater.149
Es genügt, hierzu aus dem Nachwort von Wolfgang Lesowsky zu zitieren, enthalten in „Peter Preses und Ulrich Becher. Der Bockerer. Thomas Sessler Verlag. Der Souffleurkasten. Erste Buchausgabe. ISBN 3-85173-018-024-9. Wien.“, vor über vier Jahrzehnten veröffentlicht, in Antiquariaten nur noch weiterhin erhältlich:
Erschreckend andererseits die Aufführungsgeschichte: 1948 inszeniert von Günther Haenel im Neuen Theater in der Scala, das damit wie so oft richtungsweisend war, die Uraufführung des Stücks mit Fritz Imhoff in der Tittelrolle und Karl Paryla als wahnsinnigen Tapezierergesellen Alois Selchgruber, der sich für Hitler hält.
Ein wahrlich shakespearehafter Einfall: die Ideen Hitlers einem Irren in den Mund zu legen. Der Zuschauer lacht, weil Bockerer den Irren tatsächlich für Hitler hält, und das Grauen schüttelt ihn, muß er sich doch eingestehen, daß er selbst diesen „Irren“ sehr ernst genommen hat.
Fünfzehn Jahre später produzierte das Österreichische Fernsehen den „Bockerer“. Wieder gab es eine exemplarische Interpretation durch Regisseur Kehlmann, wieder gab es einen verdienten Erfolg des Hauptdarstellers: „Und Fritz Muliar konnte hier beweisen, daß er einer der wenigen wirklich großen österreichischen Volksschauspieler ist. Respekt!“
Und wieder nichts! Wieder vergehen fünfzehn Jahre, bis endlich im Oktober 1978 die bundesdeutsche Theater-Erstaufführung am Nationaltheater Mannheim erfolgreich über die Bühne geht. Jenem Theater, dem Becher zur Eröffnung 1957 sagte: „Therater: die Welt? Heute mehr: Theater zum Zweck der Erhaltung der Welt!“
Herbert Ihering schrieb: „Brecht und Ulrich Becher — das deutsche Theater ist nicht so arm, wie diejenigen, die sie nicht spielen wollen, angeben.“
Brecht hat sich durch seine eigene Bühne und ein reichverzweigtes Epigonentum über alle Weigels und Torbergs hinweg die Bretter erobert, die die Welt interpretieren.
Nun sollte es Preses (und Becher) endlich gelingen, auf den deutschsprachigen „Volks“-Theatern den vorrangigen Platz einzunehmen, der ihnen längst gebührt.
Und es könnte dann schon vorkommen, daß dem einen oder der anderen zu HansiHansl einfällt, der schalwarme Rest im Bierkrug, oder das mit einem Karomuster versehene Hanslband mit seiner Tradition in Österreich zum Nähen eines handgezogenen Dirndlrocks …
Freilich, es hätte die Pause abgekürzt werden können, um dieser biblischen Beschallung sofort entgehen zu können, aber sich vertreiben zu lassen, nur weil ein Mensch meint, allen ungefragt das Wort des HErrn, der IHm ein „Fleisch“ ist, zu verkünden, erscheint doch als eine zu große Aufmerksamkeit, und darüber hinaus stellt sich so etwas wie Dankbarkeit ein, einem Wunder beiwohnen zu dürfen, im 21. Jahrhundert auf einem Autohof, denn siehe, wahrlich: dem „Fleisch“ ward die Gabe gegeben, einen Radioapparat einzuschalten.
Ehe „Wir können die Bibel beim Wort nehmen.“ zu hören ist, ist über den gesamten Autohof die Lesung des Kapitels 66 zu vernehmen:
Stimme: Lesung aus dem Buch Jesaja. So spricht der HErr.
Ich kenne die Taten und Gedanken aller Nationen und Sprachen und komme, um sie zu versammeln. Und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. Ich stelle bei ihnen ein Zeichen auf und schicke von ihnen einige, die entronnen sind, zu den Nationen, zu den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir gehört und meine Herrlichkeit noch nicht gesehen haben. Sie sollen meine Herrlichkeit unter den Völkern verkünden. Sie werden alle eure Brüder aus allen Nationen als Opfergabe für den HErrn herbeibringen, auf Rossen und Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Kamelen zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem. So wie die Söhne Israels ihre Opfergabe in reinen Gefäßen zum Haus des HErrn bringen. Und auch aus ihnen nehme ich einige zu levitischen Priestern, so spricht der HErr. Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, von Bestand haben, so soll auch euer Geschlecht und Name Bestand haben. Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem anderen und einen Sabbat nach dem anderen kommen, um vor mir anzubeten. Und sie werden hinausgehen und schauen die Leichname derer, die von mir abtrünnig waren. Denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und sie werden allen Fleisch ein Greuel sein. Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem anderen und einen Sabbat nach dem anderen kommen, um vor mir anzubeten, so spricht der HErr. Wort des lebendigen Gottes.
„Fleisch“: Dank sei GOtt!
Und noch ein Wunder an diesem Sonntag des HErrn, Wunder über Wunder, denn siehe, wahrlich, dem „Fleisch“ war ein Mund gegeben, IHm zu danken. Und ein weiteres Wunder, Wunder über Wunder, die Vermehrung des Kapitels 66, das bis zu diesem Sonntag im Jahr ’25 mit „sie werden allen Fleisch ein Greuel sein.“ endete, aber an diesem Sonntag auf dem Autohof endet das Kapitel mit „Und alles Fleisch wird einen Neumond […] anzubeten, so spricht der HErr. Wort des lebendigen Gottes.“
Es gibt aber nicht nur diese Übersetzung des Kapitels 66, sondern weitere, und welche soll nun „beim Wort“ genommen werden? Ehe diese zitiert werden, soll doch der Herr Pfarrer, wie er auf dem Autohof gehört wird, seine Erläuterung vortragen:
Will man in einem Gespräch einigermaßen höflich seinen Ärger zum Ausdruck bringen, dann gelingt das am besten mit dem Satz: „Ich bin jetzt aber irritiert.“ Das ist so ein Signal an das Gegenüber, daß ich nicht mehr einfach folgen kann. Ich kann nicht mehr ganz Ohr sein, weil ich ganz Bauch bin, dort sammelt sich aller Ärger und Wut, vielleicht über eine Äußerung, oder irgendetwas macht mir jedenfalls zu schaffen, daß ich nicht mehr ganz Ohr sein kann. Ich bin irritiert. Manchmal läßt sich so eine Irritation beseitigen, stellt sich ein Mißverständnis vielleicht heraus, und das Gespräch kann weitergehen. Manchmal gelingt das freilich nicht. Die Irritation bleibt. Wir verstehen die Bibel als GOttes Wien in Menschen Wort. Und ausweichlich kommt es daher beim Verständnis dieses GOttes Wort in Menschen Wort zu Irritationen. Das hängt auch damit zusammen, daß dieses GOttes Wort aus einer anderen Zeit und Kultur zu uns spricht. Ich vergleich‘ die Bibel aber gern mit einer älteren Dame, die ich wohl sehr schätze ob ihrer Weisheit und Erfahrung, nur leider verstehe ich sie nicht immer. Ihre Sprache klingt zwar faszinierend, aber manchmal auch sehr schrullig und unverständlich. Sie benützt Worte, deren Bedeutung mir gar nicht zugänglich sind. So stelle ich mir das vor, diese Irritation durch die Bibel. Und gleichzeitig reizt es mich, sie zu verstehen, weil ich sie eben mag, diese Bibel. Heute, die Lesung der letzten Verse des Jesaja-Buches, die hatten kräftig Irriationspotential, das habe ich auch in den Gesichtern gesehen, hier in unserer Runde. Der Prophet Jesaja hat in seinen 66 Kapiteln harsche Gerichtsworte, die sich an die Feinde des Volkes GOttes richten, und wechselt unvermittelt zu ganz warmherzigen und trostreichen Versen, die dem unterdrückten Volk GOttes gelten. Und sind vor allem die Trostworte vertraut. Denken Sie nur an die von Händel im MEssias meisterhaft vertonten Worte: „Tröstet, tröstet mein Volk“. Bis heute atmen Menschen, wenn sie diese Musik, diese Worte hören, bei diesen Worten tief durch und fühlen sich in allem Weh und Ach verstanden. Und nun das Ende des Propheten Jesajas könnte gegensätzlicher nicht sein. Wir haben heute in der Lesung den Satz gehört: „Sie werden hinausgehen und die Leichen der Männer sehen, die mir abtrünnig geworden sind, denn ihr Wurm stirbt nicht und ihr Feuer erlischt nicht, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.“ Höchst befremdlich, gruslich, höflich ausgedrückt: irritierend. Und dann noch beim Verlesen im Gottesdienst die Antwort der Gemeinde: „Dank sei GOtt.“ Da bleibt einem doch das Wort im Halse stecken. Solche Irritationen müssen aber nicht zum Abbruch des Gesprächs führen, also es mag nur die Vorurteile bestätigen, viel besser wäre es, um ein vertieftes Verständnis zu ringen, in diesem Fall für dieses erste Testament, die darin gereifte Erfahrung von GOttes Wort. Im jüdischen SynagogenGOttesdienst, wo der Prophet Jesaja eine ganz zentrale Rolle spielt, hat man eine ganz feine Finte für den Umgang damit gefunden. Dieser anstößige letzte Vers wird natürlich verlesen und dann wiederholt der Lektor noch einmal den Vers davor, da heißt es: „Und es wird geschehen, daß Neumond für Neumond und Sabbat für Sabbat alles Fleisch kommt, um sich vor mir niederzuwerfen, spricht der Herr. Das tun unsere jüdischen Schwestern und Brüder, weil dieser Vers genau den Sinn und Ziel des ganzen Jesaja-Buches auf den Punkt bringt. GOttes Hoffnung für sein Volk. So bleibt die notwendige Irritation und wird doch überwunden. Die Theologin Juliane Eckstein hat sich mit dieser Irritation näher auseinandergesetzt. Sie stammt aus der Nähe von Bautzen und ist als Bibelwissenschaftlerin tätig. Sie hat mir mit einem Artikel geholfen, mit dieser irritierenden Rede vom rächenden GOtt der Bibel ins Gespräch zu kommen. Als Kennerin des ersten Testaments hält sie den Ausdruck, dieser Rede vom rächenden GOtt für ein vertieftes Verständnis GOttes und unserer Welt sogar für notwendig. Leider wurde in der christlichen Auslegung viele jahrhundertelang dem angeblich strafenden GOtt des alten Testaments JEsu GOtt der Liebe entgegengesetzt. Heute müssen wir uns demütig eingestehen, daß ist Antijudaismus. In dessen Folge die jüdische Bevölkerung unterdrückt wurde, bis zu Pogromen, ja schließlich bis zum Holocaust. Juliane Eckstein schärft stattdessen den Blick, sie fragt gewissermaßen nach, was ist mit diesem GOttesbild gemeint, worauf zielt das ab, und ganz besonders wichtig, warum irritiert es uns. Als erstes legt sie den Rahmen frei, in dem die Bibel Rache und Vergebung verhandelt. Sie sagt, die biblische Vorstellung ist durch den Gedanken geprägt, daß alles Unrecht vor GOttes Gericht am Ende der Zeiten kommt. GOtt stellt sicher, daß Gewalttäterinnen und -täter den Konsequenzen ihres Tuns niemals entkommen können, nicht einmal durch einen rechtzeitigen Tod. Auf diesem Hintergrund verstehen wir, warum im ersten wie im neuen Testament, darauf bestanden wird, mein ist die Rache, ich will vergelten. Und dieser Gedanke der Rache ist für Täter wie für Mittwisser unangenehm. Daher offensichtlich unsere Irritation. Und zweitens zeigen die irritierenden Stellen der Bibel das Bild eines mächtigen GOttes, der fähig und willens ist, Gerechtigkeit herzustellen und Unrecht zu bestrafen, ein GOtt, der die Schwachen und Rechtlosen nicht allein läßt. Wer also biblische Rachetexte vermeidet oder bewußt ausläßt, unterdrückt wichtige [ein anfahrender Lastkraftwagen übertönt ein Wort] die Bibelwissenschaftlerin folgert, Rachegefühle, Gefühle, sind Ausdruck von Aggressionen, damit Zeichen von Lebenskraft. Sie zeugen von einem intakten Gerechtigkeitsempfinden. Und idealerweise leiten sie diese Kraft in Richtung der Schuldigen, statt auf sich selbst oder auf Unschuldige, noch Machtlosere. Wir können die Bibel beim Wort nehmen. Es gibt einen legitimen Rachedurst angesichts widerfahrenen Unrechts. Hören wir also solche Verse wie heute beim Propheten Jesaja, vom nicht sterbenden Wurm und nie erlöschendem Feuer und Abscheu in Solidarität mit den Opfern. Liebe Schwestern und Brüder, lassen wir uns irritieren, versuchen wir zu verstehen, auch wenn es zunächst unangenehm ist, daß bewahrt uns hoffentlich vor der Selbstgerechtigkeit, für die bei näherem Hinsehen gar kein Grund ist. In dieser Spur begreifen wir unseren eigenen Weg als Christinnen und Christen. Das Evangelium sagt, bemüht euch mit allen Kräften durch die enge Tür zu gelangen, so irritiert auch JEsus immer wieder, die die IHm zuhören. Ringen wir darum, mit GOtttes Worten im Gespräch zu bleiben, Irritationen nachzugehen und zu einem vertieften Verständnis unserer Hoffnung und Rettung zu finden. Amen.
So erläutert der Herr Pfarrer, und er findet zu einer eigenen Übersetzung von dem, was er eben erst hörte,
Und sie werden hinausgehen und schauen die Leichname derer, die von mir abtrünnig waren. Denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und sie werden allen Fleisch ein Greuel sein.
ihm die Stimme wenige Minuten zuvor vekündete, und so spricht der Herr Pfarrer: „Sie werden hinausgehen und die Leichen der Männer sehen, die mir abtrünnig geworden sind, denn ihr Wurm stirbt nicht und ihr Feuer erlischt nicht, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.“
Aus welchen Bibeln die Lesung und die Übersetzung des Herrn Pfarrers seien? Es scheint ein Gewürfle zu sein, etwas aus dieser, etwas aus jener, etwas aus eigener —
Die Übersetzung von ERF-Bibleserver, diese und die weiteren gelesen am 31. August 2025:
18 Ich weiß, was sie treiben, und kenne ihre Gedanken!« »Ich komme, um Menschen aller Völker und Sprachen zu versammeln. Von überall strömen sie herbei und sehen meine Größe und Macht. 19 Ich werde den Völkern ein deutliches Zeichen geben: Einige aus meinem Volk, die dem Gericht entronnen sind, sende ich in solche Länder, wo man noch nichts von mir gehört und meine Herrlichkeit noch nicht gesehen hat. Sie werden nach Tarsis in Spanien reisen, zu den Libyern und Lydern, den berühmten Bogenschützen; sie werden zum Stamm der Tibarener am Schwarzen Meer vordringen und auch nach Griechenland, ja, bis zu den entferntesten Inseln und Küsten. Allen diesen Völkern sollen sie von meiner Größe und Macht erzählen. 20 Dann werden sie alle eure Brüder und Schwestern, die noch über die ganze Welt zerstreut sind, zurückbringen nach Jerusalem. Auf Pferden und in Wagen reisen sie, in Sänften werden sie getragen; auf Maultieren und Kamelen wird man sie nach Jerusalem führen. Wie ihr Israeliten eure Opfergaben in reinen Gefäßen zu meinem Tempel bringt, so bringen diese Völker die Menschen eures Volkes aus der ganzen Welt zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem, um sie mir als Gabe zu weihen. 21 Auch aus diesen fremden Völkern wähle ich mir dann einige als Priester und Leviten aus. 22 So wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich schaffe, nie mehr vergehen, genauso wenig werden eure Nachkommen untergehen. Euer Volk wird für immer bestehen. Dafür bürge ich, der HERR. 23 Ich versichere euch: Jeden Monat am Neumondfest und auch an jedem Sabbat werden alle Menschen nach Jerusalem kommen, um mich dort im Tempel anzubeten. 24 Sie werden vor die Stadt hinausgehen und die Leichen jener Menschen sehen, die sich zu Lebzeiten gegen mich aufgelehnt haben. Ihr Anblick wird bei allen Abscheu und Entsetzen hervorrufen. Denn für diese Verdammten wird die Qual nie enden, sie brennen in ewigem Feuer.«
In dieser Übersetzung sind es Menschen, werden die Menschen zum „Fleisch“, und in dieser Übersetzung sind es „Leichen jener Menschen […] gegen mich aufgelehnt haben“, „aufgelehnt“ und nicht nur „abtrünnig“, dafür aber: „für diese Verdammten wird die Qual nie enden, sie brennen in ewigem Feuer“.
In anderen Bibeln jedoch bleiben in der Übersetzung die Menschen „Fleisch“, etwa in der Elberfelder Bibel:
15 Denn siehe, der HERR kommt im Feuer, und wie der Sturmwind sind seine Wagen, um seinen Zorn auszulassen in Glut und sein Drohen in Feuerflammen. 16 Denn mit Feuer hält der HERR Gericht, mit seinem Schwert ⟨vollzieht er es⟩ an allem Fleisch, und die Erschlagenen des HERRN werden zahlreich sein. 17 Die sich weihen und die sich reinigen für die Gärten[11], dem einen nach, der[12] in der Mitte ist, die Schweinefleisch und Abscheuliches und Springmäuse essen: Allesamt werden sie ein Ende nehmen, spricht der HERR[13]. 18 Ich aber, ich kenne ihre Taten und ihre Gedanken, und ich bin gekommen[14], alle Nationen und Sprachen zu versammeln. Und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. 19 Ich richte unter ihnen ein Zeichen auf und sende Entkommene von ihnen zu den Nationen, nach Tarsis, Put[15] und Lud,[16]⟨zu denen,⟩ die den Bogen spannen[17], nach Tubal und Jawan[18], zu den fernen Inseln, die die Kunde von mir nicht gehört und meine Herrlichkeit nicht gesehen haben. Und sie verkünden meine Herrlichkeit unter den Nationen. 20 Und sie bringen alle eure Brüder aus allen Nationen als Opfergabe[19] für den HERRN, auf Pferden, auf ⟨offenen⟩ Wagen und ⟨in⟩ überdachten Wagen, auf Maultieren und auf Dromedaren zu meinem heiligen Berg, nach Jerusalem, spricht der HERR, ebenso wie die Söhne Israel das Speisopfer in einem reinen Gefäß zum Haus des HERRN bringen. 21 Und auch von ihnen nehme ich ⟨mir einige⟩ zu Priestern und zu Leviten, spricht der HERR. 22 Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir bestehen, spricht der HERR[20], so werden eure Nachkommen und euer Name bestehen. 23 Und es wird geschehen: Neumond für Neumond und Sabbat für Sabbat wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten[21], spricht der HERR. 24 Und sie werden hinausgehen und sich die Leichen der Menschen ansehen, die mit mir gebrochen haben. Denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.
In dieser Übersetzung ist das „Fleisch“ nicht „abtrünnig“ geworden, haben sich die Menschen nicht „aufgelehnt“, aber „gebrochen“ …
Fehlen darf die Lutherbibel, diese Übersetzung darf nicht fehlen:
18Ich kenne ihre Werke und ihre Gedanken und komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln, dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen. 19Und ich will ein Zeichen unter ihnen aufrichten und einige von ihnen, die errettet sind, zu den Völkern senden, nach Tarsis, nach Pul und Lud, nach Meschech, Tubal und Jawan und zu den fernen Inseln, wo man nichts von mir gehört hat und die meine Herrlichkeit nicht gesehen haben; und sie sollen meine Herrlichkeit unter den Völkern verkündigen. 20Und sie werden alle eure Brüder aus allen Völkern herbringen dem Herrn zum Weihgeschenk auf Rossen und Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren nach Jerusalem zu meinem heiligen Berge, spricht der Herr, gleichwie die Israeliten die Opfergaben in reinem Gefäße zum Hause des Herrn bringen. 21Und ich will auch aus ihnen Priester und Leviten nehmen, spricht der Herr. 22Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir Bestand haben, spricht der Herr, so soll auch euer Geschlecht und Name Bestand haben. 23Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem andern und einen Sabbat nach dem andern kommen, um vor mir anzubeten, spricht der Herr. 24Und sie werden hinausgehen und schauen die Leichname derer, die von mir abtrünnig waren; denn ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und sie werden allem Fleisch ein Gräuel sein.
Und eine Übersetzung noch, aus der Schlachter Bibel:
15 Denn siehe, der Herr wird im Feuer kommen und seine Streitwagen wie der Sturmwind, um seinen Zorn in Glut zu verwandeln und seine Drohungen in Feuerflammen. 16 Denn mit Feuer und mit seinem Schwert wird der Herr alles Fleisch richten; und die vom Herrn Erschlagenen werden eine große Menge sein. 17 Die sich heiligen und reinigen für die [Götzen-]Gärten, und einer anderen[2] nachlaufen, inmitten derer, welche Schweinefleisch, Mäuse und andere Greuel essen – alle zusammen sollen sie weggerafft werden! spricht der Herr.18 Ich aber [kenne] ihre Werke und Pläne. Es kommt die Zeit, alle Nationen und Sprachen zusammenzubringen, und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. 19 Und ich will ein Zeichen an ihnen tun und aus ihrer Mitte Gerettete entsenden zu den Heidenvölkern nach Tarsis, Pul und Lud, die den Bogen spannen, nach Tubal und Jawan, nach den fernen Inseln, die noch nichts von mir gehört haben und meine Herrlichkeit nicht gesehen haben; und sie werden meine Herrlichkeit unter den Heidenvölkern verkündigen. 20 Und sie werden alle eure Brüder aus allen Heidenvölkern dem Herrn als Opfergabe herbeibringen auf Pferden und auf Wagen und in Sänften, auf Maultieren und Dromedaren, zu meinem heiligen Berg, nach Jerusalem, spricht der Herr, gleichwie die Kinder Israels das Speisopfer in einem reinen Gefäß zum Haus des Herrn bringen. 21 Und ich werde auch von ihnen welche als Priester und Leviten nehmen, spricht der Herr. 22 Denn gleichwie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor meinem Angesicht bleiben werden, spricht der Herr, so soll auch euer Same und euer Name bestehen bleiben. 23 Und es wird geschehen, daß an jedem Neumond und an jedem Sabbat alles Fleisch sich einfinden wird, um vor mir anzubeten, spricht der Herr. 24 Und man wird hinausgehen und die Leichname der Leute anschauen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen; und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.
Weiterfahrt nach dem erzwungenen Kurzaufenthalt von etwa acht Minuten in Villach nach Deutschland, aber ohne Anfahrt von Erfurt, dafür drei Tage Lübeck, und dann schließlich Kiel …
Was Wien nicht und was Kiel bereits seit achtundzwanzig Jahren hat, ist nicht nur eine zentrale Gedenkstätte, sondern auch einen gänzlich anderen sprachlichen Umgang als der in Österreich nach wie vor gebräuchliche.
Zum Gedenken an die Sinti und Roma aus Schleswig-Holstein, die dem Völkermord der Nazis zum Opfer fielen
In Kiel, die Informationstafel zum Gedenkstein:
16. Mai 1940: Beginn des Völkermordes an den Sinti und Roma durch die sogenannten „Mai-Deportationen“. Die meisten der rund 2.500 schleswig-holsteinischen Sinti und Roma haben die Deportation in das besetzte Polen, die Vernichtungslager und Ghettos nicht überlebt. Bis 1945 ermordeten die Nationalsozialisten in ganz Europa etwa eine halbe Million Sinti und Roma – Frauen, Männer und Kinder.
In Kiel wurde es geschafft, ohne das Wort „Zigeuner“ zu erinnern, in Lackenbach hingegen, wie in diesem August 2025 photographisch festgehalten, nach wie vor die Tafel:
SIE MUSSTEN LEIDEN UND STERBEN NUR WEIL SIE ANDERS WAREN HIER STAND IN DER ZEIT VON von 1940 – 1945 DAS VON DEN NATIONALSOZIALISTEN ERRICHTETE „ZIGEUNERLAGER“ HIER STARBEN HUNDERTE UNTER QUALEN UND ENTBEHRUNGEN VON HIER AUS WURDEN EINIGE TAUSEND „ZIGEUNER“IN IN VERNICHTUNGSLAGER DEPORTIERT GEWIDMET VON DEM LAND BURGENLAND
Es wurde um eine Informationstafel ergänzt, und auch auf dieser in Anwesenheit der grünen Justizministerin enthüllten Informationstafel in 2021 unausweichlich „Zigeunerlager“ und auf der Website der Marktgemeinde Lackenbach hierzu, gelesen am 28. August 2025, über den „QR-Code“ auf der Informationstafel aufgerufen, nach wie vor unausweichlich und gebräuchlich in diesem Land: „Zigeuner“ …
Wie klug es in Kiel gehandhabt wird, also „Zigeuner“ in keiner Weise zu verwenden, weder auf dem Gedenkstein noch auf der Website, ist leicht verstehbar mit einem kurzen Blick auf die Geschichte von „Zigeunerlager“.
In dem Schnellbrief, den Reichsführer-SS Heinrich Himmler (1900–1945) am 29. Januar 1943 zur Deportation von Sinti:ze und Rom:nja „in ein Konzentrationslager“ versandte, hieß es u.a.: „Die Einweisung erfolgt […] familienweise in das Konzentrationslager (Zigeunerlager) Auschwitz.“4 Die Verwendung des Begriffs ‚Zigeunerlager‘ dürfte kein Zufall gewesen sein, suggeriert er doch eine Fortsetzung der bis dahin praktizierten und gesellschaftlich weithin akzeptierten Isolationspolitik und, vor dem Hintergrund der Geschichte des Begriffs, eine vermeintliche Normalität.
… Immer wieder in der Geschichte waren Sinti und Roma Diskriminierungen ausgesetzt. Als „Zigeuner“ beschimpft, wurden sie aus ihren Berufen verdrängt und aus Städten oder Regionen vertrieben. Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erlebten Sinti und Roma in ganz Europa systematische Verfolgung und Völkermord mit dem Ziel der totalen Vernichtung. …
Am 15. November 2025 wird es wieder eine Gedenkveranstaltung bei diesem antiziganistischen Mahnmal in Lackenbach geben, und was wird dann über diese „Initiative der „Geschichtsvergessenheit“ auf der Website der burgenländischen Landesregierung zu lesen geben, wieder wie in den letzten Jahren so gänzlich anders als in Schleswig-Holstein? Über die im letzten Jahr ist am 28. August 2025 auf der Website des Portschylands zu lesen, mit folgendem Beginn:
LR Dorner: Gedenkfeier für Roma und Sinti in Lackenbach wichtige Initiative gegen Geschichtsvergessenheit
„Antiziganismus“, ein Wort, das nicht einmal vorkommt. Und über die Veranstaltung ein Jahr davor ist auf der Website der Landesregierung des Portschylands zu lesen, nach wie vor abrufbar, wie eben am 28. August 2025:
Zum Gedenken an Sintizze, Roma, Sinti und Romnja. Sie mußten leiden und sterben, nur weil sie waren. Hier stand in der Zeit von 1940-1945 das von dem nationalsozialistischen totalitären Verbrechensregime errichtete Konzentrationslager (Zwangsarbeitslager). In diesem starben Hunderte unter Qualen und Entbehrungen. Von hier aus wurden Tausende in die Vernichtungslager zur Ermordung im Völkermord des nationalsozialistischen Massenmordregimes deportiert. Gewidmet von dem Land Burgenland
Auf dem Weg nach Kiel hätte es, so der Reiseplan, zu einem Aufenthalt in Erfurt für mindestens drei Tage kommen sollen, aber eine weit vor Erfurt noch rechtzeitig erhaltene digitale Ansichtskarte mit einem Lautsprecherwagen und dem eindringlichen Rat, Erfurt nicht zu besuchen, läßt es nun wieder offen, ob Erfurt dennoch oder doch gleich an Erfurt vorbei bis nach Lübeck …
Das „Kriegsdenkmal“ wurde inzwischen verändert, einer villacherischen „Erinnerungskultur“ gemäß verändert; so wird Villach fortan berühmt sein für Villacher Erinnerungskultur wie Villacher Fasching … Und wie wurde die „frühe faschistoide Züge“ aufweis[ende] Anlage“ verkleidet?
Am dritten Tage des herrschenden 80. Villacher Hochamts ist in „Mein Bezirk“ zu lesen, am 29. Juli 2025:
Auf der Südseite des Turms befindet sich ein Denkmal, das aus dem Jahre 1923 stammt und an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs erinnert. 2018 wurde es renoviert, da es deutliche Abnützungserscheinungen gezeigt hat. Was wenigen aufgefallen sein dürfte, ist, dass das Denkmal im Zuge dessen inhaltlich erweitert wurde. Zwei Gedenktafeln, die sich rechts der monumentalen Schwertspitze am Kirchturm befinden, wurden in ein großflächig getextetes Gedicht der 1904 verstorbenen jüdischen Dichterin Friederike Kempner eingebettet.
Was Roland Winkler veranlaßte, gerade einen Vers von Friederike Kempner zu nehmen, kann nur gemutmaßt werden, vielleicht war es der Begriff „Pflicht“, das die kerndleischen frühen nationalsozialistischen Worte in einem einzigen Wort
den Entstammten zum leuchtenden Vorbilde in Ehr zu entflammen im ewigen Gedächtnis Deutschtums —
Vielleicht aber wollte Roland Winkler bloß, daß das Lachen nicht aufhören möge, und es ward viel gelacht worden über die Gedichte von Friederike Kempner; in einer Sitzung des Villacher Faschings wäre es wohl ein Kracher, ihre Gedichte und auch die Parodien ihrer Gedichte vorzutragen …
„Wollen all‘ die Waffen strecken, niemals sich mit Blut beflecken;“ … Für diesen Vers hat sich Roland Winkler nicht entschieden, vielleicht weil darin die „Pflicht“ fehlt? Die „Pflicht“, die in diesem Lande zu erfüllen, heilig ist. Wem die „Pflicht“ Ehr‘ und Treu‘ ist, diesen hat Friederike Kempner ein Denkmallied gesetzt:
Das Burschenlied
Die Poesie ist ein Gebiet, Wo alle Blüten treiben. Jetzt soll ich gar ein Burschenlied Für die Studenten schreiben. Wohlan, es sei, ich fange an, Und schreib‘, so gut ich schreiben kann.
Ich lob‘ mir die Studentenschaft, Die brav, fidel und bieder, Mit hellem Geist und Mut und Kraft Hoch hält die deutschen Lieder. Mit Liedern zieht er in die Welt, Ein solcher Bursche ist ein Held.
Und zeigt man ihm ein böses Weib, Die Braut ihm zu ersetzen, Weicht tausend Schritte er vom Leib, Er läßt sich nichts verhetzen. Mit achtzehn Jahr‘ hat er gefreit, Und damals war er grundgescheit.
Selbstverständlich hat Oskar Deutsch seine Stimme nicht verloren, er wird weiter und weiter sprechen, er ist nicht stumm geworden, Oskar Deutsch wird nicht verstummen,
aber alles was er insbesondere ab dem 29. Juli 2025 hinkünftig sagen wird, zur österreichischen Politik, besonders zur identitären Partei, wie beispielsweise im Jänner 2025 zum Anlaß der Verleihung des großen goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik an ihn,
wird sein, als wäre er stumm geworden, oder wenn es gehört werden sollte, wird es als stumpf abgetan werden, oder es wird nur mehr das zu hören sein, was er am 29. Juli 2025 im Interview mit Armin Wolf sagte, und nicht mehr zu hören sein wird, nicht mehr anzuhören sein wird oder gar je noch gehört werden wollen, was er je noch nach diesem 29. Juli 2025 zur österreichischen Politik, besonders zur patriotischen Partei zu sagen haben wird glauben zu müssen.
Armin Wolf: Was allerdings auffällt, ist, die israelitische Kultusgemeinde in Österreich kritisiert die israelische Kriegsführung nie. Sie kritisiert allerdings sehr häufig die Kritik daran. Warum ist das so? Oskar Deutsch: Weil wir überzeugt sind, daß es so richtig ist. Die Aufgabe jeder israelischen Regierung, ob das jetzt diese Regierung ist oder früher eine Regierung, die von anderen Leuten und von anderen Parteien geführt wurde, ist für die Sicherheit der israelischen Bevölkerung zu sorgen. Armin Wolf: Aber sichert es die Existenz Israels und israelischer Bürger, wenn in Gaza 60.000 Menschen, davon nach allen Studien mindestens zwei drittel Zivilisten getötet werden, wenn hunderttausende Menschen dort Hunger leiden, wenn 90 % der Gebäude dort zerstört sind, wenn 2 Millionen Menschen vertrieben sind. Oskar Deutsch: Also das wissen wir alles nicht. Armin Wolf: Das wissen wir alles schon. Oskar Deutsch: Meiner Information wissen wir das nicht. Das ist ein Kriegszustand und dieser Kriegszustand hätte, wie ich schon gesagt habe, hätte am 7. oder 8. Oktober schon beendet werden können von der Hamas. Und dieser Kriegszustand kann auch heute beendet werden. Wenn die Europäische Union, die österreichische Regierung und die gesamte Welt keinen Druck auf Israel machen würde, sondern Druck machen würde auf die Hamas, dann wäre die ganze Sache schon beendet. Armin Wolf: Aber bedeutet das, solange die Hamas nicht kapituliert, ist für das israelische Militär alles erlaubt? Oskar Deutsch: Das weiß ich nicht. Oskar Deutsch: Ich sage nur, wir sind in Österreich, wir sind Österreicher und es ist sehr, sehr schwierig von der Ferne das zu beurteilen, aber die Aufgabe, Herr Wolf, jeder Regierung, sei es der israelischen Regierung, sei es die österreichische Regierung, sei die amerikanische Regierung oder die deutsche Regierung, ist ihre eigene Bevölkerung zu schützen. Armin Wolf: Aber das bestreitet ja niemand. Armin Wolf: Ja, das hatten wir schon, aber kann nicht beides wahr sein, daß die Hamas eine furchtbare Mörderbande ist und israelische Geisel nach wie vor gefangen hält, am 7. Oktober ein unfassbares Massaker verübt hat und daß eine rechtsextreme Regierung in Israel weit über ein legitimes Selbstverteidigungsrecht hinaus in Gaza permanent das Völkerrecht verletzt. Oskar Deutsch: Also ich glaube, daß sie das nicht tun und es ist keine rechtsextreme Regierung. Äh, es sind vielleicht Leute dort in der Regierung, die man vielleicht dazu zählen könnte. Ja, aber die gesamte Regierung dann als rechtsextrem zu bezeichnen, ist falsch. Armin Wolf: Aber Herr Präsident, es gibt einen Sicherheitsminister, der ist wegen rassistischer Verhetzung und Aufruf zum Terror rechtskräftig verurteilt worden. Es gibt einen Finanzminister, der erst heute wieder gesagt hat, der Gazastreifen ist ein integraler Partei Teil Israels und soll besetzt werden von Israel. Es gibt kein palästinensisches Volk und der nennt sich selber einen homophoben Faschisten. Oskar Deutsch: Soweit ich weiß, nicht israelische Regierungslinie und das ist, na eben, und hat er mit den Finanzen zu tun und nichts mit was anderem. Oskar Deutsch: Es ist natürlich, daß was in Europa, in der Welt passiert, fordert raus, daß man was antwortet. Ich sympathisiere überhaupt nicht mit dem Herrn Smotrich und mit dem anderen Herrn, Ben-Gvir, überhaupt nicht. Aber das ist ja das Schöne an Israel, das ist eine Demokratie, eine gelebte Demokratie. Dort gibt es jede 4 Jahre und wenn eine Koalition auseinanderbricht, sondern sogar öfter innerhalb einer Legislaturperiode, Wahlen und die Menschen können entscheiden, wer sie in der Knesset, im israelischen Parlament vertritt und dann wird eine Regierung gebildet. Die nächsten Wahlen sollen im November nächsten Jahres stattfinden und die israelische Bevölkerung und, wie gesagt, viele demonstrieren und es passt ihnen vieles nicht, kann dann was anderes entscheiden. Armin Wolf: Aber Herr Präsident, daß Regierungen, die in den letzten Jahren ganz ganz wehement an der Seite Israels gestanden sind, die in der UNO nach dem 7. Oktober jede Verurteilung Israels abgelehnt haben wie Deutschland und Österreich, daß die jetzt sagen, Israel kann diesen Krieg so nicht weiterführen, und daß jemand wie der jüdische Publizist Paul Lendvai im Standard schreibt, ich zitiere: „Die von den rassistischen Rechtsextremisten dominierte Koalitionsregierung Netanjahus verwandelt durch ihren sinnlosen und grauenvollen Gaza-Krieg Israel immer mehr in einen Paria der internationalen Staatengemeinschaft.“ Das beeindruckt Sie alles nicht? Oskar Deutsch: Was mich beeindruckt oder nicht, ist ja nicht wichtig. Armin Wolf: Aber irren alle? Oskar Deutsch: Wichtig ist, ich glaube, dass sie irren. Oskar Deutsch: Es ist nicht richtig, daß die Leute in Gaza hungern sollen. Armin Wolf: Aber sie hungern offensichtlich. Oskar Deutsch: Das wissen wir nicht. Armin Wolf: Aber warum sagen sie das immer wieder, Herr Präsident? Jede internationale Hilfsorganisation vom Roten Kreuz über die Caritas bis zur UNO sagt, daß es so ist, aber sie glauben es einfach nicht. Warum nicht? Oskar Deutsch: Ich glaube, ich verstehe auch nicht das Rote Kreuz, dessen Aufgabe es ist, sich um die Geiseln zu kümmern. Bis heute nicht bei den Geiseln waren und wir nicht wissen, wie der Gesundheitszustand ist. Und über die UNO, die permanent schon seit Jahrzehnten nichts anderes zu tun hat, als permanent Israel zu verurteilen. Das sind mir wirklich nicht ausschlaggebende Organisationen.
Olmert: Ich glaube nicht, dass irgendjemand in verantwortungsvoller Position einleuchtend erklären kann, was wir dort tun. Ich bin überzeugt, dass wir längst alles erreicht haben, was im Rahmen dieses Krieges erreichbar war, bereits vor einem Jahr.
Olmert: Spätens da hätten wir sagen müssen: Es reicht, wir haben genug getötet, wir haben genug zerstört, wir haben sie genug geschwächt. Da hätten wir die Regierung endlich die entscheidende Frage stellen müssen: Will sie wirklich die Geiseln zurückholen?
Olmert: Am 7. Oktober aber haben wir zugelassen, dass 1200 Menschen innerhalb von Israels Grenzen getötet und 251 entführt wurden. Aus Arroganz und Selbstgefälligkeit haben wir sie den Mördern ausgeliefert. Der Staat ist seiner grundlegendsten Verantwortung nicht nachgekommen.
Olmert: Es gibt dort viele Ereignisse, die man als Kriegsverbrechen verstehen kann. Ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Vor allem aber ist das ein illegitimer Krieg, der aus den persönlichen politischen Interessen des Premierministers geführt wird. In der Konsequenz sterben israelische Soldaten, möglicherweise verlieren weitere Geiseln ihr Leben, und viele unbeteiligte Palästinenser werden getötet. Das ist ein Verbrechen, das ist unentschuldbar.
Olmert: Ich möchte, dass Netanyahu in Israel angeklagt wird.
Einen solchen Plan auch nur zu formulieren, ist ein Verbrechen — oder mindestens die Anstiftung zu einem Verbrechen.
Spiegel: Seit 2005 haben die Siedler einen Marsch durch die Institutionen angetreten, mittlerweile sitzen sie in der Politik und im Militär an den Hebeln der Macht.
Olmert: Sie haben schon vorher in der Armee gedient, in der Hoffnung, dass sie Gleichgewicht innerhalb der Gesellschaft verändern und ihren Lebenstraum eines Großisraels verwirklichen können. Ihr Engagement hat sich seither bloß noch verstärkt.
Spiegel: Im Westjordanland gibt es fast täglich gewalttätige Übergriffe radikaler Siedler auf Palästinenser, die für diese ohne Folgen bleiben. Wie kann das sein?
Olmert: Das sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor den Augen der israelischen Polizei, Armee und Regierung. Sie tun nichts, um die Angreifer zu stoppen. Im Gegenteil, sie sind ihre Komplizen. Ohne die Unterstützung öffentlicher Stellen wären diese „Hilltop Youth“ machtlos.
Mittlerweile gibt es neue Aussagen von Netanyahu, was er will, nämlich den gesamten Gazastreifen, hierzu sei auf die jüngsten Schlagzeilen aus August 2025 nur verwiesen, und auch an den Aussagen von Netanyahu gibt es Kritik und viele Bedenken in Israel, wer aber zurücktreten soll, ist für Netanyahu nicht Netanyahu, sondern jene, die das Vorhaben von Netanyahu kritisieren …
Das israelische Militär hat sich in der Vergangenheit gegen eine vollständige Besatzung des Gazastreifens ausgesprochen. Die Beseitigung sämtlicher Hamas-Tunnel und -Bunker könne Jahre dauern, beschrieb die „Times of Israel“ die Bedenken der Armeeführung. Auch könnten demnach Geiseln in Gefahr geraten und getötet werden, sollten israelische Truppen den Orten ihrer Gefangenschaft zu nahe kommen.
Den Medienberichten zufolge würde aber Netanjahu nunmehr dieses Risiko eingehen. „Es wird Militäreinsätze auch in Gebieten geben, in denen Geiseln festgehalten werden“, zitierte Ynet den Beamten weiter. „Wenn der Generalstabschef damit nicht einverstanden ist, dann soll er zurücktreten.“
Auch Hunderte israelische Ex-Sicherheitsbeamte, darunter ehemalige Geheimdienstchefs, meldeten sich am Montag zu Wort. Sie riefen US-Präsident Donald Trump auf, den Druck auf Israels Regierung zur Beendigung des Krieges zu erhöhen. Die Terrororganisation Hamas stelle „keine strategische Gefahr mehr für Israel“ dar, hieß es in dem in der Nacht auf Montag veröffentlichten Brief. Der Krieg sei nicht mehr gerecht. Zu den 550 Unterzeichnern gehören unter anderem drei ehemalige Chefs des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad, fünf ehemalige Leiter des Inlandsgeheimdiensts Schin Bet und der ehemalige Regierungschef Ehud Barak. Auch ehemalige hochrangige Mitglieder der Armee und Diplomaten unterschrieben die Erklärung.
„Wir stehen vor einer Niederlage“, warnte der ehemalige Mossad-Chef Tamir Pardo. Mehrere der Repräsentanten sagten, Israel werde von einer fundamentalistischen, extremistischen Regierung angeführt, die nicht mehr den Rückhalt der Mehrheit habe.
Es gibt, wenn der Sommerurlaub bevorsteht, nach wie vor die Gewohnheit, in einer Buchhandlung in Reiseführern zu blättern, und manchmal wird in Reiseführern von Städten, Ländern geblättert, in die zu reisen niemals die Absicht besteht, es ist nicht einmal Neugier, manchmal ist es einfach Langeweile, ein anderes Mal wieder einfach die Zeit bis zum nächsten Termin zu überbrücken. Und so geschah es in diesem Juli 2025 aus dem Regal das „Reise-Taschenbuch“ von Walter M. Weiss, verlegt von Dumont, zu nehmen: „Kärnten“ …
Kärnten zu besuchen, in Kärnten auch nur einen Tag gar mit Übernachtung zu verbringen, ein nie darauf verschwendeter Gedanke. Um die Zeit bis zum nächsten Termin kürzer erscheinen zu lassen, wurde also „Kärnten“ von Walter M. Weiss aus dem Regal gezogen, und dieser Reiseführer führt wohin? An falsche Orte.
Wer mit diesem Reise-Taschenbuch in Kärnten unterwegs sein will, wird falsch geführt, so wird beispielsweise die Gedenktafel für Peter Turrini an der Volksschule in „St. Margarethen im Rosental“ vergeblich gesucht werden, denn Peter Turrini wurde nicht in „St. Margarethen im Rosental“ geboren, wie Walter M. Weiss schreibt, sondern in St. Margarethen im Lavanttal, und schon wer „St. Margarethen im Rosental“ sucht, wird diesen Ort nicht erreichen, heißt dieser doch entgegen der Schreibe von Walter M. Weiss St. Margareten im Rosental …
Ob die Ortstafeln in St. Margareten im Rosental zweisprachig sind, um das zu erfahren, müßte schon nach Kärnten gefahren werden, was aber zu erfahren ist, ohne Kärnten bereisen zu müssen, ist, daß die Website der Gemeinde St. Margareten im Rosental nicht zweisprachig ist, wie am 5. August 2025 festgestellt werden konnte, also nicht in deutscher und in slowenischer Sprache. Um genau zu sein, das Ergebnis der Suche auf dieser Website bringt zwei Treffer mit dem slowenischen Ortsnamen Šmarjeta v Rožu und einen slowenischen Satz: das Aviso zum „25-jährige[n] Bestandsjubiläum des Kulturverein St. Margareten-Abtei“ —
„[…] für das dem Dichter 2019 der Literaturnobelpreis zuerkannt wurde. Eine Ehrung, die freilich aufgrund Handkes wiederholter Parteinahme für die serbischen Nationalisten während der Jugoslawienkriege auch heftige Kritik hervorrief.“
Das wird Walter M. Weiss noch in Erinnerung gewesen sein, nicht viel später als 2019 wird er wohl seinen Reiseführer geschrieben haben, ist doch die erste DuMont-Auflage aus 2021. Was aber vor Jahrhunderten, vor Jahrzehnten in Kärnten geschah, hat Walter M. Weiss nicht selbst erlebt, wie sollte er es also so genau beschreiben können, wie die „wiederholte Parteinahme für die serbischen Nationalisten“ von Peter Handke, die „auch heftige Kritik hervorrief.“
Ergötzlich werden wohl vor allem jene, die nichts von Antisemitismus lesen wollen, den Reiseführer von Walter M. Weiss finden, der zu Thomas von Villach schreibt:
Sakralbauten vom Allerfeinsten Stifte wie Millstatt, Ossiach, Viktring, Eberndorf und St. Paul oder romanische Dome wie jene in Gurk und Maria Saal … Kärnten ist gespickt mit kostenbarer Sakralarchitektur. Hinzu kommen, nicht minder altehrwürdig, unzählige kleinere Juwelen – Kirchen wie die von Thörl-Maglern, Karnburg und St. Peter am Bichl, Berg, Gajach oder Gerlamoos am Oberlauf der Drau.
Die St. Leonhardskirche im Nachbarort Treffling birgt einen der ältesten gotischen Flügelaltäre des Landes mit Bildern des Meisters Thomas von Villach.
Empfehlenswert ist ein Abstecher in den Nachbarort Tiffen, wo auf hohem Fels eine ehemals stark bewehrte, mit etlichen famosen Kunstwerken ausgestattete Kirche thront (u. a. Wandgemälde des berühmten Thomas von Villach).
Diesbezüglich das wohl verblüffendste Beispiel bietet der Weiler Gerlamoos. Sein Georgskirchlein wartet, halb im Wald versteckt und nur über einen Fußpfad zu erreichen, mit grandiosen Wandmalereien auf: einem Hauptwerk des Thomas von Villach, der hier um 1470 auf über 30 Bildfeldern die Georgslegende sowie Kindheit und Leiden Christi farbenreich […]
Die Schreibe von Walter M. Weiss „vom Allerfeinsten“, es wird ihm wohl wie eine Beschmutzung der „Sakralbauten“ vorgekommen sein müssen, Antisemitismus mit „kostbarer Sakralarchitektur“ zu verbinden, und ist es nicht auch Kritik, die Walter M. Weiss über die „Juwelen — Kirchen wie die von Thörl-Maglern“ schreibt, „Kritik vom Allerfeinsten“ …
Für gewöhnlich ebenfalls zugänglich sind der kleine Wappensaal mit weiteren 298 Wappen, der ob seiner zeitgenössischen Ausgestaltung heftig diskutierte Kolig-Saal sowie, wenn nicht gerade getagt wird, auch der Sitzungssaal des Landtags. Auf dessen Wänden hat Suitbert Lobisser ein Fries mit Szenen aus den schwierigen Jahren vor der Volksabstimmung von 1920 hinterlassen – jenem politischen Schlüsselereignis an das neuerdings unten, an der Nordseite des Hofes, eine Gedenkstätte erinnert.
Switbert Lobisser müssen „Szenen aus den schwierigen Jahren vor der Volksabstimmung von 1920“ noch ganz lebendig in Erinnerung gewesen sein, als er 1938 sein Fries „Kärntens Heimkehr ins Reich“ —
Unser Ziel ist es, den Künstler Switbert Lobisser mit seinen Werken einer breiten Öffentlichkeit zu erhalten. Vor allem seine Werke, seine Arbeitsstätte und sein Andenken lebendig zu erhalten, damit auch künftige Generationen an seinem Werk und seinem Leben teilhaben können.
Die Galerie Magnet ist „DER“ Lobisser-Spezialist, ein Besuch in seiner Galerie ist auch außerhalb dieser Ausstellungszeiten zu empfehlen. Die Galerie Magnet ist in Völkermarkt […]
Es gibt keine Pressenotizen. Aber es wäre schön, wenn sich das künstlerische Leben Switbert Lobissers auch in der Öffentlichkeit manifestiert. Sorgen wir dafür!
Suitbert Lobisser ist nicht der einzige Kärntner, der in diesem Land seine Quellen sah, aber in solcher Konsequenz wie er haben nur wenige danach gelebt und geschaffen. Kein Thema in seinen Wandbildern, Aquarellen, Ölbildern, Zeichnungen und schon gar nicht in seinen Holzschnitten, das sich nicht direkt oder indirekt mit der Heimat auseinandergesetzt hätte. Nicht nur mit der Landschaft und den Menschen, die in ihr leben, sondern vor allem auch mit dem, was an Geheimnis in ihr geborgen ist, mit ihren Heiligen und Dämonischen, mit ihren Bräuchen und Lustbarkeiten, mit ihrem Heiteren und ihrem Ernsten. Es kam Lobisser kaum jemals in den Sinn, woanders malen zu wollen, und die wenigen Reisen in fremde Länder waren für ihn beinahe exotische Erfahrungen.
Selbstverständlich erwähnt Walter M. Weiss in seinem Reise-Taschenbuch auch Christine Lavant — „Autor und Verlag haben alle Informationen mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft“, anders kann es auch nicht sein, dieser Kärntenführer wäre ohne Christine Lavant doch recht unvollständig. Christine Lavant darin ganz ein Mensch aus Kärnten,
die besondere Beziehung zu Werner Berg, der wirtschaftlich sich genötigt sah, der Auslandsorganisation der NSDAP beizutreten, der sich auch an Josef Weinheber wandte …
Josef Weinheber schreibt, bedrückt Werner Berg nicht auf einer Ausstellung Kärntner Malerei in Wien vertreten zu sehen: „Man sagte mir, Du seiest zu revolutionär. Du kannst Dich also freuen. Denn eine Künstlerbemühung, die nicht dauernd experimentiert, muss schließlich im Gewöhnlichen, um nicht zu sagen im Ordinären, stecken bleiben.“ Weinheber teilt Berg seine Absicht mit, ihm seinen neuestes Buch „Zur Sprache“ zu widmen.
Werner Berg lernt den jungen Dichter Michael Guttenbrunner kennen. Guttenbrunner setzt sich zusammen mit Johannes Linder, Kulturreferent der Landesregierung, unermüdlich für Werner Bergs Belange, vor allem für seine Einbürgerung, ein. So schreiben die beiden an die Abteilung „Staatsangehörigkeit“ der Landesregierung: „Unter den Malern Kärntens, die zu seiner künstlerischen Repräsentation zählen und berufen sind, im Ausland für das Wesen Kärntens Zeugenschaft abzulegen, nimmt Dr. Werner Berg eine besondere Stellung ein. Er hat, obwohl von auswärts gekommen, doch begabt mit einer feinen Witterung für die Hintergründigkeit der Landschaft, innerhalb derer er sich sowohl lebenswirklich als Bauer als auch geistig als Künstler angesiedelt hat, Bereiche aufzuspüren gewusst, wie vor ihm kein anderer Kärntner Maler. Werner-Berg-Museum
Es wurden am 1. August 2025 nicht alle Tageszeitungen in Österreich geblättert, vielleicht hat an diesem Tag eine österreichische Tageszeitung sogar ein weiteres Gedicht von Ernst Jandl auf die Titelseite gesetzt, und zwar
„Heldenplatz“, ein Gedicht, das in dieser Zeit, die Gegenwart genannt, ebenso auf die erste Seite …
Zu oft genügen die Aufmacher, und diese nicht nur in der Gegenüberstellung, im Vergleich, um, einfach wie kurz gesagt, auf einen Blick zu wissen, um wessen Medium und für wen, um was für eine Art von Papier —
Über Menschen, die gestorben sind, kann nur noch das Gute gesagt werden. Und über Felix Baumgartner wird nun nur noch das Gute gesagt und geschrieben, etwa auf der Konzernplattform X …
so viel Gutes zu schreiben wissen, ist davor bewahrt, daß je wer noch etwas Schlechtes über ihn schreiben oder sagen kann, es gar nichts Schlechtes mehr zu sagen oder zu schreiben gibt, ist doch mit allem Guten, das über ihn nun gesagt und geschrieben wird, alles gesagt und geschrieben, was zu ihm gesagt und geschrieben werden kann.
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