„Zu Küssel fällt mir kurz ein.“

Das ist literaturgemäß eine Anspielung auf den Satz von Karl Kraus – „Zu Hitler fällt mir nichts ein.“ –, mit dem er auf einen eigenen Satz anspielt: „Mir fällt zu jedem Dummkopf etwas ein.“

Für die Anspielung hätte auch der Satz formuliert werden können: „Zu Sellner fällt mir kurz ein.“

Gottfried Küssel und der Empfänger einer Spende von dem Mann mit der Rune auf der Waffe haben wieder eine mediale Bühne – mit Gebenedeites Corona, Amen! werden sie wohl ihre nächtlichen Gebete schließen.

„Zuschauen, wie Neonazis wie Gottfried Küssel oder die rechtsextremen Identitären eine neue Plattform finden, einen Mob hinter sich sammeln und Behörden angesichts deren äußerst beschränkter Handlungsmöglichkeit verhöhnen – und das genüsslich in ihren Medienkanälen breittreten?“

Dieser Satz ist zu lesen in „Kein freies Demo-Geleit für Rechtsradikale“ in der Tageszeitung „Die Presse“ von Christine Imlinger vom 8. Jänner 2021.

Es fällt zu Corona nicht Küssel ein, zu Küssel fällt nicht Demonstration ein, sondern Kurz am Verhandlungstisch zur Bildung der Bundesregierung in Österreich von der türkis getupften christschwarzen Partei und der identitären Parlamentspartei, an dem u.a. auch ein diese Koalition mitverhandelnder Mann der Solidarität mit Küssel und der Attacke gegen das Verbotsgesetz saß.

Was für ein damals – kurz ist es her – allseits in Österreich begrüßtes und gefordertes freies Geleit für …

Wie recht gut seit dem alles geworden ist, der „Mob“ auf der Straße, eine Regierung, der das Recht zumutbar ist, wie der Verfassungsgerichtshof es wohl meint, ein Parlament, das von der Regierung nicht verhöhnt wird, dafür ein Bundeskanzler, der nur „immer fast schon Aggressionen jedesmal“ kriegt …

… der Mob niemals die Macht. Das ist so eine der Theorien über die repräsentative Demokratie, daß diese dafür erfunden worden sei, den Mob von der Macht auf ewig fernzuhalten.

In Österreich findet diese Theorie ihre Bestätigung. Der Mob hat in Österreich keine Macht. Auch wenn dieser meint, diese zu haben, weil sie „unsere Sprache spricht“ …

PS Karl Kraus ist zu „jedem Dummkopf etwas“ eingefallen; einem davon gab er acht Jahre später einen Namen, wie in seiner „Dritten Walpurgnisnacht“ zu lesen ist …

PPS Zu dem Spendenempfänger wäre Karl Kraus weder etwas noch nichts eingefallen, nicht einmal Corona …

PPPS Und ebenso wäre Karl Kraus weder etwas noch nichts zum Schwimmer im Sitzen in den Alpen eingefallen, nicht einmal Corona …