Was es wohl mit dieser Gasse in Wien auf sich hat?
Worauf es wohl zurückzuführen ist, daß gerade in dieser Gasse, flankiert vom Ziehrerplatz und dem Arenbergpark mit ihren rundum hochherrschaftlichen Häusern, immer wieder derartige Sprüche geklebt und geschmiert, wie jetzt wieder, Ende August ’21.
Geschmiert „Schwule Sau“ auf das Plakat für Gernot Blümel mit dem Spruch „Daheim in Wien – Im Sommer – Und das ganze Jahr“.
Diesmal ist es fast harmlos, auch wenn es nichts anderes ist und bleibt als eine dümmliche Beschimpfung von Gernot Blümel und zugleich von homosexuellen Menschen – „Schwule Sau“ –, wenn bedacht wird, was in dieser Gasse schon zu lesen war, daß Homosexuelle etwa den „ihnen gebührenden Lohn für ihre Unzucht“ … Und was das für ein gebührender Lohn sein soll, dazu reicht es die gesamte Stelle aus der Bibel zu zitieren, aus dem die für sie geforderte Strafe entnommen wurde:
Darum lieferte Gott sie durch die Begierden ihres Herzens der Unreinheit aus, sodass sie ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten. 25 Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers – gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen. 26 Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; 27 ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer treiben mit Männern Unzucht und erhalten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung. 28 Und da sie es nicht für wert erachteten, sich gemäß ihrer Erkenntnis an Gott zu halten, lieferte Gott sie einem haltlosen Denken aus, sodass sie tun, was sich nicht gehört: 29 Sie sind voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke, sie verleumden 30 und treiben üble Nachrede, sie hassen Gott, sind überheblich, hochmütig und prahlerisch, erfinderisch im Bösen und ungehorsam gegen die Eltern, 31 sie sind unverständig und haltlos, ohne Liebe und Erbarmen. 32 Sie erkennen, dass Gottes Rechtsordnung bestimmt: Wer so handelt, verdient den Tod. Trotzdem tun sie es nicht nur selbst, sondern stimmen bereitwillig auch denen zu, die so handeln.
Der Tod soll ihnen der gebührende Lohn sein …
Die Anwerbung geklebt ebenfalls auf ein christschwarzes Plakat, auf eines mit dem Freund des Gernot Blümel. Wieder an derselben Stelle in der Neulinggasse, im Juli ’21.

Es werden die Plakate gewechselt, an dieser Haltestelle bei den Flaktürmen, aber die Ungeheuerlichkeiten …
Woran das wohl liegen mag, daß gerade in dieser Gasse es zu solchen Manifestationen kommt? Es leben und arbeiten gerade hier so feine Menschen, Schriftsteller, Journalistinnen, Publizisten, Ärztinnen, Verleger, Buchhändlerinnen …
In dieser Gasse, durch die Prozessionen geführt werden …
In dieser Gasse, an deren Eingang die „Familie“ steht … Wer von dieser Skulptur zur Haltestelle am Arenbergpark in die Neulinggasse hineinschaut, den Blick dabei ein wenig nach oben richtet, kann auf dem einen Flakturm einen Spruch lesen, dem die Sprüche, die Anwerbungen in der Neulinggasse widersprechen …
Gerade in der Neulinggasse ein Zuviel an Vergangenheit als Gegenwart …
Überhaupt ein Zuviel an Vergangenheit als Gegenwart in diesem Bezirk … Sie wohnen wohl fern von der Neulinggasse, aber auf dem Weg in ihre Redaktionsstuben in der Salesianergasse … Manche werden wohl auch durch die Neulinggasse, durch den Arenbergpark allenthalben schlendern in die Steingasse auf dem Weg in ihre Gesinnungsheimat …
Zuviel Vergangenheit als Gegenwart auf der Landstraße …
Viel zu viel Gegenwart der Vergangenheit auf der Landstraße …
Nicht nur auf der Landstraße, sondern überhaupt, einfach wie kurz gesagt: Bloße Gegenwart der Vergangenheit.

Wie wohl so ein Mensch aussieht, der beispielsweise auf ein Plakat mit so einem freundlichen Spruch eine derartige Beschimpfung schmiert? Und es ist ganz und gar ein netter Spruch: „Daheim in Wien“. Nicht so gemein und hinterhältig wie beispielsweise das von der für kurz Regierungspartei einst – „Daham statt …“
In einem anderen Land als Österreich, in einer anderen Stadt als Wien würde die Antwort darauf, wie sieht ein Mensch aus, der solche öffentliche Beschimpfungen schmiert, so einfach wie kurz sein: So sieht er aus!

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