Nun ist also das Symposium abgesagt, das am 8.11.18, und somit auch die Verleihung der Odin-Wiesinger-Medaille an „Zur Zeit“. Kurz wird das mitgeteilt. In einer extrem kurzen Presseaussendung der NR-Präsidentin III …
Ein wenig mehr darüber ist aus einem Artikel zu erfahren.
„Die geplante Verleihung eines Medienpreises für die Herausgabe des rechts stehenden Wochenmagazins ‚Zur Zeit‘ […] im Palais Epstein ist abgesagt worden. […] Die Verleihung im Rahmen des Dinghofer-Symposiums hatte für Kritik gesorgt, nicht zuletzt wegen eines faschistoiden Artikels in ‚Zur Zeit‘. Bereits am Montag hatte sich das der FPÖ nahestehende Magazin inhaltlich von dem Artikel distanziert. Der Text sei aus Versehen ins Blatt gerutscht und eigentlich als ‚Brutalsatire‘ gedacht gewesen. Darin wird unter anderem die Einführung von ‚Arbeitshäusern‘ [..] gefordert. Ob die Absage der Veranstaltung auch die definitive Aberkennung des Preises für die Herausgeber von ‚Zur Zeit‘ bedeutet, konnte man in Kitzmüllers Büro nicht definitiv sagen. Dort wurde auf die kurz gehaltene Aussendung vom Dienstag verwiesen.“
Es sei als „Brutalsatire“ gedacht gewesen. Etwas anderes kann in einem Satiremagazin auch nicht veröffentlicht werden, als eben Satiren. Und ZZ ist wahrlich das einzige Magazin der Satire in Österreich, eine einzige Satire. Wer die Wirklichkeit mit dem Veröffentlichten in der ZZ vergleicht, bekommt stets das gleiche Ergebnis: Satire …
Wen als einen Franz Dinghofer könnte das mehr würdigen, ein Magazin der Schaft auszuzeichnen, die als die beste im Land auserwählt, eingeladen zur Einkehr in die Regierung …
Und Satire ist stets dann die beste Satire, wenn deren Macher ganz und gar nicht wissen, daß sie, die Macherinnen, ihre Seiten satirisch füllen … Das muß nicht weiter ausgeführt werden. In zu vielen Kapiteln wurde die Frage Satire oder Nicht-Satire …
„Lieber H.“err – Satire, wie sie freiheitliche ZZler lieben
Wer Satiren schreibt, auch ohne zu wissen, daß er Satiren schreibt, giert nach Aufmerksamkeit, und es ist wohl ein Fehler, dieser Gier nachzugeben, und also doch wieder zu diesem Magazin …
Einem für die „Zur Zeit“ Tätigen kann ein Wunsch nicht erfüllt werden
Das Manko dieses Satiremagazins ist vor allem die Wiederholung, die Schreiber der ZZ betätigen sich wieder und wieder auf eine recht eingeschränkte Weise. Wie das Beispiel der „Arbeitshäuser“ wieder einmal belegt …
FPÖ-ZZ: „Das gute alte Arbeitshaus – Ein wirksames Mittel gegen die Kriminalität“
In einem Magazin von einer solch ausgewiesenen Satirebrillanz spüren wohl die Schreiberinnen die Konkurrenz recht hart. Und so ist es nicht verwunderlich, daß sie versuchen, einander zu übertreffen. Einer, der den Satirenagel stets trifft, wird am kommenden Nationalfeiertag auf dem Michaelerplatz nach Kaffee und Kuchen im Gauland hinaustreten, um Beweise seiner Nagelei …
Vielleicht trägt er etwas aus der ZZ-Sammlung vor …
Nagel-Blatt der FPÖ zur Zeit im „Homo-Wahn“
Inseratenaffäre der FPÖ mit der Zur Zeit – Immer noch ein Land des „Faschismus“
Ein solches Satiremagazin weiß auch um die Wichtigkeit der Bildung. Und wenn einer ihrer Magazineure und Magazinfüllerinnen der Bildungssprecher der identitären Regierungspartei in Österreich ist, können nur die rechtbesten Schriften für alle in Österreich empfohlen werden:
Mit der Absage des Symposiums und also damit auch der Verleihung der Odin-Wiesinger-Medaille an das Magazin „Zur Zeit“ sind nun die Menschen in Österreich gefordert, Trost zu spenden. Wer muß getröstet werden? Im Grunde wohl die gesamte Regierungskameraderie der identitären Partei. Wer von ihnen schrieb nicht schon für die ZZ? Sie werden sich wohl durch die Absage der Verleihung um den Lohn ihrer Satirearbeit gebracht sehen. Das muß recht bitter sein. Vor allem für den Vizekanzler noch ein herber Schlag, gerade zur Zeit, als er, ohnehin vom Schicksal hart bestraft, den Verlust seines Hundes zu beklagen hat.
Wie sie getröstet werden könnte, die Regierungskameraderie? Sie wird den Trost schon selbst finden, ist zu hoffen, denn wie schwer ist es doch, wie gewußt wird, Menschen in ihrer größten Not beizustehen, das rechte Wort finden zu können, das Trost spendet …
Vielleicht tröstet sie sich bereits mit ihrem Denkmal auf der Mölker Bastei.
Möglicherweise hat die NR-Präsidentin III in dieser schweren Minute der Absage, in dieser harten Zeit der Bewährungsprobe schon wieder Mut gefaßt, in der seligen Erinnerung an die Entschleierung der badenden Mutter als Zentrum des Gegendenkmals ihrer Gesinnungsgemeinschaft …
Und vielleicht wurde auch schon der ZZ-Schreibstaffel Mut zugesprochen, Trost gespendet, mit Worten, von der Vorsehung diktiert:
Wenn es euch auch noch nicht gelungen ist, durch eure mutigen, tapferen Worte das Schandmal auf dem Ballhausplatz zu schleifen, verliert nicht euren Mut, steht weiter unbeugsam zu eurer Ehre, schaut gen Mölker Bastei, dort steht unser Stolz …
Und ihr habt doch schon bewiesen, wie aus einem Schandmal gegen uns ein Mal für uns werden kann, steigen nur die rechten Mannen und Frauen auf dieses, um zu verkünden: Gutter is everywhere …
Und auf unsere heilige Scholle geschworen, wir werden nicht ruhen, so wahr unser geliebter Vizekanzler Sportstadtrat war, wir werden nicht ruhen, bis auch das von euch geforderte Denkmal errichtet sein wird …
So kann ich Euch nur zurufen unsere Parole, Euch bitten, traget die Parole unseres besten Mannes, der einst ein würdiger Nachfolger unseres Obmannes sein wird, wie dieser ein würdiger Nachfolger war, beiden an Klugheit und Anständigkeit ebengleich, hinaus in das ganze Land, verbreitet die Parole in den Städten, in den Dörfern, auf den Almen, in den Bergen, in den Auen, daß sie millionenfach euch entgegenschalle, von den Bergen, aus den Tälern, aus jedem Hause, aus jedem Ort:
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