Die Trivialität des Klüngels

An vier Tagen dieser Woche – 31. Jänner, 1. Februar, 2. Februar, 3. Februar 2022, wurde Karl Lueger portraitiert.

Gestaltet von Thomas Mießgang. Vom „Bildungsradio von Österreich …“

Wer A (Lueger) sagt, sagt nicht auch B (Müllner), wer B (Müllner) nicht sagt, sagt auch nicht A …

In vier Sendungen mit einer Gesamtsendezeit von 49 Minuten fiel nicht einmal der Name Leopold Kunschak.

In neunundvierzig Minuten wurde einmal der Name Müllner erwähnt. Gleich in der ersten Sendung am 31. Jänner , deren Auftakt der „ideologische Streit“ um das „Dr.-Karl-Lueger-Denkmal“ auf dem KL-Platz war. Das Denkmal dürfte auch hauptmotivatorischer Anlaß für das Bildungsradiokollegportrait des Karl Lueger gewesen sein. Müllner wird mit dem Vornamen „Johann“ genannt im Bildungsradio von Österreich.

Wenn wer etwas mehr über „Johann Müllner“ erfahren will, und „Johann Müllner“, darin dem Bildungsradio folgend, in eine Suchmaschine zum Beispiel des Konzerns Google eingibt, wird auf der ersten Ergebnisseite zu „Johann Müllner“ ausgespuckt bekommen: Weingüter, Heurige …

Weingüter, Heurige sind als Suchergebnisse, wenn es um Karl Lueger und also auch um Wien geht, wohl nicht unpassend, und es könnte gedacht werden, Suchmaschinen besitzen einen Sinn für feinen Humor.

Wer aber etwas über den Bildhauer Müllner erfahren will, darf nicht dem Bildungsradio folgen, muß seinen tatsächlichen Vornamen in die Suchmaschine eingeben: „Josef“. Mit Josef Müllner sind gleich auf der ersten Ergebnisseite der Suchmaschine Informationen zum Bildauer Josef Müllner gelistet. Mehr als den falschen Vornamen wird in vier Sendungen, in 49 Minuten nichts zu Josef Müllner gesagt. Dabei. Was wäre nicht alles zu Josef Müllner zu sagen. Es erhellte auch, wohin der Weg führte, den Karl Lueger einschlug, etwa seinen Schöpfer Josef Müllner direkt in den Nationalsozialismus. Aber, über Josef Müllner wird geschwiegen. Josef Müllner führte direkt in die Republik Österreich nach 1945, in der er ein Ausgezeichneter, ein Ehrenbürger; wer will etwas davon hören, wird gemütlich bei einem Glaserl Wein dem Lied über die Hand rührselig lauschend gesessen beim Heurigen …

Stattdessen in 49 Minuten immer wieder der Versuch, der krampfhafte Versuch, Karl Lueger vom Nationalsozialismus zu trennen, bei gleichzeitigem Hochreden seines Wirkens, sogar damit, er sei der „geistige Vater des Antisemitismus“. Aber. Jeder Vater hat einen Vater, und ein Vater erschien erst vor kurzem auf dem Bildschirm in einem Film, der einem Nachrichtensprecher beeindruckend war, der unbegreiflich fand, daß …

Ein Name aber kommt in 49 Minuten gar nicht vor, dieser Name kommt nicht einmal mit einem falschen Vornamen vor. Dabei. Oh, was für falsche Vornamen hätten sich für ihn angeboten. Karl etwa. Auch „Julius“ …

Schweigen, auch zu „Julius“, dessen Vorname Leopold war.

Ihn zu nennen, führte zu tief in die Republik Österreich nach 1945. Diesen Weg zu gehen, soll kommenden Generationen als Erbe …

Auch wenn Leopold Julius nicht erwähnt wird, ganz wird auf die Republik Österreich nach 1945 nicht vergessen, geht es sogar tief in die Gegenwart hinein, wenn nicht verschwiegen wird, wer nun die sind, die Lueger verteidigen, die Lueger für sich reklamieren, es werden die von der Straße genannt …

Daß auch in diesen 49 Minuten Leopold Julius nicht erwähnt wird, nichts zu seiner Hauptrolle als Schöpfer des Denkmals am KL-Platz gesagt wird, ist wohl keiner, um eine zitierte Formulierung des Nachrichtensprechers ein wenig abgeändert zu verwenden, bösen Absicht geschuldet. Sondern. Der Trivialität der Freunderlwirtschaft.

Die Trivialität der, – mit dem österreichischen Nationalwort, das Männer und Frauen gleichermaßen berechtigt einschließt, gesagt – Freunderlschaft beherrscht dieses kleine und aberkleine Österreich, in dem alle miteinander auf unterschiedliche Weise mehr oder weniger verbunden sind. Wer schon möchte einen Freund, eine Bekannte, einen Kollegen, kurzum, wer möchte schon Menschen, zu denen es berufliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche Kontakte gibt, die Leopold-Julius-Preisträger sind, mit Leopold Julius in Verbindung bringen, Leopold-Julius-Preisträgerinnen ihren Stolz auf ihre Leopold-Julius-Preise mindern, die guten Kontakte zu ihnen mutwillig beschädigen …

Und es gibt zuhauf Leopold-Julius-Preisträger, daß die Gefahr doch recht groß ist, über Leopold Julius zu informieren, damit eine Leopold-Julius-Preistträgerin zu verärgern, nur wegen der Geschichte Schaden für das eigene Wohlergehen, für das eigene Fortkommen mutwillig in Kauf zu nehmen.

Wohin das Denkmal zu schicken ist, damit es dann dort von seiner Eigentümerin und Schöpferin aufgestellt werden kann, um endlich den „ideologischen Streit zu beenden, die Adresse ist bekannt. Von dort könnten hinkünftig dann auch Sendungen zur Geschichte ausgestrahlt werden vom Bildungsradio von Österreich – einen authentischeren Ort für Geschichtserzählungen dieser Art als dieses Museum …