Nun hat Eva Blimlinger in einem Interview mit „Standart“ über „Strukturdebatten“ und „Kulturbaustellen“ gesprochen, veröffentlicht am 16. Dezember 2021 …
Der Begriff wird weiter verwendet werden, das ist mir schon klar, aber mir ging es auch darum, ein bissel aufmerksam zu machen, woher Begriffe kommen und wie sie sich sozusagen entwickelten. Er wird weiter verwendet werden, ich habe auch kein Problem damit, daß er weiter verwendet wird, aber man soll wissen, was der Kontext ist.
Es hat Eva Blimlinger nicht über den Begriff „Antiziganismus“ gesprochen, der in Österreich ohnehin nicht verwendet wird, der im „Regierungsprogramm“ dieser türkis ausgewaschenen christschwarzgrünen Regierung auch nicht verwendet wird.
Sie, die eine, wie es in diesem Interview genannt wird, der maßgeblichen Mitverhandlerinnen dieses „Regierungsprogramms“ war, hat auch nicht über den Begriff „Rasse“ gesprochen, der im Regierungsprogramm vorkommt, als Bestandteil von Wörtern, die mit dem Inhaltlichen des Begriffs „Rasse“ nicht zu tun haben.
Sie hat also kein Problem damit, daß Begriffe weiter verwendet, nicht verwendet …
Wenn du nicht weiter weißt, dann hol dir die Kunst. Ja. Also die Kunst soll etwas reparieren, kontextualisieren, wiewohl ich diesen Begriff nicht ausstehen kann. Man könnte ja einfach auch Historiker bitten, das zu kontextualisieren. Ich war damals in der Jury, 2009, und ich habe die Idee, das Denkmal zu neigen oder schief zu stellen, eigentlich wunderbar gefunden. Ist natürlich eine Kostenfrage. Aber die sollte dann letztlich nicht entscheidend sein, wie das umgesetzt wird. Ich fürchte, es wird ein künstlerischer Wettbewerb sein, ja, und dann, entweder ist er schon so ausgeschwemmt, eh nur Vorschläge kommen, die umsetzbar sind, dann wird es aber keinen Aufschrei geben, oder es ist wirklich ein offener künstlerischer Wettbewerb. Wenn dann ein Vorschlag kommt, wird man sagen, den kann man leider nicht umsetzen. Es ist bissel a Farce. Wenn es eine bessere Idee, jederzeit gerne. Die bessere war sicher, ihn zu neigen, aber man kann ihn ja neigen und davor ein Herzl-Denkmal, natürlich kein figuratives, […] aber so, daß der Lueger immer im Schatten steht.
Mit einem Historiker wurde es probiert, seine Zusatztafel, nun, eine Kontextualisierung österreichlich: eine Karlisierung …
Eine Farce, ein Debakel, ein Dilemma ist es, schon seit Kunschak sich aufgemacht hat, Geld für dieses Demonstrationsdenkmal aufzustellen und Müllner zu meißeln ….
Das Denkmal schief zu stellen, das Denkmal zu neigen, mit Theodor Herzl davor, eine Idee, die sich Eva Blimlinger hoch anrechnen wird, aber es ist schief gedacht, realpolitischen Gegebenheiten freundlich zugeneigt gedacht … wem dies von der Schiefdenkenden, der Neigungsdenkenden wohl gefallen haben dürfte, Theodor Herzl dem Lueger beizugesellen, nun, für diese müßte sie ihre Idee nicht weiter … aber es gibt wohl so etwas wie eine Treue, und darüber hinaus, wer weiß, wie die nun Diktierenden es aufnehmen würden, kämen andere Ideen, die nicht österreichlich …
Wahrscheinlich werden manche mir das nicht verziehen haben, die meisten aber schon. Mit der Andrea [Mayer] habe ich sehr viel zu tun, weil wir uns in vielen Dingen besprechen, wie wir es anlegen, grad in der ganzen Frage der Corona-Hilfen und des Aufsperrens. Wir haben einen regelmäßigen Austausch. Ich würde sagen, wir haben ein wunderbares Verhältnis. Wir kennen uns ja, da wir beide schon lange in dem Betrieb tätig sind, auch schon lange. Wir kennen uns noch, wie sie im Bereich der Wissenschaft war, beim Wissenschaftsministerium. Wir kennen uns lange, wir können gut miteinander, es lauft wunderbar. Mit Werner Kogler habe ich zu tun, aber weniger in diesen Kunst- und Kulturagenden, weil […]
Eva Blimlinger wurde gefragt, ob ihr verziehen worden sei, daß sie einer Parteikollegin in den Rücken gefallen sei. Ihre Parteikollegin mußte gehen, mußte fallen, damit der Minister für Kunst und Kultur weiter auffallen kann, als Minister für Nichtkunst und Nichtkultur, während sie, Blimlinger, mit ihm in Kunst- und Kulturagenden weniger – aber wie auch?
Ich kann mir das tatsächlich vorstellen. Was nicht heißt, zusperren, daß dort nichts mehr passiert. Als Raum muß es sozusagen bleiben und für die Kunst und Kultur bleiben. Die Frage ist nur, komme ich mit einem klassischen Theater, also mit einem Aufführungstheater, wo ich Stück um Stück spiel, Repertoire, wie auch immer […] Ich bin ja keine Theaterfrau, ja, aber ich denke, es wär doch eine Superherausforderung, ob ma in einem Theater nicht gänzlich etwas anderes machen kann. […] Was ich mir wahnsinnig wünschen würde, ist, daß man vielleicht, einer der Intendanten, Intendantinnen, angesichts der Pandemie hie und da ein Lustspiel spielt. […] Was gibt es für Alternativen zum Theater, zum klassischen bürgerlichen Theater, das ist es ja. Also zur Aufführung, wo das Publikum um 19.30 Uhr oder 19.00 Uhr, je nachdem wie lange das Stück halt dauert, hingeht und der Vorhang geht auf und dann geht er wieder zu.
Was für eine außergewöhnliche Idee einer Denkerin der Neigungsgruppe, und so recht traditionsreich, Lustspiele in Zeiten der Schwere, um den Menschen das Vergessen ihres gemarterten Alltags zu schenken … aber diese Lustspiele, diese Velwechserungsklamotten, Intendantinnen kommen schon lange dem blimlingerschen Wunsche nach, werden aufgeführt, etwa: Sunday riders in Vienna, without horses …
Und was für eine Befreiung, endlich keinen Schiller mehr, keinen Goethe mehr, keinen Raimund mehr, keinen Nestroy mehr, keinen Beckett mehr, keine Jelinek mehr, keinen Tschechow mehr, keinen Ibsen mehr, keinen Schnitzler mehr, keinen Krenek, keinen Bernhard mehr, keinen Jarry, keinen Ionesco mehr, keinen Jandl, keinen Handke mehr, keine … und keinen mehr und keine … vor allem keinen Shakespeare mehr, der bloß von der Gegenwart erzählt, was der Vergangenheit in der Gegenwart fernen …

Es gehe, sagt Eva Blimlinger in diesem Abschnitt zu Musik, Museen und Theater, darum, was die Bevölkerung will. Das kann weder pauschal noch letztgültig beantwortet werden. Aber was diese Regierung will, im Angesicht der Pandemie konnte ein Eindruck davon gewonnen werden … die Schipisten werden dafür auf Dauer nicht ausreichen, es werden weitere Räume dafür gebraucht werden, wie passend wären dafür doch die vielen Theaterräume als Ganzjahralmadventpunschhütten für den fressend, saufend und betend kulturlos und kunstbarbarisch schifahrend gewollten Menschen …

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