Vielleicht hat die „akademische Mädelschaft zu Linz bereits beim „Mauthausen Komitee Österreich, die das „Fest der Freude“ auf dem Heldenplatz veranstaltet, sich schon erkundigt, ob sie das Video auf ihre Website stellen darf, also den Ausschnitt: Konstantin Wecker gibt gemeinsam mit dem Orchester „Wiener Symphoniker“ ihr, auch ihr Gedicht „Was keiner wagt“ …
Wie dieses Gedicht von dem Priester Lothar Zenetti erst vertont seine volle Kraft entfaltet, zur größten Wirkung kommt, das konnte auch an diesem 8. Mai ’23 auf dem Heldenplatz erlebt werden, als Konstantin Wecker von der letzten Zeile des Gedichts nur „wo alles dunkel ist, macht …“ zu singen brauchte und das letzte Wort des Gedichts alle unten auf dem Heldenplatz zu ihm auf die Bühne empor singen: „Licht“ —
Für „Iduna“ muß das ein erhebendes Gefühl gewesen sein, vielleicht hat sie, so wie die Moderatorin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks am Ende des Festivals einbekannte, auch ein paar Tränen verdrückt, auch ihr Gedicht vom Orchester „Wiener Symphoniker“ gespielt zu hören zu bekommen, gerade von diesem Orchester, das einem Werk „besonders nahesteht“ … Diesem Orchester der „Zivilcourage“, und es gehört tatsächlich viel „Zivilcourage“, die der „thematische Schwerpunkt“ des Festivals 8. Mai ’23 war, dazu, diesem Werk nicht nur besonders nahezustehen, sondern gerade dieses Werk auch auf der Website des Festivals zu platzieren …

Davor sprach der Herr Bundespräsident von der „Zivilcourage“ wie stets, weise:
Haltung zu beweisen hingegen, stärkt unsere sozialliberale Gesellschaft, sie fördert den Zusammenhalt und macht uns daher stärker. Freilich, Haltung gibt es nicht zum Nulltarif, auch heute nicht. Noch aber ist der Einsatz überschaubar. Warten wir nicht zu, bis der Einsatz höher und höher wird und für manche zu hoch wird. Zivilcourage ist heute gefragt, nicht erst, wenn es wahren Heldinnenmut benötigt.
Als Konstantin Wecker und das zivilcouragierte Orchester mit „Was keiner wagt“ enden, kommt er, Wecker, auf einen Dichter zu sprechen, nicht auf Lothar Zenetti, sondern …
Der wunderbare jüdische Lyriker Erich Fried, den ich sogar mal kurz kennenlernen durfte, auf einer Demo Anfang der achtziger Jahre, wir standen Reih‘ in Reih‘, und er flüsterte mir sogar zu, daß er meine […] Und der Erich Fried sagte mal so schön:
Zu sagen
»Hier herrscht Freiheit«
ist immer
ein Irrtum
oder auch
eine Lüge:
Freiheit herrscht nicht
und vielleicht haben manche auf dem Heldenplatz in diesem Augenblick gefragt, ob, wenn er doch gleich im Anschluß auf Erich Fried zu sprechen kommt, „Was keiner wagt“ von Erich Fried sei, das er auch vertont habe, nein, er vertonte einen römisch-katholischen Priester.
Lothar Zenetti hat „Was keiner wagt“ geschrieben und „Iduna“ muß es vorkommen, als hätte er es für sie geschrieben, ihr, wie es auf Bühnen so schön gesagt wird, auf den Leib geschrieben …
Sie, Iduna aus Linz, wird an diesem 8. Mai ’23 nicht auf dem Heldenplatz gewesen sein, aber …
Wenn Iduna nach Wien fährt, wird sie wohl, so recht gut ist die Vorsehung zu ihr, einen weiteren Platz aufsuchen, auf den eine Frauenfigur sitzend gestellt, und vor ihr stehend oder knieend „Was keiner wagt“ gar deklamieren …
Reinhard Mey, der ebenfalls „Was keiner wagt“ singt, ihm freundlich von Konstantin Wecker überlassen, besuchte offensichtlich einmal einen Platz in Berlin mit einer Statue von Käthe Kollwitz: „Mutter mit totem Sohn“, genauer, mit einer von Harald Haake im Auftrag des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl aufgeblasenen Kopie …

Sie, Iduna, wird an diesem 8. Mai ’23, nicht auf dem Heldenplatz gewesen sein, aber vielleicht die Übertragung im Fernsehen gesehen haben, und dabei vielleicht auch freudig ausgerufen haben, sie spielen unser Was keiner wagt …
Vielleicht hat Iduna die Übertragung gar nicht gesehen, aber Freya, und Freya hat möglicherweise sofort Iduna freudig angerufen, sie mit ihrem Anruf vielleicht sogar aus tiefem Fernsehschlaf aufgeweckt, sie solle schnell, wenn er nicht läuft, den Fernseher, aufdrehen, es werde ihr Was keiner wagt gespielt, von den Symphonikern …
Was für eine Freude, in diesem Land, auf dessen Plätzen dem gedichteten Wort Referenz erwiesen wird, auf dem Heldenplatz dem „wunderbaren jüdischen Lyriker“, auf der unweit entfernten Mölker Bastei dem Dichter der „Kraft durch Freude“ …
Und diesem Dichter ist es zu verdanken, von Iduna überhaupt erst erfahren zu haben, genauer, mittelbar erfahren zu haben, durch deren Bericht über die feierliche Stunde der Gründung einer Gesellschaft ihm zu Ehren, am 7. Juni vor achtzig Jahren …
Ihr Präsident, um genau zu sein, führte von Graz über Tübingen zu Iduna
nach Linz,
Was für eine Freude, das Land zu sehen, einig im Geschmacke der Verse, nicht nur der eines Priesters, was für eine Freude, das Land vereint zu sehen in der Zivilcourage, die gleichen Verse einer Frau zu zitieren,
Mutig in die neuen Zeiten,
frei und gläubig sieh uns schreiten,
arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig laß in Jubelchören,
Vaterland, dir Treue schwören,
vielgeliebtes Österreich.
Vielgeliebtes Österreich.
wie Iduna und der Bundespräsident,

was für ein hymnisch geeintes Land …
was für ein hymnisch geeintes Land in Furchtlosigkeit, vor
das sein Bundeskanzler für alle hintritt und spricht für sich:
„Keine Angst vor irgendwas oder irgendwem“
Vorbildlich stellvertretend auch Iduna und
der Bundespräsident für das hymnisch geeinte
Land im Gedenken, etwa an die
Volksabstimmung im Bollwerksüden,
der einem Gebirgsjäger seiner Heimat
Festung, in der er,
so sein Vorsehungstraum,
einst zum Festungskanzler
angelobt von einem zivilcouragierten …
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