In dem Sommergespräch am vorletzten Montag im August 19 wurde vieles nicht angesprochen, vieles nicht vorgebracht, und das wird dem Obmann der identitären Parlamentspartei recht angenehm und hilfreich gewesen sein.
Angesprochen wurde aber die „direkte Demokratie“.
Der Obmann mit seiner Anstecknadel, die keine Werbung für die „direkte Demokratie“, mit seiner Anstecknadel am Revers, die für überhaupt keine Demokratie Werbung ist, sondern nur Zeichen für eine vordemokratische oder eine nachdemokratische Gemeinschaft ist, muß sich winden und winden, um sich irgendwie herauszureden, darum herumzureden, warum das vor Wahlen Versprochene kurz nach Wahlen schon rasch Gebrochenes … Das muß wohl auch zum Wesenskern dieser Partei prominent gezählt werden:
Weil es in diesem Kapitel auch um ein Buch geht, das der Obmann der identitären Regierungspartei verfaßte, darf, ehe auf die „direkte Demokratie“ direkt zu sprechen gekommen wird, gleich noch ein Buch erwähnt werden, in einem weiteren Kapitel, dessen Inhalt der identitären Obmann für „insgesamt in Ordnung“ – der Inhalt eines als „rechtsextremistisch“ eingestuften …
Nun aber zu einem wirklich wesentlichen Buch, geschrieben freilich nicht in Österreich, zu „Das unnennbare Heute“ von Roberto Calasso.
Calasso schreibt:
„Erwähnt man den formalen Charakter der Demokratie, zeigen sich viele ungeduldig und erwidern rasch, dass die Demokratie niemals demokratisch genug sei und dass eine wahre Demokratie substanziell sein müsse und dass sie es eines Tages vielleicht sein werde und dass es dann eine ganz andere Demokratie sein würde … An diesem Punkt kann man sicher sein: Hier spricht ein Feind der Demokratie.“
Norbert Hofer spricht … nun er spricht davon, die Menschen seien nicht so dumm, wirbt also für eine „direkte Demokratie“, und zu sehen dabei ist seine Anstecknadel, die …
Callaso schreibt:
„Dann lebt die Schimäre der direkten Demokratie wieder auf. Ihre Grundlage ist der Hass auf die Vermittlung, der leicht zum Hass auf das Denken an sich wird, das unlösbar mit der Vermittlung zusammenhängt.“
Wenn ein Mensch, sagt Hofer in dem Sommergespräch, klug genug sei, einen „Politiker zu wählen oder nicht zu wählen“, dann sei er auch … Callaso lebt in Italien. Ein Land als gutes Beispiel für die Klugheit, die für Hofer die höchste sein muß, die vorstellbar ist, diese Klugheit, eine mit seiner Partei verbündete Legapartie mit derart vielen Stimmen, mit derart vielen Vorzugsstimmen …
Hakenkreuz. Auch dieses kommt vor bei Callaso.
„An einem anderen Weihnachtstag, sechsundzwanzig Jahre zuvor, hatte Lanz von Liebenfels auf Burg Werfenstein zum ersten Mal eine Fahne mit dem Hakenkreuz gehisst […]“
Das war 1907. Die Burg Werfenstein, eine in Österreich. Vor 112 Jahren in Österreich bereits die Hakenkreuzfahne aufgezogen. Im Oberösterreichischen. Dazu fällt sogleich eine andere Ruine ein, über Jahrzehnte nach Auschwitz nicht geschafft, in Österreich, ein Hakenkreuz zu entfernen. Im Kärntnerischen.
Vor 112 Jahren. Lanz von Liebenfels. Guido von List …
Damals hatten, kurz gesagt, Spendende andere Namen als jene, die auf der Insel … ums Geld einsammeln, um das Horten von Kapital für … auch damals ging es, kurz gesagt, darum, und sonst, heute, irgend etwas anders seit damals?
Und, was auch schon recht lange geht, ebenfalls recht weit über einhundert Jahre, ist die Sache mit der Kornblume, mit der hoferischen Kornblume, die Umtriebe gegen …
Namen haben sich geändert. Ja, und manchmal ändern sich nicht einmal die Namen. Immer wieder kommen Menschen, vor allem Männer, mit demselben Namen vor, tragen diesen als Gesinnungsbanner … etwa diesen Namen, der seit mehr als zweihundert Jahren immer wieder recht … dessen Gesinnung durch die Zeiten unterschiedliche Begriffe zugeordnet; dem Letzten eines solchen Namens wird attestiert, ein „Rechtsextremistischer“ zu sein, in einem Buch, freilich in einem Buch, das ebenfalls nicht in Österreich geschrieben wurde, wie in diesem Kapitel gelesen werden …
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