sehr geehrter Herr Schüller,
oder auch, er wechselt schlicht und still in ein anderes Unternehmen. Derart einfach sind Lösungen in der Berufswelt. Es gibt auch in Ihrer Branche sehr viele potentielle Arbeitgeber für Sie, aber, nachdem Sie so beharrlich um Veränderungen in Ihrer Firma bemüht sich geben, Sie mit ihrem römischen Arbeitgeber darin vollkommen übereinstimmen zu sein scheinen, alles, was in Ihrem Kirchenbetrieb, sogar in der kleinsten Kirchenfiliale, geschieht, sei von Weltbelang, scheint das für Sie nicht in Frage zu kommen.
Daher soll Ihrer Glaubensorientierung mit dem Vorschlag, einen eigenen Kirchenbetrieb zu gründen, entgegengekommen werden. Dieser als Verein oder als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu gründende Kirchenbetrieb müßte also auch wegen Kundengewinnung theologisch ein Zwilling der römisch-katholischen Kirche sein, aber eben, wenn Sie so wollen, modernisiert, vielleicht auch mit einem attraktiven Mitgliedsbeitragssystem, als ein nicht abzulehnendes Angebot besonders an die Kunden Ihres derzeitigen Kirchenbetriebes … Vor allem könnten Sie diesen Ihren Kirchenbetrieb in bezug auf Aufbauorganisation und Ablauforganisation nach Ihren Vorstellungen von Beginn an gestalten, die Strukturen also von Anfang an selbst schaffen, die Ihnen bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber so gar nicht zu passen scheinen.
Zugegeben, es besteht kein Interesse daran, welche Veränderungen Sie in der römisch-katholischen Kirche herbeiführen möchten, noch welche Firmenkultur etwa ein Christoph Schönborn zu Ihrem Ärger oder was auch immer nicht verändern will. Der Beweggrund, Ihnen den Vorschlag der Gründung eines eigenen Kirchenbetriebes zu unterbreiten, ist der höchst enervierende Zustand, daß bereits die kleinste Mißstimmung in Ihrer derzeitigen Firma stets zu breitester medialer Berichterstattung führt, mannigfaltige Dummheiten als Stellungnahmen von Angestellten, zumeist von den höchsten leitenden Angestellten Ihres römischen Arbeitgebers exzessive Verbreitung finden.
Der konkrete Anlaß, diesen Vorschlag zur Gründung eines eigenen Kirchenbetriebes zu unterbreiten, ist, auch in diesem Fall, diese breiteste mediale Streuung über diesen Ihren, wenn richtig in Erinnerung, Aufruf zum Ungehorsam. Und der kirchengemäß wiederum eine Dummheit als Stellungnahme liefert, diesmal ist es eine pädagogische Dummheit von Christoph Schönborn, der, um die Einheit Ihrer Firma zu bebeten, diesen Vergleich mit der Familie bringt, wie würden also Familien aussehen, kommt Christoph Schönborn nicht umhin, das wichtige Thema der Erziehung nicht aus Ihren Altarstreitigkeiten heraushalten zu können, würde Ungehorsam zur Tugend erhoben werden (wie würde Erziehung heute aussehen, würden schönbornsche Geistergüsse zur Pädagogik erhoben werden) …
Sehr geehrter Herr Schüller, Sie werden lediglich stellvertretend für alle jene in Ihrer Firma hier persönlich angesprochen, die ebenso wie Sie mit der römischen Firmenkultur unzufrieden zu sein scheinen und gemäß Medienberichten der Sprecher oder die Spitze dieser Initiative zu sein scheinen, also der Angestellten dieses absolutistischen römischen Grätzelreiches. Damit hätten Sie wohl bereits eine statttliche Anzahl an Angestellten für einen eigenen Kirchenbetrieb. An Kunden würde es Ihnen wohl auch nicht mangeln, wird daran gedacht, wie viele Initiativen es gibt, die ebenso Veränderungen wollen, Initiativen wie, wenn richtig in Erinnerung, mit Namen Wir sind Kirche … Das wäre eine gute Voraussetzung für einen eigenen Kirchenbetrieb, selbstverständlich nicht nur in Österreich, denn diese Initiativen von Angestellten einerseits und Mitgliedern andererseits gibt es nicht nur in Österreich. Die Ausgangslage wäre also eine vorzügliche: keine Gefahr eines Facharbeitermangels, weil es ja einen Stock an bereits gut Ausgebildeten mit langjähriger Praxis in Leibausspeisung und Blutausschank gibt, leicht zu gewinnende Kunden, und das finanzielle Argument dürfte den stark redimensionierten römisch-katholischen Betrieb rasch überzeugen, Ihnen Kirchen zu günstigen Mieten zu überlassen, so daß Priester, die in Ihren Betrieb wechseln, von Beginn weg an ihren alten und ihnen gut bekannten Betriebsstätten …
Gründen Sie gemeinsam mit all den Initiativen, die es auch in anderen Staaten gibt, gleich einen Weltkirchenbetrieb (das wäre zusätzlich ein deutliches Symbol für das Bekenntnis zur Demokratie, wenn Menschen Ihrer Glaubensorientierung nicht mehr Angestellte und Mitglieder eines nicht-demokratisch regierten …).
Der Vorschlag, einen eigenen Kirchenbetrieb zu gründen, entspringt einzig der Hoffnung, daß es dann, je früher desto besser, wenn die römisch-katholische Kirche auf ihre Pierre Vogels reduziert ist, nicht mehr jedwede Dummheit als Stellungnahme massive mediale Verbreitung findet, und auch die Berichterstattung dann über Ihren eigenen Kirchenbetrieb sich in einem bedeutungsangemessenen Rahmen hält, also in sogenannten Nichtregierungsorganisationen zuerkannten medialen Räumen.
Menschgemäß ist eine andere Art der Berichterstattung die erste Wahl, also die mediale Konzentration auf wesentliche Themen einer weiteren Kirchenbetriebsgründung bei weitem vorzuziehen, denn grundsätzlich kann es keinen Wunsch nach noch einem Kirchenbetrieb geben, aber realistisch gesehen, verlieren Medien das breite Interesse erst mit Abnahme von Bedeutung und vor allem durch Aufgabe ihrer Zugeständnisse auf Einflußnahme von …
Es könnte, endlich, auf welchem Wege auch immer, von dieser Art der medialen Berichterstattung befreit, dann wenigstens in dieser Hinsicht von einer, beinahe geschrieben, paradiesischen Welt …
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