Verführer und Verfolgerinnen der Jugend

Schreibenden wird seit jeher vorgeworfen, sie würden durch ihre Werke die Jugend verführen. Um nur einen als Beispiel zu nennen: Auch André Gide wurde mit diesem Vorwurf als Vernichtungsversuch verfolgt, vor allem von Henri Massis, der „1920 zum Gründungsteam der rechtsextrem-antisemitischen Zeitschrift Revue Universelle … als Chefredakteur fungierte“.

Schwedendemokraten - FPÖ - Verführer und Verfolgerinnen der Jugend

Massis ist hier zu nennen, weil er, wie in der Collage gelesen werden kann, für Menschen der Gegenwart wie Philip Stein von Bedeutung ist. Sein „Jungeuropa Verlag“ hat, wie gesehen werden kann, eine ehrenwerte Ahnenstaffel, in die eben auch Massis eingereiht ist. Und die Ahnen werden in kleinen Texten recht schön vorgestellt, etwa Drieu la Rochelles, von dem es heißt, er habe in zahlreichen Essays und Aufsätzen Bilder eines sozialistisch und förderalistisch grundierten „Eurofaschismus“ entworfen …

Manchen Namen haben Sie vielleicht noch in Erinnerung, die Ihnen von irgendwoher bekannt vorkommen oder möglicherweise in dem einen oder anderen Kapitel hier untergekommen sind, wie Alain de … oder jener Mann, dem ein „Hail“ leichter als Spucke aus dem Mund rinnt …

Und gesinnungsgemäß nicht zuletzt Stein selber …

„Wiederbeleben des Faschismus“ – Stein antwortet, Hofer nicht

Aber darum geht es gar nicht, wie die Verbindungen sind, auch wenn es in bezug auf Österreich mitten hinein in die ehrenwerte Gesellschaft …, es geht auch nicht darum, daß Menschen der Gegenwart ihre Gegenwart die Vergangenheit ist, sondern um den Vorwurf der Verführung der Jugend.

Es geht aber nicht nur um Verführung der Jugend, es geht auch um Verfolgung der Jugend, von der nicht gesprochen wird. Durch Parteien wie zum Beispiel die Schwedendemokraten und die FPÖ, die hier exemplarisch genannt werden. Solche Parteien verführen und verfolgen, nicht durch Werke, sondern durch Geschwefel. Solche Parteien schaffen keine Werke, außer, wenn Sie Ruinen als Werke gelten lassen, dann schaffen auch solche Parteien Werke, also Ruinen, die sie nach ihren Machtabgaben je zum Aufräumen hinterlassen.

Wie gelesen werden kann, haben eben erst Jugendliche in Schweden einen Mann getötet. Für die Stimmung, in der solche Morde möglich werden, tragen die Schwedendemokraten viel bei und können ihren recht hohen Anteil an einer solchen blutdurstigen Stimmung nicht von sich weisen, eine Stimmung, die auch Kinder und Jugendliche nicht kalt läßt, eine Stimmung, die auch Kinder und Jugendliche kalt werden läßt, um solche Taten begehen zu können. Wer solch eine Stimmung erzeugt, verführt, auch Kinder und Jugendliche.

Wie gelesen werden kann, verfolgt in Österreich die FPÖ, also die zurzeitige identitäre Regierungspartei, eben erst einen Jugendlichen, den sie als Täter sehen will, um genau zu sein, als Sympathietäter einer Terrororganisation, mit der der zurzeitige Vizekanzler das Gespräch … Aber er ist kein Täter, sondern ein Opfer der FPÖ, die nicht davor zurückschreckt, Verfolgerin der Jugend zu sein.

Auch wenn die zwei männlichen Jugendlichen in Schweden nun als mordende Täter geführt werden, sind sie letztlich doch nur Opfer einer forcierten Stimmung gegen bestimmte Menschen und waren auch zum Zeitpunkt ihrer Tat schon nur Opfer, die vielleicht selber meinten, durch eine solche Tat das Heft des Handelns in der Hand zu haben, und durch nur Opfer einer Verführung der Jugend durch eine forcierte und immer breiter werdende massive Blutdurststimmung. Und sie sind auch Opfer einer Verfolgung der Jugend, somit zweifache Opfer: zuerst verführt zur Tat und dann wegen dieser Tat …, während jene, die verführen und damit ohne Bedenken in Kauf nehmen, daß Jugendliche strafrechtliche Konsequenzen sich aufbürden, unbehelligt und zu oft noch durch Wählerinnen und vor allem Wähler belohnt …

Kurz zusammengefaßt: FPÖ und AfD und … schlimmer als NSDAP

Die AfD aus Deutschland schreibt zur Zeit mit „islamfreie Schulen“ am Bandenspruch der Lernresistenten weiter.

Und sie schreibt dabei im Grunde nur von der FPÖ aus Österreich ab. Auch wenn das Abschreiben vor allem aus der Schule bekannt ist, hat es in diesem Fall nichts mit Schule, also mit Lernen zu tun, es ist bloße Abschreiberei. Im Gegensatz zur FPÖ in Österreich ist die AfD in Deutschland hiebei aber geradezu bescheiden. Denn sie fordert bloß „islamfreie Schulen“ in Deutschland. Vor Jahren bereits wurde in der ZZ der FPÖ, wie gelesen werden kann, kurz zusammengefaßt, ein „moslem“freies „Europa gefordert …

NR Wendelin Mölzer läßt ein „moslem“freies Europa fordern

Wendelin Mölzer ist zurzeitiger Bildungssprecher der FPÖ. Mölzer, ein Mann, der mit am Verhandlungstisch zur ÖVP-FPÖ-Koalition in Österreich, unter den Männern, die zur Zeit in Österreich Bundeskanzler und Vizekanzler am Gabentisch …

Auch wenn es seltsam klingen mag, im Gegensatz zur FPÖ scheint die AfD zur Abstraktion fähig. Denn. Was heißt „islamfreie Schulen“? Will die AfD damit sagen, es soll kein „Islam“ in den Schulen gelehrt werden? Aber Kinder und Jugendliche des islamischen Glaubens können dennoch in die Schulen in Deutschland gehen? Tatsächlich zur Abstraktion ist die AfD auch nicht fähig. Denn. Es müßte heißen, keine Lehre von Religionen an Schulen. Wobei Religionen und Lehre an sich ein Widerspruch ist. Religionen können nicht gelehrt werden, Glauben können in Unterrichtsstunden nicht gelehrt werden. Von Glauben kann höchstens erzählt werden, in Märchenstunden, ohne schulische Benotung. Darüber ließe sich vortrefflich debattieren, ob es weiterhin Märchenstunden der Glauben in Schulen geben soll oder nicht.

Soher betrachtet, könnte kurz gesagt werden, ist die AfD im Gegensatz zur FPÖ nahezu milde. Denn. Die FPÖ fordert nicht „islamfreie Schulen“, der Schwefler der ZZ der FPÖ will ein Europa, in dem „so gut wie keine Moslems mehr leben“. Das heißt: konkrete Vertreibung von Menschen aus Europa, nicht einfach Streichung von dem islamischen Glauben aus dem Lehrplan. Wie weit kann das konkrete Vorgehen gegen Menschen gehen? Von der Vertreibung, von der Deportation bis …? Darüber muß nicht selbst nachgedacht werden. Auf einer gesinnungsgemäß zensurierten Website der identitären Regierungspartei wird ohnehin davon geschrieben, wie weit das gehen kann:

FPÖ unzensuriert: „Der Kreuzzug kann beginnen – Nur ein to..r ist ein guter Moslem“

Wenn in der Kapitelüberschrift die NSDAP genannt wird, dann nicht, um eine FPÖ, eine AfD mit der NSDAP zu vergleichen. Denn. Ein Vergleich oder gar eine Gleichstellung dieser drei Parteien wäre nur lächerlich. Das wäre nur absolute Dummheit.

Von den Verbrechen, von den Massenmorden der NSDAP her gesehen, haben weder die FPÖ noch die AfD das Geringste mit der NSDAP gemein. Was aber alle drei Parteien eint, ist die Lernresistenz, das mechanische Abschreiben.

Reflexartig wird nun den „islamfreien Schulen“ der AfD das „Judenfrei“ der NSDAP entgegengeschleudert. Ihr nicht entgegengeschleudert wird das „Zigeunerfrei“. Darauf wird vergessen. Ein verkümmerter Muskelreflex auch bei jenen, die gar so gegen FPÖ und AfD …

Allerdings wäre das ebenso angebracht und dringlich, wurde doch eben erst ein Rom ermordet.

„Judenfrei“, „Zigeunerfrei“ sind keine Erfindungen der NSDAP. Parteien, solchen Zuschnitts können nichts erfinden, sie können nur abschreiben, nachreden. Es muß hier nicht noch einmal darauf eingegangen werden, wie weit das zurückreicht, wie weit vor der NSDAP all das Ungeheuerliche erfunden wurde, etwa „judenrein“ …

George Steiner und die Ungenauigkeit

… wie weit die Verfolgung, Diffamierung und Ermordung der Menschen zurückreicht, die als „Zigeuner“ gebrandmarkt …

Gibt es bereits für die NSDAP keine Entschuldigung für ihr Geschwefel von „Judenfrei“ und „Zigeunerfrei“, so erst recht nicht für Parteien nach 1945, die ganz genau wissen, wohin ein solches Geschwefel nur führen kann, Landstriche von bestimmten Menschen „freimachen“ zu wollen. Wo eine solche geistige Zurichtung auf „Reinheit“ hin enden kann. Das hat, müßte gedacht werden, ein für alle Mal die an die Macht gebrachte NSDAP endgültig  auf das Schrecklichste durch ihre Massenverbrechen und ihre Massenmorde …

Parteien, die nach 1945 weiter davon schwefeln, aus Schulen, aus Europa müssen  bestimmte Menschen entfernt, also „menschenfrei“ gemacht werden, sind schlimmer als die Partei NSDAP, nicht weil sie Massenmörderinnen und Massenverbrecherinnen wie die NSDAP sind, sondern weiter einem Weltentwurf frönen, der sich spätestens mit der NSDAP als vollkommen haltlos, als vollkommen unbrauchbar, als vollkommen grausam erwies und sich selbst erledigte.

Es hat sich seit 1945 nicht nur das Geschwefel von „Judenfrei“ und „Zigeunerfrei“ selbst gerichtet, es richtet sich in der Gegenwart nicht nur das von gleicher Geschwefelart das Gekreische von „islamfreien Schulen“, von einem „moslem“freien Europa, sondern auch, und das gehört untrennbar dazu, jedwedes Geschwefel von Fragen, wie sie beispielsweise erst ein Innenminister stellte …

Es gibt keine „Roma-Frage“, aber, kurz gesagt, eine Regierungsfrage. Und die Antwort auf diese ebenso kurz wie dringlich: Sie haben ihre Stühle zu räumen.

Dieser Innenminister ist nicht von der AfD, nicht von der FPÖ, sondern von … es gibt in diesem Europa der Gegenwart noch mehr Parteien von dieser geistigen Zurüstung, die gemäß den hier gemachten Ausführungen schlimmer sind als die massenverbrecherischen Parteien vor 1945. In ihrem Schlimmer-Sein werden sie, diese Parteien der Gegenwart in Europa, nur noch von den Wählerinnen und vor allem von den Wählern, überboten, die nach wie vor derartige Parteien des „Menschenfrei“-Geschwefels“ wählen, das zu nichts führt, das ihnen nichts bringt, das ihre Lebenssituationen in keiner Weise verbessert, und die Wählerinnen und vor allem die Wähler werden in ihrem Schlimmer-Sein noch überboten von jenen, die in der Position sind, derartige Parteien zu Regierungsparteien zu machen, auch dann, wenn es etliche andere Koalitionsvarianten geben würde, also freiwillig und ohne Not, und den Wählerinnen und Wählern vorhalten und einreden, es werde bloß ihr „Wille“ befolgt.

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