Kurz hat es gedauert, bis „Treue, Ehre“ in Österreich wieder offener Wahlspruch

Ehre Treue - Österreich

Und gerade im sogenannten Gedenkjahr 2018, wenn auch die montagsgemachte zurzeitige Staatsspitze aufmarschieren wird, tief betroffene Gesichter geben wird, Worte der Mahnungen sprechen wird, vorneweg der montagsgemachte Bundeskanzler der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus gedenken wird, ist wieder einmal festzuhalten, was für Schindluder mit dem Gedenken getrieben wird.

Denn. Nichts offenbart mehr das hohle Gerede in Österreich als Gedenkreden. Diese Gedenkreden in Österreich sind zugleich Verneinungen des Handelns, das diesen Gedenkreden eigentlich unmittelbar folgen müßte. Aber es folgt nichts. Schlimmer. Es folgt stets das Gegenteil. Diese hohlen Forderungen danach, sich erinnern zu müssen, sind Null-Forderungen. Denn, wie bereits ausgeführt: Erinnern ohne das entsprechende Handeln ist ein Null-Erinnern.

Gerade im Gedenkjahr 2018. Wie oft wird der Bundespräsident neben seinem montagsgemachten Bundeskanzler stehen, zu dessen Sprachposen über die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus zustimmend tief bewegt nicken, der hart daran arbeitet, sich den Titel „Erster Nullhandler des Staates“ zu verdienen.

So wird es sein im Gedenkjahr 2018, wenn es um die Vergangenheit gehen wird. So ist es im Gedenkjahr 2018 wie in jedem Jahr, wenn es um die Gegenwart geht. Wenn ein Mensch stirbt, wie rasch wird über diesen etwas Gutes geschrieben. Hohlschreibung ist es. Wie es eben erst vom montagsgemachten Bundeskanzler vorgemacht. Ein Mensch ist gestorben, der, schreibt der montagsgemachte Bundeskanzler, „unser Land prägte“, schreibt der von diesem Menschen also Ungeprägte.

Und gerade im sogenannten Gedenkjahr 2018, das wieder in diesem Sinne ein Passivjahr, ein vergeudetes Jahr und kein Aktivjahr sein wird, wenn auch die montagsgemachte zurzeitige Staatsspitze aufmarschieren, tief betroffene Gesichter geben, Worte der Mahnungen den Menschen entgegenschleudern wird, vorneweg der montagsgemachte Bundeskanzler, der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus zu gedenken den Menschen als Auftrag und Befehl, für die Staatsspitze selber aber Auftrag zum Widerhandeln des Gedenkens, ist wieder einmal festzuhalten, wie unnütz das Gedenken — auch mit Blick auf das montagsgemachte Regierungsprogramm einer montagsgemachten Regierung mit dem „Schaften, geht voran!“.

Gerade einmal ein Monat ist nun vergangen, seit diese montagsgemachte Regierung ihre Stühle im Bundeskanzleramt plaziert, schon ist offen der Wahlspruch „Treue, Ehre“ zu hören.

Daß „Treue, Ehre“ in diesem Land immer noch so leichtfertig nach all den Jahrzehnten des Gedenkens gesprochen werden kann, mit Jubel bedankt werden kann, spricht für die Nutzlosigkeit des Gedenkens, wenn dieses ohne entsprechendes Handeln, schlimmer, wenn alles Handeln gegen das Gedenken ist. Das hohle Gedenken ist für wenige Tage im Jahr reserviert, während die Propaganda, die Verherrlichung der Schandtaten seit Jahrzehnten Tag für Tag in Österreich passiert, und das nicht nur in Kärnten, wo im Beisein von dem montagsgemachten Vizekanzler, dem montagsgemachten Verteidigungsminister „Treue, Ehre“ von einem Bauern als „Duft der Erde“ propagandiert wird. „Der Duft der Erde.“ Wer als ein Bauer weiß es besser, wie Erde riecht – auf dem Lande. Der Geruch der Erde auf dem Lande ist der Gestank der Jauche, dem Gemisch aus Brunze und Scheiße. Für einen Bauern freilich ist das kein Gestank, sondern der Duft seines Geistes, dem er voller Stolz seinen eigenen Stuhl zur Krönung beimengt.

Leicht wäre es, daran zu erinnern, wessen Wahlspruch es war, und zu schaudern. So hohl dieser Wahlspruch war und ist, dahinter freilich steckt etwas Handfestes, etwas, das dem absolut widerspricht, was auch in diesen Gesinnungsschaften stets propagiert wird, was auch diese Gesinnungsschaften stets vorgeben verteidigen zu wollen, nämlich die Freiheit des Menschen.

„Treue, Ehre“ steht für „Gehorsam“. Für absoluten „Gehorsam“ des Menschen. Und „Gehorsam“ ist das absolute Widerwort zu Freiheit.

Ehre Treue Heimat Österreich

Kein Zitat kann das, wenn es mit dem größten Widerwillen geschieht, deutlicher, unmißverständlicher belegen, als eines von einem der Bluttäter des deutschen reiches, von einem, der im Meerblut der Menschen, die er gesinnungsgemäß zum Ermorden auf Endloslisten schrieb, watete:

„Die Gleichsetzung von Treue u. blindem Gehorsam illustriert eine Rede, die …“

Es war die Rede von einem Mann, kurz gesagt, der eben erst in einem Kapitel Erwähnung fand, als es um Sprachposen der Anständigkeit ging, als es Aufregung darüber gab, daß Menschen, wie mit größer Konzentration formuliert wurde, „an einem Ort gehalten werden sollen“ … in einem Land der Bauern, die wissen, auch die Bäuerinnen, wie österreichische Erde riecht, wird heute wie ehedem gehalten, was zu halten ist, Kühe, Menschen …

Und eine recht besondere „Treue“, ein recht besonderer „Gehorsam“ wird in diesen Gesinnungsschaften der Frau zugewiesen … was wäre denn ein Bauernhof auch ohne „die Lieblichkeit einer treuen Hündin“, wie es mit größter Konzentration der Mann formuliert, der wohl  in seinem nun recht hohen Alter schon noch die Mühe auf sich nimmt, in den Vorort von Braunau zu reisen, um den Vorträgen etwa von einem Bachheimer, einem nun montagsgemachten Innenminister …

Allein beim Lesen von „Nervenklinik“ im Titel des Buches, aus dem oben zitiert wird, mußte gedacht werden, das ist auch eine Konstante durch die Zeiten: das Obskure. Diese „Treue“ zum Obskuren, dieser „Gehorsam gegen das Obskure, diese Einbildung: je obskurer, desto mehr ehre oder desto obskurer, je mehr, wie es Landwirtschaftskameradinnen mit der Rechtschreibbegabung eines montagsgemachten Verteidigungsministers für sich recht stimmig schreiben, je obskurer, desto mehr ähre

Ehre in Wahrheit ein verschleiertes Wort für Obskurität … Ähre, die Losung der Obskuren … Ähre, die Treue der Obskurinnen …

Und Bachheimer, der „Betreiber einer obskuren Website“ lädt den Ährenreichsten, den Treuesten, den Gehorsamsten des Obskuren ein,

Manifest der Welt als Psychiatrie eines Obskuren, der immer wieder nach Österreich eingeladen wird

sozusagen als Vorprogramm zum sogenannten Akademikerball in der Hofburg, zum Aufmarsch der Ährenreichsten, der Treuesten, der Gehorsamsten des …

Glückliches Österreich - Einen Bundespräsidenten zu haben der genau weiß wann das Politische beginnt

Und als ein Altbauer im Ausgedinge in „seinem Teil der Hofburg“ sagt er: „Lasst sie doch.“

Das ist recht österreichische Tradition. Es ist ja nichts Politisches. Ist ja Tanz, Polka und Walzer. Politisch wäre es ja erst, wenn eine Frau mit ihrem Vater aus Frankreich wie ein als ein Doppelkomet …

Es ist ja nichts Politisches, wenn der nun montagsgemachte Vizekanzler und einstige Bezirksrat und Dümmeleien Ewigtreue auf den Akademikerball mit seiner NR Präsidentin III zum Ball der Ewigtreue zum Obskuren ährenreich …

Fürwahr, es ist ja nichts Politisches in Österreich, stets ist es ja nur Parteipolitisches auf Gaspoltshofenhinterstubenbühne mit dem „Duft der Erde“ …

Das ist recht österreichische Tradition, seit einer Ewigkeit, seit Nestroy wird es schon gewußt. Es kommt eh nie so schlimm, und der Komet ja auch nie. Verjuxt dennoch muß werden. Und wenn das materielle, das geistige, das ethische Vermögen wieder einmal verjuxt, ja mei, dann halt alles gesetzt auf ein Brieflos. Wie wohl eine internetautomatisierte Übersetzung von „Brieflos“ ausfiele? Kurzschein?

500 Jahre Sebastian Castellio – Europa nicht vergenfern lassen!

500 Jahre Manifest der Toleranz

Vor 85 Jahren, das wird 2021 sein, schreibt Stefan Zweig in seinem „Castellio“, was es alles nicht gegeben hätte, wenn die Calvins die letzten fünfhundert Jahre totalitär bestimmt hätten.

Und daran ist zu erinnern. Anregung für die notwendigen Aktivjahre der Toleranz, wie geschrieben im Kapitel:

Aktivjahre der Toleranz statt einem Gedenkjahr.

Stefan Zweig schreibt seinen „Castellio“ als ein deutliches Zeichen gegen die Calvins seiner Zeit, sein „Castellio“ ein einziger Warnruf an die Menschen seiner Gegenwart: Deutschland, Österreich nicht zu einem Genf verkommen zu lassen. Und was Stefan Zweig als Warnbuch für seine Zeit verfaßt, braucht nur wiederholt zu werden, in diesem Europa des Jahres 2018, in dieser Welt des 21. Jahrhunderts.

Europa nicht wieder zu einem Genf verkommen zu lassen.

Es ist menschgemäß bitter, diesen Warnruf von Stefan Zweig wiederholen zu müssen, Europa nicht wieder zu einem Genf verkommen zu lassen, im 21. Jahrhundert weiter daran erinnern zu müssen, daß die Calvins durch die Jahrhunderte nichts zum humanen Fortschritt beigetragen haben, und wie unverständlich, daß diesen Calvins nach wie vor Jubiläen ausgerichtet werden.

Wie bitter, immer wieder und nach wie vor werden Calvins geboren, irgendwo und überall auf dieser Welt, und das tatsächlich Bittere daran ist, es finden sich immer wieder und nach wie vor Menschen, irgendwo und überall auf dieser Welt, die bereit sind, diesen Calvins zu folgen, wie auch immer die Calvins ihrer Zeit heißen mögen. Und was die Calvins mit ihrem Terroranleitungsbuch Koran vor bald fünfhundert Jahren aus Genf machten, wollte auf Punkt und Beistrich genau etwa ein Abu Bakr al-Baghdadi in einem anderen Teil der Welt im einundzwanzigsten Jahrhundert machen. Aber wie es den Calvins in Europa nicht gelang, gelingt es auch den Baghdadis mit ihrem Terroranleitungsbuch Bibel nicht, die Welt auf immer, für Jahrhunderte zu einem Genf verkommen zu lassen.

Es ist tröstlich, und es stimmt zuversichtlich, daß den Baghdadis stets nur für kurze Zeit es gelingt, ihre mörderischen Regime zu halten. Stets nur kurz ihren Auslöschungsdurst zu stillen, immer nur kurz ihren Hunger nach Trümmern zu sättigen.

Das einundzwanzigste Jahrhundert aber sollte endlich zu einem ersten Jahrhundert werden, es muß endlich zu einem werden, in dem nicht wieder und wieder die von diesen nur von Zerstörung und Blutdurst Besessenen hinterlassenen Trümmer weggeräumt werden müssen, nach ihnen nicht wieder und wieder aufgeräumt werden muß, nach ihnen nicht wieder und wieder von Neuem begonnen werden muß, mit dem Aufbau in jedweder Hinsicht: wirtschaftlich, moralisch, ethisch.

Deshalb ist es notwendig zu erinnern, nicht an die barbarischen Taten dieser Abu Calvins, sondern daran, was Stefan Zweig vor 85 Jahren in seinem „Castellio“ zur Aufzählung bringt, das den Menschen wahrer Fortschritt war und je nur sein kann, verpflichtet keinem Gesinnungsterroranleitungsbuch, sondern getragen von der humanen und einzigen tragfähigen Idee der Toleranz, vereidigt auf das einzige Leitwort, dem der Mensch zu folgen sich erlauben darf: dem Leitwort Toleranz.

Dieses Warnbuch, von Stefan Zweig vor 85 Jahren, das wird 2020 sein, begonnen, sollte, muß breit gelesen werden und breit zitiert und breit besprochen werden, und nicht weiter breit darf Stefan Zweig mißbraucht werden mit seinem Titel „Die Welt von gestern“,

Gegen die Welt von gestern

Auf einer Wiese am Teich bei Eisenstadt

Als wär’s ein Lied von Wolf – Stille Sicherheit

Migration ist des Menschen Heimat

Wie verführerisch schön das Plattschäbige zu klingeln vermag

mit dem bloß raunende Beschwörung der Vergangenheit passiert, in der kein Mensch, ist er einigermaßen bei Verstand, je zu leben gewillt sein kann.

Die Welt nicht vergenfern lassen

Nicht aus den Jahrhunderten die Männer und Frauen des Zerstörens, des Mordens, des Terrors weiter zu preisen, sondern was unter dem Leitwort Toleranz geschaffen wurde, wie es Stefan Zweig so eindrücklich in seinem vor bald 85 Jahren beendeten und veröffentlichten Buch beschreibt:

Atemberaubend, es sich innerlich auszudenken, das siebzehnte, das achtzehnte, das neunzehnte Jahrhundert Europas ohne Musik, ohne Maler, ohne Theater, ohne Tanz, ohne seine üppige Architektur, ohne seine Feste, seine verfeinerte Erotik, sein Raffinement der Geselligkeit!

Nur kahle Kirchen und strenge Predigten als Erbauung – nur Zucht und Demut und Gottesfürchtigkeit! Die Kunst, dieses Gotteslicht in unserem dumpfen und dunklen Werktag, hätten die Prädikanten als „sündige“ Schwelgerei, als Lustmacherei, als „paillardise“ uns verboten, ein Rembrandt wäre Müllerknecht geblieben, Molière ein Tapezierer oder Bedienter. 

Die üppigen Bilder Rubens‘ hätten sie entsetzt verbrannt und vielleicht ihn selber dazu, einen Mozart verhindert an seiner heiligen Heiterkeit, einen Beethoven erniedrigt zur Vertonung von Psalmengesang!

Shelley, Goethe und Keats – könnte man sie sich vorstellen unter dem „placet“ und „imprimatur“ frommer Konsistorien? 

Einen Kant, einen Nietzsche ihre Denkwelt aufbaund im Schatten der „Disziplin“?

Nie hätten Verschwendung und Verwegenheit bildnerischen Geistes sich zu so denkwürdiger Pracht versteinern dürfen wie in Versailles und im römischen Barock, nie in Mode und Tanz sich die zarten Farbenspiele des Rokoko entfalten können; verkümmert wäre in theologischer Rabulistik der europäische Geist, statt sich in schöpferischem Wandel zu entfalten. Denn unfruchtbar und unschöpferisch bleibt die Welt, wenn nicht getränkt und gefördert durch Freiheit und Freude, und immer erfrostet das Leben in jedem starren System. 

Glücklicherweise hat Europa sich nicht disziplinieren, nicht puritanisieren, nicht vergenfern lassen. Wie gegen alle Versuche, die Welt in ein einziges System zu kasernieren, hat auch diesmal der Lebenswille, der ewige Erneuerung begehrt, seine unwiderstehliche Gegenkraft eingesetzt. Nur in einem kleinen Teil Europas ist die calvinistische Offensive siegreich vorgestoßen, aber selbst, wo sie zur Herrschaft gelangte, hat sie bald freiwillig ihr buchstabenstrenges Bibeldiktat abgetan. 

Keinem Staate hat die Dauer Calvins Theokratie ihre Allmacht aufzwingen können, und vor dem Widerstand der Realität mildert und humanisiert sich bald nach seinem Tod die Lebensfeindlichkeit, die Kunstfeindlichkeit der einstmals unerbittlichen „Disziplin“.

Denn immer ist auf die Dauer das sinnliche Leben stärker als jede Starre, es lockert jede Strenge, es mildert jede Härte. Wie ein Muskel nicht ununterbrochen in äußerster Spannung gekrampft bleiben, wie eine Leidenschaft nicht ständig in Weißglut verharren kann, so vermögen auch die geistigen Diktaturen niemals dauernd ihren rücksichtslosen Radikalismus zu bewahren: meist ist es nur eine einzige Generation, die ihren Überdruck schmerzhaft zu erleiden hat.

Damit ist das Kapitel „Die Pole berühren einander“ aus dem „Castillio“ noch nicht gänzlich zitiert.

Morgen aber ist auch noch ein Tag.

Stefan Zweig hat nicht mehr das gesamte zwanzigste Jahrhundert erlebt. 2017 waren es 75 Jahre her, daß er sich das Leben nahm, im Angesicht der Massenmordterrorherrschaft, er mit seinen dauernden Schriften den Calvins zuschreibenden Männern und Frauen weichen mußte, deren Zeit aber schon drei Jahre später wieder vorbei war, und sie nichts anderes mehr tun konnten, als das, was als einzige gute Tat solche Gesinnungsmenschen stets nur vollbringen können, zum letzten Mal einen Wein zu heben … und sich dann selbst zu morden.

Gewiß aber hätte er, Stefan Zweig, in seine Aufzählung auch das zwanzigste Jahrhundert miteingeschlossen, und so als Abschluß für diesen Tag mit größtem Respekt und größter Hochachtung seinen Satz aufnehmend und erweiternd …

Atemberaubend, es sich innerlich auszudenken, das siebzehnte, das achtzehnte, das neunzehnte Jahrhundert, das zwanzigste Jahrhundert, und die kommende Zeit der Welt ohne Musik, ohne Malerinnen, ohne Theater, ohne Tanz, ohne seine üppige Architektur, ohne seine Feste, seine verfeinerte Erotik, sein Raffinement der Geselligkeit!

Europa nicht vergenfern