Blick-Gebot für den Mann erübrigt jedwedes Gebot der Verhüllung gegen die Frau.

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„Gemäß einer weiteren Überlieferung suchte eine junge, hübsche Frau Auskunft beim Propheten, Segen und Friede auf ihm während der großen Pilgerfahrt. Der mit ihm anwesende, ebenfalls junge Gefährte, al-Faḍl ibn ʿAbbās starrte sie dabei unaufhörlich an. Deshalb drehte der Prophet, Segen und Friede auf ihm, den Kopf des jungen Gefährten sanft in eine andere Richtung und beantwortet dann ihre Frage. (Vgl. al-Buḫārī, Nr. 6228 und Kommentar von Ibn Ḥaǧar; Muslim, Nr. 1334; u.a.) Das Gesicht der schönen jungen Frau war offensichtlich unbedeckt. Anstelle die Frau aber zur Gesichtsbedeckung aufzufordern, unterstrich der Prophet, Segen und Friede auf ihm, die Einhaltung des Gebots (Koran 24:30), Frauen nicht mit aufdringlichem, unziemlichem Blick anzustarren.“

Das steht in dem sogenannten Gutachten „Stellung der Verhüllung im Islam“, veröffentlicht am 16. Februar 2017 von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

Es ist also ein Problem des Mannes. Und das wird nicht erst seit dem Propheten, Vergessen für ihn, Segen und Friede für die Menschen, gewußt. Dennoch wird dieses Problem des Mannes nicht besprochen. Dieses Problem des Mannes, das und der die Ursache für die Verhüllung der Frau ist.

Es geht heiß her darüber, in der österreichischen Politik und in den österreichischen Medien. Es wird viel dazu gesagt. Es wird viel dazu geschrieben. Aber nur über Foulard, nur über die Frau. Nicht aber über den Blick, nicht über den Mann. Nicht also über Regard, wie der Blick im Französischen … Deutlicher wird es noch, worum es geht, wenn die englische Bedeutung von Regard einbezogen wird: Respekt, Achtung.

Um den Mann, um seinen Blick geht es nicht heiß her. Hierin sind sich, wie bereits ausgeführt,

Duzdar zu Österreich: „Frauenrechte stehen über der Religion“.

alBlick-Gebot stattt Kopftuch-Gebot.jpgle einig. Von der gutter press bis zu den Qualitätszeitungen in Österreich. Das letzte Beispiel dafür vom 11. März 2017: „Nein zur Spaltung der Muslime, Herr Mufti!“ Wenn es um die Spaltung geht, heißt es männlich Muslime. Wenn es um die Musliminnen geht, gibt es männliche Ratschläge: „Es ist Zeit, dass muslimische Frauen die Stimme erheben und solchen archaischen Vorstellungen eine Absage erteilen.“ Schreibt Mouhannad Khorchide. Und auf derselben Seite: „Kopftuch und Kopfschütteln“. Sigrid Moser-Billouch. Sie schreibt: „Professor Ednan Aslans Forderung nach einer ‚ganz anderen theologischen Grundlage aus der Gegenwart der Muslime in Europa‘ im Diskurs pro und kontra Kopftuch ist überaus wünschenswert.“ Wenn es um die theologische Grundlage geht, heißt es männlich Muslime. Wenn es um den Diskurs geht, ist das Objekt die Frau, das Kopftuch.

Es sind also Männer und Frauen, die gar so aufgeklärt daherschreiben, darin ganz und gar einig, der Mann ist außen vorzulassen, das Problem ist nicht der Mann, die Frau ist es, Foulard ist es. Der Frau ist zu gebieten, ein Tuch zu tragen. Der Frau ist zu gebieten, kein Tuch zu tragen.

Wäre der Prophet, Vergessen für ihn, Segen und Friede den Menschen, konsequent gewesen, hätte er zur Sure 24, 30 eine andere folgen lassen, die das Blick-Gebot für den Mann um ein Kleidungsgebot für den Mann erweitert hätte. Dann hätte es sich erübrigt, eine Sure 24, 31, die in

Ein ewiges Kreuz mit den Schnurren

zur Gänze zitiert ist, zu schreiben, gegen die Frau.

Das aber kann der Prophet, Vergessen für ihn, Segen und Friede für die Menschen, nicht schreiben, er ist ein Mann, und was er als Mann tun kann, tut er, wie es seine Zeitgenossen aus 2017 tun …in dem oben zitierten Gutachten kann gelesen werden, er, der Prophet, Vergessen für ihn, Segen und Friede für die Menschen, dreht dem jungen Konkurrenten, und der Mann ist dem Manne ein aus der Arena zu jagender Hengst, den Kopf weg, damit er, der Prophet, Vergessen für ihn, Segen und Friede für die Menschen, allein die schöne junge Frau im Anstarren genießen kann.

Soher hätte die Sure auf diese Weise vor Jahrhunderten bereits geschrieben werden müssen. Aber es ist nie zu spät, etwas zu ersetzen,  neu zu schreiben:

Sure 24,  Vers 31
Und sprich zu den gläubigen Männern, daß sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihr unbändiges Verlangen nicht im Auge funkeln lassen und daß sie ihre Reizungen nicht den Frauen anlasten sollen, und wenn ihnen dies nicht gelingt, so sollen sie über ihre Augen ein Tuch ziehen.

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Remember nothing – Sebastian Kurz and his merits

„Amnesty berichtet von Tausenden Toten bei Massenhinrichtungen“. In Syrien, durch das syrische Regime, dessen Führer Bashar al-Assad ist. Das sind die grausamen Schlagzeilen in der zweiten Februar-Woche des Jahres 2017.

„Ein syrischer Überläufer legt Beweise für systematische Morde in den Gefängnissen des Assad-Regimes vor.“ Das konnte bereits im Jänner 2014 gelesen werden.

„Ein gemeinsames Vorgehen gegen die Extremistenmiliz habe im Moment Priorität, sagte Kurz. ‚Das wird nicht ohne Mächte wie den Iran und Russland gelingen, und insofern braucht es hier einen pragmatischen Schulterschluss und auch eine Einbindung Assads im Kampf gegen den IS-Terror.'“ Das sagte Sebastian Kurz im September 2015.

„SaudiArabien ist wesentl. Player in d Region. Dialog zum Kampf gegen IS, d Syrienkrise, aber auch zur Menschenrechtssituation notwendig!“ Sebastian Kurz am 27. November 2015.

Putin sei einer, mit dem Sebastian Kurz wolle. Dezember 2016.

„Russland lockert Strafen für häusliche Gewalt.“ Vladimir Putin habe ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet. Februar 2017.

„Die Aufregungskultur bringt uns nicht weiter.“ Das sagte Sebastian Kurz im Jänner 2017.

„Sozialleistungen für diejenigen stark zu kürzen, die die Werteschulungen nicht besuchen wollen oder nicht bereit sind, die gemeinnützige Arbeit zu leisten.“ Ö1, Morgenjournal, 7. Februar 2017. Sebastian Kurz.

„Die Vollverschleierung soll keinen Platz im öffentlichen Raum in Österreich haben. Und religiöse Symbole natürlich in einem religionsfreundlichen Staat schon.“ Auch Sebastian Kurz. Ö1, Morgenjournal, 7. Februar 2017.

„Wir haben die Verpflichtung aus dem Gedenken heraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.“ 20. Jänner 2017. Sebastian Kurz.

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Was kann aus dieser obigen zu erinnernden und nur beispielhaften Auflistung abgelesen werden,  die zeigt, mit wem Sebastian Kurz, wen er vorzieht, auf wen Sebastian Kurz … Es kann aus dieser der Wertekanon von Sebastian Kurz, der allen Werte vorhält, destilliert werden. So weit, so schlecht, oder wie dem Heute angepasst auch gesagt werden könnte: so kurz, so sobotka. Kurz und sobotka gesagt: Eine Werteschulung besuchen zu müssen, in der Sebastian Kurz Werte lehrt, kann nur verweigert werden.

Wie in der Collage gelesen werden kann, spricht Sebastian Kurz gerne über das Gedenken, über die aus diesem hervorgehende Verpflichtung, über die aus diesem zu ziehenden Konsequenzen. Das von ihm dazu verwendete Stacheldrahtbildchen erzählt mit Blick darauf, mit wem er will, daß er den Eingang zur Geschichte für sich vollends zugemauert hat … die Konsequenzen, die er zieht, lehrt die Geschichte nicht.

Wer selbst, so wie Sebastian Kurz, mit Geschichte kommt, hält der Geschichte selbst die Wange hin. Ist es bereits um die sogenannte Zeitgeschichte dermaßen sobotka bestellt, so sobotka erst um die gesamte Geschichte, wie es gerade exemplarisch das gewollte Verbot der Verschleierung aufzeigt. Diese „Aufregungskultur“, von der nicht nur Sebastian Kurz infiziert ist, an der, mögen sie sich politisch links, politisch rechts verstehen, so viele in diesem Land akut erkrankt sind, „bringt uns nicht weiter“.

Diese kurzsche Kultur für den Tag oder digital day crop bringt nichts weiter.

„Verschiedene Formen von Rassismus“ heißt ein Kapitel in „Pape Satàn“ von Umberto Eco, und in diesem schreibt er unter der Überschrift „Wer hat das Verschleiern befohlen“:

Über den Schleier ist schon alles und das Gegenteil von allem gesagt worden. Die Position von Romano Prodi kommt mir sehr vernünftig vor: Versteht man unter Schleier jene Art von Kopftuch, bei der das Gesicht unbedeckt bleibt, dann mag ihn tragen, wer will (zumal hier ein unbefangen ästhetisches Urteil erlaubt ist, das Gesicht veredelt und alle Frauen wie Madonnen von Antonello da Messina aussehen lässt). Anders liegt der Fall, wenn die Verschleierung so weit geht, dass sie die Identifizierung verhindert, denn das ist gesetzlich verboten. Natürlich könnte dieses Verbot Anlass zu weiteren Diskussionen geben, denn eigentlich müsste man dann auch die Karnevalsmasken verbieten (und wer sich an Kubricks Clockwork Orange erinnert, weiß, dass man mit einer lustigen Maske grässliche Verbrechen begehen kann). Aber sagen wir ruhig, das sind marginale Probleme.

Wenn von Zeichen die Rede ist, wann immer etwas in einer gewissen Hinsicht oder Funktion anstelle von etwas anderem steht, dann ist der islamische Schleier ein semiotisches Phänomen – wie die Uniformen, deren primäre Funktion ja auch nicht der Schutz des Körpers vor Wetterunbilden ist, oder die Kopfbedeckungen der Nonnen (die ebenfalls oft sehr anmutig sind). Deswegen löst der Schleier so viele Diskussionen aus, während wir niemals über die Tücher diskutiert haben, die sich unsere Bäuerinnen früher um den Kopf banden, denn die hatten keinerlei symbolischen Wert.

Der Schleier wird kritisiert, weil man meint, dass er getragen wird, um eine Identität zu bezeugen. Aber es ist nicht verboten, eine Identität oder Zugehörigkeit zu bekunden, und man tut das, indem man ein Parteiabzeichen trägt, eine Kapuzinerkutte oder ein pinkfarbenes Langhemd und einen Kahlschädel. Interessant ist allenfalls die Frage, ob muslimische Frauen den Schleier tragen müssen, weil der Koran es befiehlt. Gerade ist das Buch Islam von Gabriele Mandel Khân erschienen, dem Generalvikar für Italien der sufischen Bruderschaft Jerrahi Halveti, das mit eine optimale Einführung in die Geschichte, Theologie, Sitten und Gebräuche der islamischen Welt zu scheint. Darin steht, dass der Schleier, der Gesicht und Haare bedeckt, schon in vorislamischer Zeit üblich gewesen sei, oft aus klimatischen Gründen, aber nicht in der immer dafür zitierten Sure 24 des Koran vorgeschrieben werde, die lediglich dazu auffordere, den Busen zu bedecken.

Da ich fürchtete, dass Mandels Übersetzung vielleicht ein bisschen zu modernistisch-gemäßigt ausgefallen sein könnte, habe ich im Internet nach einer offiziell von islamischen Behörden autorisierten Koran-Übersetzung gesucht und die der Union Islamischer Gemeinden und Organisationen in Italien gefunden. Dort heißt es in Sure 24, 31: „Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihre Reize nicht zur Schau tragen sollen, bis auf das, was davon außen sichtbar sein muss, und dass sie ihre Tücher über[] ihren Busen ziehen sollen und ihre Reize vor niemandem enthüllen als vor ihren Gatten oder ihren Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten oder ihren Brüdern oder den Söhnen ihrer Brüder oder den Söhnen ihrer Schwestern“ und so weiter bis zu „den Kindern, die von der Blöße der Frauen nichts wissen“. Um sicherzugehen, habe ich schließlich noch die klassische Koran-Übersetzung des großen Iranisten Alessandro Bausani konsultiert, und auch dort fand ich, mit geringen lexikalischen Abweichungen, die Vorschrift „und sollen ihren Busen mit einem Schleier bedecken“.

Für einen wie mich, der kein Arabisch kann, sind drei Zeugnisse so verschiedener Herkunft genug. Der Koran fordert schlicht und einfach zur Schamhaftigkeit auf, und wäre er heute im Westen geschrieben worden, würde er auch dazu auffordern, den Nabel zu bedecken, denn im Westen wird heute auch der Bauchtanz auf offener Straße praktiziert.

Wer also war es, der die Frauen aufgefordert hat, sich zu verschleiern? Mandel enthüllt mit einer gewissen Genugtuung, dass es der Apostel Paulus war (im 1. Korintherbrief, aber Paulus begrenzte diese Pflicht auf Frauen, die predigen und prophezeien. Doch siehe da, immer noch lange vor dem Koran schrieb Tertullian (der zwar ein Sympathisant der Montanistenbewegung, aber trotzdem weiter ein Christ war in seiner Schrift De cultu feminarum („Vom Putz der Frauen“): „Ihr sollt einzig und allein euren Ehemännern gefallen. Und ihr werdet ihnen umso mehr gefallen, je weniger ihr euch bemüht, anderen zu gefallen. Seid unbesorgt, ihr Gebenedeiten, keine Ehefrau gilt in den Augen ihres Mannes als häßlich. […] Jeder Ehemann hält auf Sittsamkeit, aber Schönheit verlangt er nicht, wenn er ein christlicher Ehemann ist. […] Dies sage ich nicht, um euch ein gänzlich wildes und tierisches Aussehen zu empfehlen, auch will ich euch nicht von der Nützlichkeit des Schmutzes und der Unsauberkeit überzeugen, sondern nur von der richtigen Art und Weise, in der ihr euren Körper pflegen sollt. […] Denn Gott ist es, gegen den diejenigen sündigen, die sich ihre Haut mit Salben einreiben, ihre Wangen mit Schminke entstellen und ihre Augenbrauen durch Schwärze verlängern. […] Gott will, dass ihr verschleiert sein sollt, vermutlich damit man die Köpfe mancher Damen nicht sieht.“

Voilà, dies ist der Grund, warum in der ganzen Geschichte der Malerei sowohl die Madonna als auch die frommen Frauen verschleiert sind wie ebenso viele Musliminnen.

16. November 2006

Gott Paulus und der Busen. Saftelnd volkstümlich steht es im Dekret von Hofer, was Frauen bedecket wird, wenn sie es nicht selbst tun: „Brust und Armfleisch“. Das aber nur nebenher.

Worum es tatsächlich geht, ist aber: wenn ein Schriftsteller wie beispielsweise Umberto Eco sich die Mühe machen kann, und das schon vor über einem Jahrzehnt, etwas gesamtgeschichtlich zu betrachten, sich zu informieren, wie viel größer muß erst die Verpflichtung von Menschen sein, die in Regierungen sitzen, die Gesetze verabschieden, alles einer gesamtgeschichtlichen Betrachtung zu unterziehen, sich umfassend zu informieren, und nicht mit dem Tagesmuskelreflex zu regieren, Gesetze zu erlassen, denn schließlich gelten ihre Gesetze, die vom Gehalt her oft nicht einmal Tageswert besitzen, nicht nur für einen Tag.

Es kann verstanden werden, sagte nun wer, das langweilt, es sei im Grunde eine Wiederholung des Kapitel Cabinet: Strangers at Our Door, das von der Frage handelt, ob es denn zu viel verlangt wäre von der österreichischen Regierung auf der Höhe des heutigen Wissens …