Karl Nehammer tritt zurück

„Ich trete heute als Bundesminister des Innern zurück.“

Das sagt der Innenminister, der nicht Karl Nehammer heißt, im Sommer 1993.

„Es gibt in Deutschland den Begriff der politischen Verantwortung. Wenn Fehler geschehen, und wenn so gravierende Fehler geschehen, da gibt es zwei Möglichkeiten. Man schiebt die Verantwortung auf untergeordnete Behörden oder Mitarbeiter oder Beamter oder man sagt, diese Dinge sind so gravierend, daß die Öffentlichkeit ein Zeichen gesetzt bekommt von dem Minister, der die politische Verantwortung trägt.“

Das sagt der nicht Karl Nehammer heißende Innenminister, der im Sommer 1993 zurücktrat, in einer Dokumentation aus 2018 über seinen Rücktritt.

Der Innenminister von der CDU (Christlich Demokratische Union Deutschlands), der mit seinem Rücktritt seine politische Verantwortung wahrnahm, heißt Rudolf Seiters.

Was der Innenminister, der Karl Nehammer heißt, unter Rücktritt in Östereich gemeinsam mit seinem Dude gelernt hat, wurde im vorangegangenen Kapitel bereits festgehalten.

Und für sein und seines Dudes österreichisch erlerntes Verständnis von Rücktritt haben an diesem Tag, dem Tag der ewigen Wiederkehr des Hochamts, 8. November ´20, den Segen der Männer und der Frauen aus den Redaktionsstuben österreichischer Zeitungen bekommen, für die der Begriff der „politischen Verantwortung“ ebenso in einem Deutsch formuliert ist, das in Österreich nicht einmal mehr in den Medien gesprochen wird.

Andreas Koller, Salzburger Nachrichten eröffnet die Fürbitte für Karl Nehammer:

„Aber trotzdem sehe ich in dem Ganzen keinen politischen Skandal, wenn es schon ein Skandal ist, dann ein Behördenskandal […] Ich will nicht, daß der Nehammer zurücktritt […] der Nehammer soll jetzt dort Ordnung schaffen.“

Matthias Schrom vom ORF faßt die Fürbitte von allen aus den obersten Redaktionsstuben vorgetragen zusammen zur Segnung von Karl Nehammer:

„Der Innenminister soll bleiben, da herrscht, glaube ich, soweit Einigkeit.“

Zurzeitiger Innenminister tritt zurück, in Österreich

nicht, sondern zum Beispiel vor etwas mehr als einem Jahr der Innenminister, der für die Versäumnisse der ihm unterstellten Polizei die Verantwortung übernimmt, in Rumänien.

In Österreich lassen Innenminister und sein Dude im eigenen digitalen Tuten von ihrer Sobotka „Rücktritt“ nachschlagen und vorlesen:

Rücktritt heißt: Zurücktreten.

Zurücktreten kommt in Anwendung, wenn zum Beispiel Verantwortung zurückgetreten werden muß, auf den Vorvorgänger im Innenministerium im Range eines Ministers.

Zurücktreten kann auch angewandt werden, um Verantwortung auf Gesetze abzuschieben, die korrekt eingehalten werden, beispielsweise die gesetzeskonforme Entlassung eines Häftlings.

Zurücktreten kann auch angewandt werden, um jedwedes eigenes Versagen, um jedwede Verantwortung auf noch weiter zu schaffende Gesetze gegen alle zurückzutreten.

Gottesdienst

„Religonsausübung bleibt erlaubt.“ In Österreich.

Die Erlaubnis zur Religionsausübung hat eben ein junger Mann bis in die Extreme ausgelebt. Das nicht verwundert, war der junge Mann doch ein Anhänger eines Organisierten Glaubens, der auch auf die Unterstützung eines Gottesstaates

Über diesen Gottesstaat kann ein anderer ebenfalls in Österreich geborener und nicht mehr so ein junger, vielleicht schon angegrauter oder immer schon angegraut gewesener Mann, der nun so lieb von „unserem Lebensmodell“, das zu verteidigen gilt, spricht, mehr Auskunft erteilen …

Wie ist es in Zeiten von Corona in anderen Staaten um die „Religionsausübung“ während der sogenannten Lockdowns bestellt, um die Veranstaltungen der Organisierten Glauben, die ihre Veranstaltungen nennen u. a. „Gottesdienste“, „Messen“, „Hochamt“ …

Davon berichtet etwa „Vatican News, Portal des Heiligen Stuhls“:

EU: Bischöfe gegen Gottesdienst-Verbot

Als beim ersten Lockdown die Kirchentüren zufielen, wurden viele Kirchenverantwortliche von den Anordnungen der Behörden überrumpelt. Das ist jetzt in vielen Ländern anders: Bischöfe kämpfen darum, dass trotz der Corona-Einschränkungen doch Gottesdienste stattfinden können.

In Frankreich beschreiten mehrere Bischöfe den Rechtsweg: Sie haben gegen das Gottesdienstverbot Klage beim „Conseil d’Etat“, dem Staatsrat, eingelegt. Unter denen, die das Oberste Verwaltungsgericht anrufen, ist auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims.

Andere Religionen mit ins Boot zu holen, ist den katholischen Bischöfen nach Angaben der katholischen Tageszeitung „La Croix“ nicht gelungen. Dafür ist aber der Dachverband katholischer Familienverbände mit dabei. Er hofft, dass wenigstens neunzig Minuten lange Gottesdienste erlaubt werden.

„Das christliche Volk erwartet, dass seine Hirten die Möglichkeit, zur Messe zu gehen, verteidigen.“

„Das christliche Volk erwartet, dass seine Hirten die Möglichkeit, zur Messe zu gehen, verteidigen“, erklärt Bischof Dominique Rey von Toulon in „La Croix“. Gottesdienste seien für Christen zentral, sie gäben dem „persönlichen und geschwisterlichen Zusammenleben“ eine Struktur. Innenminister Gerald Darmanin hält dagegen, dass die Gotteshäuser ja geöffnet blieben: Nur die Gottesdienste mit Teilnahme von Gläubigen würden verboten.

Der französische Lockdown gilt bis Anfang Dezember. Er erlaubt den Menschen das Ausgehen nur mit einem triftigen Grund, etwa dem Gang zur Arbeit. Schon beim ersten Lockdown im Frühjahr hatte der Staatsrat das Gottesdienstverbot als „unverhältnismäßig“ einkassiert.

Belgien: Ruf doch mal an

Auch im Nachbarland Belgien sind Gottesdienste wegen Corona verboten – bis zum 13. Dezember. Hier sind allerdings die Bischöfe mit der Maßnahme einverstanden. In einer Botschaft vom Allerheiligentag weisen sie darauf hin, dass das geistliche Leben und die Seelsorge dennoch nicht zum Erliegen kämen. Beerdigungen bleiben erlaubt, allerdings nur mit 15 Teilnehmern; an Hochzeiten dürfen nur das Brautpaar selbst, die Zeugen und der Zelebrant teilnehmen.

Die Bischöfe rufen dazu auf, die Kirchentüren jetzt erst recht offenzuhalten und sich um die Aufnahme aller Menschen zu bemühen, die jetzt Trost und Hilfe brauchen. Auf der Homepage der Bischofskonferenz findet sich eine Liste der Gottesdienste, die während der Corona-Beschränkungen in Radio, Fernsehen oder sozialen Medien live übertragen werden. „Rufen wir uns doch gegenseitig an, helfen und ermutigen wir uns!“, schreiben die Bischöfe. „Eine Mail schicken, einen Anruf tätigen, eine digitale Gebetsgruppe ins Leben rufen, mutmachende Botschaften in den sozialen Medien posten“ – man könne auch im Lockdown viel Gutes tun.

Irland: Die Bischöfe proben den Aufstand

Deutlich rebellischer treten die Bischöfe der Republik Irland auf. Sie trugen dem Ministerpräsidenten Micheál Martin persönlich ihren Protest gegen das Gottesdienst-Verbot vor. Trotz aller durchaus nötigen Vorsichtsmaßnahmen gegen die Pandemie sei es doch unerträglich für Glaubende, sich nicht zu Gottesdiensten versammeln zu können. Gerade in der Zeit vor Weihnachten seien solche Gottesdienste ein wichtiger Trost für die Menschen in schwerer Zeit.

Die Bischöfe vergaßen nicht den Hinweis darauf, was die Pfarreien und die Caritas alles für Corona-Opfer tun. Es gebe überzeugende Hygiene-Konzepte, um Gottesdienste nicht zu Infektions-Hotspots werden zu lassen. Allerdings widersetzte sich der Regierungschef in Dublin dem Werben der Bischöfe: Er legte die Gründe dar, aus denen seiner Regierung ein Gottesdienst-Verbot eben doch angezeigt scheine. Irland ist schon am 22. Oktober, als erstes Land der EU, in seinen zweiten Lockdown gegangen; er ist auf sechs Wochen befristet, um das Weihnachtsfest zu „retten“.

England: „Wir sind nicht einverstanden!“

Und in England, wo Premierminister Boris Johnson eher widerwillig, aber unter dem Druck der Infektionszahlen den erneuten Lockdown verfügt hat? Auch dort dürfen Gottesdienste von diesem Donnerstag an vier Wochen lang nur ohne Gläubige stattfinden. Dagegen protestieren die Bischöfe, wie schon beim ersten Lockdown im Frühjahr. Diesmal hat der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Vincent Nichols von Westminster, seinen Offenen Brief an Johnson auch von Vertretern anderer Kirchen und Religionen unterschreiben lassen.

Tief besorgt zeigen sich Nichols und seine Mit-Unterzeichner: Es gebe für das Gottesdienstverbot überhaupt gar keine wissenschaftlich begründete Notwendigkeit. Die Kirchen und Religionsgemeinschaften hätten in den letzten sechs Monaten alle Regeln befolgt, um ihre Kultstätten corona-frei zu halten. „Angesichts dessen ist jetzt ein völliges Verbot öffentlicher Gottesdienste unbegründet.” Gerade in Zeiten der Krise spielten religiöse Überzeugungen eine wichtige Rolle, und das soziale Engagement der Glaubensgemeinschaften nähre sich doch „direkt aus unserem Glauben“. Der müsse durch die Gemeinschaft im Kult „unterstützt und gestärkt“ werden. „Hier geht es um unsere Identität und die wesentliche Voraussetzung für unsere Mission und unser Handeln“, so der Brandbrief. „Wir sind nicht einverstanden!“, das hat fast Thatcher’sche Wucht.

Es wird jetzt nach der „Religionsausübung“ des jungen Mannes, der mit dieser bis in das Tiefste seiner Religion vorgedrungen ist, der mit dieser den Kern nicht nur von seiner Religion wieder einmal offen und frei legte, gerne die Feststellung bemüht, nun sei Österreich keine „Insel der Seligen“ mehr.

Für die Kirchenmänner aber ist Österreich diese weiter.

Sie, die Glaubensmänner, brauchen nicht zu klagen, sie brauchen keinen Aufstand, vielleicht ab und an zum Hörer zu greifen, um einen Anruf zu tätigen, den sie sogar selbst wohl nicht einmal zu tätigen haben, sondern sie angerufen werden, von den Gotthörigen, ob es denn für sie in Ordnung gehe, wenn sie sich selbst die Regeln …

Ja, in Österreich brauchen sie, die Religionsmänner, nicht zu klagen, weder in Zeiten von Lockdowns noch zu anderen Zeiten, für sie gibt es in Österreich keine Zeit der Klage und auch keine Zeit der Furcht vor einer Klage wegen ihres Ignorierens von Gesetzen, die sonst für alle in Österreich gelten, der Schutz des Rechtsstaates ist ihnen sicher. Sie, die Kirchenmänner, werden es mit Wohlwollen gehört haben die nun von Gotthörigen wieder bekräftigte Verteidigung der Rechtsstaatlichkeit in Österreich.

Gotthörige

Ein Foto, an diesem 3. November 2020 erhalten, kann zum Grübeln verleiten, über den zurzeitigen Bundeskanzler in Österreich.

Zum Grübeln etwa darüber, was wird aus Österreich werden, was wird von dem Österreich, wie es bisher gekannt wurde, nach den Zeiten der Corona noch vorhanden sein?

Ein Land, ein Staat ohne Stätten von Kunst und Kultur, ohne die Stätten der „Kulturverliebten“, wie sie der zurzeitige Bundeskanzler nennt?

Wenn es keine Theater, keine Kinos, kurz gesagt, keine Stätten der „Kulturverliebten“ mehr geben wird, vernichtet durch Maßnahmen, getroffen, oh doch nur zum Eindämmen der Pandemie durch das Coronavirus.

Hat das nicht erst vor kurzem Recep Tayyip Erdoğan vorgezeigt, wie das geht, durch die Verwandlung eines Museums in eine Kirche, in eine Moschee, wie er sie nennt? Freilich mußte Recep Tayyip Erdoğan sich nicht hinter einem Virus verstecken, um diese seine Verwandlung durchzuziehen. Vielleicht fühlt sich der zurzeitige Bundeskanzler in Österreich noch nicht stark genug, um ganz ohne Vorschieben einer Pandemie seine Verwandlungen der Stätten der „Kulturverliebten“ in Moscheen, in Kirchen, wie er sie nennt, herbeizuführen.

Was wird aus den Theatern, aus den Kinos, kurz aus allen Stätten der „Kulturverliebten“, werden, wenn sie alle ruiniert sind, wenn alle ihren Betrieb eingestellt haben? Die Gunst der Stunde nutzend, alle Stätten der Kunst und Kultur in Kirchen zu verwandeln. Dann Monat für Monat, Woche für Woche, Tag für Tag – bis aus allen Stätten, die einst Orte der Kultur und Kunst waren, Moscheen geworden – die Einweihung einer neuen Kirche mit Eröffnungsrede von dem zurzeitigen Bundeskanzler.

Auf dem Foto ist ein junger Mann zu sehen, als er wohl noch kein zurzeitiger Bundeskanzler war, freundlich und lieb lächelnd unter jungen Männern, die ebenso lieb mit dem Wolfsgruß posieren. Die Jugend ist, so wird es gesagt, eine Zeit der Weichenstellung. War das für ihn die prägende Zeit, der Beginn eines Eiferers nach dem Vorbilde auch eines Recep Tayyip Erdoğan? Fällt bereits in diese Zeit das Zeichnen der ersten Planlinien, aus dem Land wieder ein Land der Moscheen, der Kirchen, wie er sie nennt, zu machen? Die Entscheidung, kein „Kulturverliebter“ zu werden, sondern ein Gotthöriger?

PS Die öffentliche Zusendung des Fotos eine Antwort auf das Kapitel über die Aufregungen um Handzeichen

Von den Glücklichen in Zeiten der Corona oder kurz von den „Kulturverliebten“

Wie recht Sebastian Kurz doch hat, Verliebte brauchen wirklich nichts zum Leben. Verliebte leben, wie seit jeher gewußt wird, allein von Luft …

… hingegen die Organisierten Glauben, oh weh! Ach, die armen Organisierten Glauben, die nicht von der Liebe leben, sie brauchen eben zu den Kirchensteuern auch ihre Veranstaltungen zum forschen Herumreichen der Klingelbeutel.

Und was wäre Sebastian Kurz bloß für ein Bundeskanzler, würde er sich nicht um sie, die nicht von der Liebe leben, so aufrecht und wahrhaftig kümmern, ihnen nicht ihre eigenen Veranstaltungen nach ihren eigenen Regeln belassen, ihnen nicht ihr Schutzpatron sein? Was wäre er dann? Bloß ein Bundeskanzler eines Staates von Kulturverliebten.

Wie müssen doch seine Gebete in der Kirche zum Heiligen Engelbert, in die er rasch vorbei an all den aufgeklärten Stätten der Kultur und Kunst eilt, von ihm erhört worden sein, selbst kein Kulturverliebter geworden zu sein und je noch zu werden, der Kelch der Aufklärung an ihm vorübergegangen ist. Der Kelch der Sünde, wie diesen seine heiligen Geister gottergeben nennen.

Und wie nur ein Bundeskanzler es wissen kann, wie nur ein Bundeskanzler die Wahrheit weiß, weiß Sebastian Kurz, daß kein Mensch nach Österreich kommt, um die Stätten der Kultur und Kunst zu besuchen. Einzig der Gottesdienste wegen kommen Jahr für Jahr Millionen von Menschen nach Österreich, um den Gottesdiensten in Pfaffenstätten, den Hochämtern in Kirchstetten, den Messen in Heiligenkreuz beizuwohnen. Wegen der Veranstaltungen in Pfaffenstätten, in Kirchstetten, in Heiligenkreuz kommen Jahr für Jahr Millionen von Menschen nach Pfaffenstätten, Kirchstetten, Heiligenkreuz, um das in diesen Diensten Geschaffene zu bewundern.

Um das einzig in diesen Aufführungen Geschaffene willen ist Österreich weltberühmt, ist Österreichs einziger Schatz, von dem noch in zweitausend Jahren die Menschen zehren werden.

Aber das können Kulturverliebte nicht wissen, denen nicht die Gnade der Offenbarung zuteil ward, wie sie Sebastian Kurz täglich erfährt, dem die Vorsehung in ihrer Gnade ihre gesamten Wahrheit mündlich offenbart, so groß ist ihre tägliche Güte gegen ihn, sie es ihm erspart, je ein Buch aufzuschlagen. Ein Buch aufzuschlagen, das wäre wohl die größte Versuchung, ewige Verlockung, selbst ein Kulturverliebter zu werden.

Und auch an diesem Tag, dem 2. November ´20, widersteht er der Versuchung, ein Kulturverliebter zu werden, widersagt er der Kultur, spricht er das Bannwort Kulturverliebter, auf daß deren schädlicher Geist niemals Macht über ihn bekomme, sie auf ewig in die Flucht geschlagen, fern von Pfaffenstätten, Heiligenkreuz und Kirchstetten ihr Leben …

Sitkom „The Land of Corona“ runs on Alpflex

Ein Geheimnis kann nun gelüftet werden. Das unter dem stets gleichen Serientitel „Pressekonferenz Corona“ Ausgestrahlte sind in Wahrheit nur Ausschnitte, die von vielen Sendern übernommen werden. Ausschnitte aus der Sitkom „The Land of Corona“, die auf Alpflex läuft, und deren Regisseur Stefan Ruzowitzky unbestätigt ist.

Als einen Höhepunkt seiner Laufbahn muß er wohl den 31. Oktober ’20 sehen. An diesem Tag laufen gleich zwei Folgen seiner Sitkom auf Alpflex, die von vielen Sendern übernommen zeitgleich ausgestrahlt werden. Um 16.30 Uhr als spätes Nachmittagsprogramm eine weitere Folge von „Pressekonferenz Corona“ und gleich um 20.00 Uhr als Auftakt der nächsten Staffel „Im Corona-Einsatz Zugführer Rekrut“.

Er soll auch das Drehbuch der Sitkom ganz allein schreiben. Und das wird gerne geglaubt. Denn es braucht schon einen Meister, um den Zugführer Rekrut solch großartige Worte in den Mund legen zu können.

„Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Glauben Sie mir, ich würde Ihnen heute gern eine andere Nachricht überbringen.

Aber es ist meine Aufgabe, Ihnen die Wahrheit zu sagen.

Daher müssen wir jetzt gemeinsam handeln.“

Was aber nur auf Alpflex zu hören ist, ist das im Hintergrund gespielte Lied „Ich muß im früheren Leben ein Figl gewesen sein, sonst wär‘ die Sehnsucht nicht so groß“

Ebenfalls bloß auf Alpflex zu sehen, wie ihm der lustige Pater Wolfgang die Wahrheit abnimmt.

Und was ebenfalls nur auf Alpflex zu sehen ist, wie alle gemeinsam durch die Straßen ziehen, untergehakt, die Bundesregierung, die Bundesländer, die Opposition, fröhlich einander zustimmen, einander bekräftigen und gemeinsam skandieren: Wir handeln gemeinsam!

Und immer wenn eine Szene abgedreht, im Kasten ist, geht’s zum Wirten, bei dem es dem Regisseur wohl gar so schmeckt wie dem …

Theater sollen eigene Regeln treffen

Nun wurden also in Österreich wieder einmal in einer prächtigen Inszenierung die Maßnahmen für den sogenannten zweiten Lockdown präsentiert. An diesem Samstag, 31. Oktober ’20.

Was alles ab Mitternacht des ersten Dienstags im November nicht mehr erlaubt ist, und vor allem, wer ab dieser Mitternacht nichts mehr tun darf, außer das hochheitliche Vorgeschriebene, wer ab dieser Mitternacht zu Bundesregierungshandpuppen zu werden hat. Mit einer einzigen Ausnahme, und das sind die „Religionsgemeinschaften“ …

„Religionsausübung: Bleibt erlaubt. Die Religionsgemeinschaften sollen eigene Regeln treffen.“

Es könnte dabei rasch in den Sinn kommen, wie viele Infizierungen mit dem Coronavirus es schon in Veranstaltungen von Organisierten Glauben gab. Das allein wäre schon ein treffendes Argument, es den Organisierten Glauben nicht allein zu überlassen, Regeln zu treffen.

Die Kirchen sollen also ihre „eigenen Regeln“ treffen. Wenn das nicht eine klassische Ungleichbehandlung von allen anderen im Land gegenüber den Organisierten Glauben darstellt. Nein. Klassisch ist das nicht. Das ist Tradition. Nur eine weitere Bevorzugung der Organisierten Glauben, es ihnen selbst zu überlassen, wie sie etwas zu regeln meinen nach eigenen Regeln. Kurz dabei nur erinnert an die Gleichbehandlung. Alle im Staat haben sich an das Gleichbehandlungsgesetz zu halten, nur die Kirchen nicht.

Ab dieser Mitternacht verordnet die Bundesregierung viele Veranstaltungsverbote, verordnet die Bundesregierung viele Schließungen, verordnet die Bundesregierung, daß Theater beispielsweise, weil diese mit Kirchen zum Verwechseln ähnlich, zu schließen sind.

Und Theater sind Kirchen. Wie es Professor Schuster bereits so trefflich auf den Punkt brachte, und dabei auf den Heldenplatz hinuntersah:

„Außer der Kirche gibt es ja kein Theater auf dem Land.“

Was also für die Kirchen als Theater gilt, weiter offen zu bleiben nach eigenen Regeln, auch nach dieser Mitternacht, hat ebenso unbedingte und ungeteilte Geltung für alle Theater im Land, die es noch gibt: weiter offen zu bleiben über die Mitternacht hinaus nach eigenen Regeln, die die Theater zu treffen haben.

Zu dem wird es aber nicht kommen. Die Theater werden es nicht wagen, sich der ungleichbehandelnden Verordnung von Theater und Theater zu widersetzen.

Zu was es aber kommen wird, wenn das medizinische Problem kein medizinisches Problem mehr sein wird, ist, einfach wie kurz gesagt, daß die Kirche nicht nur auf dem Land das einzige Theater noch sein wird, es im ganzen Land, auch in allen Städten des ganzen Landes außer der Kirche kein Theater mehr geben wird.

Hurry up! Come to bed, honey!

Wenn Mehmet Muhammet, der Zeitungsverkäufer, am Abend müde nach Hause kommt, würde er immer am liebsten gleich in das von seinem Recep stets so fein vorgewärmte Bett fallen, zu seinem süßen Engel.

Aber seine Arbeit ist noch nicht getan. Das Magazin, das er verkauft, gefällt ihm gar so gut. Um sich und seinen Recep durchzubringen, muß er aber alle Exemplare verkaufen. Keines kann er für sich behalten.

Das wäre für Mehmet sein ganzes Glück, einmal nur, ein einziges Exemplar einmal ganz für sich behalten zu können. Mehr Luxus erhofft er sich nicht für sein Leben. Bis ihm aber eines Tages dieses Glück beschieden sein wird, er mit diesem Luxus für sein hartes Leben belohnt sein wird, schreibt Mehmet Ausgabe für Ausgabe noch nach eines langen Tages Mühsal fein säuberlich ab; gefällt ihm doch das Magazin gar so gut. Er möchte wenigstens alle Ausgaben von ihm selbst abgeschrieben gesammelt haben. Das ist sein Schatz, der ihm das Leben ein bisschen leichter ertragen läßt.

Dafür nimmt er es gerne in Kauf, beim Abschreiben von Recep gestört zu werden, der immer wieder von der Bettnische ungeduldig ruft, er solle sich beeilen, er solle endlich zu ihm ins Bett kommen. Es ist nicht so, daß Recep unbedingt etwas von ihm will, er noch irgendetwas Großartiges vorhätte. Aber Recep ist eifersüchtig auf diesen Charlie, mit dem Mehmet ohnehin den ganzen Tag zusammen ist, und Recep kann nicht verstehen, warum Mehmet jetzt auch noch mit Charlie rumtun muß, statt gleich zu ihm ins Bett zu kommen.

Und dann geschieht es, daß Recep die ganze Nacht wachliegt, dabei so tut, als schliefe er, wenn Mehmet endlich spät in der Nacht zu ihm ins Bett steigt, dabei grübelt er, wer ist dieser Charlie, was hat dieser Charlie, ob Charlie für Mehmet jetzt das hat, was er, Recep, selbst einmal für Mehmet hatte, im Anfang ihrer Beziehung, als nicht er auf Mehmet warten mußte, sondern Mehmet schon im von ihm so fein vorgewärmten Bett ungeduldig auf ihn …