Auch bei der Mitternachtseinlage will der Ausschuß sich nicht lumpen lassen. War es ursprünglich noch geplant, für die Mitternachtseinlage nur geheimnisvoll anzudeuten, diese werde von einem Überraschungsgast getanzt werden, setzte sich letztlich doch die Einsicht durch, gerade in Zeiten wie diesen der Transparenz es nicht zu verschweigen.
Daher gibt der Ausschuß schon jetzt mit Stolz und Ehre bekannt:
Die Mitternachtseinlage auf dem ersten Mudraball wird gemeinsam von Proud Wolves und Grey Boys dargeboten werden, angeführt von ihren Solotänzern Donald Trump und Recep Tayyip Erdoğan.
Der Ausschuss verkündet mit Stolz und Ehre: Auf diesem ersten Mudraball in der Wiener Hofburg am 29. Jänner 2021 wird so zum recht ersten Male front man of hand sign Donald Trump sein.
„Aufgrund der vielerorts beobachteten Verharmlosung von NS-Gedankengut (Schilder der Teilnehmer zeigten etwa Bilder des Konzentrationslagers Ausschwitz mit der Aufschrift ‚Impfen macht frei‘) waren auch antifaschistische Gruppierungen vor Ort, um ihren Unmut auszudrücken. Diese wurden kurzerhand von Polizeibeamten umstellt und schließlich nach der Abreise in der U-Bahn-Station Karlsplatz gezielt kontrolliert.“
Das Coronavirus trägt nicht dazu bei, daß zu anderen Bildern, zu anderen Sprüchen, zu etwas Neuem also, gegriffen wird. Wie gedacht werden könnte. Daß auf etwas Neues, wie es doch von dem Coronavirus behauptet wird, etwas Neues zu sein, mit etwas Neuem also reagiert wird.
„Viele Menschen hätten ihr Geld verloren, wenn sie gewettet hätten, dass es unmöglich wäre, ein Land wie Österreich innerhalb von wenigen Wochen in eine autokratische Kommando-Gesellschaft zu transformieren. Nicht, dass es um die Grundrechte und um den Rechtsstaat in Österreich und in Europa in den letzten Jahren allzu gut bestellt gewesen wäre – die verbreitete Beseitigung der Meinungsfreiheit (Stichwort: Migrationskritik) sowie die in Schlüsselbereichen vorangetriebene Umsetzung einer politisierten Justiz (Stichwort: Auseinandersetzung mit dem Islam) seien beispielhaft in Erinnerung gerufen. Doch blieb zumindest der Schein einer demokratischen Ordnung gewahrt und wurde von den politischen Eliten eifrig gepflegt. Diese Pflege erfolgte zuletzt besonders penetrant mit der ritualisierten 8.-Mai-Folklore zum ‚Sieg über den Nationalsozialismus‘, während gleichzeitig für das Heute, Hier und Jetzt selbst der bloße Schein von Freiheit und Bürgerrechten mehr oder weniger achselzuckend aufgegeben wurde und dem Diktat des Absolutheitsanspruchs der angeblichen Rettung von Menschenleben weichen mußte.“
„Die Kurz-Reaktion hat in leidgeplagten konservativen Kreisen und Foren Freudenstimmung, ja geradezu Euphorie aufkommen lassen. Viele warten darauf, dass der Schmerz über die wertepolitischen Fehlleistungen der ehemaligen großen christdemokratischen Partei nachlassen möge.“
„Der erste Marsch der Patrioten fand […] Nationalfeiertag […] Organisiert wurde die Demo vom Verein OKZIDENT mit Hilfe der Freien Heimatlichen Bewegung. Hunderte Leute, vielleicht sogar 1000 Personen, befanden sich am Michaelerplatz in Wien und lauschten den Reden. Ab jetzt wird es jedes Jahr so eine Demonstration geben […]“
Wäre da nicht in diesem Jahr der Bericht einer Umsonst …
„In der näheren Umgebung fand auch ein ‚Marsch der Patrioten‘ statt. Rund 50 Anhänger folgten dem Aufruf des Identitären-Chefs Martin Sellner, um am Michaelerplatz im Zuge des Nationalfeiertages einige Österreich-Fahnen zu schwenken. Journalisten wurde dabei mit aufgespannten Regenschirmen die Sicht genommen und das Fotografieren verhindert.“
Wichtig ist also, daran zu erinnern, wer tatsächlich seit drei Jahren zu diesem „Marsch“ aufruft, wer tatsächlich seit drei Jahren diesen „Marsch“ organisiert, das sind eben die, die auch seit drei Jahren auf diesem Platz jedes Jahr zwischen Dollfuß und dem entsorgten Hitler reden: Christian Zeitz vom Wiener Akademierbund, Georg Zakrajasek der Waffenparagraphenschreiber der Ibiza-Regierung und Nagel, der, nun ja, Nagel …
Ein sehr simples Yoga. Das einfachste Yoga, reduziert auf je eine Mudra.
Sie wollen sich jedoch vervollkommnen. So der Plan. Grey wolves und proud boys werden untereinander die Mudras tauschen, einander zuschauen und voneinander abschauen, so daß proud boys mit Karana-Mudra und Chin-Mudra dann ihre Übungen abwechslungsreicher, grey wolves mit Chin-Mudra und Karana-Mudra ihre Übungen dann reichhaltiger — ihre Finger sind recht willig …
In einer gemeinsamen Veranstaltung wollen sie, proud boys and grey wolves, dann ihre Yoga-Fortschritte vorführen, zwei Mudras hintereinander praktizieren zu können. Wann das sein wird? Das kann sehr lange dauern. Vielleicht kommt es nie zu dieser Veranstaltung. Denn. Sie, grey wolves and proud boys, zweifeln recht an ihren Befähigungen, zwei Gesten sich zu merken, und diese dann gar noch hintereinander abwechselnd vorzuführen …
Sie, proud wolves and grey boys, werden jetzt auch oft gemeinsam im Zirkus gesehen, recht ordentlich staunend und sich gar recht wundernd, wie das Pferd das nur mit dem Rechnen schafft.
Wer erinnert sich noch an die Aufregungen um die gespreizten drei Finger von dem für kurz gewesenen Vizekanzler in Österreich?
Wohl kaum noch wer.
Wie war damals die Aufregung groß.
„Bundeskanzler Gusenbauer liegt hier falsch, wenn er nur von einer Jugendtorheit spricht“, so Van der Bellen am Samstag in der Ö1-Reihe „Im Journal zu Gast“. Die SPÖ wolle offensichtlich die Tür zur Strache-FPÖ nicht zuschlagen und sich diese Option offen lassen – „
Was für eine unnütze Aufregung also um ein Handzeichen. Eine Aufregung, die selbst nicht mehr war als ein Handzeichen, schnell gemacht, schnell vergessen, und vor allem ohne Verpflichtung zum konsequenten Handeln, wie es eigentlich die Aufregung hätte erwarten lassen.
Dieses Handzeichen ist nun kein Thema mehr. Verursacht keine Aufregung mehr. So geschichtlich bewandert wie die Mannen und Frauen der identitären Parlamentspartei sind, hat die Erklärung des für kurz gewesenen Vizekanzlers, vielleicht habe er mit seinen gespreizten drei Fingern Bier bestellen wollen, doch verwundert, er hätte auch sagen können, er wollte nur einen fernen Gruß an den Papst in Rimini schicken, wo seit vierhundert Jahren eine Statue eines Papstes steht, der mit drei Fingern …
Nun ist ein anderes Handzeichen in den Mittelpunkt gerückt, zur Aufregung geworden. Rund zwölf Jahre nach der Aufregung um die gespreizten drei Finger. Weltweit. Auch durch den Mörder, den vor seinen Morden seine Bildungsreise auch in den kärntnerischen Wappensaal führte, in Neuseeland, der dieses Handzeichen auch noch in Handschellen zeigte.
Es ist das Handzeichen, mit dem ausgedrückt wird, daß alles in Ordnung ist, alles gut ist, es ist das Handzeichen, das auch aus der Yoga-Praxis bekannt ist, die Jnana- und Chin-Mudra. Es soll bedeuten, die Übenden soll diese Mudra innerlich friedlicher und harmonischer werden lassen und soll durch regelmäßige Meditation die intuitive Weisheit stärken.
Es wäre nicht wert, sich mit diesen gestohlenen und mißbrauchten Gesten zu beschäftigen, die Aufregungen verursachen, aber eben nur Aufregungen, die nichts ändern, wie schon das Beispiel mit den gespreizten drei Fingern es vorzeigte. Und auch die Aufregungen und Empörungen um diese gestohlene und mißbrauchte Mudra werden nichts ändern, zu nichts führen, außer zu nächsten Aufregungen und Empörungen, wenn dieses Handzeichen abgelöst werden wird durch ein nächstes gestohlenes und mißbrauchtes Zeichen. Das wird vielleicht schon bald sein, in etwas mehr als einer Woche, wenn Donald Trump nicht mehr zum Präsidenten gewählt sein wird, die Mudra seiner proud boys zum Zeichen der Niederlage geworden ist, und sie sich um ein anderes Zeichen auf Diebstour begeben müssen, um vor sich selbst nicht eingestehen zu müssen, verloren zu haben.
Über die Aufregungen und Empörungen über die gestohlenen und mißbrauchten Zeichen zu sprechen ist aber notwendig, aus einem einzigen Grund, weil die Aufregungen und Empörungen mit verheerenden Folgen einhergehen, nicht für trumps proud boys etwa, sondern für jene, die so ein Zeichen nach wie vor verwenden, nicht aber weil sie white power anhängen, sondern das Zeichen in seinen ursprünglichen Bedeutungen verwenden. Sie sind Verdächtigungen ausgesetzt. Die Menschen, die sich über derartige Zeichen aufregen und empören, gehen, um bei den trumps proud boys exemplarisch zu bleiben, ihnen, den proud boys, in die Falle, und verdächtigen wie sie alle. So war vor einigen Tagen, um es an einem konkreten Beispiel festzumachen, in Wien vor einer Schule eine laut schimpfende Passantin zu hören, die diese Schule in der Ungargasse bezichtigt, eine Nazischule, ein Hort des Faschismus … Und warum? Einzig deshalb, weil die Passantin auf die Werbetafel der Schule starrt, auf der eine junge Frau zu sehen ist, mit diesem Handzeichen, das in diesem Zusammenhang wohl dafür werben soll, daß es eine tolle Schule ist, eine Schule, die Okay ist, eine Schule, die super ist.
Es soll und darf nicht sein, daß Zeichendiebstahl und Zeichenmißbrauch noch dadurch belohnt wird, daß gestohlene und mißbrauchte Zeichen, daß gestohlene und mißbrauchte Gesten nicht mehr in ihren ursprünglichen Bedeutungen verwendet werden, und das nur wegen diesen Instinktgelenkten. Nur wegen diesen Instinktgeführten soll und darf es nicht sein, daß alle, die die gestohlenen und mißbrauchten Zeichen und Gesten in ihren ursprünglichen Bedeutungen verwenden, verdächtigt werden, zu den Instinktgelenkten zu gehören und deren Gesinnung zu teilen.
Glatzen sind durchaus dabei, jedoch Skinheads im slimen Anzug wie …
Aber wer hat trumps proud boys gegründet?
Es war Gavin McInnes. Ein Hipster.
„Gavin McInnes said his Proud Boys were built for violence. Now Trump Is sending them signals. The son of Scottish parents who immigrated to Canada when he was a child, McInnes attended Carleton University, helped start Vice magazine, parted company as his political views veered way right, and went on to found the hate-spewing Proud Boys in 2016.
Die Proud Boys sind eine noch sehr junge Gruppierung. Sie wurden 2016 vom in England geborenen Kanadier(!) Gavin McInnes gegründet. McInnes war 1994 ebenfalls einer von drei Mitbegründern des ‚Vice Magazines‘ und galt in dieser Zeit als Vorzeigehipster in New York. 2008 wurde er aufgrund kontroverser Bemerkungen aus dem Magazin gedrängt. Danach fiel er immer wieder mit radikalen und diskriminierenden Ansichten auf. Vor allem der Feminismus hatte es ihm angetan. 2017 sagte er in der nach ihm benannten Show: ‚Der Grund, weshalb ich ein Sexist bin, ist, weil Frauen dumm sind. …‘ Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Land of the Free, wendet sich in der wichtigsten politischen Debatte des Jahres direkt an eine rechtsextreme Organisation und bittet sie, Abstand zu nehmen – aber auch, sich bereitzuhalten. Denn irgend jemand müsse ja etwas gegen die Antifa und die Linke unternehmen. Seine konkreten Worte waren:
‚Proud Boys, stand back and stand by, but I’ll tell you what, I’ll tell you what, somebody’s got to do something about Antifa and the left, because this is not a right-wing problem.‘
Donald Trump in der ersten Debatte zu den Präsidentschaftswahlen 2020 auf die Frage, ob er sich hier und jetzt klar von rechtsextremen Gruppen distanziere.
Es war ein hartes Jahr für den Schriftsteller, doch immerhin hat er noch seine Millionen, um den Schmerz zu lindern. Der 50-jährige Vice-Gründer Gavin McInnes (Hipster-Urvater) ist auf dem ersten Platz der „People With Money“-Liste über die 10 bestbezahltesten Schriftsteller 2020 mit einem geschätzten Verdienst von 46 Millionen Dollar, die er aus verschiedenen Quellen einnahm.“
Das mit dem „ersten Platz der ‚People With Money‘-Liste ist eine zitierte Satire, die diesem Mann eine Aufmerksamkeit kostenlos schenkt, die ihn wohl freuen wird, den „Hipster-Urvater“. Eines scheint dennoch gewiss zu sein, daß er ein proud million dollar boy …
Wer führt sie jetzt an?
Enrique Tarrio, „President, Proud Boys. The darling of the Republican Party in Florida“. Auch keiner, der im Gemeindebau …
„Henry ‚Enrique‘ Tarrio is an activist, businessman and organizer for public political events. He owns several small businesses in the security and surveillance industry. Tarrio is known for his role as one of the leaders of the groups Proud Boys and Latinos for Trump: He was born in 1984 in Miami, Florida, United States to Cuban-American parents. From February 2003 to January 2006, he worked for NEXTEL as a district manager. In January 2006, he became the chief executive officer of Spie Surveillance and Automation Technologies. He has been involved in political activism since 2005. He attended the Unite the Right rally in Charlottesville, Virginia, USA from August 11-12, 2017. From 2007 to 2009, he studied accounting finance at Miami Dade College in Miami. He also attended the University of Miami in Coral Gables, Florida, where he studied business administration, management and operations. In August 2018, he was one of the Proud Boys members who were suspended from Twitter for violating the microblogging site’s policies on violent extremist groups. He created a new account under the new name @HonoredChair. Twitter suspended his account on March 12, 2019. On November 21, 2018, he became the chairman of Proud Boys. He replaced Gavin McInnes, who founded the group in 2016. In 2019, he announced he his intention to run for election to the U.S. house of representatives to represent Florida’s 27th Congressional District.“
Deshalb ist es durchaus angebracht, mehr, notwendig, den oben angesprochenen Fotos Bilder entgegenzusetzen, die …
In den letzten Tagen wurden in Österreich zwei Dokumentationen im österreichischen Rundfunk gezeigt. „Fake America Great Again – Wie Facebook und Co. die Demokratie gefährden“ war die eine, die andere: „I love Trump: Warum Amerikaner ihren Präsidenten lieben“.
„Fake America Great Again“ berichtet über die Verflechtungen von Mercer, Bannon, Trump, Breitbart, Facebook und Cambridge Analytica. Das muß nicht besonders ausgeführt werden. Es ist alles bitter bekannt, es ist alles abrufbar, alles nachlesbar. Nur kurz gesagt: es kann ein jeder Mensch verstanden werden, der in eine andere Stadt zieht, um nicht mehr diese Männer und diese Firmen in seiner Nachbarschaft zu haben. Oder gleich in ein anderes Land, um ganz sicher zu gehen vor solch …
„I love Trump“ interviewt einen Anhänger von Donald Trump: „Wir haben für ihn gestimmt, weil er unser Erlöser ist.“ Sein Namen wird nicht genannt, aber es sollte kein Mensch namenlos sein, deshalb soll er hier den Namen Hillbang bekommen. Der Kommentar diesem Anhänger mit seiner seine Ausführungen schließenden Armhebung als Ausrufezeichen: „Ein Präsident als Erlöser gegen den Rest der Welt. Dann noch eine eindeutige Geste: ein Hitlergruß.“ Das ist die Geste, von der in Österreich manche, die auch Bücher schreiben, meinen fragen zu müssen, ob diese im Alltag überhaupt zu vermeiden sei …
„Der heutige Vandalenakt in #Klagenfurt ist scharf zu verurteilen. #Kärnten ist in den letzten Jahren einen Weg der Versöhnung gegangen. Die Kärntnerinnen und Kärntner haben gemeinsam viel erreicht. Diesen Weg des Gemeinsamen sollten sie unbeirrt weitergehen. (vdb)“
Eine freilich harmlos zu nennende Tat der Rechtsextremen. Und „Kunstintervention“ ein zu großes Wort für das Einmischen, um die Debatte um dieses Denkmal, das endlich einem Mahnmal zu weichen hat, in Gang zu bringen.
Die „Zerstörung“ durch Rechtsextreme in der Gegenwart läßt aber den Geist in Erinnerung rufen, der gesinnungsgemäß einer des Zerstörens und Mordens ist.
Hierfür soll stellvertretend ein Mann aus dem Denkmalkomitee genannt sein. Dr. Anton Rintelen.
Dr. Anton Rintelen sollte nicht vergessen werden, um sich stets vor Augen zu halten, wohin das führt, was harmlos beginnt. Ein Denkmal errichten, ein paar Buchstaben abschlagen — noch begnügen sich Rechtsextreme mit Harmlosem.
Nicht nur bei Hanslick, auch bei den meisten seiner kritischen Zeitgenossen wurde der Antisemitismus verharmlost. Hermann Bahr, der Papst der Wiener Moderne, sah den Antisemitismus etwa als Modeerscheinung, die Langeweile zu übertönen: „Die Reichen halten sich an Morphium und Haschisch. Wer es sich nicht leisten kann, wird Antisemit. Der Antisemitismus ist der Morphinismus der kleinen Leute.“
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