Aber soll ich jetzt Leute an die Regierung holen, damit sie dort viel Schaden anrichten, damit sie nachher entzaubert sind? Das leuchtet mir nicht ein.
In ein paar Tagen werden es fünf Jahre her sein, als Staatsoberhaupt dies sagte, von der „Zeit“ im Juni 2017 veröffentlicht. Staatsoberhaupt holte „Leute an die Regierung“ – und dann kam in alphabetischer Reihung: Chäta türkis, Corona, Ibiza, Krieg —

Fünf Jahre später erzählt Staatsoberhaupt, wieder in einem Interview, seine Geschichte, die er einem Bundespräsidenten angemessen für die Staatsgeschichte hält; was dann kam, nachdem er diese Leute „an die Regierung“ holte, „damit sie dort viel Schaden anrichten“, war, und er zählt seine Abfolge der Geschichte in seiner ihm wichtigen und genehmen Reihung auf: Ibiza, Pandemie, Krieg —
Staatsoberhaupt fragt dabei aber nicht, wie er bei Ibiza nach dem dritten Punkt fragt, was war das Vierte; es soll ja nicht wer auf die Idee gebracht werden, es könnte über Ibiza noch etwa gegeben haben und immer noch geben, an das zu erinnern ist, an das aber im Grunde zu erinnern gar nicht gebraucht wird, denn es schadet und schadet, schadet weiter …


Wie wird doch um Transparenz, um Aufhebung der Amtsverschwiegenheit in Österreich gerungen, und da tritt Staatsoberhaupt immer wieder hin, mit seinem Beharren auf Vertraulichkeit, zieht mit dieser nun in seinen letztnächsten Wahlkampf —
Staatsoberhaupt hat die Verhinderung einer Minderheitsregierung unter SPÖ-Kanzler Kern nicht dementiert. Er will das nur vertraulich haben. Also hat Staatsoberhaupt dies aktiv verhindert. Sollte Staatsoberhaupt aber das unangenehm sein, so steht es ihm frei, den Weg der Transparenz zu wählen, das altbackene Verständnis von Amtsverschwiegenheit, das ihm wohl gelehrt, als er ein Volksschulkind war, aufzugeben; um es endgültig zu klären —
Er ist, sagt Staatsoberhaupt, ziemlich frei in seinen Entscheidungen, wenn es um die Regierungsbildung geht. Was Staatsoberhaupt nicht verhinderte, sondern aktiv frei entschied, war, identitäre Leute an die Regierung zu holen, die dort, was von ihnen zu erwarten war, viel Schaden anrichteten, aber auch noch Leute an die Regierung holt, die dort, von denen es nicht in diesem Ausmaß zu erwarten war, noch mehr Schaden —

ZEIT: Ist die FPÖ für Sie eine rechte Partei? Van der Bellen: Das ist eine triviale Frage, ich werde sie nicht beantworten. ZEIT: Erklären Sie mir, warum man so eine einfache Frage nicht beantworten kann. Van der Bellen: Wenn Sie ausländische Medien lesen, dann variiert die Beschreibung zwischen rechts außen, rechtsextrem, weit rechts. In Österreich ist man ein bisschen sensibel bei diesen Zuschreibungen. Historisch gesehen ist es nicht unheikel. Rechts waren traditionell Militaristen, Kriegshetzer. Das ist für mich rechts. Davon ist die FPÖ natürlich weit entfernt.
Vor fünf Jahren will Staatsoberhaupt eine „triviale Frage“ nicht beantworten, und er beantwortet sie dann doch sogleich. Beharrt ein weiteres Mal darauf, in seinem fortgesetzen Gang der Entcouragierung, in Österreich, als das er sich versteht, sensibel bei diesen Zuschreibungen —
Für Staatsoberhaupt sind „Militaristen, Kriegshetzer traditionell rechts“ und „natürlich ist die FPÖ“ für ihn „davon weit entfernt.“ Wie weit entfernt sie davon ist, hat besonders der von Staatsoberhaupt für kurz angelobte Vizekanzler beispielhaft vermessen: kein Militarist, nur ein Paintballspieler, kein Kriegshetzer, nur ein Bürgerkriegsherbeireder, ja, nicht einmal ein Nationalist, nur ein Patriot, wie Putin beispielsweise auch einer ist —
Nun aber ist für Staatsoberhaupt, länger schon als offiziell verkündet, Wahlkampfzeit, und es muß wieder der Joker her, der einzige wohl, um noch einmal die Wahl …

Vor fünf Jahren sagt Staatsoberhaupt auch dies:
„Wünschen kann ich mir viel“, war am Montag sein Kommentar. Wenn man das fordere, müsse man sich der Situation in Libyen bewusst sein. Die Macht der dortigen Zentralregierung sei “sehr beschränkt, um es vornehm auszudrücken“, mehrere „Stämme“ und Gruppen hätten in verschiedenen Landesteilen das Sagen – und somit sei nicht klar, mit wem man über die Rücknahme von Flüchtlingen verhandeln könnte. Sinnvoller wäre es, wenn man die Migrationsursachen in den Herkunftsländern untersucht und versucht, mit diesen Regierungen Maßnahmen zu ergreifen, um die Abwanderung zu stoppen, meinte Van der Bellen.
Abwanderung zu stoppen, sagt Staatsoberhaupt, andere sagen stattdessen, und wer diese sind, muß nicht ein weiteres Mal ausgeführt werden, Einwanderung zu stoppen, das klingt menschgemäß nicht so vornehm —
„Vollholler“, Wort des Jahres. So viel Holler in all den Jahren. In die Geschichtsbücher werden diese Jahre Österreichs eingehen als
Die Hollerjahre von Österreich —

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