Das wird sich in Salzburg in den nächsten Jahren vielleicht wieder ändern.
Das sagt Konrad Paul Liessmann hinein, als Matthias Dusini etwas zum Aufführen von Stücken des Bert Brecht sagt: sie werden kaum mehr eine spielen, net?
Oh, kaum gewinnt eine KPÖ in Salzburg mehr, als ihr demokratieknirschend zugestanden, sieht der freisinnige Geisteskopf eine Oppositionspartei nun mit etwas mehr als elf Prozent so liebhaberisch mächtig, wieder Brecht nach Salzburg zurück — Tiktok
Kurz davor hat Liessmann selbst lehrreich Bert Brecht ins Spiel gebracht, doziert,
Wir leben in einer Stadt, die nach dem zweiten weltkrieg Bertold Brecht canceln wollte, wie wir wissen. Jeder freisinnige Mensch, jeder Liebhaber der Literatur mußte sich damals dagegen wehren, daß Brecht nicht am Burgtheater aufgeführt wird. Wenn wir die moralischen Maßstäbe, die wir heute haben, an Bertold Brecht anlegen würden, dürfte er nie wieder am Burgtheater aufgeführt werden. Und allein daran sieht man, wie prekär das Ganze ist, und ich kann nur wiederholen, was Heinz Sichrovsky gesagt hat, ich hätte dann gern wirklich eine Liste der Vergehen, die tolerabel sind und der Vergehen, die nicht mehr tolerabel sind, und da kommen wir natürlich in Teufelsküche. Aber das macht ja wahrscheinlich eine gewisse Freude aus, darüber zu diskutieren.
Peter Fässlacher: Eine gute Frage
Ich muß da gleich einhaken, als einzige Frau in der Runde
Konrad Paul Liessmann: Aber was bedeutet das jetzt für die Stücke
Matthias Dusini: Sie werden kaum eine spielen, nit.
Konrad Pau Liessmann: Das wird sich in Salzburg vielleicht in den nächsten Jahren wieder ändern.
wie es war, als Bert Brecht in Österreich verhindert werden wollte, ohne freilich die Namen der Anführer für Aufführungsverbote zu nennen — Hans Weigel und Friedrich Torberg …
Heinz Sichrovsky: Jetzt grod, und das sind wunderbare Leute, wohl gemerkt, die da grade am Werk sind, aber daß man gerade die läppischen Landeshymnen, die von einer so unglaublichen Miserabillität sind, mit ganz wenigen Ausnahmen, daß man auf die losgeht, also, und das sind qualifizierte Menschen, die das wollen, das ist irgendwie lächerlich. Was ich aber vorher noch sagen wollte.
Ich habe einmal das Vergnügen gehabt, mit Reich-Ranicki zu sprechen, über Weinheber, über Josef Weinheber, der ein wirklich gestandener Nazi war, und der Reich-Ranicki hat mir gesagt
Matthias Dusini: Das ist vielleicht, historisch nicht ganz
Heinz Sichrovsky: Er hat sich, er war dankbar, daß er endlich rausgehoben wurde, ein bißchen, aus seiner Unterschätztheit, wohlgemerkt, ein toller Lyriker. Und der Reich-Ranicki hat mir gesagt: Junger Mann, der Mensch hat sich umgebracht, mehr kann man wirklich nicht verlangen.
Das wird der Gesinnungsgemeinschaft des Josef Weinheber in Dankbarkeit freuen, daß Matthias Dusini — und sie wird, wie sie es stets in solch einem Fall tut, darauf hinweisen, daß das doch ein Unverdächtiger von einer Wochenzeitung, die es mit dem Historischen ganz genau hält, sagt — es historisch nicht ganz, daß Josef Weinheber ein …
Es ist nicht das erste Mal, daß „wunderbare Leute“ und „qualifizierte Menschen“ das Neutexten der Landeshymnen favorisieren, so etwa vor neun Jahren ein wunderbarer und qualifizierter und nicht nur in den Grenzen Österreichs bekannter Mensch …
Landeshymnen, Brecht, Weinheber wurden u. v. a. m. in dieser Sendung „Streitzeit“ am 25. April 2023 von Liessmann, Sichrovsky, Dusini, Fässlacher, in der es, wie es in der Sendungsbeschreibung heißt, …
Von Picasso bis Spacey – Kann man das Werk vom Künstler trennen?
Darf man Pablo Picassos Kunstwerke noch reinen Gewissens betrachten? Muss man den Fernseher abdrehen, wenn Kevin Spacey zu sehen ist? Darf man Filme, Musik oder Literatur lieben aber ihre Erschaffer ablehnen? Diese und andere Fragen diskutiert Peter Fässlacher in einer neuen Ausgabe „Streitzeit“ mit seinen Gästen, u.a. mit profil-Journalistin Angelika Hager, Matthias Dusini, Leiter des Falter Feuilleton, dem Kulturjournalisten Heinz Sichrovsky und dem Philosophen Konrad Paul Liessmann.
Es ist keine Unhöflichkeit, wie Sie vielleicht vermuten werden wollen, daß oben der Name der einzigen Frau in dieser Tiktokrunde nicht genannt wird, es ist die Unsicherheit, welche einzige Frau es tatsächlich ist, ist es Frau Flossmann, als die Peter Fässlacher sie in der Sendung selbst anspricht, ist es Frau Hager, als die sie in der Sendungsbeschreibung angeführt ist, wie es auch noch heute am 29. April 2023 gelesen werden kann.

Worum geht es in dieser Tiktoksendung? Um cancel culture, also um Anekdoten, und auch um woke —
Der dafür als Aufhänger gewählte Name Picasso erinnert daran wie vor 33, vor dreiundreißig Jahren etwa Ernst Fuchs und Arno Breker, der Pablo Picasso nicht besucht, weil er ein „Menschenquäler“, darüber —
Es war keine „Streitzeit“ zwischen Breker und Fuchs, Tiktok des Einvernehmens …
Ernst Fuchs: Wenn man das Charakterbild des Künstlers verwechseln wollte mit seiner Begabung, dann ist man auf jeden Fall auf dem Holzweg.
Arno Breker: Ja klar.
Ernst Fuchs: Das hat doch eine nichts mit dem anderen zu tun.
Arno Breker: Natürlich.
Ernst Fuchs: Ich meine, wenn jeder der fromm ist, auch ein El Greco der Malerei wäre, dann könnte man sagen: Okay.
Arno Breker: Ja.
Ernst Fuchs: Aber so ist es nicht.
Arno Breker: Mich haben zwei Leute, haben mich hochgeschätzt, und von dem, den ich Dir jetzt nenne, hatte ich keine Ahnung, so lange ich Molotow noch nicht kannte. Ich hab‘ mal ein langes Gespräch mit Molotow in Berlin gehabt. Und er überbrachte mir die herzlichsten Grüße seines Chefs.
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