Es scheint zu einer guggerischen Tradition oder zu einem henzeischen Brauchtum zu werden, um den Todestag von Peter Rosegger am 26. Juni herum etwas von Peter Rosegger auf der Konzernplattform X zu verbreiten, im letzten Jahr war es die roseggerische Aufzählung, gegen wen Menschen „zuerst treulos“ werden, in diesem Jahr ist es:
Gugger oder Henze, vielleicht auch Gugger und Henze, aber immer Daniel; er schreibt, wie Rosegger auch. Zwei Bücher, das eine – „Der Skilift zur Erkenntnis“ – mit dem Namen Daniel Henze auf dem Buchdeckel, das andere – „888 Jesus lebt“ mit dem Namen Daniel Gugger auf dem Deckel. Bei beiden Büchern ist das Lesealter angegeben: „ab 1 Jahr“ — auf der Website des amerikanischen Konzerns „Amazon„, mit einer nicht adäquaten Übersetzung, der Qualität mehr entsprechend sollte es übersetzt heißen: Lesealter bis1Jahr.
ob es darüber ist, wer „auch hier in der Schweiz“ — „auch hier in der Schweiz sind die Corona Impffaschisten genau gleich wie in Deutschland“; nur, was die Frauen betrifft, braucht Daniel Gugger oder Henze oder Henze und Gugger gar nichts mehr selbst für seine Zeit zu schreiben, das hat für seine Zeit schon seinerzeit Vater Rosegger …
Es wird nicht das letzte Kapitel zu Daniel Gugger oder Henze oder Gugger und Henze sein, ein Daniel Henze oder Gugger oder Henze und Gugger soll zumindest mit einem weiteren Kapitel bedacht werden; dieses erste Kapitel soll geschlossen werden, mit einem weiteren steiermärkischen Dichter,
Zu welch einer Selbsterkenntnis — „nie um die Opfer“ — in der Stunde der größten Trauer, die sich denken läßt, ein Julian Adrat und mit ihm wohl alle gesinnungsgemäßen Seinerleut‘, für die er in die erste Reihe vorpreschend dies am 10. Juni 2025 schreibt, fähig ist, darüber hat er an diesem Tag des größten Leids, das Menschen, die den Tod ihrer Angehörigen zu gegenwärtigen und zu beklagen haben, und mit ihnen zu trauern ist, widerfahren kann, Zeugnis gelegt.
In #Graz sterben Schulkinder – das Establishment jubelt heimlich, weil der Täter vielleicht kein Ausländer war. Es geht ihnen nie um die Opfer, nur ums Framing. Blut auf dem Pausenhof? Egal – Hauptsache, kein „Rechter“ profitiert. Beweis: Eine Polizei, die gendert. Was muss noch passieren, damit diese Gesellschaft aufwacht?
Das Kenntnisreich des Julian Adrat wird aber nicht erst an diesem 10. Juni 2025, als mit dem größten Weitblick, der sich denken läßt, es ihm möglich ist, vom fernen Berlin bis in die Dreierschützengasse in Graz zu schauen, errichtet worden sein, sondern schon lange davor, allmählich und stetig über Jahre hinweg Holzlatten zum Heimreich geframt, es läßt sich denken, daß auch sein Roman „Familie B.“ Beweis dafür ist. Wie reich dieser sein Roman — es läßt sich denken, daß dieser Roman voller Beweise von der tiefsten Tiefe ist, die sich denken läßt, wie diese seine Kostprobe von einem „Beweis: Eine Polizei, die gendert.“
In dieser schwersten Stunde, die sich denken läßt, ist auch ein Julian Adrat durch und durch erfüllt von Vorsicht und Rücksichtnahme, es ist ihm wohl klar, es ist nicht die Zeit für Behauptungen und Selbstgewißheiten, sondern es ist die Zeit, in der nur mit Bedacht zu fragen ist, und so frägt Julian Adrian nur, aber gar teilnahmsvoll mit Obacht:
Hört man da „A[…]“?
Dieser Selbstzuruf, mit dem Julian Benedikt Adrat am 10. Juni 2025 die seine Chance wahrnimmt, voranzuschreiten, nicht nur in das „Establishment“ Seinerleut‘ irgendwo ungesehen eingereiht zu sein, wie würde es Julian Adrat vergönnt sein, wenn die gesinnungsgemäßen Seinerleut‘ sich von ihm führen ließen, damit dieses sein „Establishment aufwacht“, so wie er es gar recht beweislastig mit seiner Selbstaufwachung …
Beispielhaft dafür darf herangezogen werden sein „Appell an ÖVP und SPÖ“ in einer der sogenannten angesehendsten Tageszeitungen Österreichs vom 3. April 2023:
In Österreich, Deutschland und Frankreich führen die jüdischen Gemeinden seit Jahrzehnten eine Auseinandersetzung mit den rechtsextremen Gruppierungen dieser Länder (FPÖ, AfD, der frühere Front National etc.), weil diese eine klare Verbindung zum Nationalsozialismus, Antisemitismus und Rassismus […]
Koalitionen mit dieser FPÖ haben oft zu Krisen und Skandalen geführt. Drei Koalitionen im Bund mussten vorzeitig beendet werden, sie dienten eigentlich nur der kurzfristigen Machterhaltung des Koalitionspartners. Immer wieder kommt es auch zum Verdacht von strafrechtlich relevanten Handlungen (siehe Graz) – es gilt die Unschuldsvermutung.
Feststellungen der FPÖ-Koalitionspartner, es handle sich ja um eine demokratisch gewählte Partei, sind eine Irreführung. Auch Adolf Hitler wurde zunächst demokratisch gewählt (hier soll kein Vergleich zu Kickl & Co. gezogen werden). Auch dort glaubten die konservativen Kräfte, Hitler in Schach halten zu können. Die Folge waren über 50 Millionen Tote in Europa und die Quasivernichtung des europäischen Judentums.
Wie gut, daß Österreich nicht Israel ist, denn es fehlte Österreich mit Ariel Muzicant eine gewichtige Stimme, die weiß, was „antisemitisch“ ist. Wie gut, daß Österreich Österreich ist, denn es fehlt Österreich mit Ariel Muzicant keine gewichtige Stimme, die weiß, was „antisemitisch“ ist.
Beispielhaft auch dies von Ariel Muzicant am 30. Mai 2025 im öffentlich-rechtlichen Rundfunk:
Shoura Zehetner-Hashemi: Wir haben hier wirklich ein Diskursproblem im deutschsprachigen Raum, daß man entweder Antisemit ist oder man ist Genozid-Befürworter, es gibt irgendwie nichts mehr dazwischen und ich verstehe nicht, warum wir nicht über die Grautöne sprechen können. […] Ich möchte nur eine Sache sagen, ich finde, man tut dem Heinz Fischer wirklich unrecht, ihn als Antisemiten abzustempeln.
Ariel Muzicant: Nein, er ist kein Antisemit.
Shoura Zehetner-Hashemi: Ich glaube, was er sagen wollte, und das bekommen wir auch mit, ist, daß dieses Thema einfach weltweit Menschen berührt, es ist ein irrsinniges Mobilisationspotential da.
Sein Buch läßt Johann Caspar Schmidt mit dem Kapitel „Ich hab mein‘ Sach‘ auf Nichts gestellt.“ beginnen, das endet:
[H]at die Menschheit, wie ihr versichert, Gehalt genug in sich, um sich alles in allem zu sein: so spüre Ich, daß es mir noch weit weniger daran fehlen wird, und daß Ich über meine „Leerheit“ keine Klage zu führen haben werde. […]
Welche Menschen das bis zur Kenntlichkeit charakterisiert, deren Namen sind zwar von Land zu Land verschieden, aber in jedem Land werden die Menschen nach dieser Charakterisierung namentlich sofort erkannt werden, die in der Öffentlichkeit stehenden Menschen, von denen gemeint wird, sie hätten etwas über sie selbst Hinausgehendes zu sagen, sie könnten etwas, das einen über sie selbst Hinausgehendes Wert — aber
Durch die Fluten des Jordan wurden die Leiber von Schmutz und Übel gereinigt. Alles weicht, was verborgen ist und sündhaft. So erhob sich 1421 die Flamme des Hasses, wütete durch die ganze Stadt und sühnte die furchtbaren Verbrechen der Hebräerhunde. Wie damals die Welt durch die Sintflut gereinigt wurde, so sind durch das Wüten des Feuers alle Strafen verbüßt.
Der seit Jahrhunderten täglich von diesem Haus herab auf den Judenplatz verkündete Antisemitismus ist nicht in deutscher, sondern in lateinischer Sprache.
Eine prominente Stelle nimmt heutzutage weiter der „Jordan“ in einem Spruch ein, in diesem zwar nicht namentlich und auch nicht mehr in lateinischer Sprache, sondern, so modernd ist das Heute, in englischer Sprache: „Vom Fluß bis zum Meer.“
In Thörl-Maglern im so gar recht schönen Kärnten steht eine Kirche und in deren Gemäuer verewigt Thomas von Villach mit seinem offensichtlich vor, wie der Broschüre der katholischen Kirche Kärntens zu entnehmen ist, fünfhundertfünfzig Jahren fertiggestellten Fresko vom „Lebenden Kreuz“ mit der
Darstellung der „Synagoga“, die dermaßen drastisch unmißverständlich ist, daß es nicht notwendig ist, auch noch zu entziffern, was Thomas von Villach sich zu diesem seinem barbarischen Bild der „Synagoga“ an Sprüchen hinzu fiebrig phantasierte – vor über fünfhundertfünfzig Jahren gläubig kirchentreu ergeben selbstverständlich in lateinischer Sprache …
Im Gegensatz zum drastisch unmißverständlichen, barbarischen Relief in der Jordangasse unter dem Villach-Fresko ein Ständer, mit Information. Wann der Informationsständer hingestellt wurde, seit wann es diesen Ständer gibt, wird nicht gewußt. Vielleicht erst seit dem Jänner 2023. Jedenfalls läßt die mit 17. Jänner 2023 datierte Broschüre „Die Darstellung von Synagoga und Ecclesia im Fresko vom ‚Lebenden Kreuz'“darauf schließen, aber auch der mit einem QR-Code versehene zum Fresko hingestellte Informationstext, mit dem direkt auf die Website der katholischen Kirche Kärntens zu gelangen ist, zum am 16. Jänner 2023 veröffentlichten Text „‚Synagoga‘ und ‚Ecclesia‘ im Fresko von Thörl-Maglern“ …
Spät, sehr spät, könnte gesagt werden, daß eine solche Drastik, daß derart Barbarisches doch endlich nach Jahrhunderten zur Einsicht des Organisierten Glaubens führt, es nicht länger ohne erklärenden Text ausgestellt lassen zu können. Wenn es schon nicht übermalt wird, so könnte gesagt werden, immerhin, immerhin die Bereitstellung von Informationen … Womit aber der Informationsständertext und auch der Broschürentext und auch der Text auf der Website des Organisierten Glaubens der katholischen Kirche Kärntens
Allmächtiger, ewiger Gott, du hast Abraham und seinen Kindern deine Verheißung gegeben. Erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk, das du als erstes zu deinem Eigentum erwählt hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
„Erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk, das du als erstes zu deinem Eigentum erwählt hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt.“ Ja, am Ende geht es doch nie ohne Erlösung, und wer sich etwas zum „Eigentum“ nimmt, macht mit diesem „Eigentum“ ebendas, versteht das „Eigentum“ als genau das, was vor einhundertachtzig Jahren Max Stirner über das Eigentum schrieb:
Ariel Muzicant: Das wäre ein Wahnsinn, und das ist der Vorschlag von Herrn Trump, der von einigen rechtsextremen Ministern in der Regierung, ah, ah, zwar gutgeheißen wird, aber von der Majorität der Regierung nicht. Also man muß schon bei der Wahrheit bleiben. Zwei Minister, rechtsextreme, in meinen Augen Faschisten, die das, ah, ah, gutfinden, die die Palästinenser irgendwohin auszusiedeln, mich erinnert das an die Waggons, in denen man die Juden ausgesiedelt hat.
Reiner Reitsamer: Warum ist eine Differenzierung so schwer? Frau Duzdar, warum ist eine pro-palästinensische Demonstration kaum denkbar ohne „From the river to the sea“-Rufe?
Muna Duzdar, Nationalratsabgeordnete SPÖ: Was meinen Sie, welche Differenzierung?
Reiner Reitsamer: Daß man einerseits das Völkerrecht beachtet, aber andererseits auch nicht das Existenzrecht Israels in Frage stellt.
Muna Duzdar: Ja. Ich glaube, das ist sehr, sehr wichtig, diese Differenzierung vorzunehmen. Und antisemitsch wäre es, wenn ich Israel kritisieren würde nur aus einem Selbstzweck heraus, nur um Israel zu kritisieren.
Shoura Hashemi, Geschäftsführerin Amnesty International: Die Zerstörung, die systematische Zerstörung von Lebensgrundlagen, die haben wir auf allen Ebenen der israelischen Regierung, und das ist auch ein ganz wesentlicher Punkt für die Völkermordkonvention.
Wenn es das heißt, was Ariel Muzicant in dieser Sendung sagt, „die Juden in das Meer treiben, sie umbringen, siebeneinhalb Millionen Juden wieder einem Holocaust zuführen“, „was heißt das“ dann für die Millionen von palästinensischen Menschen, wenn die mit „Faschisten“ besetzte von dem Likud-Vorsitzenden angeführte Regierung mit demselben Slogan „From the river to the sea“ —
A common slogan of the two persuarders, Hamas and Likud: „From the river to the sea“:
Rund 30 Jahre nach Staatsgründung kam bei den Parlamentswahlen 1977 zum ersten Mal das rechtsnationale Lager an die politische Macht: Der Likud, der sich vier Jahre zuvor aus mehreren kleineren Gruppierungen sowie der vormaligen Herut-Partei von Menachem Begin zusammensetzte. In dem Parteiprogramm des Likud von 1977 wurde das „Recht des jüdischen Volkes auf das Land Israel“ als ewig und unbestreitbar bezeichnet. Die Likud-Partei werde „Judäa und Samaria keiner ausländischen Verwaltung übergeben“ – damit war das besetzte Westjordanland gemeint.
In ihrer Gründungscharta, kurz nach Ausbruch der ersten Intifada 1987 veröffentlicht, machte die Hamas unmissverständlich klar, dass ihr langfristiges Ziel die Zerstörung Israels sei. Der „Heilige Krieg“ müsse geführt werden, um „Palästina zu befreien.“ Auch als die Hamas längst aus dem Schatten der vormals dominanten Palästinenser-Bewegung, der säkularen Fatah von Jassir Arafat, herausgetreten war, bekräftigte der damalige Hamas-Chef Khaled Mashaal, zum 25jährigen Gründungstag der Hamas im Gazastreifen: „Palästina gehört uns vom Fluss bis zum Meer und vom Süden bis zum Norden“. Es würde „keine Zugeständnisse für auch nur einen Zentimeter des Landes geben.“
An der „vollständigen Befreiung Palästinas“ hielt auch die zweite Hamas-Charta von 2017 fest. In der neuen Charta, die 42 Artikel umfasste, hieß es im Artikel 20: „Hamas lehnt jede Alternative zu einer kompletten und vollständigen Befreiung von Palästina ab, vom Fluss zum Meer.“
BR 24, 10.07.2024, Clemens Verenkotte
PS Ariel Muzicant wurde in dieser Sendung vorgestellt als „Präsident Europäischer Jüdischer Kongress“ (EJC), trotz des Umstandes, daß er es nicht mehr ist. Diese Falschvorstellung ist aber nicht einem Recherchemangel geschuldet, denn, recht besonders in Österreich: einmal Präsident immer Präsident …
The European Jewish Congress has elected Dr. Moshe Kantor to a fifth term as president. At its General Assembly held in Jerusalem, delegates from more than 40 national representative Jewish organisations overwhelmingly elected Kantor as president, with the veteran Jewish leader gathering almost two thirds of the vote. Kantor replaces outgoing interim president Ariel Musicant, who opposed him in this election.
Ariel Muzicant war „Interimspräsident“, wie auf der Website EJC zu lesen ist am 4. Juni 2025, bis zu seiner Niederlage gegen Moshe Kantor, und schon wird nicht mehr gewußt, wie ebenfalls zu lesen ist, wie der Name von Ariel Muzicant richtig geschrieben wird; freilich, es kann auch einfach nur ein Tippfehler sein, eine tiefgründig gewollte Aussage durch die Falschschreibung darf doch ausgeschlossen werden: „Musicant“ —
Es ist nicht so, daß 180 Jahre „Der Einzige und sein Eigentum“ begangen werden will, das 1845 in Leibzig von Reclam veröffentlichte Max-Stirner-Buch, doch der vorletzte Satz verleitet, zu erwähnen, als wären 429 Seiten in diesem einen Satz auf das Vortrefflichste, auf das Kenntlichste zusammengefaßt:
„Ich hab mein‘ Sach‘ auf Nichts gestellt.“
Danach kommt nur mehr eines, nämlich das von Max Stirner im letzten Satz in einem Wort niedergeschriebene
Was an dem vor fünfundzwanzig Jahren geschriebenen Artikel von Interesse ist, ist nicht, was Bernd A. Laska zu Max Stirner und „eigentümlich frei“ schreibt, sondern:
An der Häufigkeit der Thematisierung und der Anzahl der bedruckten Seiten gemessen, liegt Stirner in »ef« weit vor den Denkern, die man in einer Zeitschrift, die sich programmatisch den „grossen freiheitlichen Traditionen des Liberalismus, des Anarchismus und des Kapitalismus“ verpflichtet sieht (Editorial Heft 1), eigentlich erwartet. Dies ist umso erstaunlicher, als jene Denker — also Ludwig von Mises, Murray Rothbard, Ayn Rand, David Friedman u.a. — es viel nötiger haben als Stirner, hierzulande bekannt gemacht zu werden. Erstaunlich ist auch, dass keiner der »ef«-Autoren den sonst weithin verfemten Stirner ernstlich kritisiert oder gar ablehnt.
Rands indirekt via Branden zu erschliessende und Rothbards an entlegener Stelle geäusserte Meinung über Stirner lassen auf den ersten Blick vermuten, dass beide sich nur oberflächlich mit Stirner befasst haben. Sie scheinen ihn als einen blossen Wiederkäuer der schlichten thelemitischen Maxime „Tu was du willst!“ zu nehmen, eben als „whim-worshipper“, der sich darin gefällt, jedem zu empfehlen, doch einfach seine Launen auszuleben, und der nicht darüber nachdenkt, welche Folgen dies für das gesellschaftliche Zusammenleben hätte. So liesse sich auch erklären, warum Rand und Rothbard — ebenso wie etwa v. Mises, v. Hayek, Friedman u.a. — es nicht für nötig hielten, sich näher mit einem so einfältigen Autor wie Stirner zu befassen oder gar argumentativ auseinanderzusetzen.
Fündundzwanzig Jahre nach diesem Artikel ist es nötiger denn je, sich mit denen zu befassen und auseinanderzusetzen, with the acolytes nicht nur von Mises, und von Hayek, sondern auch von Ayn Rand
Ayn Rand (1905-1982) etwa, die Jens P. Meiners in »ef« (Heft 3, S. 93-94) als „Freiheitsdenkerin“ vorstellte, schrieb in den sechziger Jahren eine Reihe von Essays, die sie 1964 zu dem Buch »The Virtue of Selfishness. A New Concept of Egoism« zusammenstellte. Sie nahm darin auch fünf Essays ihres damaligen Mitarbeiters Nathaniel Branden auf. In einem dieser Essays, »Counterfeit Individualism« (svw. Pseudo-Individualismus), sagt Branden, Altruisten und Kollektivisten hätten leicht durchschaubare Gründe, den Individualismus immer wieder mit den Namen Nietzsche und Stirner zu verknüpfen. Sie würden damit suggerieren wollen, Individualismus bedeute, dass man stets tun solle, was man gerade wolle, ohne Rücksicht auf die Rechte der Anderen („whim-worshipping“); und dass derjenige, der es ablehne, sich opfern zu lassen, darauf aus sei, Andere zu opfern. Beides sei natürlich eine bösartige Unterstellung. Es ist anzunehmen, dass diese Auffassung Brandens von Rand geteilt wurde. Doch sie selbst, obwohl Verfechterin des „rationalen Egoismus“, erwähnt weder in diesem Buch noch in irgendeiner ihrer anderen Schriften noch in ihren umfangreichen, postum veröffentlichten »Journals« (ed. David Harriman, 1997) jemals den Namen Stirners, immerhin des „Klassikers“ des Egoismus. Meine Anfrage beim „Ayn Rand Institute“ über ein evtl. doch irgendwo überliefertes Urteil Rands über Stirner erbrachte eine leicht indignierte Antwort von Harry Binswanger, einem ehemals engen Mitarbeiter Rands und jetzigen führenden Vertreter der Rand’schen Lehre des „Objektivismus“: Mit Stirner, der letztlich sogar den Mord gerechtfertigt habe, so Binswanger, habe Rand nichts zu tun haben wollen.
As they plough through their GCSE revision, UK students planning to take politics A-level in the autumn can comfort themselves with this thought: come September, they will be studying one thinker who does not belong in the dusty archives of ancient political theory but is achingly on trend. For the curriculum includes a new addition: the work of Ayn Rand.
It is a timely decision because Rand, who died in 1982 and was alternately ridiculed and revered throughout her lifetime, is having a moment. Long the poster girl of a particularly hardcore brand of free-market fundamentalism – the advocate of a philosophy she called “the virtue of selfishness” – Rand has always had acolytes in the conservative political classes. The Republican speaker of the US House of Representatives, Paul Ryan, is so committed a Randian, he was famous for giving every new member of his staff a copy of Rand’s gargantuan novel, Atlas Shrugged (along with Freidrich Hayek’s Road to Serfdom). The story, oft-repeated, that his colleague in the US Senate, Rand Paul, owes his first name to his father Ron’s adulation of Ayn (it rhymes with “mine”) turns out to be apocryphal, but Paul describes himself as a fan all the same.
Not to be left out, Britain’s small-staters have devised their own ways of worshipping at the shrine of Ayn. Communities secretary Sajid Javid reads the courtroom scene in Rand’s The Fountainhead twice a year and has done so throughout his adult life. As a student, he read that bit aloud to the woman who is now his wife, though the exercise proved to be a one-off. As Javid recently confessed to the Spectator, she told him that if he tried that again, he would get dumped. Meanwhile, Daniel Hannan, the Tory MEP many see as the intellectual architect of Brexit, keeps a photograph of Rand on his Brussels desk.
So the devotion of Toryboys, in both their UK and US incarnations, is not new. But Rand’s philosophy of rugged, uncompromising individualism – of contempt for both the state and the lazy, conformist world of the corporate boardroom — now has a follower in the White House. What is more, there is a new legion of devotees, one whose influence over our daily lives dwarfs that of most politicians. They are the titans of tech.
So who is this new entrant on the A-level syllabus, the woman hailed by one biographer as the goddess of the market? Born Alisa Zinov’yevna Rosenbaum in 1905 in St Petersburg, Russia, she saw her father impoverished and her family driven to the brink of starvation by the Soviet revolution, an experience that forged her contempt for all notions of the collective good and, especially, for the state as a mechanism for ensuring equality.
An obsessive cinemagoer, she fled to the US in 1926, swiftly making her way to Hollywood. She paid her way through a series of odd jobs, including a stint in the costume department of RKO Pictures, and landed a role as an extra in Cecil B DeMille’s The King of Kings. But writing was her passion. Broadway plays and movie scripts followed, until the breakthrough came with a novel: The Fountainhead. Published in 1943, it tells the story of Howard Roark, an architect dedicated to the pursuit of his own vision – a man who would rather see his buildings dynamited than compromise on the perfection of his designs. All around him are mediocrities, representing either the dead hand of the state, bureaucrats serving some notional collective good, or “second handers” – corporate parasites who profit from the work and vision of others.
Then, in 1957, came Atlas Shrugged, whose Penguin Classic edition stretches to 1,184 pages. Here Roark gives way to John Galt, another capitalist genius, who leads a strike by the “men of talent” and drive, thereby depriving society of “the motor of the world”.
In those novels, and in the essays and lectures she turned to afterwards, Rand expounded – at great and repetitive length – her philosophy, soon to be taught to A-level students alongside Hobbes and Burke. Objectivism, she called it, distilled by her as the belief that “man exists for his own sake, that the pursuit of his own happiness is his highest moral purpose, that he must not sacrifice himself to others, nor sacrifice others to himself”. She had lots to say about everything else too – an avowed atheist, she was dismissive of any knowledge that was not rooted in what you could see in front of your eyes. She had no patience for “instinct” or “‘intuition’ … or any form of ‘just knowing’”. The Fountainhead was serially rejected and published to ambivalent reviews, but it became a word-of-mouth hit. Over the coming years, a cult following arose around Rand (as well as something very close to an actual cult among her inner circle, known, no doubt ironically, as the Collective). Her works struck a chord with a particular kind of reader: adolescent, male and thirsting for an ideology brimming with moral certainty. As the New Yorker said in 2009: “Most readers make their first and last trip to Galt’s Gulch – the hidden-valley paradise of born-again capitalists featured in Atlas Shrugged, its solid-gold dollar sign standing like a maypole – sometime between leaving Middle-earth and packing for college.”
But for some, objectivism stuck. Perhaps her most significant early follower was Alan Greenspan, later to serve as chairman of the US Federal Reserve for 19 years. In the 1950s, Greenspan was one of the Collective, and he would be among the mourners at her funeral in 1982, where one floral wreath was fashioned into that same 6ft dollar sign, now understood to be the logo of Randism.
Greenspan is the link between the original Rand cult and what we might think of as the second age of Rand: the Thatcher-Reagan years, when the laissez-faire, free-market philosophy went from the crankish obsession of rightwing economists to the governing credo of Anglo-American capitalism. Greenspan, appointed as the US’s central banker by Ronald Reagan in 1987, firmly believed that market forces, unimpeded, were the best mechanism for the management and distribution of a society’s resources. That view – which Greenspan would rethink after the crash of 2008-9 – rested on the assumption that economic actors behave rationally, always acting in their own self-interest. The primacy of self-interest, rather than altruism or any other nonmaterial motive, was, of course, a central tenet of Randian thought.
Put more baldly, the reason why Republicans and British Conservatives started giving each other copies of Atlas Shrugged in the 80s was that Rand seemed to grant intellectual heft to the prevailing ethos of the time. Her insistence on the “morality of rational self-interest” and “the virtue of selfishness” sounded like an upmarket version of the slogan, derived from Oliver Stone’s Wall Street, that defined the era: greed is good. Rand was Gordon Gekko with A-levels. The third age of Rand came with the financial crash and the presidency of Barack Obama that followed. Spooked by the fear that Obama was bent on expanding the state, the Tea Party and others returned to the old-time religion of rolling back government. As Rand biographer Jennifer Burns told Quartz: “In moments of liberal dominance, people turn to her because they see Atlas Shrugged as a prophecy as to what’s going to happen if the government is given too much power.”
In that context, it seemed only natural that one of the success stories of the 2012 presidential campaign was a bid for the Republican nomination by the ultra-libertarian and Rand-admiring Texas congressman Ron Paul, father of Senator Rand Paul, whose insurgent movement was a forerunner for much of what would unfold in 2016. Paul offered a radical downsizing of the federal government. Like Ayn Rand, he believed the state’s role should be limited to providing an army, a police force, a court system – and not much else.
But Rand presented a problem for US Republicans otherwise keen to embrace her legacy. She was a devout atheist, withering in her disdain for the nonobjectivist mysticism of religion. Yet, inside the Republican party, those with libertarian leanings have only been able to make headway by riding pillion with social conservatives and, specifically, white evangelical Christians. The dilemma was embodied by Paul Ryan, named as Mitt Romney’s running mate in the 2012 contest. Ryan moved fast to play down the Rand influence, preferring to say his philosophy was inspired by St Thomas Aquinas.
What of the current moment, shaping up to be the fourth age of Rand? The Randian politicians are still in place: Ryan is now boosted by a cabinet crammed with objectivists. Secretary of state Rex Tillerson named Atlas Shrugged as his favourite book, while Donald Trump’s first choice (later dropped) as labor secretary, Andy Puzder, is the CEO of a restaurant chain owned by Roark Capital Group – a private equity fund named after the hero of The Fountainhead. CIA director Mike Pompeo is another conservative who says Atlas Shrugged “really had an impact on me”.
Of course, this merely makes these men like their boss. Trump is notoriously no reader of books: he has only ever spoken about liking three works of fiction. But, inevitably, one of them was The Fountainhead. “It relates to business, beauty, life and inner emotions. That book relates to … everything,” he said last year.
Rand scholars find this affinity of Trump’s puzzling. Not least because Trump’s offer to the electorate in 2016 was not a promise of an unfettered free market. It was a pledge to make the US government an active meddler in the market, negotiating trade deals, bringing back jobs. His public bullying of big companies – pressing Ford or the air-conditioner manufacturer Carrier to keep their factories in the US – was precisely the kind of big government intrusion upon the natural rhythms of capitalism that appalled Rand.
So why does Trump claim to be inspired by her? The answer, surely, is that Rand lionises the alpha male capitalist entrepreneur, the man of action who towers over the little people and the pettifogging bureaucrats – and gets things done. As Jennifer Burns puts it: “For a long time, she has been beloved by disruptors, entrepreneurs, venture capitalists, people who see themselves as shaping the future, taking risky bets, moving out in front of everyone else, relying only on their own instincts, intuition and knowledge, and going against the grain.”
The acolytes: Republicans Rand Paul and Paul Ryan, and the late Steve Jobs of Apple.
So it should be no surprise that when Vanity Fair surveyed these tycoons of the digital age, many of them pointed to a single guiding star. Rand, the magazine suggested, might just be “the most influential figure in the industry”. When the CEO of Uber, Travis Kalanick, had to choose an avatar for his Twitter account in 2015, he opted for the cover of The Fountainhead. Peter Thiel, Facebook’s first major investor and a rare example of a man who straddles both Silicon Valley and Trumpworld, is a Randian. Meanwhile, Steve Jobs is said by his Apple co-founder, Steve Wozniak, to have regarded Atlas Shrugged as one of his “guides in life”.
Among these new masters of the universe, the Rand influence is manifest less in party political libertarianism than in a single-minded determination to follow a personal vision, regardless of the impact. No wonder the tech companies don’t mind destroying, say, the taxi business or the traditional news media. Such concerns are beneath the young, powerful men at the top: even to listen to such concerns would be to betray the singularity of their own pure vision. It would be to break Rand’s golden rule, by which the visionary must never sacrifice himself to others.
So Rand, dead 35 years, lives again, her hand guiding the rulers of our age in both Washington and San Francisco. Hers is an ideology that denounces altruism, elevates individualism into a faith and gives a spurious moral licence to raw selfishness. That it is having a moment now is no shock. Such an ideology will find a ready audience for as long as there are human beings who feel the rush of greed and the lure of unchecked power, longing to succumb to both without guilt. Which is to say: for ever.
Zwischen Ungarn und Italien laufen unterirdische Tunnel, offenbar, und als drittes ist Wien. Dorthin verschlägt es Rosza auf ihrem Weg durch die Bordelle (VII, 382), und dort macht der volljährig gewordene Thomas Mann im Juni 1896 Zwischenhalt, bevor er nach Italien weiterfährt. Dreißig Jahre später schreibt er über diesen Kurzbesuch, er habe es damals geschafft, in drei Tagen 200 Goldmark zu verprassen; „obgleich ich“, wie er kopfschüttelnd oder geheimnisvoll hinzufügt, „bloß in dem guten alten Hotel Klomser in der Herrengasse wohnte“. (XI, 399) In der Herrengasse steigt auch Leverkühn ab, nach der Erstaufführung des verhängnisvollen Violinkonzerts, die Thomas Mann in Wien stattfinden läßt.
Das Konzert ist die Liebesgabe, zu der sich Adrian von dem zudringlichen Freund hat beibiegen lassen, das platonische Kind, das Schwerdtfeger sich von ihm wünscht. (VI, 399, 467) Von Wien aus fährt er mit dem Freund nicht nach Neapel, aber auf Madame de Tolnas ungarisches Schloß, wo Schwerdtfegers Zudringlichkeit ihr unplatonisches Ziel erreicht.
115 Verbreiteten Spekulationen zu Beginn des Jahrhunderts „verdanken die Ungarn den Ruf, besonders zur Männerliebe zu neigen. So signalisiert bereits der Titel des anonymen – Oscar Wilde zugeschriebenen – Romans Teleny, daß hier die Geschichte eines homosexuellen Jünglings erzählt wird.“ (Detering, Das offene Geheimnis, S 273 f.)
Mit einem Konzert beginnt der Roman „Teleny“ und damit die Geschichte von der gleichgeschlechtlichen Liebe zwischen dem ungarischen Pianisten Teleny und Camille Des Grieux.
Vitathatatlan, hogy Oscar Wilde (1854-1900) igazi zseni volt, hiszen csak egy zseni tudja oly szélsőségesen megosztani a közvéleményt, mint ahogy tette ezt ő. A tragikus sorsú nagy deviáns bizarr, megrendítő, rejtelmes pályájú könyvével jelentkezik a kiadó, egy megdöbbentő művel forró erotikáról, szerelemről és megszállottságról. Pompás, szórakoztató, ugyanakkor igen szomorú szenvedélytörténet ez a homoerotikusnak is nevezhető regény, mely a már-már beteges rögződés és a nagyon is emberi hűtlenség drámája, s bizony olyan könyv is a Teleny, melyet a világirodalmi köztudat még pár évtizeddel ezelőtt is szégyellt és figyelmen kívül hagyott. A történet elsősorban a Teleny és Camille Des Grieux között kibontakozó szerelmi kapcsolatról szól. Köntörfalazás nélkül, nyíltan mond ki a szerző olyan dolgokat, amivel megbotránkoztatja az olvasót. Érzékletesen ábrázolja a francia bordélyok duhaj mindennapjait, a különféle szeretkezések legintimebb pillanatait. Ám nem csupán ebből áll a mű, hiszen az író egyúttal lerántja a leplet kora társadalmáról is, görbe tükröt állítva a viktoriánus kor erkölcsi normái elé. A fiatal Camille és Teleny mindent elsöprő szerelme meghiúsul, a társadalom bűnösnek tartja az ifjú szerelmeseket, az a társadalom, amely a valóságban sokkal nagyobb fertőben van, sokkal mocskosabb bűnök terhelik, az a társadalom, amely Wilde-ot is kivetette magából, s csak később ébredt rá, hogy egy kivételes művésszel, a 19. századi irodalom legnagyobb alakjával művelte ezt.
»Sie hätten nicht Priester werden sollen, dann hätten Sie heiraten können. Das, denke ich, würde Sie gerettet haben.«
Ronald Heatherington erhob sich und legte die Hand auf des Rektors Arm. »Sie verstehen mich nicht. Niemals in meinem Leben hat eine Frau mich gereizt. Können Sie nicht sehen, daß die Menschen verschieden, völlig verschieden von einander sind? Es ist unmöglich zu denken, wir alle seien gleich; unsere Naturen, unsere Temperamente sind durchaus ungleich. Aber das wollen die Menschen niemals sehen. Sie bauen ihre Meinungen auf einer falschen Grundlage auf. Wie können ihre Schlüsse richtig sein, wenn ihre Voraussetzungen falsch sind? Eine Bestimmung, die von der Mehrheit derer festgelegt ist, welche zufällig gleicher Sinne sind, verpflichtet die Minderheit nur gesetzlich, nicht moralisch. Welches Recht haben Sie oder irgend jemand, mir zu sagen, diese und jene Handlung sei sündig für mich? Oh, warum kann ich Ihnen das nicht erklären, warum kann ich Sie nicht zwingen, zu sehen?« und sein Griff preßte des anderen Arm.
Dann fuhr er ernst und fest fort: »Für mich, für meine Natur würde es Sünde sein, wenn ich geheiratet hätte: es würde ein Verbrechen gewesen sein, eine große Unsittlichkeit, und mein Gewissen würde sich empört haben.« Dann fügte er bitter hinzu: »Gewissen sollte jener göttliche Naturtrieb sein, der uns heißt, unseren natürlichen Anlagen nachzufolgen, das haben wir vergessen. Für die Meisten von uns, für die Welt vielmehr, sogar im allgemeinen für Christen ist Gewissen nur ein anderer Name für die Feigheit, die da fürchtet, dem Herkömmlichen zu trotzen. Verflucht sei dieses Herkommen! Ich habe kein moralisches Vergehen solcher Art verübt; vor Gott ist meine Seele schuldlos; für Sie jedoch und die Welt bin ich eines abscheulichen Verbrechens schuldig, abscheulich, weil es Sünde ist gegen das Herkömmliche. Ich fand diesen Knaben. Ich liebte ihn, wie ich niemals vorher jemanden oder etwas geliebt habe. Ich brauchte nicht um seine Neigung zu werben, er war in Wahrheit mein. Von Anfang an liebte er mich wie ich ihn. Er war die notwendige Ergänzung meiner Seele. Wie darf die Welt sich erdreisten, uns zu richten? Was ist uns das Herkömmliche? Obgleich ich wahrhaftig weiß, daß solch eine Liebe schön und rein ist, obgleich ich vom Grunde meines Herzens aus das niedrige Urteil der Menschen verachte, versuchte ich zuerst, Widerstand zu leisten, nur zu seinem Heil und zum Heil unserer Kirche. Ich kämpfte gegen die Bezauberung, die er auf mich ausübte. Niemals würde ich zu ihm gegangen sein und ihn um seine Liebe gebeten haben; bis zum Ende würde ich gekämpft haben. Aber was konnte ich tun? Er war es, der zu mir kam und mir den Reichtum seiner edlen Seele bot. Wie konnte ich ihm das häßliche Bild zeigen, das die Welt malt? So wie Sie ihn diesen Abend sahen, ist er Nacht für Nacht zu mir gekommen; wie durfte ich die süße Reinheit seiner Seele zerstören, durch Andeutung des fürchterlichen Argwohns, den seine Gegenwart hätte erwecken können? Ich wußte, was ich tat. Ich habe der Welt Trotz geboten und mich gegen sie aufgelehnt. Ich habe offen über ihre Vorschriften gespottet. Ich bitte Sie nicht, Mitleid mit mir zu haben, noch bettele ich, daß Sie Ihrer Hand wehren. Ihre Augen sind blind durch einen lügnerischen Star. Sie sind gefesselt, gefesselt durch jene elenden Bande, die Ihren Leib und Ihre Seele von der Wiege an gebunden hielten. Sie müssen tun, was Ihre Pflicht gebietet. In Gottes Augen sind wir Märtyrer, und wir sollten selbst vor dem Tode nicht zurückschrecken in diesem Kampfe gegen die abgötterische Anbetung des Herkömmlichen.«
Ronald Heatherington sank in den Sessel und verbarg sein Gesicht in den Händen. Der Rektor verließ schweigend den Raum. Einige Minuten hielt der junge Priester sein Gesicht begraben. Dann erhob er sich mit einem Seufzer und durchschritt den Garten, bis er vor seines Lieblings offenem Fenster stand. »Wilfred«, rief er sehr leise. Das liebliche Antlitz, bleich und mit Tränen benetzt, erschien am Fenster. »Ich bedarf deiner, mein Liebling; willst du kommen?« flüsterte er. »Ja, Vater.« Der Priester trug ihn in sein Zimmer zurück, schloß ihn sanft in die Arme; er versuchte, die kalten kleinen Füße zu erwärmen. »Mein Liebling, alles ist dahin.«
Und er erzählte ihm, so schonend er vermochte, was ihnen bevorstand. Der Knabe verbarg das Gesicht an seiner Schulter und schluchzte leise. »Was kann ich tun, lieber Vater?« Für einen Augenblick schwieg er. »Ja, du kannst für mich sterben; du kannst mit mir sterben.«
Die liebenden Arme umschlangen noch einmal seinen Hals, und die warmen Lippen küßten die seinen. »Alles will ich für Sie tun. Oh laß uns zusammen sterben.« »Ja mein Knabe, es ist besser so.« Ruhig und zärtlich bereitete er den Knaben zum Tode vor; er hörte seine letzte Beichte und gab ihm die letzte Absolution. Sie knieten Hand in Hand vor dem Kruzifix nieder. »Bete für mich, mein Liebling.« Still sandten sie ihre Gebete hinauf, daß der Herrgott Mitleid haben möge für den Priester, der gefallen war im furchtbaren Lebenskampfe.
Bis Mitternacht knieten sie dort, dann nahm Ronald den Knaben in die Arme und trug ihn in die Kapelle. »Ich will eine Messe lesen für die Ruhe unserer Seelen,« sagte er. Über sein Nachtgewand zog der Knabe den scharlachfarbenen Priesterrock mit Stickerei und Spitzen, bedeckte die nackten Füße mit den geweihten Schuhen; er zündete die Kerzen an und half ehrerbietig dem Priester, sich zu bekleiden. Bevor sie die Sakristei verließen, nahm der Priester ihn in seine Arme und zog ihn fest an die Brust. Er streichelte das weiche Haar und flüsterte ihm ermunternd zu. Der Knabe weinte still, seine schlanke Gestalt zitterte unter Schluchzen, das er kaum unterdrücken konnte. Nach kurzer Zeit beruhigte ihn die zärtliche Umarmung, und er erhob den schönen Mund zu dem des Priesters. Ihre Lippen fanden sich und ihre Arme umfingen einander eng. »Oh mein Knabe, mein einziger süßer Liebling«, flüsterte der Priester zärtlich. »Bald werden wir für immer zusammen sein.« »Dann soll uns niemand mehr trennen,« sagte das Kind. »Ja, es ist besser so; weit besser, im Tode vereint, als getrennt im Leben.«
In der schweigenden Nacht knieten sie vor dem Altar, während der Schimmer der Kerzen die Gesichtszüge des Gekreuzigten in seltsamer Deutlichkeit aufleuchten ließ. Niemals hatte des Priesters Stimme in so wundervollem Ernst gezittert, niemals hatte der Knabe mit solcher Ergebenheit geantwortet, wie bei dieser mitternächtigen Messe für den Frieden ihrer eigenen scheidenden Seelen. Vor der Einsegnung nahm der Priester ein winziges Fläschchen aus der Tasche seines Gewandes, segnete es und schüttete den Inhalt in den Kelch. Als er den Kelch nehmen mußte, setzte er ihn an die Lippen, doch er trank nicht. Er reichte dem Kind die geweihte Hostie, dann nahm er den schönen goldenen, mit kostbaren Steinen besetzten Kelch zur Hand und wandte sich dem Knaben zu; doch als er das Leuchten in dem schönen Antlitz sah, kehrte er sich ab zu dem Kruzifix und stöhnte leise. Für kurze Zeit verließ ihn sein Mut, doch dann neigte er sich zu dem Knaben und bot seinen Lippen den Kelch.
»Das Blut unseres Herrn Jesu Christi, das für dich vergossen wurde, bewahre deinen Leib und deine Seele zu ewigem Leben.« Niemals hatte der Priester so reine Liebe, solch vollkommenes Vertrauen in den lieben Augen erblickt, wie jetzt aus ihnen strahlte, jetzt, da er mit erhobenem Antlitz den Tod empfing aus den Händen dessen, den er am meisten in der Welt liebte. Als er getrunken hatte, fiel Ronald neben ihm auf die Knie und leerte den Kelch bis zur Neige; setzte ihn nieder und schlang seine Arme um die Gestalt seines geliebten Meßnerknaben. Die Lippen fanden sich in einem letzten Kuß vollkommener Liebe, und alles war vorüber.
Da die Sonne am Himmel emporstieg, sandte sie einen breiten Strahl auf den Altar der kleinen Kapelle. Die kaum zur Hälfte abgebrannten Kerzen leuchteten noch. Die traurig blickende Gestalt am Kreuz hing in majestätischer Ruhe. An den Stufen des Altars war die hagere, asketische Gestalt des jungen Priesters ausgestreckt, in die geheiligten Gewänder gekleidet; dicht bei ihm, das lockige Haupt auf die prächtigen Stickereien gebettet, die seine Brust bedeckten, lag der Knabe in Scharlach und Spitzen.
Ihre Arme hielten einander umschlungen; seltsame Stille lag wie ein Grabtuch über allem. »Und wer über diesen Stein fällt, der soll zerbrochen werden, aber auf wen er fällt, den soll er zu Staub zermalmen.«
In den letzten Wochen durfte allenthalben von einer rührenden Sorge um Menschen in Gefängnissen gelesen werden, wie es Menschen wohl in Haft gehe, was Menschen den ganzen Tag in Haft machen würden, was Menschen in Gefängnissen tun dürfen, was sie nicht tun dürfen, was sie in Haftanstalten zu essen bekommen würden, ob sie sich ihre Haft erleichtern könnten und so weiter und so fort. Menschen, die bereits in Haft sind, Menschen, die kurz vor ihrem Haftantritt stehen, wünschten sich wohl alle, Karl-Heinz Grasser zu heißen, denn dann würde ihnen allen ebenfalls diese rührende Sorge zuteil werden, aber sie heißen nicht alle Karl-Heinz Grasser, und vor allem, sie alle waren nicht der Schwiegereltern liebster Finanzminister, dem nun auf so einzigartige Weise diese rührende Sorge zuteil wird.
Der Sorge rührendste ist wohl jene von Irmgard Griss, von ihr geäußert in ihrem Gastkommentar am 16. Mai 2025 in der Tageszeitung „Kleine Zeitung“, ihr hehres Ansinnen, einen Menschen vor dem Gefängnis zu bewahren, ihn in seinem bequemen Zuhause in gemütlicher und vertrauter Atmosphäre … Herzerweichend, wie sie sich einfühlen kann, was ein Mensch an Energie noch aufbringen könne, der so tief gefallen sei, es werde für alle ein warnendes Beispiel sein, die in Gefahr seien, „ihrer Gier nachzugeben und ihre Position dazu zu missbrauchen, sich zu bereichern“ —
Ja, das Gefängnis, ja die in einer Haftanstalt abzusitzende Strafe hatte bisher, wie muß darin Irmgard Griss zugestimmt werden, nicht „abschreckend“ gewirkt, erst die „harten Konsequenzen“ durch den Aufenthalt im vertrauten Eigenheim mit einem vielleicht nicht nach jedem Menschen modischen Geschmacke zu tragenden Fußketterl wird größtmöglich „abschreckend wirken“. Darüber hinaus, nichts kann dermaßen abschreckend wirken als die Beibehaltung der eigenen Wohnadresse, wie wurde doch bisher regelrecht dazu eingeladen, Straftaten gleich welcher Art zu begehen, allein durch die Bekanntgabe der neuen Adresse Stein, Graz-Karlau, Justizanstalt Innsbruck …
Wie viele der Menschen, die bereits in einer Justizanstalt einsitzen, die kurz vor ihrem Haftantritt stehen, jetzt wohl einen Eid darauf ablegen würden, niemals würden sie eine Straftat begehen, stünden ihnen derart harte Konsequenzen bevor, mit einem Fußketterl in den eigenen vier Wänden …
Aber sie freuen sich, ob in Wiener Neustadt, am Mittersteig , in Wien-Josefstadt und so weiter und so fort, über die nun hereinbrechende rührende Sorge um sie, wie es ihnen denn in den Anstalten ergehe, und sie dürften gegen ihren Bruder wohl dankbar sein, der erst die Sorge ausgelöst, daß sie endlich wahrgenommen werden.
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