Wie berichtet wird, werde der Papst ab diesem Jahr wieder für eine gewisse Zeit vor allem im Sommer in das Museum Castelgandolfo jährlich übersiedelt werden. Die Entscheidung darüber, ob bei der jeweiligen Rückübersiedlung des Papstes von diesem Museum in das andere, in welchem er mehr oder weniger ganzjährig besuchbar ist, auch die Schaustücke,
zu denen u. a. das Bild „Papa e falegmene“ gehört, jährlich von einem Ort zum anderen mit übersiedelt werden, ist noch nicht gefallen, jedenfalls ist bis jetzt keine solche bekanntgegeben worden. Allerdings hängt es auch davon ab, ob diese aufgefunden werden. Nicht bestätigt ist ebenfalls ihre Verräumung. Für eine Mitnahme der Schaustücke, sollten sie denn gefunden werden, zu denen u. a. auch eine Informationstafel gehört, spräche, so soll es überlegt werden,
Zur Erklärung des Bildes „Papa e falegmene“ (Pope and chippy) ist auf der Informationstafel zu lesen, was Thomas Bernhard vor bald fünfundvierzig Jahren auf Mallorca zu Museo di Castel gandolfo ausführte, ihm über das Museum hinaus dazu einfiel:
Das Palais vom Papst hat mich immer sehr beeindruckt, ist ja ein sehr einfaches, bis zum zweiten Stock hinauf feuchtes Gebäude, also sehr unklug gebaut. Und an der Rückseite vom Papstpalais wohnt ein Zimmermann. Direkt angebaut an das Haus von Castelgandolfo. Da ist die Kirche sehr raffiniert. Hat der Zimmermann sein Haus. Und da hängt, wie ich einmal vorbeigegangen bin, vor fünfzehn Jahren oder was, sind unten die päpstlichen Unterhosen gehängt, auf Wäscheleinen, und daneben war ein kleiner Zaun, wo dann die Hosen vom Zimmermann, auch Unterhosen. Ist ein sehr rauhes Klima dort, also die tragen auch schon im Herbst lange Unterhosen [mutande lunghe]. Das hat mir unglaublich imponiert, daß die Unterhosen vom Papst und von dem kleinen Zimmermann von Castel Gandolfo, der Sargtischler wahrscheinlich war, daß die nebeneinand im Wind flattern. Da habe ich mir gedacht, daß eigentlich die Kirche, wenn man näher hinschaut, immer von einer Raffinesse gewesen ist, die sowieso unübertrefflich ist, die hat das wieder hier vollzogen. Auf der einen Seite das Aristokratische, Zurückhaltende, Großartige, Pomphafte und nachher wieder alles Einheimsende, indem man sich in einer Weise verbrüdert, ganz bewußt, in der Architektur auch, wie in diesem Fall.
Der Papst und der Zimmermann. Es gibt eine Oper: „Zar und Zimmermann“. Man könnte ja einen zweiten Teil schreiben. Der Papst und der Zimmermann. Im ersten Akt, wenn der Vorhang aufgeht, flackern, flattern die Unterhosen vom Papst und dem Zimmermann in der Sonne. Ist ja alles, was auf der Welt ist, ist ein Schauspiel. Der Papst ist ja auch ein großer Schauspieler, unabhängig davon, daß er ein sehr niedriges Schauspiel gelernt hat, ist er jetzt natürlich einer der größten Darsteller. So ein Weltstück. Der Papst, der Ronald Reagan und der Breschnew, ist so wie der Bronner, der Farkas und der Wehle, auf einer etwas kleineren Stufe, aber im Grunde ist es ja auch eine Art Kabarett, das manchmal ins große Theater ausartet, aber da auch unerträglicherweise, muß es manchmal zusammenschrumpfen auf ein Kabarett, und da spielen ja immer alle Mächtigen sehr gut zusammen. Heute ist der Carter, der Reagan und der Wojtila. Da wars einmal der Duce, der Hitler und der Franco.
Jede Zeit hat ihre anderen Hauptdarsteller. Man sagt ja nicht umsonst Weltbühne, das hat ja alles seinen Sinn. Es ist alles ein großes Theater. Oder der böse Khomenei, von rechts tritt er auf. Und der kleine Kreisky von hinten. Die Pferde sind gesattelt. Ist alles ganz lustig. Ich scheine ja nicht auf, irgendwo am Schnürboden, zieht man irgendwo mit, man zieht ja nicht einmal allein an einem Prospekt, sondern da ziehen halt einige Millionen oder Milliarden, ziehen, und da bewegt sich irgendwie der Hintergrund. Aber die paar Figuren vorn geben ihr Salonstück. Und die Würde stellt halt der Papst dar, in seinem weißen Gewand, der Undurchschaubare, der kommt meistens aus dem Osten, also der Rote, der Dunkle, der Gefürchtete, das ist halt der Breschnew momentan, schon mit der sehr viel Altersbruch. Und dann irgendwie die lustige Figur, alles, das gibt’s. So ein Helmut Schmidt, so Zechkumpanen, so junge Gesellen, die da auftreten, ist ein Jedermannsspiel. Und die Bühne ist halt so abgeflacht rund wie die Weltkugel. Wenn man die Zeitung aufmacht, sieht man das Schauspiel. Deshalb sind Zeitungen ja wunderbar, weil da geht jeden Tag der Vorhang auf.




























Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.