Es gibt diese fortwährende und mehr als leidige Diskussion darüber, ob Straßen, Gassen, Plätze nicht mehr nach gewissen Personen benannt bleiben sollen, oder doch, auch, ob Denkmäler von gewissen Personen geschliffen werden sollen, aber auch, ob Ehrenbürgerschaften gewissen Personen aberkannt werden sollen, oder eben nicht … Diese Diskussion gibt es auch um Ehrengräber, Gedenktafeln und so weiter und so fort.
In der Befürwortung für das Nichtumbenennen, für das Nichtschleifen von Denkmälern und so weiter wird vor allem angeführt, es gehört zur Geschichte, diese gewissen Personen gehören zur Geschichte, und die darf eben nicht vergessen werden, es ist das Erbe, die kulturelle Verpflichtung und so weiter und so fort.
All diese gewissen Personen, die heute noch durch Straßennamen, Gedenktafeln, Ehrenbürgerschaften und so weiter und so fort in ehrender Erinnerung gehalten werden, sollen ihre Gassen und Plätze behalten. Aber mit einem Zusatz, der nicht verschönert, der nicht verschleiert, der die Geschichte und das Denken nicht aus der seinerzeitigen Gegenwart dieser gewissen Personen erklärt und somit verharmlost, der nicht heute noch die Positionen dieser gewissen Personen, mit denen die sich selbst in ein für sie günstiges Licht rücken, einnimmt, sondern mit einem Zusatz, der den heutigen Blick auf die Vergangenheit zum Ausdruck bringt, die heutigen Erkenntnisse über die Vergangenheit formuliert.
Das wird für diese gewissen Personen nicht schmeichelhaft sein, aber sie sind tot, und soher können sie im Grunde froh darüber sein, überhaupt noch erwähnt zu werden und öffentlich vorzukommen. Wie immer diese auch heißen mögen, ob Karl Lueger, Leopold Kunschak, Ottokar Kernstock, Franz-Conrad von Hötzendorf und so weiter und so fort.
Als Beispiele dafür, diesen gewissen Personen ihre Straßennamen, Ehrenbürgerschaften und so weiter zu belassen, aber mit einem eindeutigen und ganz heutigen Zusatz, bieten sich aus Anlaß der Erinnerung an den Weltkrieg von 1914 bis 1918 Personen aus dieser Zeit an.
Als Ehrerbietung an das Haus Habsburg soll mit dem Franz-Joseph Habsburg begonnen und eigentlich fortgesetzt werden. Denn am 28. Mai 2014 wurde schon über seinen Neffen geschrieben, oder genauer, über Gravilo Princip, der am 28. Mai 1914 nach Sarajevo aufbrach, um ihn, den habsburgischen Neffen, hinzurichten, wie nachgelesen werden kann in
Vor 100 Jahren erschoß ein Tiger einen Procházka in Sarajevo
und das war am 28. Juni 1914, sein Onkel erklärte dafür am 28. Juli 1914 den Krieg gegen Serbien. Allein der Gedanke, für den Tod eines Verwandten alle Menschen eines Landes büßen lassen zu wollen, ist ein verbrecherischer Gedanke, und für diese Rache die Menschen des eigenen Landes als Mörder zu mißbrauchen, ist noch einmal ein absolut verbrecherischer Gedanke. Das allein genügte bereits für eine Straßentafel „Franz-Joseph-Habsburg-Gasse – Menschheitsmassenverbrecher“. Aber es kommen noch viele weitere Untaten hinzu, wird allein an den Einsatz von Giftgas gedacht, und so weiter und so fort.
Spätestens an dieser Stelle wird wohl der Einwand kommen, es müsse die damalige Zeit berücksichtigt werden, die damalige Zeit müsse von damals her erklärt und verstanden werden. Dieser Einwand kommt stets. Und es ist stets ein Einwand als Entschuldigung. Denn auch damals bereits gab es ein anderes Denken, gab es Vorstellungen von anderen Lösungen, gab es Menschen, die weiter dachten, deren Denken zu viele Menschen von heute noch als im Geistigen ihnen 2014 noch Hinterherhinkende vorführen. Das heißt für Franz Joseph Habsburg, er war zu seiner Zeit schon nicht auf der Höhe des Denkbaren und des Gedachten, also ein im Geistigen Zurückgebliebener, der mit seinem dumpfen Denken abermillionen Menschen Tod und Verderben und Elend … Auch von daher gibt es für den Menschen von heute keinen Grund mehr, nachsichtig mit Franz Joseph Habsburg zu sein, mit einem Mann also, der glaubte, es reiche sein schwaches Denken aus, um ein Land zu regieren, der zu bequem war, um sich fortzubilden, denn es genüge vollauf zum diktatorischen Herrschen die Legitimation durch ein Fabelwesen namens Gott, der meinte, Säbel, Gas und Gebet ersetzen gut das Denken zum Führen eines Landes, der meinte, es reiche als Politik aus, Jugendliche zu Mördern und zu Ermordeten zu machen und so weiter und so fort.
Und wenn Franz Joseph Habsburg und Serbien genannt werden, dann darf, um ein Beispiel noch anzuführen, Oskar Potiorek nicht ungenannt bleiben. Nach wie vor ein Ehrenbürger der Stadt Klagenfurt. Die Urkunde dafür müßte nur leicht umgeschrieben werden: „Oskar Potiorek – Menschheitsmassenverbecher“. Seine Tagebucheintragung zum Krieg gegen Serbien war: „Mein Krieg hat heute begonnen.“ Er war der habsburgische Oberfehlshaber am Balkan. Während systematische Massaker an den Menschen – an der sogenannten Zivilbevölkerung – in Serbien begangen wurden, verbrannte sich der Massakeroberbefehlshaber einmal mit einem Zündholz, und das war seine einzige Wunde, die er sich selbst durch Unfähigkeit und Ungeschicklichkeit zuzog, während des gesamten Krieges – eine Brandblase von einem Zündholz. Oskar Potiorek starb hochbetagt 1933 in Klagenfurt, also lange nach dem Weltkrieg von 1914 bis 1918.
Vielleicht würden solche Straßennamen wie „Oskar-Potiorek-Weg – Menschheitsmassenverbrecher“ zum Beispiel die Verantwortlichen von dem „Austria-Forum“, gingen sie dann an einer solchen Tafel vorbei, dazu animieren, ihre Eintragung zu Oskar Potiorek zu überprüfen und richtigzustellen. Der Eintrag ist nicht nur nachsichtig geschrieben, sondern enthält auch – ganz wertfrei gesagt – schlicht falsche Angaben, für so einen kurzen Text erschreckend viel ungenaue …
Wie die Collage zeigt, sind an diesem Lexikon nicht irgendwelche Personen beteiligt, sondern Menschen, die die gutter press wohl als geistige Elite des heutigen Landes bezeichnen würde in einer Schlagzeile …
Gewissen Personen also ihre Straßennamen, ihre Ehrenbürgerschaften und so weiter und so fort zu belassen, könnte also durchaus dazu beitragen, zu einem wahrheitsgemäßeren Umgang mit der Vergangenheit, zu einem Beenden mit schmeichelhaften Darstellungen und so weiter und so fort.
Bevor aber solche Straßenschilder je verwendet werden würden, ist anzunehmen, würde es wohl dazu kommen, nur noch numerische Straßennamen zu haben. Denn die Nachsicht mit gewissen Personen, nach denen Straßen, Gassen und Plätze benannt sind, ist ja immer auch zugleich die Beschönigung der Vergangenheit von allen Menschen in einem Land, auch von den heutigen …
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.