Das von der Tageszeitung Der Standard am 10. August 2013 veröffentlichte Sommergespräch zwischen Werner Faymann und Erwin Wurm hätte nicht gelesen werden sollen, denn so wäre es erspart geblieben, etwas zu Erwin Wurm zu schreiben, das nicht freundlich ausfallen wird können …
Aber freundlich waren ohnehin Werner Faymann und Michael Völker zu Erwin Wurm zur Genüge – freundlich und rücksichtsvoll, denn der Bundeskanzler hat darauf verzichtet, die Uninformiertheit des Erwin Wurm besonders in bezug auf Steuern und Abgaben in Österreich aufzudecken, der Bundeskanzler war so vornehm, das Cottagestammtischgeplapper des Herrn Wurm nicht zu kommentieren, ihm seinen faktenleeren neoliberalen Topf nicht zu zerschlagen …
Es war aber wohl nicht nur Vornehmheit, Freundlichkeit und Rücksichtnahme, die Werner Faymann davon abhielten, Erwin Wurm mit der Aufforderung nach Hause zu schicken, erst einmal umgehende Informationen einzuholen, ehe er über Politik … und bis dahin nicht weiter die Zeit eines Bundeskanzlers zu verschwenden … Menschgemäß wäre Werner Faymann mit einer solchen Zurechtweisung und Aufforderung augenblicklich mit massiven Vorwürfen der hießigen Kunstszene konfrontiert gewesen, er wäre als kunstfeindlich oder schlimmeres noch hingestellt, gebrandmarkt worden …
Vielleicht dachte Werner Faymann aber einfach nur, Erwin Wurm führe sich ohnehin selbst vor … Und es ist wahr, Erwin Wurm führte sich tatsächlich selbst vor, und gemeinsam führten Werner Faymann und Erwin Wurm die Kunst vor … Einem Gewerbetreibenden in der Branche Kunst fällt in diesem gesamten Sommergespräch ein einziger Satz, dem zuzustimmen ist, zur Kunstpolitik ein, und dem Bundeskanzler als Antwort darauf bloß, er finde nicht, das sei, wie viele meinen, hinausgeschmissenes Geld … obwohl, wenn Claudia Schmied dafür gesondert bezahlt werden sollte, Kunstministerin zu sein, dann wäre das tatsächlich …
Nun, aus welchen Gründen auch immer Werner Faymann den Topf von Erwin Wurm nicht zerschlagen wollte, um sofort zu zeigen, daß dieser leer ist, oder genauer, angefüllt mit faktenlosem Nachgeplapper von datenignorierenden Stammtischgeplappere – jedes Nachgeplapper aber wird wieder nachgeplappert, soher ist es nicht verfehlt, eigentlich sogar notwendig, es ein wenig zurechtzurücken, zumal bekannt ist, daß gerade beim Nachplappern ein seltsames Phänomen zu beobachten ist: die gänzliche Auflösung des Hausverstandes … Der Gewerbetreibende liefert mit diesem Sommergespräch weiteres Beobachtungsmaterial ab, vor allem mit seiner Rechnung: „[Z]ahlen dann 75 Prozent Steuer und noch an die Sozialversicherungsanstalt.“ Nun, wird der gesetzliche Prozentsatz für den Sozialversicherungsbeitrag hinzugerechnet, blieben nach der wurmschen Rechnung von einem Verdienst nicht einmal ganze zehn Prozent netto übrig, und, würden die von Erwin Wurm genannten 25 Prozent für den Sozialversicherungsbeitrag hinzugerechnet werden, würden 100 Prozent (in Worten: einhundert Prozent) von einem Verdienst für Steuern und Sozialversicherungsbeitrag abzuführen seien … Ja, es fehlen Erwin Wurm nicht nur Informationen, sondern auch der Hausverstand, aber vielleicht ist das die Voraussetzung das Gewerbe der Kunst betreiben zu können, denn die Ausübung von Kunst, wie gesagt wird, ist der Versuch des Ausgleiches von Mängeln …
Mängel scheint es auch in der Lohnverrechnung des Gewerbetreibenden Erwin Wurm zu geben … Der Mitarbeiter, die „Person“, wie Erwin Wurm seinen Mitarbeiter nennt und „4600 im Monat“ bezahlt, sollte sich rasch erkundigen, wer die 666,67 Euro erhält, die er monatlich nicht bekommt, da er, nach Auskunft von Erwin Wurm, lediglich „2000 [herauskriegt]“, oder, in welchem Land er von Erwin Wurm tatsächlich angestellt wurde …
Dabei gibt es vom Finanzamt ein kostenloses Programm zur korrekten Lohnverrechnung … Statt über Prozentsätze zu jammern, noch dazu über falsche, hätte Erwin Wurm die Frage stellen können, ob es nicht an der Zeit wäre, Steuern und Abgaben nicht über Prozentsätze zu diskutieren, sondern über absolute Summen, denn, wie gesehen werden kann, beispielsweise von einem Einkommen von 4.600 Euro müssen gleich viel Sozialversicherungsbeiträge abgeführt werden als von einem Einkommen von 4,600.000 Euro, nämlich 802,31 Euro …
Mit diesen seinen Aussagen in diesem Sommergespräch hat Erwin Wurm sich selbst stolz bewiesen, die notwendigen Qualifikationen mitzubringen, um vorschlagen zu können, Bundeskanzler sein zu können, bloß durch einen „Tausch“, ohne Wahl, besiegelt einfach durch einen Handschlag zwischen Männern, die sich nicht darum scheren müssen, ob es eine Demokratie …
Und dazu fiel eben der Auszählreim Gewerbetreibender – Bundeskanzler – Diktator ein, denn Erwin Wurm, mußte augenblicklich erinnert werden, sagte in der Fernsehsendung „ErLesen“ im Mai 2013 schon einen bemerkenswerten Satz, die Bürgermeister seien die oberste Bauinstanz, die seien korrumpierbar, weil wiederwählbar …
Um auch das verändern zu können, und Erwin Wurm hätte gerne, daß sich „da was „verschiebt“ … keine korrumpierbare Politiker und Politikerinnen mehr zu haben, geht nur, wird der wurmsche Gedanke zu Ende gedacht, durch das Abschaffen von Wahlen, also von …
PS Nebenbei oder zusätzlich: einen guten Einblick in die hießige elder-art scene gibt diese Ausgabe von „ErLesen“, abrufbar auf youtube. Mehr will dazu gar nicht geschrieben werden … Außer noch, die Aussage von Erwin Wurm in dieser Sendung fügt sich nahtlos ein in den wurmschen Tauschvorschlag … und die Begründung, der Bundeskanzler solle einmal als Gewerbetreibender arbeiten, damit er sehe, wie es Gewerbetreibenden gehe, wird Frank Stronach wohl abnicken und hinzufügen, is mei copyright – Wirtschaft, understud …
PPS Ob Erwin Wurm es wenigstens „vernünftig“ findet, Steuern dafür zu zahlen, daß gut dotierte Staatspreise für Gewerbetreibende in der Branche Kunst aus Steuermitteln gespeist werden, für die nach Erhalt keine Steuern zu zahlen sind?






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